Uhrwerk Orange (Film)
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A Clockwork Orange (dt. Titel: Uhrwerk Orange) ist die Verfilmung des gleichnamigen Romanes von Anthony Burgess. Der Film basiert jedoch auf der ursprünglichen amerikanischen Buchversion, die um das letzte Kapitel gekürzt wurde. Daher unterscheidet sich das Ende im (neuen) Buch sehr von dem im Film.
Handlung
Alex, welcher den ganzen Film erzählt, ist ein ausgesprochener Beethoven-Liebhaber ("Ludwig van") und Anführer einer Jugendgang. Die Gang lebt im trostlosen Vorort einer Stadt. Ihr Leben dreht sich um Gewalt an Wehrlosen, um Schlägereien mit anderen Gangs und um das Problem, auch am nächsten Tag genügend Geld zu haben. Überfälle sichern ihren Lebenswandel. Im Laufe der Zeit beginnt es in der Gruppe zu kriseln. Den anderen Mitgliedern ist die Art und Weise von Alex' Führungsstil zu autoritär. Bei einem ihrer Überfälle geschieht das längst Vorhersehbare: Das Opfer stirbt, Alex wird geschnappt und seine Freunde lassen ihn im Stich.
Im Gefängnis schmeichelt er sich bei der Verwaltung ein und wird als Versuchsobjekt für eine Therapie ausgewählt, welche von der Regierung als erfolgsversprechendster Versuch der Wissenschaft gefördert wird, die Resozialisierung von Kriminellen zu erreichen und so zur Entlastung der überfüllten Gefängnisse beizutragen. Die Methode gleicht einer Gehirnwäsche:
Durch ständige Konfrontation des Patienten mit Gewaltszenen aus Filmen in Kombination mit einem verabreichten Serum, welches extremes Unbefinden auslöst, soll Gewalt und kriminelles Handeln mit der negativen Wirkung des Serums assoziiert werden. Alex wird konditioniert bei Gewalt große Übelkeit zu empfinden. Am Ende der Therapie wird Alex als geheilt entlassen. Die Auswirkungen der Therapie jedoch sind verheerend: Beim geringsten Gedanken an Gewalt oder sexuelle Handlungen wird sein Handlungs- und Urteilsvermögen durch die Auswirkungen der Therapie, nämlich Übelkeit und akuter Brechreiz, rigoros unterdrückt. Alex wird, aufgrund seiner Reaktion, zu einem wehr- und willenlosen Menschen. Als Nebeneffekt treten diese Symptome auch beim Hören von Beethoven auf, dessen Musik während der Therapie im Hintergrund lief.
Seine Eltern wenden sich von ihm ab. Auf der Straße trifft er auf ein altes Opfer seiner Vergangenheit und seine alten Freunde, welche sich an ihm rächen. Schwer verletzt kriecht Alex zu einem Haus, nicht ahnend, dass dort ebenfalls ein weiteres seiner Opfer wohnt. Dieser nutzt die Gelegenheit und bringt Alex dazu, bei den Klängen von Beethoven, die ihn in den Wahnsinn treiben, aus dem Fenster zu springen.
Damit es noch ein Happy End gibt, passiert das folgende. Die Regierung, kurz vor den Wahlen stehend, nutzt ihrerseits die Situation aus, um mit der Heilung von Alex auf Stimmenfang zu gehen. Alex wird wieder gesund und erfreut sich seiner wiedergewonnenen Lebensweise.
Fazit
A Clockwork Orange ist ein typischer Kubrick-Film: im ersten Moment irritierend und schockierend. Kritisiert wird häufig, dass die Gewalt ästhetisiert wird (wobei die Handlung zur Zeit der Filmproduktion bereits realitätsnäher war, als das Buch zuvor). Kubricks Ablehnung gegen das Etablierte kommt auch hier wieder zum Ausdruck, wenn er einer Regierung Machthunger und der Wissenschaft Allmacht unterstellt. Und das, obwohl er selbst als sehr autoritärer Regisseur galt.
Die Kritik an der Gesellschaft wird am deutlichsten gezeigt, indem Alex stets der Verlierer ist: als Mörder eingebuchtet, als Versuchsobjekt von der Wissenschaft missbraucht, von einem zynischen Schriftsteller als politisches Vehikel eingespannt und zu guter Letzt entschuldigt sich der Innenminister bei Alex - er dient nur dazu, das Image der angeschlagenen Regierung wieder zu polieren. Jede Institution tut das Richtige, alle verfolgen ziemlich hehre Ziele - doch stets auf Kosten des Individuums.
Die Selbstverständlichkeit, die Alex in seiner Gewalttätigkeit zunächst an den Tag legt, zeigt Kubrick, in dem er von brutaler Gewalt bestimmte Szenen durch heitere Klassikmusik begleitet. Das Leid der Opfer erreicht Alex nicht im Mindesten.
Kubrick befasst sich damit, eine Kritik an totalitären Systemen zu formulieren. Am Ende des Films kann Alex allen ins Gesicht lachen. Das System, das aus diesem Jungen einen Mörder machte, ihn dafür einsperrte, ihn durch über aller Kritik stehende Wissenschaftler wieder "gesellschaftsfähig" machte und als psychischen Krüppel aus der Haft entließ, es funktionierte an keiner Stelle. Aber der eigentliche Kritikpunkt ist ein anderer: Alle Beteiligten sind am Ende der Auffassung, Alex sei ein Paradebeispiel dafür, dass die vorgenannten Institutionen ihre Arbeit bestens leisteten und Alex davon profitiert hätte. Keiner hat ein Auge dafür, dass genau das Gegenteil eingetreten ist.
Letzten Endes postuliert der Film sowie die Buchvorlage, dass jedem Menschen die Freiheit gegeben werden sollte, sich schlecht und falsch zu verhalten; denn ein Individuum, das sich gut verhalten muss, ist indoktriniert und zu keiner eigenständigen Persönlichkeitsentfaltung mehr fähig (d.h. der Zwang zum Guten macht ein Mensch zum "Clockwork Orange"). Clockwork als Uhrwerk ist eine exakt funktionierende Maschine, und Orange nimmt vermutlich Bezug auf die malaiische Sprache, wo "orang" nichts anderes als "Mensch" bedeutet (siehe auch Orang Utan). Der Autor Anthony Burgess lebte längere Zeit in Malaysia.
Einfluss
Sowohl die gesamte Handlung als auch einzelne Element von A Clockwork Orange haben einen großen Einfluss auf die Popkultur ausgeübt, hier insbesondere auf die Popmusik - obwohl dies eher auf die Bekanntheit des Films und weniger auf den Roman zurückzuführen sein dürfte. Paradebeispiel ist die britische Elektropop-Band Heaven 17 in den 1980er Jahren, die sich nach einer gleichnamigen Band in A Clockwork Orange benannte. Der Name der britischen Dance-Pop-Gruppe Moloko bedeutet im Russischen "Milch", wurde direkt aber aus Burgess' fiktiver Sprache Nadsat übernommen, in der er sich auf ein mit Drogen versetztes Milchgetränk bezieht.
Auch außerhalb des englischen Sprachraumes lassen sich zahlreiche Anspielungen auf den Film nachweisen: Die Toten Hosen veröffentlichten 1988 ein Konzeptalbum mit dem Titel Ein kleines bisschen Horrorshow, nachdem sie als Musiker an einer Bühnenversion des Materials beteiligt waren. 2002 veröffentlichten die polnischen Alternative-Stars Myslovitz das Album Korova Milky Bar – der Titel bezieht sich auf die Bar, in der Alex und seine Freunde sich treffen, um ihre drogenhaltige Moloko zu konsumieren. Zahllose weitere Beispiele lassen sich in Büchern, Filmen und sogar Computerspielen finden.
Auszeichnungen
- Vier Oscarnominierungen (Bester Film, Regie, Schnitt und adaptiertes Drehbuch)
- New York Film Critics Award (Bester Film, Bester Regisseur)
Weblinks
- Vorlage:IMDb Titel
- Guardian.co.uk über den Drehort Thamesmead (Alex's Wohnort, englisch)