Methylnitrat
Strukturformel | |||||||
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Allgemeines | |||||||
Name | Methylnitrat | ||||||
Summenformel | CH3NO3 | ||||||
Kurzbeschreibung |
farblose, sehr flüchtige Flüssigkeit von starkem, süßlichen Geruch | ||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||
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Eigenschaften | |||||||
Molare Masse | 77,04 g·mol−1 | ||||||
Aggregatzustand |
flüssig | ||||||
Dichte |
1,21 g·cm−3 | ||||||
Schmelzpunkt |
–82,5 °C | ||||||
Siedepunkt |
64,6 °C | ||||||
Sicherheitshinweise | |||||||
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Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Methylnitrat ist eine wasserklare Flüssigkeit von starkem Geruch. Es wird durch Nitrierung von Methanol gewonnen. Trotz seiner Brisanz hat Methylnitrat kaum Bedeutung als Sprengstoff.
Gewinnung und Darstellung
Methylnitrat ist ein Explosivstoff, der durch vorsichtige Nitrierung von Methanol mit Nitriersäure unter starker Kühlung gewonnen wird:
- CH3OH + HNO3 → CH3NO3 + H2O
Methylnitrat ist dementsprechend ein Ester der Salpetersäure mit Methanol als alkoholischer Komponente. Daneben entsteht es auch schon bei vorsichtigem Abdestillieren aus einer Mischung aus 65 %iger Salpetersäure mit Methanol unter Zusatz von wenig Harnstoff, der durch Bindung von nitrosen Gasen Zersetzungen bis hin zur Explosion verhindert.
Eigenschaften
Methylnitrat hat eine Dichte von 1,21 g·cm−3 und eine erhebliche Brisanz. Die Detonationsgeschwindigkeit beträgt ca. 6700 m/s. Methylnitrat ist eine wasserklare Flüssigkeit mit starkem, aromatischem Geruch, die schnell heftige Kopfschmerzen verursacht. Die Schlagempfindlichkeit ist geringer als die von Glycerintrinitrat (Nitroglycerin), die Flüchtigkeit jedoch deutlich höher.
Die Sprengkraft ist ähnlich dem Nitroglycerin, auch gelatiniert die Substanz zusammen mit Nitrozellulose, so dass sich Alfred Nobel bei der Beschreibung der Sprenggelatine auch die analoge Mischung mit Methylnitrat schützen ließ, die aber wegen der Flüchtigkeit nie technisch verwendet wurde. Die Dämpfe des Methylnitrats sind auch ohne Luftzutritt äußerst explosiv, was im 19. Jahrhundert bei der zeitweisen Herstellung der Substanz als Zwischenprodukt zur Farbstoffsynthese zu mehreren Explosionskatastrophen führte (z. B. in St. Denis, 1874). In einer offenen Schale ohne vorherige Verdunstung brennt das Methylnitrat ruhig ab, bei Zündung in einem Reagenzglas erfolgt Explosion, ohne dass ein Initialzünder nötig wäre.
Verwendung
Methylnitrat hat als Sprengstoff keine größere Beachtung gefunden, jedoch als Mischung mit einem Gehalt von 25 % Methanol fand es unter dem Namen Myrol im 3. Reich Verwendung als Raketentreibstoff.
Nach A. Stettbacher[2] diente die Substanz als Brandstoff beim Reichstagsbrand 1933. Gartz stellt in einem rezenten Werk dar, dass nur das Methylnitrat mit seinem Herstellungs- und Explosionspotential das berühmte und geheimnisumwitterte „Schießwasser“ aus dem deutschen Feuerwerksbuch von etwa 1420 darstellen kann.[3]
Siehe auch
Quellen
- ↑ In Bezug auf ihre Gefährlichkeit wurde die Substanz von der EU noch nicht eingestuft, eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
- ↑ A. Stettbacher: Spreng- und Schießstoffe. Rascher Verlag, Zürich 1948
- ↑ J. Gartz: Vom griechischen Feuer zum Dynamit – eine Kulturgeschichte der Explosivstoffe. E. S. Mittler & Sohn, Hamburg, 2007. ISBN 978-3-8132-0867-2