Zum Inhalt springen

Kloster Berge

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Februar 2005 um 15:38 Uhr durch Olaf2 (Diskussion | Beiträge) (Wiederaufbau/Protestantismus: Link kor.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Kloster St. Johannes der Täufer auf dem Berge, kurz Kloster Berge, war ein bedeutendes Kloster der Benediktiner in der Nähe der Stadt Magdeburg, bei Buckau. Es war Johannes dem Täufer geweiht.

Gründung

Das genaue Gründungsjahr des Kloster Berge ist nicht bekannt, vermutet wird das Jahr 966. Die erste urkundliche Erwähnung, eine Urkunde Otto I., datiert vom 17. Januar 970. Vorläufer des Klosters war das 937 gegründete Moritzkloster, welches sich beim Magdeburger Dom befand. Ungefähr 968 mußten die Mönche des Moritzklosters ihre alten Gebäude Räumen, um die Nutzung der Gebäude für die Kathedrale des neu gegründeten Erzbistums Magdeburg zu ermöglichen.

Aufgrund der Lage des neuen Klosters auf einer leichten Bodenerhebung nahe der Elbe bürgerte sich der Name Kloster Berge ein. Diese Bezeichnung ist erstmalig 1363 urkundlich nachweisbar.

Um das Jahr 1010 wurde die Klosterkirche fertig gestellt. Bei einem Brand im Jahr 1017 wurden jedoch Teile der Klosteranlage wieder zerstört. 1082 erfolgte die Einweihung einer neuen, im romanischen Stil erbauten, Kirche. Das Kloster Berge hatte eine erhebliche Bedeutung für das geistige Leben der Region und dürfte auch missionarische Aufgaben für die ostelbischen Gebiete übernommen haben.

1363 erfolgte die Weihe des neuen gotischen Münsters.

Im Jahr 1525 wurde das Kloster verwüstet.

Zerstörung im Schmalkadischen Krieg

1546 erfolgte während des Schmalkaldischen Kriegs ein Angriff kaiserlicher Truppen gegen die zum Schmalkaldischen Bund gehörende Stadt Magdeburg. In Vorbereitung auf den Angriff nahmen auf Beschluss des Rates der Stadt am 1. Juli 1546 gegen 21.00 Uhr 200 Magdeburger Bürger das vor den Toren der Stadt liegende Kloster ein. Es wurde ausgeräumt und demoliert. Sämtliche Wertgegenstände (Dokumente, Glocken, die Uhr, die Orgel, Gefäße und auch Bauholz) wurden nach Magdeburg gebracht.

Nach Kriegsende erhob das Kloster Anspruch auf Schadensersatz gegen die Stadt. Magdeburg verweigerte jedoch Zahlungen.

Wiederaufbau/Protestantismus

Ab 1559, Peter Ulner von Gladenbach war Nachfolger des 1559 verstorbenen bisherigen Abts Heinrich Zierow geworden, begann der Wiederaufbau des Klosters und die Einrichtung einer neuen Bibliothek. Es entstand ein neues Abteigebäude, eine neue Kirche und ein massives Tor. Auch wurde eine Klosterschule eingerichtet zunächst wurden 12 Kinder als Alumnen aufgenommen.

Datei:Kloster Berge1580.jpeg
Kloster Berge um 1580

Im Jahr 1565 bekannte sich das Kloster Berge zum Protestantismus. 1577 wurde die Konkordienformel (das Bergische Buch) verkündet, um die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen lutherischen Strömungen zu beenden. Im Bergischen Vertrag von 1585 wurd der Streit zwischen dem Magdeburger Rat und dem Erzstift geschlichtet.

Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg

Während des Dreißigjährigen Krieges litt auch das Kloster Berge schwer. 1629 erfolgte eine Plünderung der Klosteranlage.

Wiederaufbau und Blüte der Klosterschule

Unter dem Abt Sebastian Göbel erfolgte dann ab 1660 ein Neubeginn. 1666 wird der Bergische Vergleich geschlossen. Die im dreißigjährigen Krieg schwer zerstörte Stadt Magdeburg unterwirft sich hierin August von Sachsen und dem Kurfürst von Brandenburg. Die Stadt gibt ihren alten Anspruch auf Reichsfreiheit auf und akzeptiert eine kurbrandenburgische Garnison.

Die Klosterschule gelangte zu stärkerer Bedeutung und wurde ab 1686 von Abt Simon Friedrich Wolfhardt erweitert. Die größte Bedeutung erlangte die Schule unter Abt Johann Adam Steinmetz in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zu den Schülern gehörten Christoph Martin Wieland, Carl Friedrich Fasch und Friedrich von Matthison. Das Kloster hatte sich zu einem Zentrum des Pietismus entwickelt. Es bestand eine enge Verbindung zu den Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale). 1735 wurde ein Landschullehrerseminar eingerichtet.

Am Kloster Berge wurde auch wissenschaftlich gearbeitet. Im Juni 1761 entdeckte Georg Christoph Silberschlag zusammen mit Heinrich Wilhelm Bachmann vom Observatorium des Klosters die Atmosphäre der Venus.

Mit dem Amtsantritt des Abtes Johann Friedrich Hähn im Jahr 1762 beginnt der Niedergang der Schule. Nach der Suspendierung Hähns 1771 übernahm Friedrich Gabriel Resewitz das Amt.

Vernichtung im Napoleonischen Krieg

Mit dem Einmarsch Napoleons begann das letzte Kapitel des Kloster Berge. Im Jahr 1806 wurde der alte Baumbestand des sogenannten Poetengangs (300jährige Ulmen und Eichen) auf Befehl des preußischen Gouvernemts aus strategischen Gründen abgeholzt. Die Festung Magdeburg kapitulierte dann jedoch kampflos vor dem französischen Heer. 1810 wurde die Klosterschule auf Befehl der Regierung des Königreichs Westfalen geschlossen. Die Klosterbibliothek und die Naturaliensammlung wurde an die Universität Halle gegeben, die Schulbibliothek versteigert.

Ab September 1811 diente das Kloster Berge als Lazarett für die Überlebenden des französischen Russlandfeldzugs. Napoleon selbst erteite 1813 den Befehl die Magdeburger Vorstädte Sudenburg und Alte Neustadt aus strategischen Gründen abzureißen. Auch Buckau und das Kloster Berge waren hiervon betroffen. Der Abriß des Klosters begann am 20. Dezember 1813. Ein Wiederaufbau erfolgte nicht mehr.

1816 wurde eine Kloster-Berge-Stiftung gegründet. An der Stelle des Klosters entstand in späterer Zeit der Klosterbergegarten.

Vorlage:Navigationsleiste Gotteshäuser in Magdeburg