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Reformhaus

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Ein Reformhaus ist ein Lebensmittelgeschäft, dessen Warenangebot umweltbewusst und natürlich hergestellt wurde und z.B. keine Konservierungsstoffe enthält.

Die gedankliche Grundlage der Reformhäuser lieferte die so genannte Lebensreform. Die Lebensreformer suchten Alternativen zum allgemeinen Produktangebot: Heilkräuter; pflanzliche Produkte als Ersatz für Fleisch; wohlschmeckende Getränke ohne Alkohol, bequeme, natürliche Kleidung. So entstanden Produktideen für das Reformhaus, die heute Allgemeingut geworden sind: das Vollkornbrot, die Pflanzenmargarine, die alkoholfreien Fruchtsäfte, die Stärkungsmittel, Körperpflegeöle und Naturheilmittel. In ihrer kompromisslosesten Form kann diese Lebensweise extreme Züge annehmen.

Das erste Reformhaus eröffnete 1900 Karl August Heynen in Wuppertal-Barmen. Der Name "Reformhaus Jungbrunnen" wurde zum Vorbild für alle Reformhäuser. Der Name Reformhaus wurde seit dieser Zeit für solche Geschäfte verwendet, in denen nicht nur Ware verkauft, sondern auch das Ideengut der Lebensreformer auf vielfältige Weise verbreitet wurde.

Reformhäuser sind inhabergeführte Fachgeschäfte. Je nach Größe des Geschäfts umfasst das Angebot rund 2000 bis 3000 Produkte der Warengruppen Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Diätetische Lebensmittel, Körperpflege und Naturkosmetika sowie Naturarzneimittel. Neben Lebensmitteln werden oft beispielsweise Bücher, Trinkwassersprudler oder Getreidemühlen angeboten.

Die Produktpalette sollen den gesundheitsbewussten Kunden ansprechen und so ist der Anteil unbehandelter Produkte (z. B. nicht geschälter Reis, Vollkornmehl) hoch. Im Unterschied zu im Bioladen erhältlichen Produkten stammen die im Reformhaus angebotenen jedoch nicht alle aus biologischem Anbau. Im Zentrum des Reformhaus-Sortiments steht weniger die Art des Anbaus als die ernährungsphysiologisch gesunde Ernährung und Körperpflege. So wird von Reformhäusern z.B. pflanzliches anstelle von tierischem Fett bevorzugt (geringerer Gehalt von Arachidonsäure, höherer Gehalt von Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren), weil pflanzliches Fett ernährungspysiologisch wertvoller ist, unabhängig davon ob es aus "biologischem" oder "nicht biologischem" Anbau stammt.

Reformhaus-Betreiber achten bei ihrem Produktangebot stärker auf ernährungsphysiologisch gesunde Inhaltsstoffe, natürliche Aromastoffe, schonende Verarbeitung, Vermeidung von künstlichen Zusatzstoffen und Ä.m. Zudem finden sich in Reformhäusern so genannte Nahrungsergänzungsmittel (Vitamintabletten, Mineralstoffprodukte, Omega-3-Fettäure-Kapseln etc.), die in Bioläden normalerweise nicht verkauft werden oder zumindest nur in geringer Auswahl vorhanden sind. Ferner werden in Reformhäusern frei verkäufliche Naturarzneimittel angeboten.

Ein weiterer Schwerpunkt der Warenpalette sind spezielle Produkte für Menschen mit verschiedensten Lebensmittelunverträglichkeiten wie Laktose-(Milchzucker)unverträglichkeit (Laktoseintoleranz) oder Glutenunverträglichkeit (Zöliakie). Für Menschen, die aufgrund hoher Harnsäurespiegel zu Gicht neigen, werden purinarme oder purinfreie Produkte angeboten. Aber auch Kunden mit anderen Unverträglichkeiten von z.B. Kuhmilcheiweiß, Hefen, Soja oder Allergien erhalten Produkte zu ihrer Ernährung, die diese Stoffe nicht enthalten.

Aus- und Weiterbildung

Reformhaus-Fachverkäufer ist ein Lehrberuf. Aufgrund des großen Warenangebotes sind detaillierte Produktkenntnisse wie auch physiologische Kenntnisse für die Reformhausverkäufer und -verkäuferinnen von essentieller Bedeutung. Die Kundenberatung stellt daher einen weiteren Schwerpunkt dar. Diese Kenntnisse werden in zum Teil mehrwöchigen Schulungen in der Reformhaus-Fachakademie in Oberursel/Taunus vermittelt. Zur Berechtigung des Verkaufs von frei verkäuflichen Arzneimitteln ist ein Kurs mit Abschluss vor der Industrie- und Handelskammer (Sachkundenachweis) zwingend vorgeschrieben.

Die Genossenschaft "neuform"

Die meisten Reformhäuser (Deutschland, Österreich) gehören einer Genossenschaft an, die "neuform VDR eG" mit Sitz in Oberursel. Wer ein Reformhaus eröffnet oder übernimmt, wird Mitglied der neuform. Die neuform Vereinigung Deutscher Reformhäuser eG ist kein Filialunternehmen, sondern eine Warenvermittlungs-Genossenschaft. Produkte mit dem neuform-Warenzeichen werden exclusiv in Reformhäusern, Reformwaren-Depots oder Partner-Reformhäusern vertrieben. Letzteres ist ein Geschäft, das in Kombination z.B. mit Parfümerien und Drogerien geführt werden kann.

Produkte im Sortiment dürfen erst nach Qualitätsprüfung durch die neuform-Genossenschaft das neuform-Zeichen tragen. Dabei wird geprüft, ob die verwendeten Rohmaterialien hochwertig, natürlich und rückstandsarm sind. Sie sollten vorrangig aus ökologischem Anbau stammen. Genmanipulierte Substanzen und Rohstoffe sind nicht erlaubt. Die weitere Verarbeitung soll schonend und weitgehend werterhaltend sein. Chemisch-synthetische Zusatzstoffe sowie gehärtete Fette in Lebensmitteln werden abgelehnt- Radioaktive Bestrahlung von Lebensmitteln ist nicht erlaubt. Tierische Produkte müssen aus artgerechter Tierhaltung stammen. Substanzen von toten Tieren werden bis auf wenige Ausnahmen (Gelatine, Muschelpulver) abgelehnt. Körper- und Schönheitspflegemittel dürfen nicht im Tierversuch getestet werden. Bei der Verpackung gilt: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Siehe auch