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Deutsche Kolonien

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Einleitung

Deutschland war eine der letzten Mächte, die Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts Kolonien (Schutzgebiete) gründete. Um die vorletzte Jahrhundertwende herum besaß das Deutsche Reich deshalb, im Vergleich zu Großbritannien und Frankreich, ein relativ kleines Kolonialreich. Wirtschaftlich waren die deutschen Kolonien ein Verlustgeschäft, lediglich Togo erwirtschaftete einen geringen Überschuss. Auch die Hoffnung, den Strom deutscher Auswanderer in die Kolonien umleiten zu können, erfüllte sich nicht. 1914 lebten nicht mehr als 25.000 Deutsche in den Kolonien.

Die neue deutsche Kolonialgeschichte beginnt 1873 mit der Gründung der "Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland". Die Hauptaufgabe dieses (privaten) Vereins war das Vordringen in das Innere von Afrika. 1882 kam es zur Gründung des "Deutschen Kolonialvereins", 1884 zur Gründung der "Gesellschaft für deutsche Kolonisation", die zur "Deutschen Kolonialgesellschaft" fusionierten und versuchten (ohne viel Erfolg), Auswanderung in geeignete Gebiete zu fördern.

Ab 1884 begann die eigentliche Kolonialpolitik Deutschlands, nachdem Otto von Bismarck, der dem Erwerb von Kolonien zunächst ablehnend gegenüberstand, nach englischem Vorbild den Handelspunkten staatlichen Schutz zukommen ließ. Damit gab er dem Druck privater Handelshäuser nach und hoffte zugleich, die kolonialfreundliche Nationalliberale Partei bei den Reichstagswahlen 1884 zu stärken. Privatunternehmen wurde es mit Hilfe der staatlichen Schutzbriefe ermöglicht, sicher vor Ort zu agieren. Die staatliche Intervention sollte zugleich auf ein Mindestmaß reduziert werden.

Zunächst wurden die vom Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz erworbenen Besitzungen im April 1884 als "Deutschsüdwestafrika" unter den Schutz des Deutschen Reichs gestellt. Im Juli folgten Togo und die Besitzungen von Adolph Woermann in Kamerun, im Februar 1885 das von Carl Peters erworbene Gebiet in Ostafrika. Mit der Übernahme von pazifischen Gebieten, Nord-Neuguinea (Kaiser-Wilhelm-Land) und der davor gelegenen Inselgruppe (Bismarck-Archipel) im Mai 1885, war die erste Phase deutscher Kolonialpolitik abgeschlossen.

1888 kam Kaiser Wilhelm II. an die Macht. Dieser hatte schwärmerisch-expansionistische Bestrebungen und forcierte die Aufrüstung, insbesondere der Kaiserlichen Marine. Er wollte für die "zu spät gekommene Nation" einen "Platz an der Sonne schaffen". Den Besitz von Kolonien hielt er dazu für notwendig. Diese Auffassung steht in scharfem Kontrast zu Bismarcks eher innenpolitisch begründeten Entscheidung. Unter seiner Herrschaft kamen jedoch lediglich kleine Gebiete hinzu. 1888 erwarb das Reich das mittelpazifische Nauru, 1898 die chinesische Stadt Kiautschou/Tsingtau, 1899 die Karolinen, Marianen und Palau im Mittelpazifik sowie Samoa im Südpazifik hinzu.

Die deutschen Kolonien umfassten 1914 insgesamt ein Gebiet von 2,3 Millionen km2, 4,5mal so groß wie Deutschland selber. Im Ersten Weltkrieg wurden mit Ausnahme von Deutsch-Ostafrika alle deutschen Kolonien von den Kriegsgegnern erobert. Nach der Niederlage 1918 verlor Deutschland durch den Vertrag von Versailles alle Kolonien.

Die deutschen Schutz- und Siedlungsgebiete

Die 5 frühen deutschen Kolonien

  1. Klein-Venedig (heute Venezuela) Handelsstützpunkt des Augsburger Patriziergeschlechts der Welser (1528 - 1556)
  2. Groß Friedrichsburg (heute Ghana) Kolonie Brandenburgs 1683-1718
  3. Arguin (heute Mauretanien) Kolonie Brandenburgs 1685-1721
  4. St. Thomas (die heutigen, zu den USA gehörigen Amerikanischen Jungferninseln in der (Karibik) Brandenburgisches Pachtgebiet in Dänisch-Westindien 1685-1720
  5. Krabbeninsel (Karibik, heute USA) Brandenburgische Annexion in Dänisch-Westindien 1689-1693

Die 8 deutschen Kolonien des 19. Jahrhunderts

  1. Deutsch-Neuguinea 1885-1919, erworben durch Otto Finsch
    1. Kaiser-Wilhelms-Land (heute nördliches Papua-Neuguinea)
    2. Bismarck-Archipel (Papua-Neuguinea)
    3. Bougainville-Insel (Papua-Neuguinea, siehe auch Salomonen)
    4. Marianen
    5. Marshallinseln
    6. Palau
    7. Nauru
  2. Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Ruanda, Burundi) 1885-1919, erworben durch Carl Peters
  3. Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) 1884-1918, erworben durch Franz Adolf Eduard Lüderitz
  4. Deutsch-Witu (heute südliches Kenia), 1885-1890, erworben durch die Gebrüder Denhardt aus Zeitz
  5. Kiautschou 1898-1919 (China, für 99 Jahre gepachtet)
  6. Kamerun 1884-1919, erworben durch Dr. Gustav Nachtigal
  7. Samoa 1899-1919
  8. Togo 1884-1919, erworben durch Dr. Gustav Nachtigal
  1. Deutsche in Osteuropa
    1. Banater Schwaben
    2. Donauschwaben
    3. Siebenbürger Sachsen
    4. Karpatendeutsche
    5. Ungarndeutsche (Schwäbische Türkei)
    6. Baltendeutsche
    7. Bessarabiendeutsche
    8. Sudetendeutsche
  2. Deutsche in Russland
    1. Deutscher Orden und Baltendeutsche
    2. Deutsche Hanse
    3. Deutsche an Wolga und Schwarzem Meer unter Katharina II.
    4. Wolgadeutsche Republik 1924-1941, mit den Städten Saratow, Engels
    5. Spätaussiedler
  3. Deutsche in den USA
    1. Amish in Pennsylvania
    2. Germantown

Die karibische Besitzung der Deutschen Demokratischen Republik

  1. Ernst-Thälmann-Insel


Deutsche Spuren auf Antarktika

  1. Kaiser-Wilhelm-II.-Land, Expedition Erich Dagobert von Drygalski mit Schiff Gauss 1902-1904
  2. Filchner-Ronne-Eisschelf, Expedition Wilhelm Filchner mit Schiff Deutschland 1911-1912
  3. Neuschwabenland, Expedition Alfred Ritscher mit Schiff Schwabenland 1938-1939

Die deutschen Forschungsstationen in der Antarktis und der Arktis

  1. Antarktis
    1. Neumayer-Station seit 1981
    2. Filchner-Station 1982-1999
    3. Drescher-Station seit 1986
    4. Dallmann-Station seit 1994 auf den Südshetlandinseln
    5. Kohnen-Station seit 2001
  2. Arktis
    1. Koldewey-Station seit 1991 auf Spitzbergen

Schutztruppen und Polizeitruppen der 8 Kolonien



  • Polizeitruppen
    • In Afrika und in der Südsee sind diese den Zvilbehörden, in Kiautschou dem Gouvernement unterstellt. (Bei den Zahlenangaben über Polizeitruppen handelt es sich häufig um Sollstärken)
    • Deutsch-Ostafrika
      • 4 Offiziere
      • 61 weiße Wachtmeister
      • 147 farbige Unteroffiziere
      • 1863 Askari (ohne so genannte Knüppel-Askaris)
    • Kamerun
      • 4 Offiziere
      • 37 Köpfe sonstiges weißes Personal
      • 1255 Mann (ausschl. Zoll)
    • Deutsch-Südwestafrika
      • 7 Offiziere
      • 9 Köpfe Verwaltung
      • 68 Polizeiwachtmeister
      • 432 Polizeiserganten
      • 50 Vertragspolizisten, außerdem farbige Polizeidiener
    • Togo
      • 2 Offiziere
      • ? Polizeimeister
      • 530 farbige Soldaten
    • Südsee
      • 19 weiße Polizeimeister
      • 670 farbige Polizisten in Neuguinea und auf den Inseln
      • 1 farbiger Polizeimeister
      • 30 Fita - Fita
      • 20-25 Landespolizisten auf Samoa
    • Kiautschou
      • "Chinesen - Polizei"
      • Europäischer Stab und 60 Chinesen

Literatur

Siehe auch

Verweise

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