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Monogamie

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Eine deutsche Ubersetzung für die Monogamie wäre Einehe.

Der Begriff Monogamie entstammt der Biologie und bezeichnet die lebenslange exklusive Sexualpartnerschaft zwischen zwei gegengeschlechtlichen Individuen einer Art.

Der Begriff ist absolut zu verstehen, da eine Aufweichung wie z.B. serielle Monogamie letztendlich jede einzelne Kopulation mit wechselnden Partnern die Kriterien einer seriellen Monogamie erfüllen würde. Die Monogamie steht im Gegensatz zu den polygamen Verhaltensmustern wie Polyandrie, Polygynie und Promiskuität, wobei sie nicht das Gegenteil bedeutet. So kann z.B. bei der Polyandrie oder der Polygynie der eine Partner wechselnde Sexualpartner haben, während der andere Partner diesem lebenslang treu bleibt und sich somit monogam dem Partner gegenüber verhält.

Schon die Herkunft des Begriffes aus der Zoologie sollte uns davon abhalten anzunehmen, daß die Monogamie eine Erfindung moralischer Instanzen wie Christentum (Matthäus 19,3-12) oder Sozialismus sei. Monogamie hat es speziell in unserem Kulturraum bei den Germanen schon vor der Ausbreitung des Christentums gegeben und ist in allen Kulturen als Norm neben anderen Normen existent gewesen. Abseits gesellschaftlicher Normen muß man noch heute feststellen, daß statistisch gesehen die Mehrheit der Erdbevölkerung monogam ist und daß andere Formen des Zusammenlebens nur in den Publikationen der vergangenen Jahre den Stellenwert erreicht haben, den sie einzunehmen scheinen.

In der Zoologie ist die Monogamie schon in Form der Dauerkopulation bei niederen Tieren nachweisbar und ist trotz der Relevanz für das Verständnis der Natur des rezenten Menschen schlecht untersucht. Als Phänomen mit gravierenden Nachteilen und wenigen Vorteilen hat sie sich trotzdem bis heute behauptet und gilt als eines der Rätsel der Evolutionsbiologie. Die Frage lautete: Wie kann ein Tier monogames Verhalten "lernen"? Auffälligerweise gibt es bei lebenden Primatenarten eine hohe Quote monogamer Arten, sodaß es nicht überraschend ist auch in nächster Verwandtschaft des Menschen mit den Gibbons Vertreter der Monogamie zu finden, während Bonobo und Schimpanse polygam sind.

Im Gegensatz dazu sind die Gibbonarten fast durchgängig monogam und leben i.d.R. in als klassisch zu bezeichnenden Familienverbänden, die ihre Territorien im Urwald Südostasiens durch „Gesang“ markieren. Allein die Durchgängigkeit dieses Verhaltens bei dieser Primatengruppe sollte uns über mögliche genetische Ursachen des monogamen Verhaltens zu denken geben, zumal es sich bei nahezu jeder Tierart nachweisen läßt, daß sie jeweils einer recht spezifischen Spielart des Sexualverhaltens folgt und somit genetisch prädisponiert scheint.

Nicht nur ethologisch (Verhaltensforschung) betrachtet nimmt der rezente Mensch eine Stellung zwischen Gibbons und Schimpansen ein. Auch die Anzahl der Chromosomen und die Masse der chromosomalen DNS stützt diese Vermutung. Das Fehlen jeglicher Fossilien aus den Schimpansen- und Gorillalinien bei gleichzeitiger Existenz von Fossilien der Australopithecinen und Frühmenschen legen den Schluß nahe, daß die Vorläufer der großen Menschenaffen wie Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans erst nach der Abspaltung der menschlichen Stammeslinie entstanden sind. Wenn aber schimpansenähnliche Primaten in dem für die Hominisation relevanten Zeitraum noch nicht existiert haben, kann das Sexualverhalten der rezenten Nachfolger nur bedingt als Referenz für das Sexualverhalten der Hominiden herangezogen werden. Besonders aber die gravierenden Unterschiede im Sexualapparat von Menschen und Schimpansenarten sprechen dafür, daß sich zwischen uns und unseren genetisch moderneren, nächsten Verwandten speziell auf diesem Gebiet noch Entscheidendes getan hat. Und das gilt für den gesamten Verlauf der Evolution der Hominoidea, die anfangs die monogamen Hylobates hervorgebracht hat und später bei den promisken Schimpansenartigen mündete.

Völlig losgelöst von solchen biologischen Ansätzen hat sich in vielen Kulturen der Begriff der Ehe und der damit verbundenen Forderung nach Monogamie. Hier bezeichnet die Monogamie das eheliche Verhalten, das nach der Eheschließung von den Vertragspartnern eingefordert wird. Je nach Rechtssystem wird ein Abweichen von dieser moralischen Norm einer strikten Monogamie mehr oder weniger hart sanktioniert. In einigen Kulturen erstreckt sich diese Forderung nach ehelicher Treue sogar über den Tod eines Ehepartners hinaus, indem eine erneute Heirat verboten ist - in extremen Fällen kann dies zu religiösen Ritualen wie der Witwenverbrennung führen.

In der westlichen Welt bezieht der Begriff sich heute nicht mehr auf die Institution der Ehe, sondern auf die Art des Zusammenlebens mit dem Sexualpartner.

siehe auch: Polygamie, Polygynie, Polyandrie, Polygynandrie, Promiskuität