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Wladimir Iljitsch Lenin

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Wladimir Iljitsch Uljanow (russisch Владимир Ильич Ульянов, wiss. Transliteration Vladimir Iljič Uljanov, genannt Lenin, russisch Ленин; * 10. April / 22. April 1870 in Simbirsk (heute Uljanowsk); † 21. Januar 1924 in Gorki bei Moskau) war führender Kopf der Oktoberrevolution 1917 in Russland, Vorsitzender des Rates der Volkskommissare, Autor zahlreicher theoretischer und philosophischer Schriften.

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Eines der bekanntesten Fotos von Lenin

Leben

Lenin stammte aus einer Familie, die dem niederen Adel angehörte und sich sozial und kulturell liberal engagierte. Sein Vater war Kalmücke aus Baku, Inspektor von Volksschuleinrichtungen. Der Großvater mütterlicherseits Dr. Alexander Blank war jüdischer Herkunft, seine Ehefrau Anna Großschopf deutscher Abstammung.

Lenin als Kind (1887)

1887 wurde Lenins älterer Bruder Alexander als Student in Sankt Petersburg wegen Verschwörung und versuchten Mordes an Zar Alexander III. hingerichtet.

Für die Familie bedeutete das eine politische Deklassierung, aber nach standesgemäßen Gnadenerweisen beendete Lenin 1891 sein Jurastudium und verteidigte die ärmsten der Armen in Samara. 1893 zog er nach Sankt Petersburg. Die Unterdrückung des Volkes, die Lenin miterlebte, führte dazu, dass er sich mit revolutionären Theorien von G. V. Plechanow auseinandersetzte, dem er später in der Schweiz auch selbst begegnete. Nach einer mehrmonatigen Europareise durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz gründete er den "Bund für die Befreiung der Arbeiterklasse". Nachdem er im Herbst nach Russland zurückgekommen war, nahm er sofort seine agitatorische Tätigkeit wieder auf. Als er im Begriff war, eine illegale Zeitung Die Sache der Arbeiter herauszugeben, wurde er im Dezember 1895 verhaftet. Im Untersuchungsgefängnis richtete er sich eine Bibliothek in seinem "Studierzimmer" ein, und verbrachte dort 14 Monate. 1897 wurde er im Februar für drei Jahre nach Ostsibirien verbannt, wo er unter Polizeiaufsicht leben musste.

Sofort nach der Verbannungsfrist im Februar 1900 suchte Lenin nach einer Möglichkeit, eine von der Zensur völlig unabhängige Zeitung herauszugeben. In Russland war das natürlich nicht denkbar. Und so verließ er im Juli 1900 Russland für über fünf Jahre. Nach einem kürzeren Aufenthalt in Genf, wo er sich mit Plechanow über die Herausgabe der Zeitung Iskra (Der Funke) einigte, ließ sich Lenin in München nieder.

Nach weiterem Aufenthalt im Exil bereiste er erneut Europa und verwendete ab Dezember 1900 den Decknamen beziehungsweise das Pseudonym "Lenin".

Eine Erklärung besagt, dass er sich dabei auf den sibirischen Strom Lena (Fluss) bezog (Lenin bedeutet russisch: "Der vom Flusse Lena Stammende") - nach Sibirien verbannt zu werden bedeutete damals praktisch, dass man im zaristischen Russland als anerkannter Oppositioneller galt. Die andere plausible Erklärung besagt, dass er mehr an sein Kindermädchen Lena dachte und dass er bereits als kleiner Bub auf die Frage, "wem er sei" zu antworten pflegte: "Lenin!" (russisch: "Lenas!"). Wie auch immer, die (damals jungen) russischen Revolutionäre pflegten vor hundert Jahren ihr charismatisches Image mit einprägsamen und klangvollen Decknamen, Pseudonymen oder gar Künstlernamen: Lenin, Stalin ("Der Stählerne"), Trotzki ("Der Trotzige"), Molotow ("Der Hämmernde").

1902 veröffentlichte Lenin das berühmte "Was tun?".

Lenin betrieb den Aufbau einer streng organisierten Kaderpartei aus "Berufsrevolutionären" und wurde wegen seiner – von der Illegalität erzwungenen, aber auch vom russischen revolutionären Terrorismus inspirierten – Rigorosität und wegen seiner radikalen theoretischen Positionen der am meisten beachtete linke Sozialdemokrat.

Im Unterschied zu den theoretischen "legalen Marxisten" und den politisch gemäßigten sozialreformistischen Menschewiki, die auf eine längere kapitalistische Evolution Russlands setzten, sah Lenin das Land als das rückständigste Land im modernen Kapitalismus und die sozialistische Revolution als nahe bevorstehend. Das untersetzte er mit politökonomischen, politischen und philosophischen Studien.

Sowjetische Führer der Bolschewiki (1917–1952)
und der KPdSU (1952–1991)
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1915 —
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1920 —
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1925 —
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1985 —
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1990 —
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Triumvirat
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Kollektive Führung
Duumvirat

Nach mehreren Abstimmungssiegen auf dem II. Parteitag nannte sich die (starke) Minderheit seiner Anhänger "Bolschewiki" (russisch: "Mehrheitler"). In der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1905 bis 1907 vertraten die Bolschewiki die Position einer Radikalisierung der Umwälzung, hin zur Machtübernahme durch Sowjets (Räte) der Arbeiter und Bauern. Im Januar 1907 floh Lenin aus Sicherheitsgründen nach Finnland, ein Jahr später zog er nach Genf. Im April 1912 veröffentlicht er zum ersten Mal die Prawda. In der Folgezeit widmete sich Lenin im Schweizer Exil wieder marxistischen Studien, es entstand vor allem seine bekannte Schrift "Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus" (Januar bis Juni 1916), die die Grundlage der marxistischen Theorie des Imperialismus sowie der darauf basierenden Stamokap-Theorie bildete.

1914 brach der 1. Weltkrieg aus. Lenin und die meisten Bolschewiki waren international die einzige sozialdemokratische Parteiorganisation, die von Anfang an gegen die Kriegspolitik der eigenen Regierung mobilisierte. Auch als Ergebnis militärischer Niederlagen Russlands wuchs die Partei von der Splittergruppe zur Massenpartei.

Nach der spontanen Revolution im Februar 1917 kehrten Lenin und andere prominente Sozialdemokraten aus der Schweiz über das Gebiet des Kriegsgegners Deutschland, Schweden und Finnland nach Russland zurück. Sie fuhren in einem versiegelten Zug, der zu exterritorialem Gebiet erklärt war. Es gibt Thesen nach denen der Zug in Berlin hielt, wo er mit 40 Millionen Goldmark beladen worden wäre. Das Geld sollte aus der Kasse des Deutschen Reiches stammen und die bolschewistische Revolution vorantreiben. Man hätte sich davon erhofft, einen Separatfrieden mit Russland schließen zu können. Im April 1917 erreichte Lenin mit einigen seiner Genossen Petrograd (Sankt Petersburg ) und verkündete die Möglichkeit und Notwendigkeit, die Revolution zur Machtergreifung der Arbeiter, Bauern und Soldaten zuzuspitzen.

Nach weiteren militärischen Fehlschlägen der gemäßigt sozialistisch-liberalen "Provisorischen revolutionären Regierung" gelang es den Bolschewiki und den neu gegründeten "Sowjets" im November 1917 (nach russischem Kalender im Oktober), die bürgerliche Regierung zu stürzen. Die sofortige Friedenserklärung, die Verteilung des Bodens an die Bauern und die Übernahme der Fabriken durch die Arbeiter waren die unmittelbar wirkenden Losungen. Lenin etablierte die bolschewistische Regierung (Rat der Volkskommissare) mit sich selbst als Vorsitzenden. Im Februar 1918 entstand auf seine Veranlassung die Rote Armee. Am 5. März 1918 beendete das Abkommen von Brest-Litowsk den Krieg mit Deutschland, im Alleingang von Lenin gegen die übrigen Parteiführer, namentlich Außen-Kommissar Leo Trotzki, durchgesetzt.

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Lenins Verbrecherphoto um 1895

Am 30. August 1918 wurde Lenin durch ein Attentat der Anhängerin der Linken Sozialrevolutionäre, Fanny Kaplan, verletzt. Zwei Projektile trafen ihn an Arm und Schulter, ohne größere Schäden anzurichten. Laut offizieller Darstellung der KPdSU hatte Lenin allerdings "bis zu seinem Tode mit den Folgen des Anschlags zu kämpfen".

Lenin war trotz vieler offen ausgetragener Meinungsunterschiede die unumstrittene Führungspersönlichkeit der Regierung und wurde als die höchste Autorität der 1919 entstehenden 3. "Kommunistischen Internationale" (Komintern) angesehen.

Großer Kritikpunkt an Lenin stellt die Agrarpolitik während des Bürgerkriegs dar. Für die Ernährung der Soldaten und Arbeiter wurden Nahrungsmittel von Bauern zwangsrequiriert. Auftretende Aufstände dagegen wurden von der roten Armee unter Trotzki niedergeschlagen, darunter auch der der (teilweise anarchistischen) Matrosen von Kronstadt ("Für Sowjets ohne Kommunisten!"). Um die Versorgungslage nach dem gewonnenen Bürgerkrieg zu verbessern, wurde 1921 die "Neue Ökonomische Politik" eingeführt, welche die Zwangsrequirierungen stoppten und den Bauern kleinkapitalistischen Handel erlaubte - laut Lenin ein "taktischer Schritt zurück".

Im Mai 1922 erlitt Lenin seinen ersten Schlaganfall, im Dezember des selben Jahres den zweiten. Daraufhin wurde er vom Politbüro in Isolation gehalten. Am 30. Dezember 1922 wurde die UdSSR gegründet. Im März 1923 erlitt Lenin seinen dritten Schlaganfall, er verstarb am 21. Januar 1924. Die genaue Todesursache blieb der Öffentlichkeit jahrzehntelang verborgen. Während die von der KPdSU "kanonisierte" Biographie von massiven Durchblutungsstörungen oder von einem weiteren Schlaganfall sprach, dürfte es sich tatsächlich um einen letalen Status epilepticus infolge einer fortschreitenden Syphilis-Erkrankung (Neurolues) gehandelt haben. Nach Lenins Tod entbrannte ein Machtstreit in der KPdSU zwischen Stalin und Trotzki (siehe Linke Opposition).

Lenin wurde nicht beerdigt, sondern liegt bis heute in einem Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau. Seine Leiche ist präpariert worden und der Öffentlichkeit zugänglich. Zu Zeiten der UdSSR standen oft lange Schlangen von Menschen vor dem Mausoleum, um Lenin zu betrachten. Sein Gehirn soll von Forschern untersucht worden sein, da man meinte, dass Lenin ein besonderes Genie war und etwaige Anzeichen dafür sich an oder in seinem Gehirn finden lassen könnten.


Lenins Mausoleum auf dem Roten Platz

Zitate

Häufig wird Lenin das Zitat Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser zugeschrieben. In dieser Formulierung ist es nicht authentisch, obwohl sich Lenin sinngemäss durchaus so geäussert hat: Nicht aufs Wort glauben, aufs strengste prüfen - das ist die Losung der marxistischen Arbeiter (W. I. Lenin: Werke, Band 20. Dietz-Verlag Berlin 1971, S. 358).

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Der tote Lenin

Zum fortschreitenden Machtkampf in der Führungsspitze der Kommunistischen Partei äußerte sich Lenin in seinem "Brief an den Parteitag" wie folgt:

“Genosse Stalin hat, nachdem er Generalsekretär geworden ist, eine unermeßliche Macht in seinen Händen konzentriert, und ich bin nicht überzeugt, dass er es immer verstehen wird, von dieser Macht vorsichtig genug Gebrauch zu machen. Andererseits zeichnet sich Genosse Trotzki, wie schon sein Kampf gegen das ZK in der Frage des Volkskommissariats für Verkehrswesen bewiesen hat, nicht nur durch hervorragende Fähigkeiten aus. Persönlich ist er wohl der fähigste Mann im gegenwärtigen ZK, aber auch ein Mensch, der ein Übermaß von Selbstbewusstsein und eine übermäßige Vorliebe für rein administrative Maßnahmen hat.“

Stalin ist zu grob, und dieser Mangel, der in unserer Mitte und im Verkehr zwischen uns Kommunisten durchaus erträglich ist, kann in der Funktion des Generalsekretärs nicht geduldet werden. Deshalb schlage ich den Genossen vor, sich zu überlegen, wie man Stalin ablösen könnte, und jemand anderen an diese Stelle zu setzen, der sich in jeder Hinsicht von Genosse Stalin nur durch einen Vorzug unterscheidet, nämlich dadurch, dass er toleranter, loyaler, höflicher und den Genossen gegenüber aufmerksamer, weniger launenhaft usw. ist.“

Dieses und weitere Zitate findet man in der Wikiquote unter Lenin.

Literatur

  • Hermann Weber: Lenin mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek: Rowohlt, 18. Aufl. 2004. ISBN 3-499-50168-6
  • Anton Pannekoek (1938), Lenin als Philosoph in: Anton Pannekoek, Paul Mattick u.a., Marxistischer Antileninismus, Freiburg: ça ira 1991, ISBN 3-924627-22-3
  • Slavoj Zizek: Die Revolution steht bevor. Dreizehn Versuche nach Lenin. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2002. ISBN 3-518-12298-3.
  • Alexander Jakowlew. Die Abgründe meines Jahrhunderts. Leipzig: Faber und Faber 2003, ISBN 3-936618-12-7.

Die seit 1961 im Dietz-Verlag Berlin erschienene Werkausgabe Lenins umfasst 40 Bände plus sieben Ergänzungs- und Registerbände. Daneben veröffentlichte der gleiche Verlag "Ausgewählte Werke" in 6 Bänden.

Siehe auch

Verfilmung

Vorlage:Julianischer Kalender