Johann Sebastian Bach
Johann Sebastian Bach (* 21. März 1685 in Eisenach; † 28. Juli 1750 in Leipzig) war ein deutscher Komponist des Barock und zu seiner Zeit weithin berühmter Organist und Cembalist. Er gilt heute als einer der größten Tonschöpfer überhaupt, der alle spätere Musik wesentlich mitbeeinflusst hat und dessen Werke im Original und in zahllosen Bearbeitungen weltweit präsent sind.
Leben
Eisenach
Johann Sebastian war das jüngste von acht Kindern von Johann Ambrosius Bach und seiner Frau Elisabeth Bach, geborene Lämmerhirt. Er wurde am Montag, den 23. März in der Georgenkirche getauft. Seine frühe Kindheit verbrachte Bach in Eisenach, wo er durch den Cousin seines Vaters, den Organisten der Eisenacher Georgenkirche Johann Christoph Bach, auch erstmalig mit Kirchen- und Orgelmusik in Kontakt kam. Im Alter von 8 Jahren kam Bach auf die Lateinschule des Eisenacher Dominikanerklosters.
Seine Mutter starb am 3. Mai 1694. Am 27. November 1694 heiratete sein Vater die Witwe Barbara Margaretha Bartholomäi, geboren Keul. Nur wenige Monate danach starb sein Vater (am 20. Februar 1695). Johann Sebastian zog mit seinem Bruder Johann Jacob zu seinem älteren Bruder Johann Christoph (1671 - 1721) nach Ohrdruf.
Ohrdruf
In Ohrdruf besuchte Johann Sebastian das Lyzeum bis zur Prima und bekam damit eine bessere Schulausbildung, als seine Vorväter vorweisen konnten. In der Secunda waren sein Vetter Johann Ernst Bach und sein lebenslanger Freund Georg Erdmann seine Mitschüler.
Der 16 Jahre älterer Bruder Johann Christoph, der in Ohrdruf Organist war,übernahm seine weitere Erziehung und musikalische Ausbildung. Von ihm lernte Bach das Orgelspiel und das Komponieren. Zu seinem Lebensunterhalt trug seine Tätigkeit als Chorsänger bei.
Am 19. Januar 1700 verlässt Georg Erdmann Ohrdruf und reist nach Lüneburg. Kurz danach, am 15. März folgt ihm Johann Sebastian nach.
Lüneburg
Bach und Erdmann werden in Lüneburg Freischüler des Michaelis-Klosters. Sie singen als Diskantisten im Mottettenchor.
Georg Böhm war zu dieser Zeit Organist an der Johanniskirche. Sein Einfluss auf Johann Sebastian lässt sich in dessen frühen Orgelwerken feststellen. Auf Wanderungen nach Celle und Hamburg (zu dem berühmten Organisten Adam Reinken bildet sich Bach im Orgelspiel weiter.
Zu Ostern 1702 verlässt Bach Lüneburg, möglicherweise um sich um die vakante Organistenstelle in Sangerhausen zu bewerben.
Für zirka ein Jahr besteht eine Lücke in der biografischen Überlieferung.
Weimar
Spätestens ab März 1703 ist Bach als Lakai und Violinist in der Privatkapelle des Mitregenten Johann Ernst von Sachsen Weimar angestellt. Bei einer Orgelprobe am 17. März 1703 knüpft Bach Kontakte zum Rat in Arnstadt, der ihn im August des selben Jahres als Organist einführt.
Arnstadt
Am 9. August 1703 erhielt Bach ohne weiteres Probespiel seine Bestallung als Organist der Neuen Kirche in Arnstadt. Für ein Gehalt von 50 Gulden und 30 Gulden für Kost und Logis war er offiziell nur für das Orgelspiel, nicht für die Figuralmusik zuständig. Zumindest ab einem bestimmten Zeitpunkt scheint er jedoch auch zur Zusammenarbeit mit dem Chor des Lyzeums verplichtet worden zu sein, wegen dessen mangelnder Disziplin es immer wieder zu Reibereien kam. 1705 kam er auf der Straße mit einem Schüler, der älter als er selbst war, in Streit und Handgreiflichkeiten, nachdem er den Schüler einige Tage zuvor einen Zippelfagottisten genannt hatte.
Im Oktober 1705 erhielt er für eine Reise zu Dietrich Buxtehude nach Lübeck einen Urlaub über vier Wochen, den er allerdings eigenmächtig auf über drei Monate ausdehnte. Obwohl er für einen Vertreter gesorgt hatte, wurde er am 21. Februar 1706 deswegen und wegen „Nachlässigkeit im Dienst“ vom Konsistorium der Gemeinde gerügt. Er wurde ermahnt, bei der Begleitung der Choräle im Gottesdienst die Gemeinde nicht durch befremdliche Zwischenspiele, Verzierungen und Modulationen zu verwirren. (Hierfür liefern die Choralvorspiele In dulci jubilo, BWV 729, und Herr Jesu Christ dich zu uns wend, BWV 726 zwei anschauliche Beispiele).
Immer wieder kam Bach so mit dem Konsistorium in Konflikt. Am 11. November wurde ihm nochmals die Zusammenarbeit mit dem Schulchor angemahnt. Ein andernmal kam die Klage, dass er eine „fremdbe Jungfer“ auf dem Chor habe musizieren lassen.
Mühlhausen
Nachdem Bach am 24. April 1707 in Mühlhausen vorgespielt hatte, trat er dort an Divi Blasii am 1. Juli seinen Dienst als Organist an. Sein Gehalt betrug 85 Gulden, dazu kamen Naturalien und Einkünfte aus den Nebenkirchen. Wie schon in Arnstadt fällt auf, dass er eine wesentliche höhere Bezahlung als seine jeweiligen Vorgänger und Nachfolger erzielt. Diese Verhältnisse erlaubten es ihm nun, eine Familie zu gründen. Am 17. Oktober 1707 heiratete er in Dornheim bei Arnstadt seine Cousine zweiten Grades Maria Barbara Bach.
Auftragsgemäß komponierte Bach zum Ratswechsel am 4. Februar 1708 die festliche Kantate Gott ist mein König (BWV 71), die als einzige als Druck aus dieser Zeit erhalten ist. Kurz darauf konnte er eine kostspielige Erweiterung und Reparatur der Orgel durchsetzen.
Im Juni 1708 reiste Bach im Zusammenhang mit dem Abschluss der Renovierungsarbeiten an der dortigen Orgel nach Weimar und spielte vor dem Herzog Wilhelm Ernst. Dieser bot ihm die Stelle Hoforganist und Kammermusiker mit einem Gehalt von 150 Gulden zuzüglich Naturalien an. Zudem hatte ein großer Stadtbrand in Mühlhausen zu einer Verteuerung der Lebenshaltungskosten geführt. Die Aussicht auf eine wesentlich bessere finanzielle Situation waren offenbar ausschlaggebend dafür, dass er schon 25. Juni 1708 – kaum ein Jahr nach seinem Amtsantritt – in Mühlhausen um seine Entlassung bat. Sein Nachfolger wurde Johann Friedrich Bach. Der Stadt Mühlhausen blieb Johann Sebastian Bach aber weiterhin verbunden. Jeweils für den Februar 1709 und 1710 bekam er Aufträge für Ratswechselkantaten, die ebenfalls auf Kosten des dortigen Rates gedruckt wurden, aber verschollen sind.
Hoforganist in Weimar
Bach siedelte in der ersten Julihälfte 1708 mit seiner schwangeren Gattin und dem gesamten Hausrat nach Weimar über. Am 29. Dezember desselben Jahres wurde das erste Kind, Catharina Dorothea getauft. Während der Weimarer Zeit folgen noch 5 Kinder: Wilhelm Friedemann (* 22. November 1710), die Zwillinge Maria Sophia und Johann Christoph (* 23. Februar 1713, beide starben bald darauf), Carl Philipp Emanuel (* 8. März 1714), Johann Gottfried Bernhard (* 11. Mai 1715),
Neben seinem Dienst in der Wilhelmsburg des Herzogs Wilhelm Ernst stand Bach auch in enger Verbindung mit dessen Neffen Ernst August, der im Roten Schloss wohnte und 1709 Mitregent wurde. Ein Großteil von Bachs Orgelwerk entstand während der Weimarer Zeit, darunter seine Passacaglia und zahlreiche Toccaten und Fugen. Auch legte er hier sein Orgel-Büchlein an, das als Sammlung von 164 Choralvorspielen angelegt war, von denen er aber nur 44 vollendete.
Am 21. und 22. Februar 1713 befand sich Bach in Weißenfels anlässlich der Feierlichkeiten zum Geburtstag des Herzogs Christian von Sachsen-Weißenfels. Möglicherweise wurde die Jagdkantate BWV 208 aufgeführt, Bachs früheste bekannte weltliche Kantate. An Kirchenkantaten sind aus der früheren Weimarer Zeit dagegen nur wenige überliefert.
Gegen Ende des Jahres 1713 wurde Bach nach der Aufführung einer Probekantate die Organistenstelle an der Liebfrauenkirche in Halle angeboten. Der Grund für Bachs Interesse an der Stelle ist nicht bekannt. Er erhielt am 14. Dezember seine Bestallung vom Kirchenkollegium, zögerte aber mit der Vertragsunterzeichnung und schickte erst am 19. März 1714 eine endgültige Absage mit der Begründung, dass die Besoldung nicht seiner Erwartung entspreche.
Konzertmeister in Weimar
Am 2. März 1714 wurde Bach in Weimar zum Konzertmeister ernannt. Obwohl er in der Hierarchie immer noch unter dem Kapell- und dem Vizellkapellmeister stand, bekam er mit 250 Gulden ein erheblich höheres Gehalt als beide. Mit dem neuen Amt war die Pflicht verbunden, alle vier Wochen eine Kirchenkantate auf den jeweiligen Sonntag zu komponieren. Als erste erklang am 25. März (Palmsonntag und gleichzeitig Mariä Verkündigung) die Kantate Himmelskönig sei willkommen BWV 182. Ihr folgen in regelmäßigen Abständen noch mindesten 20 weitere Werke, die den Grundstock der späteren Leipziger Kantatenjahrgänge bilden.
Schließlich sah sich Bach nach einer neuen Stelle um und fand sie am Hof des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen, dessen Schwester Ernst August am 24. August 1716 geheiratet hatte. Der Grund für diesen Schritt kann nur gemutmaßt werden. Am 1. Dezember 1716 war der kränkelnde erste Kapellmeister Johann Samuel Drese gestorben. Eine Nachfolgeregelung wurde zunächst nicht getroffen, aber Dreses Sohn Johann Wilhelm hatte eine gewisse Vorrangstellung, da er als Vizekapellmeister schon längere Zeit die Amtsgeschäfte seines Vaters versehen hatte. Damit wäre für Bach ein Aufstieg zum Kapellmeister langfristig blockiert gewesen.
Bach unterschrieb am 5. August den Vertrag für seine neue Stelle in Köthen, ohne vorher um seine Entlassung in Weimar gebeten zu haben. Als er dies nachholen wollte, erhielt er seine Demission nicht, sondern wurde am 6. November wegen seiner „Halßstarrigen Bezeügung“ in der Landrichterstube arretiert. Erst am 2. Dezember wurde er freigelassen und in Ungnade entlassen.
In den Herbst 1717 datiert eine Geschichte im Nekrolog, nach der Bach an den Hof nach Dresden reiste, wo ein Wettstreit mit dem berühmten Orgelvirtuosen Louis Marchand stattfinden sollte. Dazu kam es nicht, weil Marchand an dem festgelegten Tag in der Frühe abreiste.
Köthen
Ab Dezember 1717 war Bach Kapellmeister in Köthen. Bach schätzte den musikalischen Herzog und stand ihm offenbar auch persönlich nahe, wie man z. B. daran sieht, dass sowohl Leopold als auch seine Geschwister August Ludwig und Eleonora Wilhelmine Taufpaten von Bachs am 15. November 1718 geborenen Sohn Leopold August waren. Das Kind starb kaum ein Jahr später.
In der Zeit vom 15. bis 18. Dezember 1717 verweilt Bach in Leipzig anlässlich einer Orgelprüfung in der Paulinerkirche.
Als Bach 1720 nach einer zweimonatigen Reise des Hofs aus Karlsbad zurückkehrte, musste er erfahren, dass seine Gattin Maria Barbara nach kurzer Krankheit gestorben und schon am 7. Juli begraben wurde. Am 3. Dezember 1721 heiratete er Anna Magdalena, die jüngste Tochter des fürstlichen Hof- und Feldtrompeters zu Sachsen-Weißenfels Johann Kaspar Wilcke, die 1720 als Sopranistin an den Köthener Hof gekommen war.
Auch aus dieser Ehe entstammen zahlreiche Kinder, von denen die meisten aber schon im Kindesalter starben: Christiana Sophia Henrietta (* Frühjahr 1723, † 29. Juni 1726), Gottfried Heinrich (* 26. Februar 1724), Christian Gottlieb (getauft 14. April 1725; † 21. September 1728), Elisabeth Juliana Friederica (getauft 5. April 1726), Ernestus Andreas (* 30. Oktober 1727, † 1. November), Regina Johanna (10. Oktober 1728, † 25. April 1733), Christiana Benecticta (* 1. Januar 1730, † 4. Januar), Christiana Dorothea (* 18. März 1731, † 1732), Johann Christoph Friedrich (* 21. Juni 1732), Johann August Abraham (* 5. November 1733, † 6. November), Johann Christian (* 5. September 1735), Johanna Carolina (getauft 30. Oktober 1737), Regina Susanna (getauft 22. Februar 1742)
Möglicher weise bedeutet dies für Bach eine Wende in seinem Leben, der Köthen als Lebensstellung betrachtet. Auch scheint sich Fürst Leopold von Bachs Ensemble-Musik ab- und der Klaviermusik zuzuwenden. Vielleicht bezieht sich die berühmte Stelle in Bachs Brief vom 20. Oktober 1730 an seinen Jugendfreund Georg Erdmann (siehe oben) auf diese Änderung im Musikgeschmack des Fürstenhauses, wobei er ungerechterweise der Gattin des Fürsten die Hauptschuld gibt: „Daselbst [in Köthen] hatte einen gnädigen und Music so wohl liebenden als kennenden Fürsten; bei welchem [ich] auch vermeinte meine Lebenszeit zu beschließen. Es musste sich aber fügen, dass erwehnter Serenissimus sich mit einer Berenburgischen Princeßin vermählete, da es denn das Ansehen gewinnen wollte, als ob die musicalische Inclination [= Neigung] bey besagtem Fürsten in etwas laulicht werden wollte, zumahln da die neüe Fürstin schiene eine amusa [= unmusikalisch] zu sein.“ Dies wird dadurch bestätigt, dass nach Bachs Weggang von Köthen, sein Posten nicht wieder besetzt wurde. Trotzdem darf er nach seinem Weggang den Titel eines Kapellmeisters weiterführen und lieferte bis zum Tod des Fürsten 1728 noch Musik zu den Festtagen des Fürstenhauses.
Als Beitrag zur musikalischen Erziehung seiner Kinder begann Bach am 22. Januar 1720 das Clavierbüchlein für den ältesten Sohn Wilhelm Friedemann, das unter anderem die zwei- und dreistimmigen Inventionen enthält. Das 1722 angelegte Clavierbüchlein vor Anna Magdalena Bachin enthält die Frühfassungen der Französischen Suiten. Neben dem Wohltemperierten Klavier und den sechs Violinpartiten und -sonaten sind dies die sicher auf die Köthener Zeit datierbaren autographen Instrumentalkompositionen.
Daneben sind noch einige Geburtstags- und Neujahrskantaten überliefert, jedoch nicht für alle in Frage kommenden Feiertage. Es gilt als sicher, dass Bach für den Hof eine beträchtliche Zahl an Konzerten und anderen Instrumentalkompositionen geschrieben haben muss, die aber weitgehend verschollen oder aber in späteren Bearbeitungen als Cembalokonzerte oder Kantatensätze erhalten sind.
Im September 1720 wurde die Organistenstelle zu St. Jakob in Hamburg frei, um die sich Bach bewarb. Er wurde auch vom Hamburger Rat zum Probespiel zugelassen, sagte aber dann doch ab, wahrscheinlich weil die Übernahme der Stelle mit einer beträchtlichen Kaufsumme verknüpft war. Möglicherweise ist auch die Widmung – sie datiert vom 24. März 1721 – der Brandenburgischen Konzerte (BWV 1046-1051) für den Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg im Zusammenhang einer Suche nach einer neuen Stelle zu sehen.
Durch den Tod von Johann Kuhnau am 5. Juni 1722 wurde in Leipzig die Stelle des Thomaskantors frei. Nach einem ersten Probespiel am 14. Juli wurde von den Bewerbern, zu denen Johann Friedrich Fasch (Kapellmeister am Hofe zu Anhalt-Zerbst) und Christian Rolle (Musikdirektor in Magdeburg) zählten, Georg Philipp Telemann gewählt. Da Telemann aufgrund einer Gehaltserhöhung in Hamburg blieb, wurde eine zweite Kantoratsprobe anberaumt, bei neben Bach Georg Friedrich Kauffmann aus Merseburg, der freiwillig zurücktritt, Johann Christoph Graupner (Kapellmeister in Darmstadt) und Balthasar Schott (Organist an der Neuen Kirche zu Leipzig) kandidierten.
Bach führte am 7. Februar 1723 als Probestück die Kantate Jesu nahm zu sich die Zwölfe, BWV 22, auf. Gewählt wurde Graupner, der aber ablehnen musste, weil ihm vom hessischen Landgrafen die Entlassung verweigert wurde. Somit wurde Bach „als zweite Wahl“ Thomaskantor, eine Stelle, die er bis zu seinem Tode behielt.
Leipzig
Ende Mai 1723 nahm Bach seinen Dienst in Leipzig auf. Als Kantor und Musikdirektor war er für die Musik in den vier Hauptkirchen der Stadt verantwortlich. Dazu zählte die Vorbereitung einer Kantatenaufführung an jedem Sonntag und an den Feiertagen. Außerdem unterlag ihm der Musikunterricht in der Thomasschule. Die Internatsschüler waren verpflichtet, als Chorsänger die Gottesdienste mitzugestalten. Sein Deputats als Lateinlehrer, das mit seiner Stelle traditionell verbunden war, übertrug er gegen eine Geldzahlung einem Lehrer der Schule.
Gleich nach seiner Ankunft fing Bach an, Kantaten für die jeweils anstehenden Aufführungen zu komponieren oder zu überarbeiten. Bei dieser systematischen Arbeit muss in den ersten beiden Jahren im Schnitt ungefähr ein Werk pro Woche entstanden sein, danach verlangsamte sich sein Tempo. Insgesamt sind zwei vollständige Jahrgänge überliefert, der Nekrolog berichtet von drei weiteren (siehe Bachkantate).
Für Weihnachten 1723 schrieb er die erste Fassung des Magnificat, für den Karfreitag 1724 sein bis dahin umfassendstes Werk, die Johannespassion, für Weihnachtsn 1724 ein Sanctus. Wohl Anfang 1725 begegnete Bach dem Textdichter Picander alias Christian Friedrich Henrici, der schließlich den Text für die Matthäuspassion lieferte, die 1727 uraufgeführt wurde.
1729 übernahm Bach auch die Leitung 1701 von Telemann gegründete Collegium musicum, die er bis 1741, vielleicht sogar bis 1746 behielt. Mit diesem studentischen Orchester führte er deutsche und italienische Instrumental- und Vokalmusik auf, außerdem schrieb er dafür etliche seiner weltlichen Kantaten wie z. B. Hercules am Scheideweg, die er "dramma per musica" nannte und die strukturell der Oper nahestehen. In seiner Kaffee- und der Bauernkantate zeigt sich, dass er auch mit einem ausgeprägten Sinn für Humor schreiben konnte.
Etliche seiner Huldigungskantaten arbeitete Bach kurz nach ihrer Entstehung in geistliche Werke um. Diesem Parodieverfahren ist das Weihnachtsoratorium von 1736 zu verdanken, ebenso die Urfassung der h-moll-Messe von 1733 (die sogenannte Missa), die nur das Kyrie und das Gloria umfasste. Nach Einreichung dieses Werks beim kurfürstlichen Hof in Dresden wurde ihm 1736 der Titel Hofkompositeur verliehen.
Die letzten Jahre
In den 1740er Jahren scheint sich Bach weitgehend von Neukompositionen für die Kirche und für das Collegium musicum zurückgezogen haben.
Im Mai 1747 besuchte er auf Einladung Friedrichs des Großen, in dessen Hofkapelle Carl Philipp Emanuel Bach angestellt war, Potsdam und Berlin und improvisierte auf den dortigen Pianoforti und Orgeln. Er versprach, ein ihm vom König vorgegebenes Thema in einer Fuge auszuführen und in Kupfer zu stechen. Aus diesem Versprechen wurde das Musikalische Opfer, eine Sammlung von zwei Fugen (drei- und sechsstimmig), zehn Kanons und einer Triosonate, alle über das gleiche Thema.
Ein weiterer kontrapunktischer Werkzyklus ist die Kunst der Fuge, deren erste Reinschrift Bach 1742 abschloss, die er aber danach bis 1749 umfassend ergänzte und überarbeitete. Die Sammlung von einfachen, Gegenfugen, Spiegelfugen, Fugen mit mehreren Themen und Kanons stellt ein Kompendium der Techniken der Fugenkomposition dar. Ebenfalls in Bachs letzte Jahre fällt die Vollendung der h-moll-Messe unter Verwendung der Missa von 1733, des Sanctus von 1724 und anderer älterer Kompositionen.
Im Laufe des Jahres 1749 verschlechterte sich Bachs Augenlicht zusehens. Ende März oder Anfang April 1750 unterzog er sich zweimal einer Augenoperation durch John Taylor, der später auch Händel operieren sollte. Anscheinend durch die begleitende medizinische Behandlung verschlechterte sich sein Zustand erheblich, und er erblindete weitgehend.
Um den 20. Juli erlitt Bach einen Schlaganfall und starb am 28. Juli. Nach zweimaliger Umbettung befindet sich sein Grab heute in der Leipziger Thomaskirche.
Bedeutung
Bach gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Komponisten aller Zeiten. Sein Werk kann als der unüberbotene Abschluss der Barockmusik angesehen werden, wirkt aber gleichzeitig bis in die Gegenwart fort. Zu seinen Lebzeiten fand sein kompositorisches Schaffen keine große Beachtung verglichen etwa mit seinen Zeitgenossen Georg Friedrich Händel oder Georg Philipp Telemann. Europaweit bekannt war Bach zu Lebzeiten vor allem als ein Orgel- und Cembalovirtuose sowie als Meister der Improvisation (siehe auch Musikalisches Opfer). Ferner hatte er einen ausgezeichneten Ruf als Orgelgutachter.
In praktisch allen Gattungen setzte er neue Maßstäbe, sowohl durch die souveräne Beherrschung der musikalischen Technik, (Kontrapunkt; Polyphonie; Harmonik) wie auch durch die Tiefe der geistigen Durchdringung. Als einzige Ausnahme bezüglich der musikalischen Gattungen ist von Bach keine Oper überliefert. Einige seiner weltlichen Kantaten (von ihm als Dramma per musica bezeichnet) könnten als kleine Singspiele gelten.
Bachs kirchliche Werke sind geprägt von seiner tiefen protestantisch-lutherischen Religiosität. Von ihm sind rund 250 Kantaten überliefert, davon ca 200 Kirchenkantaten. In seinen Kantaten und Passionen griff Bach häufig auf populäre Choräle des evangelischen Kirchengesangbuches zurück. Eine größere Anzahl seiner Werke gilt als verschollen. Bach schrieb wahrscheinlich fünf Passionen. Die Johannes- und Matthäuspassion sind die einzigen erhaltenen authentischen Passionen. Es ist anzunehmen, dass unter den drei anderen verschollenen Werken die Lukaspassion und die Markuspassion waren. Bei der fünften verschollenen Passion vermuten Forscher eine umgearbeitete einchörige Variante der Matthäus-Passion.
Neben seiner Wirkung als Musiker und Komponist hatte Bach auch einen großen Einfluß auf die Musiktheorie. Nicht zuletzt durch seine Lehrstücke (z.B. Wohltemperiertes Klavier), setzte er die wohltemperierte Stimmung durch, mit der es möglich wurde, alle Tonarten des Quintenzirkels zu verwenden. Auch neue Spieltechniken, speziell an der Orgel, führte er ein. Die Verwendung des Daumens als vollwertiger Spielfinger geht auch zu einem guten Teil auf Bach zurück.
Wohlwissend um die Unzulänglichkeiten der ihm zur Verfügung stehenden Instrumente forderte und förderte er deren Weiterentwicklung. Speziell auf die Entwicklung der Tasteninstrumente nahm er großen Einfluß und hier lag ihm die Entwicklung des Cembalos zum Pianoforte sehr am Herzen.
Nachwirkung
Bach hatte insgesamt 20 Kinder, von denen aber nur wenige die ersten drei Lebensjahre überlebten: zwei Söhne und fünf Töchter aus der ersten Ehe mit seiner Cousine Maria Barbara und mit der Sängerin Anna Magdalena Wilcken, die er am 3. Dezember 1721 nach dem Tod Maria Barbaras heiratete, weitere sieben Töchter und sechs Söhne.
Vier von seinen Söhnen wurden ebenfalls Komponisten, die als solche zu Lebzeiten teilweise den Ruhm ihres Vaters überstrahlten:
- Wilhelm Friedemann Bach, der Dresdener oder Hallesche Bach (1710-1784)
- Carl Philipp Emanuel Bach, der Berliner oder Hamburger Bach (1714-1788)
- Johann Christoph Friedrich Bach, der Bückeburger Bach (1732-1795)
- Johann Christian Bach, der Mailänder oder Londoner Bach (1735-1782)
Zeit seines Lebens war Bach mit Leidenschaft als Instrumental- und Kompositionslehrer tätig. Die Schüler lebten, oft über lange Zeit, im Haushalt der Familie und nahmen später wichtige Kapellmeister- und Kantorenposten ein. Sie waren es, die Bachs Namen und musikalischen Nachlass auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebendig hielten. Neben Bachs Söhnen sind unter den Schülern insbesondere Johann Ludwig Krebs und Johann Philipp Kirnberger hervorzuheben. Dennoch war Bachs Werk in den ersten achtzig Jahren nach seinem Tod nur wenig präsent und wurde öffentlich kaum aufgeführt. Das ist auch der Grund dafür, warum so viele seiner Werke nicht erhalten geblieben sind.
Im Jahr 1789 kam Wolfgang Amadeus Mozart nach Leipzig und hörte in der Thomaskirche Bachs Motette "Singet dem Herrn ein neues Lied". Außergewöhnlich beeindruckt, vertiefte er sich in andere Partituren Bachs, die er bekommen konnte. Die Spuren dieser Begegnung sind in Mozarts späterem Schaffen überall erkennbar.
Felix Mendelssohn Bartholdy gebührt dann das Verdienst, mit der Wiederaufführung der Matthäus-Passion am 11. März 1829, fast achtzig Jahre nach seinem Tod, J. S. Bach wieder einer breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein gerückt zu haben. Er gab damit einen enormen Anstoß für die Publizität der Bachschen Musik.
Ihm zu Ehren wurde seine Büste in der Walhalla aufgestellt.
Bekannte Werke

Hörbeispiel
Fuga a 3 voci (7KB) aus Bachs Wohltemperiertem Klavier
Literatur
- Albert Schweitzer: Johann Sebastian Bach, Wiesbaden 1979, ISBN 376510034X
- Klaus Eidam: Das wahre Leben des Johann Sebastian Bach (1999) - ISBN 3492040799
- Johann Nikolaus Forkel: Über Johann Sebastian Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke (1802) - ISBN 3761814720 u.a.
- Martin Geck: Johann Sebastian Bach (2002) - ISBN 3499506378
- Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach, ein Endloses Geflochtenes Band (1991) - ISBN 3423300175
- Ludwig Prautzsch (*1923): Die verborgene Symbolsprache Johann Sebastian Bachs (2004) - ISBN 3875372980
- Bach-Werke-Verzeichnis (BWV) von Wolfgang Schmieder
Siehe auch
- Liste deutscher Komponisten
- Liste der Kirchenliederkomponisten
- Familie Bach
- Werner Neumann, Bachforscher
- Richard Buchmayer, Musikhistoriker und Bachforscher
- Bachhaus
Hans Heinrich Eggebrecht, Geheimnis Bach ISBN 3-7959-0790-X Hans Heinrich Eggebrecht, Bachs Kunst der Fuge ISBN N 3-492-00667-1
Weblinks
- Die "Bach Bibliography" umfangreiche Bibliographie zum Thema Bach (auf englisch)
- Internationale Seite mit vielen Funktionen
- Bach-Archiv Leipzig
- Bachhaus Eisenach
- Bach Digital - Eingescannte Autographen und mehr
- Greatjsbach.net - Live-Stream und Klavierauszüge zahlreicher Bach-Werke zum Hören und Ansehen
- Mutopiaproject.org - frei erhältliche Bach Partituren
- Die Texte aller Vokalwerke Bachs
- jsba.ch: Bach-Portal, BachForum, Bach-Community
- Piano Society - Bach - Freie Aufnahmen
Personendaten | |
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NAME | Bach, Johann Sebastian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist des Barock, Organist und Cembalist |
GEBURTSDATUM | 21. März 1685 |
GEBURTSORT | Eisenach |
STERBEDATUM | 28. Juli 1750 |
STERBEORT | Leipzig |