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Sardinien

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Sardinien
Flagge der Region Sardinien
Flagge der Region Sardinien

Wappen der Region Sardinien
Wappen der Region Sardinien
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Karte Italiens, Sardinien hervorgehoben
Basisdaten
Staat: Italien Italien
Hauptstadt Cagliari
Provinzen 8
Fläche 24.089,89 km² (3.)
Einwohner 1.570.453 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte 65,2 Einwohner/km²
Website www.regione.sardegna.it
ISO-3166-2-Code IT-88
Präsident Renato Soru

Sardinien (sardisch Sardigna, Sardinna oder Sardinnia, italienisch Sardegna, katalanisch Sardenya), ist – nach Sizilien – die zweitgrößte Insel im Mittelmeer und bildet mit einigen ihr vorgelagerten Inseln die gleichnamige autonome Region Italiens. Ihre Hauptstadt ist Cagliari.

Die Region Sardinien hat eine Fläche von 24.090 km² und 1,65 Millionen Einwohner. Die Ägypter nannten es Schardana, die Euboier „Ichnoussa“ und die Griechen „Sandalyon“, da seine Form an einen Fußabdruck erinnert. Vorlage:Koordinate Artikel

Bevölkerung

Der größte Teil der Bevölkerung von Sardinien spricht einen der Dialekte der Sardischen Sprache, die zur Familie der romanischen Sprachen gehört. In der Praxis dominiert im öffentlichen und privaten Leben Sardiniens aber das Italienische.

Der größte Teil der Bevölkerung von Sardinien gehört der römisch-katholischen Kirche an.

Geografie

Lage

Sardinien ist eine politisch zu Italien gehörende Insel im Mittelmeer. Sie liegt 180 km vom italienischen Festland entfernt, dazwischen liegt das Tyrrhenische Meer. Von Tunesien im Süden ist Sardinien 210 km entfernt. Im Norden liegt in 11 km Entfernung Korsika, getrennt nur durch die Bocche di Bonifacio. Im Westen liegen die zu Spanien gehörenden Balearen am nächsten.

Datei:Sardinien.png
Die neuen Provinzen Sardiniens.

Verwaltungsgliederung

Die autonome Region Sardinien war politisch lange in drei Provinzen unterteilt: Cagliari, Sassari und Nuoro. Im Jahr 1974 wurde die Provinz Oristano neu gebildet; seit 2005 gibt es vier weitere: Olbia-Tempio, Ogliastra, Carbonia-Iglesias und Medio Campidano.

Gebiete

Die Insel ist in Gebiete (Landschaften) eingeteilt, die sich durch Gebirge oder Ebenen ergeben.

Küsten

Einschließlich der kleinen, vorgelagerten Inseln erreicht Sardinien eine Küstenlänge von 1848,6 Kilometern. Einige Küstenabschnitte haben bekannte Namen.

Flüsse

Die längsten Flüsse Sardiniens sind der bei Oristano an der Westküste mündende Tirso mit 150 km, der Coghinas mit 123 km, der an der südlichen Ostküste ins Meer mündende Flumendosa mit 122 km und der bei Bosa mündende 6–8 km schiffbare Temo.

Berge

Die höchsten Berge sind mit 1.834 Metern die Punta La Marmora und mit 1.829 Metern der Bruncu Spina im zentral gelegenen Gebirge Gennargentu. Im Norden dominiert der 1.359 Meter hohe Monte Limbara. Geologische Besonderheiten sind die Gold- und Silbervorkommen.

Klima

Klimadiagramm von Cagliari

Das Klima ist im Wesentlichen mediterran, mit warmem Frühling und Herbst, heißem Sommer und mildem Winter. Die Insel leidet im Sommer unter Wasserarmut (500–600 mm/Jahr) und wird vor allem im Winter von Winden nicht verschont.

Fauna

Sardinien gilt als Naturreservat, in dem Tausende seltener Tiere und Pflanzen unter Schutz gestellt sind.

Amphibien

Im folgenden werden die bisher bekannten Amphibienarten aufgelistet.

Datei:Sardischer Gebirgsmolch.jpg
Sardischer Gebirgsmolch aus dem Hinterland der Costa Rei
  • Sardischer Gebirgsmolch (Euproctus platycephalus)
  • West-Sardischer Höhlensalamander (Hydromantes genei)
  • Nordost-Sardischer Höhlensalamander (Hydromantes flavus)
  • Südost-Sardischer Höhlensalamander (Hydromantes imperialis)
  • Mittelost-Sardischer Höhlensalamander (Hydromantes supramontis)
  • Sardischer Scheibenzüngler (Discoglossus sardus)
  • Wechselkröte (Bufo viridis)
  • Tyrrhenischer Laubfrosch (Hyla sarda)

Reptilien

Im folgenden werden die bisher bekannten Reptilienarten aufgelistet.

Griechische Landschildkröte im Hinterland der Costa Rei

Vorgeschichte

Kulturenfolge
Sardisch-korsische Typenreihe

Paläolithikum

Der Wasserspiegel des Mittelmeeres schwankte seit dem Miozän stark, so dass die Insellage Sardiniens temporär aufgehoben war und Einflüsse des Festlandes bemerkbar sind. Kennzeichnend für Inselfaunen sind Artenarmut und das Fehlen großer Karnivoren. Das bewirkt bei den Großsäugern eine vergleichsweise rasche Entwicklung zur langsamen Fortbewegung und zur Verzwergung. Inselfaunen erfahren kaum Veränderung, solange das Gleichgewicht nicht gestört wird. Auf Sardinien wurde die ältere Tierwelt im mittleren Pleistozän (vor ca. 900000 Jahren) durch eine neue ersetzt. Aber auch die jüngere zeigt die inseltypische Artenarmut. An Säugern finden sich lediglich

  • Megaceros cazioti (ein Hirsch),
  • Cynotherium sardus (ein kleiner Hund),
  • einige Kleinnager.
  • Prolagus sardus

Der Prolagus sardus, ein ausgestorbener kaninchengroßer Nager, sah aus wie eine schwanzlose Ratte. Einem Bericht aus dem Jahre 1774 kann man entnehmen, dass er auf der Insel Tavolara offenbar bis ins 18. Jahrhundert überlebte. Der einzige Großsäuger hatte jedoch im Gegensatz zu den verzwergten Hirschen, Elefanten und Flußpferden auf Kreta und Zypern eine normale Größe. Um dies zu untersuchen begann 1982 die Grabung in der Grotta Corbeddu bei Oliena. Die Ausgrabungen ergaben drei Ablagerungsschichten

  • Unterste Schicht: Knochen des ausgestorbenen Hirsches Megaceros cazioti (C14-Datum: 11610 ± 140 v. Chr.), darunter ein gut erhaltener Kopf samt Geweih. Den Hirschen fehlten die Unterkiefer, die an anderer Stelle lagen. Auf die Anwesenheit von Menschen, die in Vertretung der Raubsäuger die Jagd betrieben und einer insularen Verzwergung entgegen standen, deuten Bearbeitungsspuren an den Knochen
  • Schicht 2: Holzkohle (Radiokarbondatum: 7130 ± 380 v. Chr.), Knochen von Prolagus sardus mit Brand- und Kauspuren, die auf menschliche Einwirkung deuten.
  • Obere Schicht: Asche und Holzkohle von Feuerstellen (Radiokarbondarum: 4280 ± 180 v. Chr.) vermischt mit den Resten von Meeres- und Landschnecken, Krustentieren, Fischen, Haustieren, Wild und Prolagus sardus, fernem Steinwerkzeug aus Obsidian und jungsteinzeitliche Tonscherben (Bonu Ighinu-Keramik und Cardium-Keramik)

Die Besiedlung Sardiniens reicht also bis ins Paläolithikum zurück. 1979 wurden 150.000 Jahre alte menschliche Überreste gefunden.

Neolithikum

Die prähistorischen Sarden tauschten Obsidian, ein Lavagestein, das am erloschenen Vulkan Monte Arci gewonnen und für die Produktion einfacher Werkzeuge benutzt wurde. Dieser Obsidian gelangte nach Korsika, in die Toskana, die Emilia, nach Ligurien und Südfrankreich.

Vom Neolithikum, das auf Sardinien um 6000 v. Chr. mit der Einwanderung von Angehörigen der Cardial- oder Impressokultur einsetzt, bis zur punischen Eroberung von Teilen der Insel im 6. Jh. v. Chr. und der römischen Besetzung 238 v. Chr. prägten u. a. die Kulturen von Su-Carroppu, Filiestru, Bonu Ighinu, Ozieri, die Kulturen von Abealzu-Filigosa, Monte Claro und die Bonnanaro-Kultur sowie besonders die Nuraghenkultur das Bild der Insel. Die neolithische Periode bringt Landwirtschaft und Viehhaltung auf die Insel. Belege sind Mörser und Handmühlen, Getreidekörner und Knochenreste von Haus- und Wildtieren. Darunter ist der ausgestorbene endemische Prolagus sardus, ein Nager aus der Familie der Pfeifhasen, der bis in die Eisenzeit, auf der Insel Tavolara sogar bis ins 18. Jahrhundert überlebte. Kult- und Grabhöhlen, wie die Backofengräber des Sinis (Cuccuru S'Arriu), und die Domus de Janas (Häuser der Feen) wurden in Felsformationen gekratzt. Um 2000 v. Chr. erfolgte die erste Zuwanderung von Fremden. Die Glockenbecherleute verändern die Architektur auf der Insel. Ab etwa 1500 v. Chr. herrschten die Nuragher. Heute existieren noch über 3.000 von einst etwa 7 - 10.000 turmartigen Nuraghen, nach denen die Kultur benannt ist. Hinzu kommen Dolmen und Galerien wie Corte Noa, Gigantengräber, Menhire, Statuenmenhire und heilige Brunnen von denen es etwa drei Dutzend gibt. Unikate sind die Steinkisten von Li Muri, der Nuraghentempel von Malchittu und das megalithische Rundgrab "Masone Perdu" bei Laconi.

Manche vermuten, dass sich das geheimnisvolle Volk der Schardana aus dem östlichen Mittelmeer im 20. Jahrhundert v. Chr. hier angesiedelt hat. Über die Leute (deren Name das Meeresvolk bedeuten soll), ist wenig bekannt, ihre Spur wurde nur in ägyptischen Beschreibungen gefunden. Hypothesen entstanden nach linguistischen Studien, wonach die Stadt Sardis (Lydien) ihr Ausgangspunkt sei, von der sie das Tyrrhenische Meer erreicht hätten; danach hätten sie sich aufgeteilt in Sarden und Etrusker. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass eine sehr lange ungestörte einheimische Entwicklung über die Bonnanaro-Kultur mit ihren Protonuraghen zur Nuraghenkultur führte.

Geschichte

Siehe Hauptartikel Geschichte Sardiniens

Datei:Ev25422 Sardinia.A2003117.1235.250m.jpg
NASA-Satellitenbild Sardiniens

Wirtschaft

Pane Guttiau, sardisches Hirtenbrot

Die sardische Währung (als Teil Italiens) ist jetzt der Euro, aber die Sarden beziehen sich noch inoffiziell auf su Francu (oder lokal su Pidzu) (1 francu = 1.000 ehemalige italienische Lire).


Im Vergleich mit dem BIP der EU, ausgedrückt in Kaufkraftstandards, erreicht Sardinien einen Index von 83.4 (EU-25:100) (2003).[2]

Die sardische Wirtschaft legt ihren Schwerpunkt auf den Tourismus sowie auf Industrie, Handel, Dienstleistungen und Informationstechnik. Bedeutung haben auch die berühmten Weine (Cannonau) und Schafkäse (Pecorino sardo) und die Gastronomie. Im Norden der Insel spielt traditionell die Korkproduktion eine wichtige Rolle. Bekannt ist auch der Mirto, ein Likör, hergestellt aus der überall auf der Insel wachsenden Myrte. Das sardische Hirtenbrot pane guttiau oder pane carasau wird aus Weizenmehl, Hefe und Olivenöl hergestellt. Die dünnen Fladen werden zweifach gebacken (eine Seite schnell und sehr heiß, die andere länger mit geringerer Temperatur) und sind lange frisch und haltbar.

Es gibt mehrere Regionalbahnstrecken und eine touristisch sehr attraktive Schmalspurbahn.

Neben den Verkehrsflughäfen von Cagliari, Olbia und Alghero gibt es auf Sardinien noch zivile Flugplätze bei Oristano (Fenosu) und Arbatax (Tortolí). Diese werden saisonal auch von Regionalfluggesellschaften angeflogen.

Wenige Kilometer nordwestlich des Flughafens Cagliari befindet sich der Militärflugplatz Decimomannu, den etliche NATO–Luftstreitkräfte zu Übungszwecken nutzen, darunter auch die Deutsche Luftwaffe (Taktisches Ausbildungskommando der Luftwaffe in Italien - TaktAusbKdoLwIT). In Salto di Quirra gibt es einen Startplatz für militärische Raketen und Raketen zur Erforschung der Hochatmosphäre.

Tourismusziele

Historische Ziele

Geografische Sehenswürdigkeiten

Kulinarische Ziele

Verkehrsmittel

Kulinarische Spezialitäten

  • Pecorino, ein Schafskäse
  • Pane Carasau, ein dünnes getrocknetes Hirtenbrot, wird auch Carta di musica (Notenpapier) genannt
  • Pane Guttiau, eine Version des Pane Carasau mit Olivenöl
  • Cannonau, ein kräftiger Rotwein
  • Monica di Sardegna, ebenfalls ein Rotwein aus Sardinien
  • Vernaccia, ein Weißwein
  • Porcheddu, Spanferkel gegrillt
  • Il culurgionis, eine Nudelspezialität Sardiniens, vergleichbar mit Maultaschen
  • Mirto, Likör aus der Myrte (weißer und roter)
  • Sebadas, große Käseravioli mit Honig (Süßspeise)
  • Malloreddus, kleine sardische Gnocchi (Nudelsorte)
  • Bottarga, getrockneter Rogen vor allem der Meeräsche

Sport

Literatur

  • Höh, Peter: "Sardinien", 4. komplett aktualisierte Aufl. 06, Reise Know How Verlag, Bielefeld (das Standardwerk zur Insel)
  • Fohrer, Eberhard: Sardinien. 10. Aufl. Erlangen: Michael Müller Verlag 2006.
  • Patricia Bourcillier, SardegnaMadre (version française), Flying Publisher, 2003, 268 pages, PDF, (ISBN 3924774382);
Commons: Sardinien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sardinien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Portal: Sardinien – Überblick über vorhandene Artikel, Möglichkeiten zur Mitarbeit
Wikibooks: Wanderführer Sardinien – Lern- und Lehrmaterialien

Quellen

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2023. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2023).
  2. Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25[1]
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