Tanzlinde (Effeltrich)

Die Tanzlinde (auch Tausendjährige Linde genannt) ist eine Sommerlinde auf dem Dorfplatz, gegenüber der Wehrkirche im oberfränkischen Effeltrich. Der Baum diente jahrhundertelang als zentraler Versammlungs-, Thing- und Gerichtsort, aber auch als Fest- und Tanzplatz. Die Linde gilt als die schönste der zahlreichen Dorflinden in der fränkischen Region. Der Linde werden aufgrund ihres abwechslungsreichen Lebens viele Erzählungen, Geschichten und Sagen angedichtet.
Geschichte
Zur Gewinnung von Bast, das für Veredelungen in der Apfelzucht genutzt wird, wurden bis etwa 1850 die jungen, senkrechte Triebe der geleiteten Linde abgeschnitten und verwendet. Um die Zweige stets in ausreichender Menge ernten zu können, wurden die aufstrebenden Zweige nach unten gebogen und in dieser Position fixiert. Dadurch bildeten sich starke, querstrebende Äste.
Im 19. Jahrhundert wurden unter der Linde rauschende Feste, Mondscheinnächte, mit Gesang und Musik durchgeführt. Aus der Universitätsstadt Erlangen wurde ein akademisches Publikum angelockt, die dort ihre Studentenfeste abhielten.
Beschreibung
Das Alter wird auf 400 bis 700 Jahre geschätzt, aber teilweise auch auf 800 bis 1000 Jahre. Der Stammdurchmesser und der Vergleich mit ähnlichen Bäumen lässt ein Alter von 800 Jahren wahrscheinlich erscheinen. Das Alter der Linde wird oftmals auch mit dem Gründungsjahr des Bistums Bamberg, 1007, in Zusammenhang gebracht. Demnach wäre die Linde 1000 Jahre alt. Dies dürfte aber für die Linde, die als Zeichen für ein hohes Alter eine tiefschrundige Borke aufweist, dennoch zu hoch sein. Aufgrund des hohlen Stammes lässt sich jedoch ein genaues Alter nicht bestimmen.
Der Stamm hatte im Jahr 2000 einen Umfang von mindestens 7,51 Metern. Der Umfang in einem Meter Höhe beträgt aktuell knapp acht Meter, zehn Zentimeter über dem Boden mehr als elf Meter. Die Krone hat einen Durchmesser von etwas mehr als zwanzig Metern bei etwa sieben Meter Höhe.
Die Krone der vitalen Linde, die flach-oval gestaltet ist, ruht auf einem doppelten ringförmigen Balkengerüst mit 24 Stützen, wobei der äußere Ring auf einer 49 Meter langen und 90 Zentimeter hohen, den Baum umrundenden Steinmauer ruht. Die Umgebung des Baumes wurde außerhalb des Kronenbereiches in jüngster Zeit mit einem lückenreichen Pflaster versehen, um die Wasserzufuhr für die Wurzeln zu sichern. Die längsten Wurzeln wurden in einem Misthaufen in 40 Metern Entfernung vom Stamm entdeckt.
Sanierung
Der Baum befindet sich trotz des hohlen Stammes in einem guten Zustand, da er stets gepflegt worden ist. Aufgrund der immer stärker und schwerer werdenden Äste wurden diese ab 1905 komplett mit dem doppelten Eichenholzgerüst abgestützt. Zuvor bestand die Abstützung der Äste aus einem Kranz von Stützen. Der Baum wurde mehrmals saniert, so 1913, als für 400 Mark der Stamm mit Ziegeln ausgemauert wurde, was man als statisch notwendig erachtete. 1968 wurde die Linde fachmännisch behandelt und 1971 das Eichengerüst aus dem Jahre 1905 erneuert. 1977 fanden sehr umfangreiche Sanierungen für 23.000 DM statt. Dabei wurde die Ziegelplombe von einer Fachfirma für Baumchirurgie wieder entfernt.
Literatur
- Stefan Kühn, Bernd Ullrich, Uwe Kühn: Deutschlands Alte Bäume. BLV Verlagsgesellschaft mbH München Wien Zürich, München 2002, Seite 132, ISBN 3-405-16107-X.
- Hans Joachim Fröhlich: Wege zu alten Bäumen – Band 2, Bayern. Widi-Druck, Offenbach 1990, Seite 22–24, ISBN 3-926181-09-5.
- Hans Joachim Fröhlich: Alte liebenswerte Bäume in Deutschland. Cornelia Ahlering Verlag, Buchholz 2000, Seite 286–289, ISBN 3-926600-05-5.
- Anette Lenzing: Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland. Verlagsbuchhandlung KG, Königstein im Taunus 2005, Seite 44–45, ISBN 3-7845-4520-3.
- Hartwig Goerss: Unsere Baumveteranen. Landbuch-Verlag, Hannover 1981, Seite 113–115, ISBN 3-7842-0247-0.