Natur
Als Natur kann man all das bezeichnen, was nicht vom Menschen geschaffen wurde. Damit steht die Natur im Gegensatz zur Kultur.
Der Begriff Natur bezieht sich auf Objekte in der Natur, beispielsweise
- Steine
- Tiere
- Pflanzen
- Menschen
als auch auf Ereignisse der Natur wie
- Wind
- Regen
- Erdbeben
Man unterscheidet zwischen
- der belebten Natur (alle Lebewesen auf der Erde)
- Pflanzen
- Tiere
- Pilze
- Einzeller
- Bakterien
- und der restlichen unbelebten Natur
- Weltraum
- Unbelebtes auf der Erde
Die Naturwissenschaften beschäftigen sich mit der Natur.
Die Naturphilosophie beschäftigt sich mit dem Wesen der Dinge und wie der Mensch Erkenntnis darüber gewinnt.
Regeln und Gesetze der belebten Natur:
- Lebenskraft
Jedes Lebewesen will leben, hat eine Lebenskraft in sich. Diese Lebenskraft gründet sich auf seine Erbinformation, die sich in vielen Millionen Jahren als erfolgreich, als zum Überleben geeignet, herauskristallisiert hat. Hätte es diese Lebenskraft nicht, wäre das Lebewesen längst ausgestorben.
Diese Lebenskraft kann man ganz profan mit der Bewährtheit eines von vielen Anwendern schon lang benutzen Computerprogrammes vergleichen. Auch aus einem solchen Programm sind viele Anfangsfehler längst ausgebaut. Fehlendes wurde ergänzt und Überflüssiges verworfen.
- Kampf ums Dasein
Jedes Lebewesen muss um sein Dasein kämpfen und versuchen, seine Intaktheit als lebender Organismus zu wahren. Dieser Kampf ist oft still und undramatisch, aber es ist doch ein Kampf, z.B. die Konkurrenz von Bäumen im Wald um das Licht der Sonne. Jedes Lebewesen hat im Prinzip das Recht zu leben. Nur wird dieses Recht von niemandem verliehen oder garantiert.
- Sterblichkeit
Jedes Lebewesen, jede Art und das ganze Leben auf der Erde sind sterblich. Spätestens stirbt das Leben, wenn die Sonne sich zu einem roten Riesen aufbläht. Jedes Lebewesen kann vorzeitig meist durch äußere Einflüsse sterben oder es stirbt, wenn es biologisch seinen Fortpflanzungssinn erfüllt hat, wenn es altert und seine biologischen Systeme zunehmend versagen.
- Endlichkeit des Lebensraumes
Jedes Lebewesen muss die Endlichkeit seines Lebensraumes und seiner Lebensgrundlagen akzeptieren. Die Erde, der geeignete Lebensraum, die Nahrung, das Wasser, die Energie sind begrenzt. Daraus folgt der Zwang zur Sparsamkeit mit Rohstoffen, mit Bodenschätzen und Lebensmitteln. Auch die Abfallproduktion ist begrenzt und es besteht ein Zwang zur Wiederverwertung. Was passiert, wenn Lebewesen Stoffe freisetzen oder die Umwelt so verändern, dass andere Lebewesen dadurch aussterben können ? Dafür gibt es schon einige Beispiele : Sauerstoffproduzenten haben die sauerstoffempfindlichen Bakterien in Nischen verdrängt. Auch Korallenriffe und Sedimente aus Kalk sind im Prinzip Abfallberge. Die Natur hat erst die Erde für uns lebensfähig gemacht. Die Erde ist ideal für den Menschen eingerichtet. Eine Fluchtmöglichkeit des Menschen von der Erde weg in den Weltraum existiert nach heutigem Ermessen nicht. Also muss auch der Mensch die Endlichkeit seines Lebensraumes akzeptieren.
- Abhängigkeit von anderen Lebewesen
Die meisten Lebewesen sind von anderen Lebewesen abhängig. Dabei gibt es verschiedene Grade der Abhängigkeit: Einige Bakterienarten können ohne andere Lebewesen existieren. Manche Pflanzen sind nicht oder nur in geringem Maße abhängig von anderen Lebewesen. Tiere sind oft stark abhängig von anderen Lebewesen, insbesondere von den Pflanzen.
Auch der Mensch braucht in starkem Maße die Natur zum Beispiel für den Sauerstoff, die Nahrung oder die Kleidung. Die Abhängigkeiten in der Natur sind manchmal nicht linear. Häufig liegen vernetzte und gegenseitige Abhängigkeiten vor.
Jedes Lebewesen ist zunächst einmal ein Einzelwesen. Es ist abgegrenzt gegen seine Umwelt. Trotzdem ist diese Abgrenzung nicht vollständig sondern nur teilweise, denn es findet ein ständiger Stoff-, Energie- und Informationsaustausch mit der Umgebung statt. Einzelwesen können sich aus einem gemeinsamen Vorteil heraus zu größeren Gemeinschaften biologischer oder sozialer Art zusammenschließen. Dabei muss das Einzelwesen manchmal auch einen großen Teil seiner individuellen Interessen zurückstellen oder wird derer beraubt.
- Zwang zum Gleichgewicht
Jedes Lebewesen muss sich seiner Umgebung anpassen. Es muss sich der Neigung zum Gleichgewicht und der Stabilität der Natur unterwerfen. Versucht es, aus diesem Zwang zu entkommen, muss es ein neues Gleichgewicht mit der Natur anstreben. Tut es das nicht, so läuft es große Gefahr auszusterben. Je weiter sich ein Lebewesen von einem bisherigen Gleichgewicht entfernt hat, desto schwerer wird es, ein neues Gleichgewicht zu finden oder ein Ungleichgewicht aufrechtzuerhalten. Trotzdem sind auch in der Evolution neue Gleichgewichte entstanden. Das Gleichgewicht ist nicht statisch zu verstehen, sondern mehr oder weniger in ständiger Bewegung. Es wackelt durch die Zeit wie ein Radfahrer durch die Landschaft.
- Ständige, aber relativ langsame Entwicklung
Die Entwicklung der Natur ist oft unumkehrbar und unvorhersehbar. Neue Formen werden an einem Ort erprobt. Wenn sie sich bewähren, breiten sich die neuen Formen schnell aus, falls nicht unüberwindliche Grenzen sie hindern. Relikte oder neue Formen bleiben aber manchmal auch örtlich begrenzt bestehen.
- Unzweckmäßiges Verhalten findet in der Natur irgendwann sein Ende.
Zweckmäßig in diesem Sinne ist alles, was der Fortpflanzung des eigenen Erbgutes dienlich ist.
- Gut und Böse
Im Verhalten von Tieren sind Egoismus, Altruismus, Gut und Böse, Mord und Totschlag zu finden. Alle Beispiele sind verwirklicht, häufig sogar in ein und demselben Lebewesen. Die Natur ist im menschlich moralischen Sinne nicht allzu anspruchsvoll. Gut und Böse im menschlichen Sinne als fürsorgend-nächstenliebend bzw als aggressiv- egoistisch sind als emotionale Verhaltenseigenschaften in Tieren immer gleichzeitig mehr oder minder stark verwirklicht. Sonst gibt es kein Gut oder Böse in der Natur, sondern nur besser oder weniger gut angepasst. Die Auffassung, dass nur der Mensch zu Mord und Totschlag an eigenen Artgenossen fähig ist, ist falsch.
- Ende des Lebens
Das Leben auf der Erde können die Menschen nicht völlig auslöschen, auch wenn sie ihm großen Schaden zufügen können. Irgendwann geht das Leben auf der Erde sowieso zu Ende. Das Leben, das sicher anderswo im Weltraum existiert, kann durch die Menschen nicht beeinflusst werden.
Wie kann man ein emotionales Verhätnis zur Natur entwickeln, ohne in eine naive Naturromantik abzugleiten.
Die Natur ist die entscheidende Lebensgrundlage für uns Menschen. Wenn wir zum Himmel schauen, dann sehen wir die Sterne, den Mond, die Sonne und die Planeten. Sie folgen auf ihrer Bahn durch den Weltraum relativ einfachen Gesetzen, die völlig ohne unser Zutun ablaufen. Diese Gesetze zeigen uns die Gleichförmigkeit und Unabänderlichkeit in manchen Bereichen der Natur. Wenn wir die große Vielfalt der Lebewesen auf dieser Erde anschauen, so lehrt sie uns den Reichtum der Formen und Überlebensstrategien, die Kompliziertheit, die Abhängigkeit und die Anpassungsfähigkeit. Die Natur macht sich das Zufallsprinzip zunutze, um eine große Vielfalt von Formen zu entwickeln und daraus dann geeignete auszuwählen, d.h. die Natur war und ist auch heute noch schöpferisch tätig. Die Natur hat schon einen wichtigen Beitrag zur Frage nach der Sinnbewertung unseres Tuns gegeben, denn die Selektion von besser an die Umwelt angepassten Lebensformen ist ja auch eine Art Sinnbewertung. Vieles menschliche Tun muss sich dem Überlebensprinzip unterwerfen und erhält dadurch einen für jeden verstehbaren Sinn. Die Natur zeigt uns viele Tricks und Möglichkeiten zum Überleben auch in einer lebensfeindlichen Umgebung auf. Sie ist also unsere große Lehrmeisterin, von der es noch sehr viel zu lernen gilt. Hat man wieder einen ihrer Tricks erkannt und eventuell für den Menschen nutzbar gemacht, so belohnt sie uns mit einem Hochgefühl, an ihrem Wissenschatz teilzuhaben. Die Natur hat schon vor dem Menschen die Sprache erfunden, wie sie beispielsweise im genetischen Code verwirklicht ist. Sie hat die Gesetze der Informationstheorie berücksichtigt, denn sie hat beispielsweise durch Redundanz und Fehlerkorrektur die Speicherung und Übertragung von Informationen sicher und steuerbar gemacht. Bei all dem muss man sich der Natur weder überlegen noch unterlegen vorkommen. Man braucht sich nicht ständig wie von einem großen Bruder beobachtet fühlen, denn die Natur hat keine eigene Persönlichkeit und kein eigenes Bewußtsein. Dennoch kann man zu Natur ein durchaus gefühlsbetontes Verhältnis entwicklen, ohne in die Naivität abzugleiten und sie als Gottersatz anzubeten. Diese Gefühle zur Natur können sehr heiter und fröhlich sein. Leider werden sie aber heute häufig durch eine Traurigkeit belastet, die aus der Einsicht der unnötigen Zerstörung von Teilen der Natur durch uns Menschen herrührt.
Obiger Text stammt von Benutzer:rho und ist frei im Sinne von gnu
Zitate
- Die edle Einfalt in den Werken der Natur hat nur gar zu oft ihren Grund in der edlen Kurzsichtigkeit dessen, der sie beobachtet. Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)
- "In der Natur geht alles mit rechten Dingen zu. Bei ungelösten Fragen der Natur ist es bislang immer erfolgreicher gewesen, nach einer natürlichen Erklärung zu suchen und auf übernatürliche Erklärungen zu verzichten."
Fragment über die Natur Johann W.v.Goethe
Natur ! Wir sind von ihr umgeben und umschlungen - unvermögend aus ihr herauszutreten, und unvermögend tiefer in sie hineinzukommen. Ungebeten und ungewarnt nimmt sie uns in den Kreislauf ihres Ztanzes auf und treibt sich mit uns fort, bis wir ermüdet sind und ihrem Arme entfallen. Sie schafft ewig neue Gestalten, was da ist, war noch nie, was war, kommt nicht wieder - alles ist neu, und doch immer das Alte. Wir leben mitten in ihr und sind ihr fremde. Sie spricht unaufhörlich mit uns und verrät uns ihr Geheimnis nicht. Wir wirken beständig auf sie und haben doch keine Gewalt über sie. Sie scheint alles auf Individualität angelegt zu haben und macht sich nichts aus den Individuen. Sie baut immer und zerstört immer, und ihre Werkstätte ist unzugänglich. Sie lebt in lauter Kindern, und die Mutter, wo ist sie? - Sie ist die einzige Künstlerin: aus dem simpelsten Stoff zu den größten Kontrasten; ohne Schein der Anstrengung zu der größten Vollendung - zur genausten Bestimmtheit, immer mit etwas Weichem überzogen . Jedes ihrer Werke hat ein eigenes Wesen, jede ihrer Erscheinungen den isoliertesten Begriff, und doch macht alles eins aus. Sie spielt ein Schauspiel: ob sie es selbst sieht, wissen wir nicht, und doch spielt sie's für uns, die wir in der Ecke stehen. Es ist ein ewiges Leben, Werden und Bewegen in ihr, und doch rückt sie nicht weiter. Sie verwandelt sich ewig, und ist kein Moment Stillestehen in ihr. Für's Bleiben hat sie keinen Begriff, und ihren Fluch hat sie ans Stillestehen gehängt. Sie ist fest. Ihr Tritt ist gemessen, ihre Ausnahmen selten, ihre Gesetze unwandelbar. Gedacht hat sie und sinnt beständig; aber nicht als ein Mensch, sondern als Natur. Sie hat sich einen eigenen allumfassenden Sinn vorbehalten, den ihr niemand abmerken kann. Die Menschen sind alle in ihr und sie in allen. Mit allen treibt sie ein freundliches Spiel und freut sich, je mehr man ihr abgewinnt. Sie treibt's mit vielen so im Verborgenen, daß sie's zu Ende spielt, ehe sie's merken. Auch das Unnatürlichste ist Natur, auch die plumpste Philisterei hat etwas von ihrem Genie. Wer sie nicht allenthalben sieht, sieht sie nirgendwo recht. Sie liebt sich selber und haftet ewig mit Augen und Herzen ohne Zahl an sich selbst. Sie hat sich auseinandergesetzt, um sich selbst zu genießen. Immer läßt sie neue Genießer erwachsen, unersättlich sich mitzuteilen. Sie freut sich an der Illusion. Wer diese in sich und andern zerstört, den straft sie als der strengste Tyrann. Wer ihr zutraulich folgt, den drückt sie wie ein Kind an ihr Herz. Ihre Kinder sind ohne Zahl. Keinem ist sie überall karg, aber sie hat Lieblinge, an die sie viel verschwendet und denen sie viel aufopfert. Ans Große hat sie ihren Schutz geknüpft. Sie hat wenige Triebfedern, aber, nie abgenutzte, immer wirksam, immer mannigfaltig. Sie spritzt ihre Geschöpfe aus dem Nichts hervor und sagt ihnen nicht, woher sie kommen und wohin sie gehen. Sie sollen nur laufen; die Bahn kennt sie. Ihr Schauspiel ist immer neu, weil sie immer neue Zuschauer schafft. Leben ist ihre schönste Erfindung, und der Tod ist ihr Kunstgriff, viel Leben zu haben. Sie hüllt den Menschen in Dumpfheit ein und spornt ihn ewig zum Lichte. Sie macht ihn abhängig zur Erde, träg und schwer, und schüttelt ihn immer wieder auf. Sie gibt Bedürfnisse, weil sie Bewegung liebt. Wunder, daß sie alle diese Bewegung mit so wenigem erreicht. Jedes Bedürfnis ist Wohltat; schnell befriedigt, schnell wieder erwachsend. Gibt sie eins mehr, so ist's ein neuer Quell der Lust; aber sie kommt bald ins Gleichgewicht. Sie setzt alle Augenblicke zum längsten Lauf an, und ist alle Augenblicke am Ziele. Sie ist die Eitelkeit selbst, aber nicht für uns, denen sie sich zur größten Wichtigkeit gemacht hat. Sie läßt jedes Kind an sich künsteln, jeden Toren über sich richten, Tausende stumpf über sich hingehen und nichts sehen, und hat an allen ihre Freude und findet bei allen ihre Rechnung. Man gehorcht ihren Gesetzen, auch wenn man ihnen widerstrebt; man wirkt mit ihr, auch wenn man gegen sie wirken will. Sie macht alles, was sie gibt, zur Wohltat, denn sie macht es erst unentbehrlich. Sie säumet, daß man sie verlange; sie eilet, daß man sie nicht satt werde. Sie hat keine Sprache noch Rede, aber sie schafft Zungen und Herzen, durch die sie fühlt und spricht. Ihre Krone ist die Liebe. Nur durch sie kommt man ihr nahe. Sie macht Klüfte zwischen allen Wesen, und alles will sich verschlingen. Sie hat alles isoliert, um alles zusammenzuziehen. Durch ein paar Züge aus dem Becher der Liebe hält sie für ein Leben voll Mühe schadlos. Sie ist alles. Sie belohnt sich selbst und bestraft sich selbst, erfreut und quält sich selbst. Sie ist rauh und gelinde, lieblich und schrecklich, kraftlos und allgewaltig. Alles ist immer da in ihr. Vergangenheit und Zukunft kennt sie nicht. Gegenwart ist ihr Ewigkeit. Sie ist gütig. Ich preise sie mit allen ihren Werken. Sie ist weise und still. Man reißt ihr keine Erklärung vom Leibe, trutzt ihr kein Geschenk ab, das sie nicht freiwillig gibt. Sie ist listig, aber zu gutem Ziele, und am besten ist's, ihre List nicht zu merken. Sie ist ganz, und doch immer unvollendet. So wie sie's treibt, kann sie's immer treiben. Jedem erscheint sie in einer eignen Gestalt. Sie verbirgt sich in tausend Namen und Termen, und ist immer dieselbe. Sie hat mich hereingestellt, sie wird mich auch herausführen. Ich vertraue mich ihr. Sie mag mit mir schalten. Sie wird ihr Werk nicht hassen. Ich sprach nicht von ihr. Nein, was wahr ist und was falsch ist, alles hat sie gesprochen. Alles ist ihre Schuld, alles ihr Verdienst.
Von J.W.von Goethe geschrieben circa 1780 , veröffentlicht 1781 im Journal oder Tagebuch von Tiefurt
Weblinks
- http://home.rz-online.de/~dneitzer Dr.Lutz Neitzert ("Gärtner gegen Giersch und Gundermann" / "Neophyten & Neozoen - Waschbären, Aliens und Shakespeare's Vögel")