Strafgesetzbuch (Deutschland)
Das Strafgesetzbuch regelt in Deutschland, der Schweiz und Österreich die Kernmaterie des Strafrechts.
Deutschland
Das heute für die Bundesrepublik Deutschland geltende Strafgesetzbuch (Abkürzung: StGB) geht auf das 1871 in Kraft getretene Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich zurück. Dieses Reichstrafgesetzbuch unterlag in den folgenden Epochen und Jahrzehnten zahlreichen Änderungen, Streichungen und Ergänzungen, mit denen der Gesetzgeber auf den rechts- und kriminalpolitischen Wandel, auf gesellschaftliche Wertvorstellungen, erkennbar gewordene Strafbarkeitslücken, aber auch auf wissenschaftliche und technische Neuerungen reagierte. Als solche Beispiele für "neuartige" Delikte sind etwa zu nennen: Computerbetrug, Geldwäsche, Vorenthaltung von Sozialversicherungsbeiträgen.
Basisdaten | |
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Kurztitel: | Strafgesetzbuch |
Voller Titel: | ders. |
Typ: | Bundesgesetz |
Rechtsmaterie: | Strafrecht |
Gültigkeitsbereich: | Bundesrepublik Deutschland* |
Abkürzung: | StGB |
FNA: | 450-2 |
Verkündungstag: | 15. Mai 1871 (RGBl. 1871, S. 127) |
Aktuelle Fassung: | 1. September 2004 (BGBl. I 2004, S. 2198) |
* | Im Bereich der stellvertretenden Strafrechtspflege auch für Auslandstaaten |
Während das Strafgesetzbuch die Grundlagen und Voraussetzungen strafbaren Handelns festlegt, ist der Ablauf des Strafverfahrens durch ein eigenes Gesetzbuch – die Strafprozessordnung – geregelt.
Das Strafgesetzbuch ist in zwei Hauptabschnitte unterteilt:
Allgemeiner Teil: Hier ist Grundsätzliches geregelt, wie z. B.
- Geltungsbereich des Gesetzes
- Gesetzliche Definitionen
- Schuldformen (Vorsatz und Fahrlässigkeit) und Schuldfähigkeit
- Täterschaft und Teilnahme (Täter, Mittäter, Anstiftung, Beihilfe)
- Rechtfertigungsgründe (Notwehr, Nothilfe)
- Sanktionenrecht (Geldstrafe, Freiheitsstrafe, sonstige Maßnahmen)
- Verjährung
Besonderer Teil: Dieser enthält die einzelnen Straftatbestände, geordnet nach geschützten Rechtsinteressen (sog. Rechtsgütern), z. B.
- Straftaten gegen den demokratischen Rechtsstaat
- Straftaten gegen die öffentliche Ordnung (Landfriedensbruch u.a.)
- Straftaten gegen die Rechtspflege (Meineid, uneidliche Falschaussage u. a.)
- Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexueller Kindesmissbrauch, Menschenhandel u.a.)
- Straftaten gegen die persönliche Ehre (Beleidigung, üble Nachrede u. a.)
- Straftaten gegen Leben und Gesundheit (Mord, Totschlag, Körperverletzung u. a.)
- Vermögensdelikte (Diebstahl, Betrug u. a.)
- Straftaten gegen die Umwelt (Gewässerverunreinigung, unerlaubter Umgang mit Abfällen u. a.) (siehe auch Umweltstrafrecht)
- Straßenverkehrsdelikte und sonstige allgemein gefährliche Straftaten (Brandstiftung, unterlassene Hilfeleistung u. a.)
- Straftaten im Amt (Bestechlichkeit, Rechtsbeugung u. a.)
Das Strafgesetzbuch umfasst nicht sämtliche Straftatbestände. Verschiedene Delikte sind auch in anderen Gesetzen mit entsprechenden Strafbestimmungen enthalten, z. B.
- für Steuerdelikte in der Abgabenordnung
- für Rauschgiftdelikte im Betäubungsmittelgesetz
- für Waffendelikte im Waffengesetz
Diese werden als das Nebenstrafrecht bezeichnet.
Siehe: Liste aller Tatbestände des StGB
Österreich
Das österreichische Strafgesetzbuch (StGB) ist eine Neukodifizierung aus dem Jahr 1974. Es wurde bereits mehrfach novelliert. Im österreichischen Strafgesetzbuch werden die wichtigsten Handlungen und Unterlassungen sowie der Strafrahmen geregelt. Wie in Deutschland werden zahlreiche Tatbestände, die nicht im StGB erfasst sind, in Nebengesetzen normiert. Das in Nebengesetzen (z. B. Suchtmittelgesetz) kodifizierte Strafrecht bezeichnet man auch in Österreich als Nebenstrafrecht.
Schweiz
Das Strafgesetz der Schweiz geht auf die Fassung vom 21. Dezember 1937 zurück, in Kraft trat es am 1. Januar 1942. Es wird laufend den neuen Umständen und Gegebenheiten angepasst.
Das schweizerische Strafgesetzbuch ist in drei Teile (auch "Bücher" genannt) gegliedert:
Erstes Buch: Im ersten Buch werden die allgemeinen Bestimmungen festgelegt, Begriffe wie Fahrlässigkeit und Notwehr festgelegt und spezielle Strafmassnahmen für Kinder und Jugendliche festgelegt.
Zweites Buch: Hier ist festgelegt, welche Handlungen strafbar sind. Das zweite Buch ist in 20 sogenannte Titel gegliedert, die die einzelnen Straftaten zusammenfassen:
- Strafbare Handlungen gegen Leib und Leben
- Strafbare Handlungen gegen das Vermögen
- Strafbare Handlungen gegen die Ehre und den Geheim- oder Privatbereich
- Verbrechen und Vergehen gegen die Freiheit
- Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität
- Verbrechen und Vergehen gegen die Familie
- Gemeingefährliche Verbrechen und Vergehen
- Verbrechen und Vergehen gegen die öffentliche Gesundheit
- Verbrechen und Vergehen gegen den öffentlichen Verkehr
- Fälschung von Geld, amtlichen Wertzeichen, amtlichen Zeichen, Mass und Gewicht
- Urkundenfälschung
- Verbrechen und Vergehen gegen den öffentlichen Frieden
- Straftaten gegen die Interessen der Völkergemeinschaft
- Verbrechen und Vergehen gegen den Staat und die Landesverteidigung
- Vergehen gegen den Volkswillen
- Strafbare Handlungen gegen die öffentliche Gewalt
- Störung der Beziehungen zum Ausland
- Verbrechen und Vergehen gegen die Rechtspflege
- Strafbare Handlungen gegen die Amts- und Berufspflicht
- Bestechung
- Übertretungen bundesrechtlicher Bestimmungen
Drittes Buch: Im dritten Buch werden hauptsächlich die Zuständigkeiten der Gerichte geregelt und Prozessbestimmungen festgelegt.
Weblinks
- Text des deutschen StGB (dejure.org)
- Text des deutschen StGB (juris GmbH)
- Rechtsinformationssystem des österreichischen Bundeskanzleramtes
- Text des österreichischen StGB
- Strafgesetzbuch Deutsch (Nachschlagewerk mit Volltextsuche)
- StGB der Schweiz (Systematische Rechtssammlung)
Literatur/Kommentare
- Lackner, Karl/Kühl, Kristian: StGB Strafgesetzbuch mit Erläuterungen - 25. Auflage, München 2004
- Schönke, Adolf/Schröder, Horst: Kommentar zum Strafgesetzbuch - 26. Auflage; München 2001
- Rudolphi, Hans-Joachim/Horn, Eckhard/Günther, Hans-Ludwig/Samson, Erich: Systematischer Kommentar zum Strafgesetzbuch
- Neumann, Ulfrid/Puppe, Ingeborg/Schild, Wolfgang: Nomos Kommentar zum Strafgesetzbuch
- Joecks, Wolfgang: Studienkommentar zum StGB - 5. Auflage; München 2004
- Tröndle, Herbert/Fischer, Thomas: Kommentar zum Strafgesetzbuch - 52. Auflage; München 2004