Weltmacht USA: Ein Nachruf
Braucht dieses Buch überhaupt einen Artikel? Wenn ja, in dieser Breite? Wenn ja, auf keinen Fall mit so vielen Fehlern. --Ersatzersatz 17:49, 5. Mai 2008 (CEST)
Weltmacht USA: Ein Nachruf ist der Titel eines Buches von Emmanuel Todd, in der er die USA als eine Supermacht im Niedergang beschreibt.[1] Die aggressive und beunruhigende Außenpolitik der Bushadministration sei kein Zeichen der Stärke, sondern ein letztes Aufbäumen einer Macht, die inzwischen vom Rest der Welt abhängig sei.
Besondere Aufmerksamkeit erfuhr das Buch, da Todd bereits 1976 in seinem Buch „La chute finale“ (deutsch: „Vor dem Sturz : Das Ende der Sowjetherrschaft“)[2] zu einem Zeitpunkt, als den meisten dies absurd erschien, den Zusammenbruch der Sowjetunion vorhersagte und dabei auch die Gründe und Umstände recht genau traf. Basis für seine damalige Annahme bildete unter Anderem die zunehmende Säuglingssterblichkeit und die anthropologische Eigenart der egalitären Grundhaltung der slawischen Familien.
Die Erforschung von Familienstrukturen und deren Implikationen für das Verhalten gesellschaftlicher Gruppen ist ein Spezialgebiet Todds, der am Nationalen Institut für Demographische Studien in Frankreich arbeitet.
Die Grundthese ist, dass die USA im Begriff seien, ihren Status als „letzte verbliebene Supermacht“ zu verlieren. Die dafür erforderlichen militärischen, wirtschaftlichen und ideologischen Qualitäten könnten sie nicht mehr aufbringen. Daraus resultiere die zunehmende Unberechenbarkeit und Aggressivität. Diese wird auch als Zeichen ihrer zunehmenden Schwäche und als Frustreaktion auf ihre faktische wirtschaftliche Abhängigkeit von den sich beständig emanzipierenden Großmächten Europa und Japan gedeutet. Die gegenwärtigen USA hätten sich zu einem „räuberischer Staat“ entwickelt, der selbst massive Industrie- und Außenhandelsdefizite aufweise, dennoch die Finanzen und Produkte aller anderen Staaten aufsauge und dabei seinen Reichtum im eigenen Land auch noch zu Lasten der Minderheiten und unteren Schichten an eine superreiche antidemokratische Oberschicht umverteile.
Eine Datenanalyse und Vergleiche mit historischen Weltreichen bringen Todd zu der Überzeugung, dass sich die Vereinigten Staaten innerhalb der nächsten Jahrzehnte zu einer Regionalmacht zurückbilden werden, während die EU mit einem wieder erstarkten Russland gemeinsam mit Japan künftig das Weltgeschehen bestimmen werde. Nach seinen Prognosen seien Europa und die USA im Begriff, voneinander abzurücken, beschleunigt durch die militärischen Abenteuer der letzteren Macht im Nahen und Mittleren Osten. Als unmittelbare Folge stehe eine Intensivierung der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich an, vielleicht auch Großbritanniens. Gleichzeitig würden immer mehr Staaten sich Europa zuwenden.
Inhalt
Das Buch ist nach einer Einführung, welche bereits die Schlussfolgerungen präsentiert, in acht Kapitel gegliedert:
- Der Mythos vom weltweiten Terrorismus
- Die große demokratische Bedrohung
- Die imperiale Dimension
- Die Unsicherheit des Tributs
- Der Rückgang des Universalismus
- Dem Starken die Stirn bieten oder den Schwachen angreifen
- Die Wiederkehr Russlands
- Die Emanzipation Europas
Der Mythos vom weltweiten Terrorismus
Überraschend beginnt das Kapitel mit den weltweiten Fortschritten in der Alphabetisierung, die allein erst auch die Globalisierung ermögliche. Die Alfabetisierung, bei den Frauen der Welt angekommen, breche die Bevölkerungsexplosion und reduziere die Geburtenzahlen pro Frau signifikant. Diese Entwicklung verliefe in der Welt und in gleicher Weise auch in den muslimischen Ländern.
Damit träten diese Länder in die geistige Moderne ein. Die zu beobachtenden Unruhen und Gewalt seinen Findungsprozesse, die in ähnlicher Weise auch in Europa und USA (Bürgerkrieg) abgelaufen seien. Speziell für die These des Niedergangs des Islamismus, der zum Ende hin besonders gewalttätig sei, beruft er sich auf Gilles Kebel[3]. Anhand der Alphabethisierungsentwicklung in den Ländern macht er Pakistan und Saudi-Arabien als nächste Krisenherde aus.
Der islamische Fundamentalismus sei mithin auch ein Übergangsphänomen, das man mit Geduld kanalisieren müsse, jedoch nicht bekämpfen. Der Kampf gegen den Terrorismus sei witzlos und nur im amerikanischen Interesse, da es oberflächliche militärische Eingriffe rechtfertige sowie den Stützpunktsbau in diversen Ländern.
Die große demokratische Bedrohung
In Erweiterung von Fukuyamas These, dass Wohlstand Demokratie nach sich ziehe,[4] sieht Todd die tiefere Ursachen für die Entwicklung zu demokratischen Strukturen in der Alphabetisierung, auch wenn er dann Fukuyama in der These folgt, dass die Welt eines Tages durch die liberale Demokratie geeint sein wird. In Anbetracht von Doyles Gesetz,[5] wonach Demokratien keine Kriege gegeneinander führen, bedeute dies auch die Aussicht auf allgemeinen Frieden.
Allerdings sei angesichts der anthropologischen Vielfalt mit sehr unterschiedlichen Wegen zu rechnen. Und: Eine solche Entwicklung entspräche nicht den Interessen der USA, da nur ein gewisses Maß an Unruhe und Unordnung deren militärische Präsenz in der Welt rechtfertige. Realistisch betrachtet brauche ein mittlerweile zur Ruhe gekommenes Europa die USA nicht mehr. Da diese sich zudem zunehmend ausbeuterisch verhielten, sei es an der Zeit, dass Europa sich Russland als Partner zuwende.
Die imperiale Dimension
Todd vergleicht hier die Entwicklung der Weltwirtschaft unter amerikanischer Dominanz mit der der historischen Reiche Athens und Roms und kommt dadurch zu der Aussage, dass die Globalisierung keine rein ökonomische, apolitische sei sondern seine Voraussetzung in der Existenz einer politisch und militärisch vorherrschenden Macht findet. Dabei bezeichnet er die Idee des komparativen Kostenvorteils als den dritten amerikanischen Exportschlager neben Popmusik und Hollywoodfilmen und mit einem Wahrheitsgehalt, der den Hollywoodfilmen nahe komme. Dies sei leicht daran zu erkennen, dass der Welthandel gerade nicht im Gleichgewicht sei, sondern ein wachsendes Ungleichgewicht aufweise, dass zudem von einem weltweiten zwischen Ländern vermehrt auch in die beteiligten Länder importiert werde.
Im Sinne einer keynesianischen Definition einer Weltwirtschaft übernähmen die USA die Rolle des Staates. Da die Amerikaner selbst aber dem Staat misstrauisch gegenüber stünden und ihn in Zaum hielten, sei es die amerikanische Bevölkerung selbst, von der die Welt Konjunkturspritzen im Form von Konsum erwarte und welche für die Welt die Staatsbediensteten bildeten: „Sie produzieren nichts und konsumieren nur“ (S. 98).
Die Situation sei gut vergleichbar mit der des alten Roms, als sich unter dem steten Strom der Waren und Gelder aus den eroberten Gebieten die römische Gesellschaft in Plutokraten und Plebs spaltete. Allerdings fehlten den USA inzwischen die zwei wesentlichen imperialen Voraussetzungen: Ihre militärischen und ökonomischen Zwangsmittel reichen nicht aus, um die Ausbeutung aufrecht zu erhalten und der weltanschauliche Universalismus sei im Niedergang begriffen, da Menschen und Völker nicht länger egalitär behandelt würden.
Die Unsicherheit des Tributs
Die amerikanische Armee sei zwar zur Landesverteidigung zu groß, für eine Weltherrschaft aber zu klein. Zudem hätte die amerikanische Armee immer wieder bewiesen, dass sie nur schwer in einem Bodenkrieg Überlegenheit gewinnen könne und sei damit weitgehend unfähig, Territorium zu besetzen.
Das Streben nach Weltherrschaft sei den USA auch nicht grundsätzlich zu unterstellen, tatsächlich hätten die USA nach dem Fall der UDSSR zunächst ihre Militärausgaben und Präsenz in der Welt vermindert. Erst mit dem explodierenden Außenhandelsdefizit ab 1997 wäre wieder aufgerüstet worden.
Dabei seien die Zahlungen an die USA nur sehr bedingt mit klassischen Tributzahlungen vergleichbar. Somit ist die Frage aufgeworfen, warum die Welt offenbar freiwillig das Geld in die USA bringt. Eine Analyse der Zuströme, zeige, dass die Anleger vorwiegend nach sicheren Anlagemöglichkeiten suchten und die in den USA zu finden glauben – trotz des ansteigenden Außenhandelsdefizits. Dabei ignorierten sie auch das ersichtliche Risiko, dass die Anlage auf die ein oder andere Weise verloren gehen könne, ja müsste. Todd verweist dabei auf Beispiele aus der Zeit der Werkserstellung (2002) und spekuliert, ob die sich abzeichnende Dollarschwäche nur eine Schwankung sei oder bereits der Beginn des unvermeidlichen Großreinemachens, welches die imperiale Wirtschaftsposition der USA beenden würde. Die USA könnten den Anspruch nur dann länger aufrecht erhalten, wenn sie ihren Universalismus lebten (wie es alle Weltreiche zuvor taten) und Ausländer nicht als Untertanen zweiter Klasse behandelten – was gegenwärtig leider die weltanschauliche Haupttendenz der Amerikaner sei.
Der Rückgang des Universalismus
Eine wesentliche und erhaltende Kraft in Weltreichen sei die Fähigkeit Menschen und Völker gleich zu behandeln, der Universalismus. Dieser sei Voraussetzung weiterer Ausdehnung. Der Universalismus sei der entscheidende Grund, dass Rom Athen bei weiten überragt und überdauert habe.
Die Fähigkeit zum Egalitarismus und damit Universalismus eines Volkes sei bereits in den Familienstrukturen abgelegt, ob also die Brüder als Erben gleich behandelt würden. Bei den Angelsachsen sei die Disposition nicht klar. Einerseits hätten Sie nie versucht, unterworfenen Völker zu integrieren, ließ andererseits aber deren Sitten und Gebräuche weitgehend unangetastet. Bei den USA fände man nun beides: Während der Immigrationsphase seinen beachtliche Integrationserfolge erzielt worden, andererseits wurden Indianer und Neger beispielsweise ausgegrenzt.
Für diese Ambivalenz fände man auch die Ursache in den englischen Familienstrukturen, welche beim vererben keine klaren Regeln hätten, sondern beliebig und damit gleich und zugleich ungleich auf die Kinder verteilen könnten. Damit sei das Verhältnis der Angelsachsen zur Welt immer in Bewegung. Mit stark unterschiedlichen Tendenzen verschöbe sich die Barriere zwischen egal und differenziert laufend - was Todd dann ausführlich an der amerikanischen Geschichte zeigt.
Unter dem Druck der kommunistischen Konkurrenz habe Amerika attraktiv sein wollen und deswegen unter Anderem seine Bemühungen verstärkt, auch die Schwarzen zu integrieren. Seit diese Konkurrenz verschwunden sei, würde der Kreis aber wieder enger gezogen, Schwarze und Hispanos zunehmend ausgegrenzt. Dies weist er unter anderem an der Säuglingssterblichkeit und deren Entwicklung bei den Bevölkerungsgruppen in den USA nach. Er betont dabei, die Ausgrenzung sei notwendig um beispielsweise Juden und Japaner integrieren zu können. Dabei sei die Parteinahme für Israel ein Beispiel für die „Abkehr vom Universalismus und der Hinwendung zur ausgrenzenden Betrachtung“ (S. 145). Amerika habe die Kraft des Siegers, der die Verschmelzung der Kulturen erlaube verloren. Das heutige Amerika sei anders als früher unproduktiv und nicht mehr tolerant.
Dem Starken die Stirn bieten oder den Schwachen angreifen
Die USA hätten mit einem Grundwiderspruch zu kämpfen. Sie müssten ein wirtschaftliches Gleichgewicht aufrecht erhalten, ohne dazu inzwischen noch die militärischen und ideologischen Voraussetzungen zu haben. Die politische Elite hätte nach dem Zusammenbruch der UDSSR auch keine Strategie entwickelt sondern mit der imperialen Option einfach die nächstliegende mit dem geringsten Widerstand genommen, wobei – wie er am Brzeszinski-Plan[6] erläutert – auch diese Option eher nicht wahrgenommen wurde. Vielmehr ließe die amerikanische Elite den Dingen freien Lauf, reagiere immer nur kurzfristig auf aktuelle Anforderungen, kaum mal strategisch oder gar imperial. Bedingt durch den Mangel an Ressourcen und der Abhängigkeit von der Welt diene der hysterische Umgang mit zweitrangigen Konflikten als Beweis seiner Macht.
Dabei weise die Fixierung auf die islamitischen Länder gleich auf drei weiter Schwächen der USA hin (und belegt dies mit Materialien):
- Die verstärkte Intoleranz gegenüber der Rolle der Frau im Islam auf den Niedergang der universalistischen Ideologie,
- die Obsession sich das arabische Öl sichern zu müssen auf den dramatischen Verslust der wirtschaftlichen Effizienz und
- die Angriffe auf die militärisch besonders schwache islamische Welt kaschiere die eigene militärischen Unzulänglichkeit zu Lande.
Die Wiederkehr Russlands
Die USA gefielen sich in einem Verhalten gegenüber Russland, dass dem Wohlwollen, welches man einem Sterbenden gegenüber zeige, gleiche. Dabei seien die zwei wesentlichen strategischen Optionen gegenüber Russland bereits verspielt oder so gut wie verspielt:
- Die Auflösung Russlands durch das Schüren separatistischer Tendenzen ist gescheitert.
- Durch die Aufrechterhaltung eines gewissem Niveaus an Spannung soll Europa abgehalten werden, sich Russland weiter anzunähern; dies ist im Scheitern begriffen.
Angesichts dramatisch angestiegener Sterblichkeitsraten bei gleichzeitigem starken Rückgang der Geburtenraten pro Frau erleide Russland derzeit einen bedeutenden Bevölkerungsschwund. Da sich die Wirtschaftsdaten jedoch wieder verbessern, wird hier mit einer Trendwende zu rechnen sein. Sowohl reale Wirtschaftsleistung wie auch die Funktionen des Staates hätten wieder zugenommen (2002).
Bei Russland sei von einer universalistischen Grundstruktur auszugehen, es habe eines der umfassendsten totalitären Regime der Menschengeschichte selbst abgestreift. Die politische Elite haben auf die Ereignisse der letzten Jahre mit bewundernswerter Intelligenz reagiert. Da seien die beobachtbaren totalitären Tendenzen sicher unerfreulich aber nicht so furchtbar, wie sie auf dem ersten Blick erscheinen. Dabei habe Russland aufgrund der universalistischen Grundtendenz seiner Bevölkerung viel Potenzial, auf der internationalen Bühne eine ausgleichende Rolle zu spielen, sofern es nicht in Anarchie oder Autoritarismus versinke. Ein wieder ins Gleichgewicht gebrachte Russland verfüge über eine Bevölkerung von hohem Bildungsstand, fast vollständiger Alphabetisierung und sei dabei beinahe unabhängig von Importen. Dies erlaube Russland eine wesentlich ruhigere Politik als den USA.
Strategisch sei zu bedenken, dass von den ehemaligen sowjetischen Staaten nur die baltischen traditionelle Bindungen zu Europa hätten, die übrigen zeichneten sich zusätzlich dadurch aus, dass sie starke anthropologische Affinitäten zu Russland aufwiesen. Deswegen sei davon auszugehen, dass eine Entwicklung zur Demokratie in diesen Ländern stark von der russischen Entwicklung abhängen wird. Russland sei dabei kein sicherer Kandidat zur Demokratie, jedoch ein zuverlässiger auf diplomatischer Bühne, einerseits wegen seiner jetzigen Schwäche aber eben auch wegen seiner universalistischen Grundeinstellung.
Die Emanzipation Europas
Europa erlebe den einstigen Friedenstifter USA zunehmend als Störenfried und entwickelte beängstigende Zweifel am Verantwortungsbewusstsein der Führungsmacht, kündigte so langsam den Gehorsam und fände sich in eigener Verantwortung zusammen. Die europäischen Kernländer fühlten sich von den USA gleichzeitig angezogen als auch abgestoßen, ein Spannungsfeld typisch für eine näher rückende Scheidung.
Da eine Integration in das amerikanische Reich einen bewusste Entscheidung voraussetze, sei damit nicht zu rechnen, im „Lauf der Dinge“ sei ein Auseinanderleben dann unausweichlich. Auch kulturell gäbe es grundlegende Unterschiede: In Amerika bestimmten religiöse Phrasen den Alltag während Kerneuropa sich zum Agnostizismus entwickelt hätte. Die Europäer lehnten die Todesstrafe weitgehend ab, während die Amerikaner eifrig hinrichteten. Die Rolle der amerikanischen Frau riefe bei den Europäern Kastrationsängste hervor und wäre ihnen ähnlich unheimlich wie die Dominanz der islamischen Männer.
Die europäischen Gesellschaften seien aus Knochenarbeit armer Bauern hervorgegangen. Fast genetisch sei ihnen Sinn für ausgewogenes Wirtschaften verankert. Die Amerikaner konnte dagegen auf scheinbar unerschöpfliche Ressourcen aufbauen und entwickelten eine „Wachstumsreligion“, die sich um Ausgewogenheit nicht kümmert. Anders als die Amerikaner hätten die Europäer kein feindseliges Verhältnis zu ihrem Staat, akzeptierten die soziale Absicherung als Kern des staatlichen Ausgleichs. Vor dem Hintergrund wirke der amerikanische Kapitalismus als Bedrohung. Das gälte auch für Japan.
Angesichts der beobachtbaren Tatsache, dass es Amerika zunehmend schlechter gelinge, die eigene Bevölkerung zu ernähren, wirke das Modell immer weniger als Vorbild. Zudem riefen die Tendenzen, das Modell nach Europa zu exportieren, Unruhen und ein Erstarken der extremen Rechten hervor. In dieser Auseinandersetzung entdecke gerade Deutschland im Rheinischen Kapitalismus seine Nähe zu Frankreich.
Europa emanzipiere sich ökonomisch zunehmend und werde auch für bisherige Stützpunkte der USA, Türkei, Polen und Großbritannien zunehmend attraktiv. Dies schwäche die USA auch militärisch.
Europa habe zudem kein besonders Problem mit seiner Außenwelt. Es unterhalte Handelsbeziehungen und zahle für seine Importe aus den Überschüssen, habe damit ein langfristig friedliches Interesse. Für Europa stellten sowohl Arabien als auch Russland eine verlässliche Option dar im Tausch von Rohstoffen gegen Industriegüter. Unsicher sei noch, wie Großbritannien sich entscheiden würde. Seine Einführung des Euro würde allerdings auch diese Land fest an Europa und seinen Kurs weg von Amerika binden.
Schluss
Unter schmerzen finde in der Welt ein Umbruch statt, der jedoch Entwicklung und mehr Demokratie verspreche. Amerika sei dabei in vielerlei Hinsicht zu schwach um die Weltherrschaft zu erlangen. Um den Anschein einer Weltmacht zu wahren müsse es daher gegen unbedeutende Staaten militärisch aktiv werden. Dabei unterschätzten sie, wie stark sie dadurch Japan und Europa von Amerika weg und in andere Hände trieben. Europa würde zunehmend bewusst, das Russland militärisch kein Risiko mehr darstelle, dafür aber zur europäischen Sicherheit beitrage. Europa würde auch bewusst, dass die amerikanischen Umtriebe am Golf mehr die europäische Ölversorgung gefährde denn die amerikanische sichere und Amerika so die europäische kontrolliere.
Die neue Welt würde dabei kaum einheitlich demokratisch sein. Während sich die Entwicklungsländer in Richtung Demokratie entwickelten so sei in entwickelten ein Trend zur Oligarchie unverkennbar, was sich an der Ausdifferenzierung von Schichten unterschiedlichen Bildungsniveaus zeige. Die USA seien in dieser Hinsicht bereits keine Demokratie mehr, was seine Fähigkeit, Angriffskrieg zu führen bestätige.
Amerika müsse durch eine massive Kiese die auch zu einer realistischen Neuberechnung seines BIP führen müsse. Das wäre die Chance, wieder ein demokratisches, liberales und produktives Land zu werden. Derweil müsste Europa direkt mit dem Iran, Russland und der arabischen Welt über Öl verhandeln. Japan und Deutschlang gehörten in den Sicherheitsrat.
Insgesamt sei es wichtig dass die wirklich großen bewegenden Kräfte Demografie und Bildung sind.
Kritik
Grade das locker Fabulieren im Schlusskapitel, das optimistische Vertrauen zu Russland und in die Islamische Welt werden Todd als unrealistisch angekreidet. Das Buch suggeriere geradezu den unausweichlichen Weg in eine friedliche Gesellschaft, der nach einigen nur mittelstarken Erschütterungen im Nahen Osten und anderen Weltgegenden und der der Krise der USA eintreten werde. Die Sprengkraft des israelisch-arabischen Konflikts und die Bedrohung Europas durch die terroristischen Auswüchse des islamischen Fundamentalismus werde nicht als solche aufgeführt und das noch gefährlichere Problem der Proliferation von Massenvernichtungswaffen würde erst gar nicht erwähnt.
Quellen
- ↑ Emmanuel Todd: Weltmacht USA : Ein Nachruf. 6. Aufl. München: Piper, 2003 - ISBN 3-492-04535-9
- ↑ Emmanuel Todd: Vor dem Sturz : Das Ende der Sowjetherrschaft. Frankfurt: Ullstein, 1977 – ISBN 3-550-17364-4.
- ↑ Kebel, Gilles: Das Schwarzbuch des Dschihad : Aufstieg und Niedergang des Islamismus. München: Piper, 2002 – ISBN 978-3492044325
- ↑ Fukuyama, Francis: Das Ende der Geschichte : Wo stehen wir? München: Kindler, 1992 – ISBN 3-463-40132-0
- ↑ Doyle, Michael: Kant, Liberal Legacies, and Foreign Policy. In: Philosophy and Public Affairs, I und II, (1983)12, S. 205 – 235 und S. 323 – 352 (zitiert nach Todd)
- ↑ Brzezinski, Zbigniew: Die einzige Weltmacht : Amerikas Strategie der Vorherrschaft. Berlin: Quadriga, 1997 – ISBN 3-88679-303-6.