Corps Frisia Göttingen

Frisia - Corps der Friesen und Lüneburger ist ein Corps (Studentenverbindung) im Weinheimer Senioren-Convent (WSC). Es wurde im Juni 1811 gegründet und vereint Studenten und ehemalige Studenten der Georg-August-Universität Göttingen und ehemalige Studenten der Universität Köln. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend.
Couleur
Frisia trägt im Corpsburschenband die Farben "blau-rot-schwarz". Die Füchse der Frisia tragen "blau-rot". Dazu wird eine blaue Mütze getragen. Chargierte und Fuchsmajor tragen außerdem das Band der Friso-Luneburgia in den Farben "rot-blau-weiß". Der Wahlspruch lautet "Eala Freya Fresena".
Geschichte
Bis zur Schließung der Universität Halle durch Napoleon im Jahre 1806 und der gleichzeitigen Ausweisung aller auswärtigen Studenten spielte Göttingen keine besondere Rolle für den friesischen Raum. Doch bereits ein Jahr später belegt ein Eintrag in das Gästebuch der an der Werra gelegenen Burg Hanstein einen Zuzug ostfriesischer Studenten an die 1737 gegründete Georg-August-Universität.
Das heutige Corps Frisia geht auf die 1811 gegründete Landsmannschaft Frisia zurück, die im selben Jahr erstmals im Göttinger SC vertreten war. 1812 vereinigten sich die Friesen mit der Bremensia zum Corps Bremensia (auch Friso-Bremensia genannt) und wurde als solches in den SC aufgenommen. Nach der preußischen Abtretung Ostfrieslands an Hannover im Jahre 1815 wurde Göttingen Landesuniversiät für die Ostfriesen und schon bald begann ein starker Zuzug von Ostfriesen nach Göttingen. Angesichts der nunmehr ansehnlichen Zahl von Friesen in der Bremensia wagten diese 1817 einen Neuanfang als eigenständiges Corps Frisia.

Bis in die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts wechselte die Frisia infolge behördlicher Verfolgung mehrmals die Bezeichnungen Landsmannschaft, Corps oder "Clubb" (ein in Göttingen wohl aufgrund der Personalunion des Hauses Hannover mit England besonders früh gebräuchlicher Tarnname), bis die studentische Jugend in Göttingen etwa ab 1835 von der als "Progreß" bezeichneten Fortschrittsbewegung ergriffen wurde und die Frisia sich unter dem Eindruck dieser bürgerlich-liberalen Zeitströmung von den Corps abwandte und sich in "Friesenkneipe" umbenannte. Nach inneren Richtungskämpfen zwischen Corps- und Progreßstandpunkt suspendierte die Frisia im Wintersemester 1845 und rekonstituierte sich ein Jahr später wieder als Corps. Dem Auszug der Göttinger Studenten im März 1848 folgte die Neueröffnung als Landsmannschaft, bis es 1854 schließlich zum sogenannten "Corpskrach" kam und die Frisia sich spaltete. Ein Teil der Aktiven vereinigte sich mit den Lüneburgern zum Corps Friso-Luneburgia (1868 suspendiert, 1920 in Köln rekonstituiert, 1971 wieder suspendiert) und trat dem Göttinger SC bei, während die übrigen diesen Schritt nicht mitgingen und sich zur "Friesenkneipe" im Göttinger Lokal "Zum schwarzen Bären" zusammenschlossen. Ab 1855 legten diese sogenannten "Bärenfriesen" ihre Farben ab und existierten als schwarze Verbindung weiter. Nachdem sich bereits 1875 und 1881 gezeigt hatte, daß ein nicht geringer Teil der Mitglieder zum Farbentragen zurückkehren wollte, wurden die Friesenfarben blau-rot-schwarz im Jahre 1909 wieder eingeführt. 1913 stellte die Frisia einen Antrag auf Aufnahme in die Deutsche Burschenschaft und wurde nur zwei Jahre später offiziell aufgenommen. Im Jahre 1936 wurde die Frisia aufgelöst und bestand während des Krieges in unterschiedlichen Formen weiter. Nach Kriegsende gelang es, die Frisia in ihrer alten Form zu rekonstituieren und das während des Ersten Weltkrieges gebaute Haus wieder zu beziehen. Im April 2003 erfolgte der Beschluß, aus dem bisherigen Dachverband auszutreten und den alten Namen "Corps Frisia" wieder anzunehmen, nachdem bereits seit Jahrzehnten immer deutlichere Differenzen zur Deutschen Burschenschaft offenkundig geworden waren. Die endgültige Aufnahme in den WSC erfolgte am 21. Mai 2004 nach etwa einjähriger Renoncierungszeit. Nach über 150 Jahren der Trennung wurde schließlich am 12. Februar 2005 einstimmig beschlossen, sich mit dem Kölner Corps Friso-Luneburgia wiederzuvereinigen und den offiziellen Namen "Frisia - Corps der Friesen und Lüneburger" zu führen. Seitdem tragen die Chargierten und der Fuchsmajor zur Erinnerung an die Tradition der Friso-Luneburgen auch deren rot-blau-weißes Band.
Hintergrund: Friso-Luneburgia
Nach der Gründung der Friso-Luneburgia im Jahre 1854 führte die Einverleibung des Königreiches Hannover durch Preußen im Jahre 1866 zu einer stärkeren Hinwendung der norddeutschen Studenten zu anderen Universitäten, da Göttingen fortan nicht mehr hannoversche Landesuniversität war. Der daraus resultierende Nachwuchsmangel zwang das Corps Friso-Luneburgia im Jahre 1868 zu suspendieren und auch in den Folgejahren gelang es nicht, das Corps in Göttingen zu rekonstituieren.
Daß die Friso-Luneburgia im Jahre 1920 an der Universität Köln rekonstituiert werden konnte, ging hauptsächlich auf die Bemühungen des örtlichen AHSC zurück, der nach der Umfirmierung der ehemaligen Handelshochschule zur Volluniversität (1919) die Verlegung des Corps von Göttingen nach Köln vorantrieb. Schon nach wenigen Jahren trugen die Bemühungen Früchte und das Corps wurde wieder durch eigenen Nachwuchs lebensfähig. Obwohl der aktive Betrieb infolge der 1935 erfolgten Auflösung der Korporationen nach nur 18 Jahren vorübergehend eingestellt werden mußte, blieben junge und alte Corpsbrüder auch während des Krieges in enger Freundschaft verbunden.
Im Mai 1951 wurde die Suspendierung aufgehoben und schon wenige Monate später konnten das 97. Stiftungsfest und die Rekonstitution feierlich begangen werden. Im Sommersemester 1953 wurden eigene Räumlichkeiten in der Eifelstraße 19 bezogen, die in den folgenden Jahren zum Mittelpunkt des Bundeslebens wurden. Nach erfolgreichen Jahren wurde es Ende der 60er Jahre immer schwieriger, mit weniger Nachwuchs den gewohnten Standard zu halten. Deshalb wurde am Ende des Wintersemesters 1971 gegenüber dem Kösener SC die Suspension angezeigt.
Im April 1976 wurde unter starker Beteiligung beider Corps der Kooperationsvertrag zwischen dem Kölner Corps Silesia und der Friso-Luneburgia ratifiziert. Nach der Suspendierung des aktiven Corps der Silesia im Jahre 1994 orientierten sich die Schlesier dann aber ab dem Sommer 1998 nach Frankfurt/Oder (heute: Corps Borusso-Silesia), was noch im selben Jahr zu einer Auflösung des Kooperationsvertrages führte.
Nachdem bereits Mitte des 20. Jahrhunderts für kurze Zeit ein enger Austausch zwischen dem Göttinger Friesen Bernhardi und den Friso-Luneburgen Fomm und Güttich bestanden hatte, kam es Anfang 2003 zum erneuten Kontakt zwischen Kölner und Göttinger Friesen. Beide Corps faßten spontan den Entschluß, die Verbindung zueinander aufrecht zu erhalten und zu vertiefen. Im Zuge der weiteren Annäherung wurde im Sommer 2004 ein gemeinsames Stiftungsfest anläßlich des 150jährigen Bestehens der Friso-Luneburgia in Göttingen gefeiert und schon im Februar 2005 konnte die Verschmelzung der beiden Corps feierlich in Göttingen begangen werden.
Bekannte Mitglieder
Rudolf Eucken, Literaturnobelpreisträger
Weblinks
Siehe auch: Corps, Studentenverbindung, Liste Weinheimer Corps