Erle (Raesfeld)
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Erle ist ein Teil der Gemeinde Raesfeld im Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Überregional bekannt ist Erle, das im Naturpark Hohe Mark liegt, auch wegen der über 1000 Jahre alten Femeiche. Erle ist 22,67 km² groß und hat 3701 Einwohner (Stand: 1. Juli 2007), was rund 163 Einwohner pro km² entspricht.
Geografische Lage
Erle liegt am Rande des Westmünsterlands. Es liegt praktisch auf dem Schnittpunkt der Kreise Recklinghausen, Wesel und Borken und somit auch auf dem Schnittpunkt von Münsterland, Niederrhein und Ruhrgebiet. Im Süden ist die nächstgrößere Stadt Dorsten, im Westen ist es Wesel, im Norden liegt Borken. Die unmittelbaren größeren Nachbardörfer sind Raesfeld, Homer, Marbeck, Heiden, Rhade, Schermbeck und Marienthal. Erle liegt in einer typischen Heidelandschaft, deshalb auch der Beiname "Heededoerpken". Erle besteht aus dem Dorfkern, den Bauernschaften Östrich und Westrich sowie aus Teilen der seit 1975 nicht mehr eigenständigen Ortschaft Overbeck. Erle ist Teil des Naturparks "Hohe Mark" und liegt an der "Hamaland-Route". Touristische Highlights in der Umgebung sind u.a. das Karmeliter Kloster in Marienthal und das Lembecker Schloss.
Verkehr
Durch Erle führt die B 224. Außerdem liegt der Ort nicht weit von der A 31 und ihrer Anschlussstelle Lembeck und Dorsten/Wulfen entfernt.
Geschichte

Anlässlich einer Schenkung Kaiser Heinrichs des II. wird Erle erstmals 1017 als "Horlon" erwähnt. Die Ritter zu Erle, die 1201 erstmals urkundlich erwähnt wurden und den Namen "von Ichorne", also Eichhorn=Eichhörnchen trugen, werden als die Gründer der im 12. Jahrhundert von Raesfeld abgetrennten Pfarrei St. Silvester (nach dem hl. Papst Silvester) angesehen. Daher auch die drei Eichhörnchen im Dorf-Wappen.
1317 erhielt der Ritter Menco dictus Heydene die Freigrafschaft Heiden, zu der die Kirchspiele Heiden, Ramsdorf, Reken, Lembeck, Wulfen, Lippramsdorf, Hervest, Schermbeck, Erle, Raesfeld und die Bauernschaft Marbeck gehörten. 1374 gehörte der südliche Teil dieser Freigrafschaft der Familie von Raesfeld zu Ostendorf, wo sie bis zum Ende des alten Reiches auch verblieb.
Um 1400 ist Werner de Bekehusen im Besitz der der bischöflichen Lehngüter in Rode (Rhade) im Kirchspiel Erler (Erle). Zwischen 1533 und 1622 hatten calvinistische Pfarrer im Dorf das Sagen. 1803 kam Erle mit der Herrlichkeit Lembeck zum Fürstentum Salm und war von 1810 bis 1813 französisches Protektorat.
1812 wurde das Kirchspiel Erle eine politische Gemeinde. Im Mai 1812 erfolgte nämlich die Aufteilung des Gebietes in zwei Mairien, Lembeck und Altschermbeck, unter gleichzeitiger Erhebung der Kirchspiele zu politischen Gemeinden. Zur Bürgermeisterei Lembeck gehörten nun die Gemeinden Lembeck, Hervest und Wulfen; zur Bürgermeisterei Altschermbeck: Altschermbeck, Holsterhausen, Erle und Rhade.
1813 wurden beide Bürgermeistereien der Regierung zu Münster unterstellt und damit ebenfalls preußisch, 1816 wurden sie dann dem Kreis Recklinghausen zugeordnet. 1825 wurden beide Verwaltungen in Personalunion dem Bürgermeister in Wulfen unterstellt. 1844 wurden die Bürgermeistereien in Ämter umgewandelt.
Im Zuge der kommunalen Neuordnung sind die beiden Ämter 1929 vereinigt und in "Amt Hervest-Dorsten" umbenannt worden. Verwaltungssitz blieb vorerst noch Wulfen. Nachdem aber am 1. April 1937 die Stadt Dorsten in den Amtsverband einbezogen wurde, erfolgte der Umzug nach Dorsten. 1975 kam Erle im Zuge der kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen als Ortsteil von Raesfeld in den Kreis Borken.
Im Kalten Krieg spielte Erle ebenfalls eine Rolle, da der Ort von 1965 bis 1983 Standort im so genannten Air Defence Belt der NATO war. Dieser "Gürtel" von FlaRak-Stellungen verlief und verläuft auch teilweise heute noch von Norden nach Süden Westdeutschlands und diente u.a. dazu, feindliche Flugzeuge des Warschauer Paktes zu zerstören. Das in Erle stationierte Waffensystem waren Raketen vom Typ NIKE-Hercules. Bis heute halten sich die Gerüchte, das in Erle auch passende Nuklearsprengköpfe vom Typ W31 gelagert wurden. Dagegen sprechen die fehlende bauliche Infrastruktur, die andere NIKE-Basen mit Nuklearbewaffnung hatten, dafür sprechen aber Zeugenaussagen ehemaliger Soldaten der niederländischen Luftwaffe.
Viele Straßennamen und Flurnamen in Erle erinnern an die Geschichte des Dorfes: Ekhornsloh, Freienstuhl, Ridderspaß, Upen Plass. Auch haben viele alteingesessene Familien einen "Dorfnamen" neben dem eigentlichen Nachnamen, der auf frühere Tätigkeiten der Familie hinweist. Zum Beispiel die Vorfahren der Familie "Imken" (gesprochen mit gedehntem I) waren Imker.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Turmwindmühle
Ein Kleinod Erles ist die gut restaurierte Turmwindmühle südlich vom Dorf. Der Müller Schwane (Kiewes) ließ sie in den Jahren 1843-1846 erbauen. Der Turm der Mühle ist aus Feldbrandsteinen gemauert. Um die Jahrhundertwende entstand im Vorderhaus eine elektrisch betriebene Dampfmühle, die gleichmäßiger und ertragreicher arbeitete. Bis 1980 wurde hier noch Korn zu Mehl gemahlen. Die Windmühlenflügel aber waren mit der Zeit so verfallen, dass sie festgestellt werden mussten. 1985 wurde die Mühle unter Denkmalschutz gestellt. Im Januar 1991 erhielt die Erler Mühle ein neues Dach, da ein Wirbelsturm große Schäden angerichtet hatte. Heute ist das Bauwerk ein Wohngebäude mit 3-4 Wohnungen.
Femeiche

Die über 1000 Jahre alte Femeiche gehört zu den ältesten Bäumen Deutschlands. Er wird auf ein Alter von ca. 1500 Jahren geschätzt. Irgendwie hat sich allerdings bei vielen Leuten und Veröffentlichungen eingebürgert, die Eiche 1000jährige Femeiche zu nennen.
Am Ende des Mittelalters wurde unter dieser Eiche das Femgericht über die Brüder Diepenbrock gehalten, wobei sie wegen Schöffenmord verfemt, also zum Tode verurteilt, wurden. Die Brüder wurden gleich an der Femeiche gehenkt.
Stürme, Jahreszeiten und Kriege haben ihr in den Jahrhunderten arg zugesetzt. Der gesamte Stamm ist hohl und besteht nur noch aus Rinde. Am Boden misst der Stammdurchmesser gewaltige 300cm und so konnte bei einem Manöver Anno 1819 der damalige Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen mit zwei Leuten aus seinem Generalsstab im Baum leicht sein Feldfrühstück einnehmen.
Bevor der christliche Glaube auch in Erle etabliert wurde, war die Femeiche dem germanischen Gott des Krieges und der Weisheit, Odin, geweiht. Seine beiden Raben Hugin und Munin saßen in der Krone der Eiche, während Gott Odin unter der Eiche als Richter saß. Deswegen wird die Femeiche auch Ravenseiche=Rabenseiche genannt. Es liegt nahe zu vermuten, das die Ravenseiche eine vorchristliche Opferstätte war. In der weltlichen Geschichte wurde bis 1589 Gericht über Mörder und Räuber gehalten.
Pius-Eiche
Die Pius-Eiche wurde am 16. Juni 1871 gepflanzt, damals an der Grenze des alten Friedhofs. Seit 1996 ist der stattliche Baum Naturdenkmal.
Die Geschichte dieses Baumes geht bis auf den Kulturkampf zurück, als Reichskanzler Otto von Bismarck und das evangelische Preußen mit Gesetzen gegen die katholische Kirche stritten. Die Erler Katholiken sahen es als ihre Pflicht an, dem damaligen Papst Pius IX ihre Treue zu zeigen und diese Eiche zu pflanzen.
St. Silvester

Die Geschichte der St.-Silvester-Kirche geht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Man vermutet, das schon damals ein Holzkirchlein an der Stelle, wo die jetzige St. Silvesterkirche steht, stand. Das St. Silvester-Patrozinium weist darauf hin, dass diese Holzkirche um die Jahrtausendwende 999-1000 gebaut worden ist. Erle gehörte zuerst zur Pfarrei Raesfeld St. Martin, wurde dann im 12. Jahrhundert von Raesfeld getrennt und zur eigenen Pfarrei erhoben.
Die erste Steinkirche wurde durch ein Feuer im Jahre 1560 vernichtet. Aus den Trümmern dieser Kirche wurde eine neue gebaut, die im 17. Jahrhundert vergrößert wurde. Ende des 19. Jahrhunderts war diese Kirche viel zu klein und baufällig geworden. Auf Veranlassung von Pastor Nonhoff wurde sie im Jahre 1875 abgerissen und durch ein neugotisches Bauwerk ersetzt.
Am 4. Dezember 1879 war die Einweihung der neuen Kirche. Der in Erle auch heute noch gut bekannte spätere Dechant Peter Karthaus hat im Laufe der Jahre die Kirche weiter ausgeschmückt. Diese Kirche wurde am 23. März 1945 durch einen Luftangriff völlig zerstört, als die Alliierten eine Wehrmachts-FlaK-Stellung im Kirchturm ausschalteten.
Nach dem Kriege begann der mühevolle Wiederaufbau in vereinfachter Form. Nachdem dann über 40 Jahre der "Stumpfe Turm" das Wahrzeichen von Erle darstellte wurde der Kirchturm kurz nach der Renovierung des Stumpfen Turms mit einem Kupferdach durch den heutigen hohe Kirchturm im Jahre 1998 ersetzt.
Grabhügel

In der Erler Östrich befindet sich ein alter Grabhügel. Der Hügel hat eine Höhe von rund 180cm und einen Durchmesser von 19 Metern und ist vollständig von Bäumen und ein wenig Unterholz überwachsen, so dass er im Sommer so gut wie nicht von der Straße "Werlo" zu sehen ist, an deren Rand er unmittelbar liegt (Wiederum kurz vor der Einmündung in die "Rhader Straße"). Er gehört zu einer größeren Grabhügelgruppe, von denen heute noch sieben erhalten sind. Diese Grabhügel, im Volksmund auch Hügelgräber genannt, wurden als Bodendenkmäler ausgewiesen und sind somit besonders geschützt.
Es konnten in diesem Grab bei archäologischen Grabungen leider keine Funde getätigt werden, die einen Hinweis darauf geben könnten, von wem und wie dieser Grabhügel als Totenstätte genutzt wurde.
Allerdings kann durch Heranziehung anderwärtiger archäologischer Erkenntnisse folgendes angenommen werden: Am Anfang des 2. Jahrtausends v.Chr. drangen aus den Ostländern viehzüchtende Volkgruppen in Westfalen ein und vermischten sich mit den hier heimischen Bauernkulturen, die ihre Toten in Großsteingräbern (Hünengräbern) oder Steinkisten beerdigten. Die Eindringlinge, auch Steinaxtleute genannt, beerdigten ihre Toten in Einzelgräber bzw. großen, kreisrunden Grabhügeln mit Durchmessern um 20m, die man vielfach an weithin sichtbaren Orten anlegte. Die Toten legte man in eine Grabkammer aus Holz. Diese Grabhügel wurden dann oftmals über Jahrhunderte hin als Friedhof benutzt. In der Eisenzeit verdrängten dann die Flachgräber die Grabhügel.
Neben den Hünen- und Steinkistengräbern gehören die bis zu 4000 Jahre alten Grabhügel zu den großen Grabanlagen Westfalens. Die meisten dieser Anlagen wurden bei der Kultivierung der Heide- und Waldböden zu Weide- und Ackerland zerstört. Was übrig blieb, wurde im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert durch Raubgrabungen zerstört.
Teufelsstein
Der Östricher Teufelstein ist rund 100 Meter in einem Eichenwäldchen am Weg "Baklo", nahe der "Rhader Straße" zu finden. Heute hat der Heimatverein am Waldrand eine Informationstafel aufgestellt und es ist nunmehr recht einfach, den unscheinbaren Stein zu finden. Der Teufelstein liegt im Randgebiet eines uralten Drubbels, also einer bäuerlichen Kleinsiedlung. Es wird vermutet, das dieser Anger (Dorfanlage) den Bewohnern des Drubbels und dann auch der ganzen Bauernschaft als Versammlungsort für weltliche und heidnische Handlungen diente. Die Sagen vom weißen Pferd (das den Göttern und Göttinnen als Reittier diente) und vom schwarzen Hasen (germanischer Krankheitsdämon) werden ebenfalls mit dem Teufelstein und dessen Umgebung in Zusammenhang gebracht. Wer sich in der Gegend um den Teufelstein verirrte, dem erschien ein kopfloses weißen Pferd und der Wanderer fand kurze Zeit später wieder den rechten Weg.
Historische Poststation Suendarp
Das 1797 erbaute Haus des Bauern Grewing, ehemals Suendarp, diente von 1803 bis 1850 als Poststation der Postverbindung Essen - Dorsten - Alttüshaus - Erle (Östrich, Suendarp) - Borken. Die Postation Suendarp diente als Rasthof für die Kutschenpassagiere und dort wurden auch die Kutschpferde gewechselt. Der Postweg (An ihn erinnert der Strassenname "Alter Postweg") verlief von der Poststation Suendarp südlich durch die Erler Heide, und wer diesen Landstrich kennt, kann erahnen, wie beschwerlich dieser Weg für Pferde und Menschen gewesen sein muss, teilweise durch tiefen, losen Sand, teilweise dann durch Morast. Im Jahre 1845 wurde der Postweg rund 2 km westlich auf die Trasse der heutigen B224 verlegt, was dann auch die Tage der "Poststation Suendarp" beendeten. Heute kann wieder an der Stelle rasten, in wunderschöner Natur lädt dort im Sommer eine gemütliche Sitzgelegenheit den Wanderer oder Radfahrer ein, ein Weilchen die Seele baumeln zu lassen.
Weblinks
- www.gemeinde-raesfeld.de Website der Gemeinde Raesfeld
- Heimatverein Erle
- Private Homepage über Erle
- Private Website über Erle