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Paul Brohmer

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Paul Brohmer (* 1885 in Sangerhausen; † 30. Januar 1965 in Kiel) war ein deutscher Biologe und Biologiedidaktiker. Neben seinem heute noch verlegten Werk Fauna von Deutschland gilt Brohmer als paradigmatischer,[1] bedeutender, [2] bzw. führender Repräsentant der NS-Biologiedidaktik [3]

Leben und Werk

Paul Brohmer wurde 1885 in Sangerhausen als Sohn eines Oberbahnassistenten geboren. Nach der Schulzeit besuchte er das evangelische Lehrerseminar in Erfurt. Sein naturwissenschaftliches Studium an der Universität Jena schloss er 1909 mit der Promotion ab. Danach war er kurzzeitig Privatassistent von Ernst Haeckel ab 1910 aber schon Seminarlehrer und -oberlehrer an evangelischen Lehrerseminaren. Sein weiteres Leben ist von Funktionen in diesem Bereich dominiert.


Die Fauna von Deutschland

Paul Brohmer ist ein Vertreter der, von Georg Kerschensteiner begründeten, Arbeitsschulbewegung im Biologieunterricht. Für die von Cornel Schmitt begründete Methodik der Exkursionen wurden von ihm die Bestimmungsbücher verfasst.[4] 1914 erscheint die Erstauflage der Fauna von Deutschland, das erste Buch mit dem es möglich sein soll alle in Deutschland lebenden Tierarten zu bestimmen. Es ergänzt die von Otto Schmeil und Jost Fitschen 1903 begründete Flora von Deutschland.

Hier fehlt noch was Inhaltliches zur Fauna

Politisierung des naturwissenschaftlichen Unterrichtes

Typisch für Brohmer, auch schon in der Weimarer Republik ist, dass die Lernziele um eine staatspolitische Dimension erweitert werden. Das macht der Titel "Erziehung zur Staatsgesinnung durch arbeitskundlichen Biologieunterricht" (1923) ebenso deutlich, wie die geopolitische Zielsetzung „möglichst viele Erdölfelder in die Hand zu bekommen“ obwohl Deutschland „jetzt von diesen Plätzen an der Sonne ausgeschlossen ist“, wie er 1929 in "Der naturkundliche Unterricht" für den Chemieunterricht vorschlägt. [5]

Für den beruflichen Aufstieg stehen 1926 eine Berufung zum Dozenten an die Pädagogischen Akademie in Kiel ein Jahr später wird er dort Professor für Biologie. Zu Beginn der Dreißigerjahre war er stellvertretender Direktor dieser Hochschule.

Aufstieg im Dritten Reich

Im Januar 1933 tritt er öffentlich für den Nationalsozialismus ein, unter anderm in dem er zusammen mit dem Direktor der Hochschule die Hakenkreuzflagge über dem Hochschulgebäude nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler hisste.[6]

Ab 1. Mai 1933 übernimmt er den Lehrstuhl für Vererbungslehre, Rassenkunde, Biologie und Methodik des Naturkundeunterrichtes. [7] Am gleichen Tag tritt er der NSDAP bei, [8] und wird NSLB Mitglied. Er unterzeichnet einen am 11.11.1933 (einen Tag vor der Reichstagswahl) in Leipzig zur Festveranstaltung „Mit Adolf Hitler für des deutschen Volkes Ehre, Freiheit und Recht!“ veröffnetllichtes „Bekenntnis der Professoren und Intellektuellen an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“.[9]

1934 erhällt er als Kreisredner die „Erlaubnis, rassenpolitische Vorträge zu halten“ wird Kreissachbearbeiter für Rassenpolitische Erziehung im NSLB und Sachbearbeiter für Schulfragen in der Gaudienststelle Schleswig-Holstein der Kulturgemeinde. 1940 wechselt er zur Hochschule für Lehrerbildung in Elbing.

Nach 1945

Im Rahmen der Entnazifizierung nach dem Ende des zweiten Weltkrieges gehört er zu den wenigen deutschen Hochschullehrern die entlassen werden. Seine Entlassung geschah durch die britische Militärregierung. Zumindest in der sowjetischen Besatzungszone wurden 1946 mehrere seiner Bioschulbücher eingezogen. [10]

1948 erstellt er ein entlastendes Gutachten für die Entnazifizierungsbehörden über seinen Kollegen Adolf Bracker der u.a. SS-Sportreferent und Mitglied des SS-Verein Lebensborn e.V. war und das zu einer Neubewertung von "Mitläufer" zu entlastet führt. [11]

Werke (Auswahl)

  • 1914: Fauna von Deutschland. 1. Auflage, Quelle & Meyer, Leipzig
    • Matthias Schaefer: Brohmer – Fauna von Deutschland. 22. Auflage, Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2006. ISBN 3-494-01409-4
  • 1917: Sexuelle Erziehung im Lehrerseminar Teubner, Leipzig
  • 1923: Erziehung zur Staatsgesinnung durch arbeitskundlichen Biologieunterricht A. W. Zickfeldt, Osterwieck a. H.
  • 1925: Tierbestimmungsbuch. Quelle & Meyer, Leipzig
  • 1929: Der naturkundliche Unterricht. Leipzig
  • 1933: Schädlinge der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen J. Beltz, Langensalza Berlin Leipzig
  • 1933: Biologieunterricht und völkische Erziehung. Diesterweg, Fankfurt am Main
  • 1934: Biologieunterricht unter Berücksichtigung von Rassenkunde und Erbpflege. Zickfeldt, Osterwieck
  • 1935: Mensch – Natur – Staat. Diesterweg, Fankfurt am Main
  • 1936: Die Deutschen Lebensgemeinschaften Band 1-5 Zickfeldt, Osterwieck und Berlin
  • 1950: Flur und Wiese. Führer durch die heimischen Lebensräume. Quelle & Meyer, Heidelberg
  • 1950–1955: Deutschlands Pflanzen- und Tierwelt. Quelle & Meyer, Heidelberg
  • ab 1953 Koautor von Georg Stehli: Welches Tier ist das? [12]

Literatur

  • Hans-Christian Harten, Uwe Neirich und Matthias Schwerendt: Rassenhygiene als Erziehungsideologie des Dritten Reichs. Akademie Verlag, Berlin 2006. ISBN 3050040947Voransicht bei Google Books
  • Detlev Franz: Biologismus von oben. Das Menschenbild in Biologiebüchern. DISS, Duisburg 1993, ISBN 3-927388-38-6

Einzelnachweise

  1. http://books.google.de/books?id=ni8YAerYiE8C&pg=PA187&lpg=PA187&dq=Brohmer+NS+Biologie&source=web&ots=ISjBN3Y9iZ&sig=hypRCD1vR85D_oIu9EZCJIhOYA4&hl=de
  2. Detlev Franz: Biologismus von oben.
  3. Klußmann, Astrid; Pfaff, Andreas; Reinsdorf, Katharina; Schimmer, Christiane: Adolf Bracker, ein Dozent an der Hochschule für Lehrerbildung während und nach dem Dritten Reich. In: Ebd. S. 132-154.
  4. http://wwwuser.gwdg.de/~hhaller/histForschBio.htm
  5. http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2006/782/html/data/chapter5.html#N11451
  6. http://www.uni-kiel.de/ns-zeit/ph/brohmer-paul.shtml
  7. http://www.uni-kiel.de/ns-zeit/ph/brohmer-paul.shtml
  8. http://www.uni-kiel.de/ns-zeit/ph/brohmer-paul.shtml
  9. http://www.verfolgte-schueler.org/1933-45.htm
  10. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-b.html
  11. http://www.uni-kiel.de/ns-zeit/ph/brohmer-paul.shtml
  12. Literatur von Paul Brohmer (nicht individualisiert) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

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