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Novalis

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Novalis, mit bürgerlichem Namen Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg (* 2. Mai 1772 auf dem Stammsitz der obersächsisch-freiherrlichen Linie derer zu Hardenberg in Oberwiederstedt (heute Wiederstedt) nahe Hettstedt; † 25. März 1801 in Weißenfels), war ein Dichter der Frühromantik.

Porträt von Novalis. Reproduktion nach einem Kupferstich von Eduard Eichens

Zum Namen

In einem kleinen Lebensabriß verzeichnete Novalis' Mutter Auguste Bernhardine Freifrau von Hardenberg, geb. v. Bölzig (1749-1818), die Geburt ihres zweiten Kindes: "Den 2ten May 1772 zu Wiederstedt machte uns Eltern Gott die Freude und schenkte uns einen Sohn, welcher in der heil. Taufe den Namen bekam: Georg Friedrich Philipp v. H." Ein jüngerer Bruder erhielt später den Rufnamen Georg, so dass er sich meist selbst Philipp Friedrich, Friedrich oder auch Fritz nannte. Die gelegentlich angegebene Namensvariante mit "Leopold" geht auf einen Brief Novalis' an Karl Leonhard Reinhold vom 5. Oktober 1791 zurück. Sie war möglicherweise der Verehrung für den Dichter Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750-1819) geschuldet und taucht in den Briefen nur bei dieser Gelegenheit auf. Wiederum andere "Phantasienamen" aus dieser Zeit sind Kurt und Albert.
Obwohl er auch während seines Studiums an der Bergakademie Freiberg und seiner Mitwirkung an der Geognostischen Landesuntersuchung Sachsens als Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg aktenkundig geworden ist, tragen insbesondere wichtige Dokumente aus seiner Berufstätigkeit (beispielsweise die Einstellungsurkunde als Assessor an den Kurfürstlichen Salinen zu Dürrenberg vom 3. Februar 1800) durchweg den Geburtsnamen.

Für die Veröffentlichung der Fragmentsammlung "Blüthenstaub" im Athenäum wählte er das Pseudonym Novalis, "welcher Name ein alter Geschlechtsname von mir ist". (an A. W. Schlegel, Freiberg, 24.2.1798). Seine Vorfahren hatten sich erst nach einem Gut Großenrode oder 'magna Novalis' bei Nörten "Von Rode" oder "de Novali" genannt. Später gab sich die Familie dann den Namen "von Hardenberg" nach der Burg nahe Nörten.

Leben

Friedrich von Hardenberg war das zweite von elf Kindern der Familie. Nachdem der streng pietistische Vater Heinrich Ulrich Erasmus Freiherr von Hardenberg (1738-1814) im Jahre 1784 zum Direktor der kursächsischen Salinen Dürrenberg, Kösen und Artern ernannt wurde, zog die Familie von Oberwiederstedt nach Weißenfels.
Nach dem Besuch des Luthergymnasiums in Eisleben bezog Friedrich von Hardenberg als Student der Jurisprudenz 1790 die Universität Jena, wo er die Bekanntschaft Friedrich Schillers machte und zu den Studenten gehörte, die ihn während einer schweren Erkrankung im Jahre 1791 pflegten. Im gleichen Jahr veröffentlichte Christoph Martin Wieland im Neuen Teutschen Merkur Hardenbergs Gedicht "Klagen eines Jünglings", das Beleg für den Eindruck Schillers auf seine Persönlichkeit ist.
Im Herbst übersiedelt er nach Leipzig, wo er an der Universität neben Jura auch Philosophie und Mathematik (bei Carl Friedrich von Hindenburg) belegte. In Leipzig machte er auch die Bekanntschaft Friedrich Schlegels. Die Beziehung zu einer Leipziger Bürgerstochter veranlaßte den Vater zu einer Intervention, woraufhin Novalis nach Wittenberg an die dortige Universität wechselte und 1794 das Rechtsstudium mit dem besten Examen abschloß.

Im selben Jahr wurde er als Aktuarius nach Tennstedt geschickt. Im nahen Grüningen begegnete er der damals 12jährigen Sophie von Kühn, mit der er sich am 15. März 1796 ohne Wissen der Eltern verlobte. Im Januar 1796 wurde er Akzessist an der Salinendirektion in Weißenfels.

Nach dem Tode Sophies am 19. März und seines geliebten jüngeren Bruders Erasmus am 14. April 1797 ging er Ende 1797 an die Freiberger Bergakademie, wo er Mathematik, Chemie (bei Wilhelm August Lampadius) als auch Geognosie, Oryktognosie und Bergwerkskunde (bei Abraham Gottlob Werner) studierte und an der geognostischen Landesuntersuchung beteiligt war. Auch die zweite Verlobung 1798 mit Juliane von Charpentier, Tochter des Berghauptmanns Johann Friedrich Wilhelm Toussaint von Charpentier, blieb ohne Hochzeit. Pfingsten 1799 kehrte er zur Salinendirektion zurück und wurde im Dezember zum Salinenassessor in Weißenfels und Mitglied des Salinendirektoriums ernannt. Höhepunkt der beruflichen Laufbahn war die Ernennung zum Supernumerar-Amtshauptmann für den Thüringischen Kreis am 6. Dezember 1800. Seit August dieses Jahres war er an Schwindsucht erkrankt und konnte die Arbeit nicht mehr aufnehmen.

Würdigung

Novalis war Mitbegründer der Romantik – ein Wort, das von ihm eingeführt wurde. Er ist Autor des Romans Heinrich von Ofterdingen, in dem die "blaue Blume" ein Schlüsselmotiv ist, das die romantische Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, dem Phantastischen, dem Ahnungsvollen, nach der Kindheit, nach der Philosophie und Religion usw. symbolisiert. Die Lehrlinge zu Sais ist ein weiteres bekanntes Romanfragment des Verfassers. Er verfasste viele berühmte Gedichte, wie beispielsweise:

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen,
Wenn die, so singen oder küssen
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freie Leben
Und in die Welt wird zurückbegeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit werden gatten
Und man in Märchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.

Eine ganz besondere Faszination übt noch heute das Fragmentarische seines Werks aus; mehrere Notiz- und Tagebücher von Novalis sind überliefert.

Novalis' Schriften erschienen zuerst 1802 (herausgegeben von Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck); bei dieser und den folgenden vier Ausgaben ist Tieck allein für die Vorreden und in weitem Umfang auch für die Zusammenstellung, Auswahl und Bearbeitung der Texte verantwortlich.

Werke

Heinrich von Ofterdingen

Hymnen an die Nacht

Literatur

  • Novalis. Schriften: Die Werke Friedrich von Hardenbergs. Historisch-kritische Ausgabe in 4 Bänden, einem Materialienband und einem Ergänzungsband in 4 Teilbänden. Herausgegeben von Richard Samuel in Zusammenarbeit mit Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz. Stuttgart; Berlin; Köln: Kohlhammer, 1960ff. [Die kommentierte, sogenannte Historisch-kritische Ausgabe ist die vollständige Werkausgabe auf Grundlage der erhaltenen Handschriften beziehungsweise der Erstdrucke und Standardedition der Novalis-Forschung. Band 5 enhält ein umfassendes Personen-, Sach- und Ortsregister.]
  • Novalis. Werke, Tagebücher und Briefe Friedrich von Hardenbergs. In drei Bänden. Hrsg. von Hans-Joachim Mähl und Richard Samuel. Kommentar von Hans-Jürgen Balmes. München; Wien: Hanser, 1978 beziehungsweise Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, 1999. ["Studienausgabe" durch die Herausgeber o. g. Novalis-Edition. Band 3 enthält Kommentar nebst Register.]
  • Novalis Werke. Herausgegeben und kommentiert von Gerhard Schulz. 3. Auflage, München: Beck, 1987. [In Auswahl und Kommentar sehr gute einbändige Ausgabe.]
  • Gerhard Schulz. Novalis. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek: Rowohlt 1969 und später. [Nach wie vor die beste Einführung in Leben und Werk Friedrich von Harndenbergs.]
  • Novalis. Dokumente seines Lebens und Sterbens. Herausgegeben von Hermann Hesse und Karl Isenberg. Frankfurt/M.: Insel, 1976. [Enthält unter anderem Ludwig Tiecks 'Das Leben des Novalis' und die Novalis-Biographie des Tennstedter Kreisamtmanns August Coelestin Just.]
  • Florian Roder, Novalis. Die Verwandlung des Menschen. Stuttgart 1992.

Novalis ist auch der Name einer Rockgruppe, siehe Novalis (Musikgruppe)