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Herzogtum Berg

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Berg war ein ehemaliges Herzogtum (Ducatus Montensis) im westfälischen Kreis des alten Deutschen Reichs. Es war am rechten Rheinufer, zwischen dem Erzbistum Köln, dem Fürstentum Nassau-Siegen, dem Herzogtum Westfalen, der Grafschaft Mark, dem Herzogtum Kleve und dem Fürstentum Mörs gelegen. Berg zählte auf 2975 km² 262.000 Einwohner und gehört jetzt teils zu den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln.


Das Herzogtum war beim ersten Erscheinen der Römer von Ubiern, später von Tenkterern und Sigambrern, nach der Völkerwanderung von ripuarischen Franken bewohnt und Grenzland zu den Sachsen. Das Christentum fand hier zuerst um 700 Eingang durch Suidbertus, Bedas Schüler, der auf einer Rheininsel bei Düsseldorf das Stift Kaiserswerth gründete.

Die Vorfahren der Grafen von Berg besaßen das Vogteiamt über die Abteien Deutz und Werden; 1068 nennt sich ein Adolf, der zweite dieses Namens, zuerst mit dem Zusatz "vom Berge", aber noch nicht Graf. Dessen Sohn führt 1101 in einer Urkunde des Kaisers Heinrich IV. (HRR) den Grafentitel; er wird daher neuerdings mit Recht Graf Adolf I. genannt, und man beginnt jetzt mit ihm die Zählung. Er erbaute die neue Burg an der Wupper, verwandelte die Stammburg Berg (Altenberg) 1133 in eine Zisterzienserabtei und starb daselbst als Mönch 1152. Seine Enkel Eberhard und Engelbert I. teilten gegen 1160 das Erbe, so dass jener Altena, dieser Berg erhielt. Engelbert vermehrte seine Besitzungen bedeutend, nahm am Kreuzzug Friedrich Barbarossas teil und starb auf dem Rückweg 1189. Mit seinen Söhnen Adolf III. (1189-1218) und Engelbert II., dem Heiligen (gest. 1225), erlosch der Mannesstamm.

Das Herzogtum Berg fiel nun an Heinrich von Limburg, Schwiegersohn des Grafen Adolf III. Sein Enkel Adolf V. (1259-1296) nahm in der Schlacht von Worringen den Erzbischof von Köln, Siegfried von Westerburg, gefangen und erklärte in demselben Jahr (1288) Düsseldorf zur Stadt; er hatte seinen Bruder Wilhelm I. zum Nachfolger. Diesem folgte sein Neffe Adolf VI. (1308 bis 1348), unter dessen Regierung Berg durch Überschwemmungen, Mißwachs, Pest und den Krieg zwischen Friedrich von Österreich und Ludwig dem Bayern viel zu leiden hatte.

Da Adolf ohne Kinder starb, so fiel die Grafschaft Berg an seine Schwestertochter Margarete, Gräfin von Ravensberg und Gemahlin Gerhards, Sohns des Herzogs Wilhelm von Jülich. Gerhards Sohn Wilhelm II. erhielt 1380 vom König Wenzel für Berg die Herzogswürde und starb 1408. Sein Sohn Herzog Adolf I., zugleich Graf von Ravensberg (1408-1437), erwarb nach dem Tode des Herzogs Reinald III. von Jülich und Geldern 1423 ersteres Land. Berg blieb von da an bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts mit Jülich vereinigt.

Nach dem Erlöschen des Jülich-Bergschen Hauses (1511) folgten Fürsten aus dem Haus Kleve, und nach deren Aussterben (1609) erhob sich ein Erbfolgestreit, der damit beendigt wurde, dass die Nachfolge in Jülich und Berg dem Haus Pfalz-Neuburg zufiel. Nach dessen Erlöschen kam das Land 1742 an den Kurfürsten Karl Theodor aus der Sulzbacher Linie und nach dessen Tod 1799 an den Herzog Maximilian Joseph von Pfalz-Zweibrücken, welchem es 1801 im Lüneviller Frieden verblieb.

1806 wurde Berg an Frankreich abgetreten, und Napoleon I. bildete nun daraus ein Großherzogtum unter Joachim Murat. 1807 wurden dazu noch die Grafschaften Mark, Tecklenburg und Lingen, das Herzogtum Münster, die Abteien Elten, Essen und Werden geschlagen, so dass das Ganze, seit 1808 in vier Departements (Rhein, Sieg, Ruhr und Ems) geteilt, auf einer Fläche von ungefähr 17,350 qkm 878.157 Einwohner zählte. Nach Murats Erhebung auf den Thron von Neapel folgte im Großherzogtum, das Düsseldorf zur Hauptstadt hatte, 1809 unter kaiserlicher Vormundschaft Ludwig, der älteste Sohn des Königs von Holland, Bruder Napoleons III.

Bald nach der Völkerschlacht bei Leipzig löste sich das Großherzogtum von selbst auf, indem die einzelnen zusammengezwungenen Landesteile freiwillig zu ihren früheren Herren zurückkehrten. Die meisten derselben zusammen mit dem eigentlichen Herzogtum Berg fielen schließlich durch den Wiener Kongreß an Preußen.


Literatur

  • Göcke, Das Großherzogtum Berg unter Joachim Murat, Napoleon I. und Louis Napoleon 1806-1813, Köln 1877


[Dieser Artikel basiert auf dem Artikel aus Meyers Konversationslexikon von 1888-90.]


siehe auch Bergisches Land

  • Berg, in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888-90, Bd.2, S.719