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Stanley Kubrick

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Stanley Kubrick (* 26. Juli 1928 in New York City; † 7. März 1999 in Childwickbury Manor bei London) war ein US-amerikanischer Filmregisseur jüdischer Herkunft. Er gilt als einer der besten Filmregisseure des 20. Jahrhunderts.

Seine Filme werden vor allem für ihren tiefen intellektuellen Symbolismus und ihre technische Perfektion gepriesen. Als Regisseur war er sowohl berühmt wie berüchtigt dafür, jede Szene bis ins kleinste Detail durchzugestalten und dabei meist die Schauspieler bis an ihre psychischen und physischen Grenzen zu führen.

Die Hauptthemen seiner Filme waren die Sinnlosigkeit intelligenten Handelns, das Scheitern der Menschlichkeit beziehungsweise die Entfremdung vom Menschsein.

Anfänge und Durchbruch

Kubrick begann seine Karriere als Fotograf. Nachdem er zunächst Amateurfotos an das New Yorker Look-Magazin verkauft hatte, arbeitete er dort schließlich auch als fester Angestellter. Eine Foto-Geschichte über einen Boxer, die er verfasste, führte ihn tiefer in die behandelte Materie ein. Als Fotograf war er viel mit investigativer Berichterstattung vertraut; dementsprechend inszenierte er 1951 seinen ersten Dokumentarfilm Day of the Fight, eine damals Aufsehen erregende, obwohl nur 16 Minuten lange Studie über individuelle Leistungen im Boxring. Motiviert durch den Erfolg und die Anerkennung, die ihm durch das Erstwerk zukamen, drehte er anschließend den Dokumentationsfilm Flying Padre und den wenig geglückten Gewerkschafts-Werbefilm The Seafarers. Seine ersten, überwiegend aus privaten Kassen finanzierten Spielfilme Fear and Desire und Killer's Kiss zogen hingegen bereits die Aufmerksamkeit Hollywoods auf sich. Filmkennern wurde er mit dem klassischen Film noir The Killing ein Begriff, bevor mit Wege zum Ruhm der endgültige Durchbruch gelang. Seine typische Technik entwickelte sich in diesen Filmen: lange Einstellungen, eine Betonung der Gesichtsausdrücke und eine kalte, distanzierte Atmosphäre, die die Zärtlichkeit und Menschlichkeit der handelnden Figuren bloß stellen. Der passionierte Schachspieler Kubrick plante nach eigenen Angaben viele Filme und die handelnden Figuren analog zu den Konflikten und Bewegungen auf einem Schachbrett.

Sein einziger Versuch, einen typischen Hollywood-Film zu drehen, Spartacus, wird allgemein als großartiger Film betrachtet. Kubrick selbst war jedoch unzufrieden sowohl mit der Besetzung (insbesondere mit dem Produzenten Kirk Douglas) als auch mit den Umständen der Produktion. Kubrick nahm sich vor, nie wieder einen Film zu drehen, den er nicht auch selber produzieren würde. Er verließ das System von Hollywood und blieb dort bis zum Ende seines Lebens ein Außenstehender.

Rückzug nach England und die ersten Kubrick-Filme

In den frühen 1960ern zog Kubrick nach England. Er ließ sich im Childwickbury Manor im District St. Albans für den Rest seines Lebens nieder. Für Presse und Hollywood galt er dort als extrem zurückgezogen lebend, nähere Bekannte allerdings sagten, dass er den allergrößten Teil seiner Zeit in der Umgebung von Familien, Freunden und Bekannten verbrachte.

Sein erster englischer Film war Lolita. Kubrick arbeitete eng mit dem Autor des Romans, Vladimir Nabokov, zusammen, um ein Drehbuch zu erarbeiten, mit dem die als Skandalbuch rezipierte Handlung so verfilmt werden konnte, dass sie nicht weltweit auf dem Index landete. Bei den Arbeiten zu Lolita entdeckte der Regisseur den Schauspieler Peter Sellers. Er fragte an, ob dieser in seinem nächsten Film Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben nicht gleich vier Rollen übernehmen könne. Sellers sagte zu, spielte jedoch "nur" drei Rollen in diesem Film.

Dr. Seltsam - wie diverse andere Kubrick-Filme auch - wird bei vielen als einer der großartigsten Filme aller Zeiten betrachtet. Das hohe Risiko, die Anspannung des Kalten Krieges als schwarze und absurde Komödie aufzuführen, zahlte sich letztendlich aus. Berühmt wurden ebenfalls seine nächsten beiden Filme: 2001: Odyssee im Weltraum und A Clockwork Orange. Alle drei Filme provozierten bei ihrem Erscheinen heftige öffentliche Kontroversen und werden immer noch in der Filmwissenschaft diskutiert, sowohl anhand der Themen und der Handlung als auch des in ihnen enthaltenen Symbolismus.

Der Film Barry Lyndon hingegen war ein kommerzieller Misserfolg. Kubricks beeindruckendes, aber elitäres Unternehmen, die Schönheit barocker Malerei und Musik filmisch erlebbar zu machen und das Leben jener Zeit anhand der Biographie Barry Lyndons authentisch wiederzugeben, ging offenbar am Geschmack eines breiten Publikums vorbei. Nach Barry Lyndon nahm Kubricks Produktionstempo ab. In den letzten 25 Jahren seines Lebens produzierte er nur vier weitere Filme. Allerdings waren sein Ruhm und das ihn umgebenene "Mysterium" derart groß, dass nicht nur jede Veröffentlichung weltweit mit großen Erwartungen aufgenommen wurden. Wichtiger für ihn und wohl einmalig in der Geschichte Hollywoods war, dass er bei jedem Film weitgehend freie Hand und ein beinahe unbeschränktes Zeitbudget von den großen Studios bekam.

Kubrick drehte mit Jack Nicholson den Film Shining, eine Adaption eines Buches von Stephen King. Insbesondere King-Fans waren unzufrieden mit dem Film, da er sich große Freiheiten gegenüber der Handlung des Buches nahm. King selbst bezeichnete ihn als schlechteste Verfilmung seiner Bücher. Obwohl nicht so enthusiastisch von der zeitgenössischen Kritik rezipiert wie frühere Werke gilt er mittlerweile als Klassiker der Mystery-Thriller. Der im Vietnamkrieg spielende Full Metal Jacket war Kubricks einziger Film, der aus seiner Sicht zu spät kam. Trotz strengster Geheimhaltung, sickerten kurz vor der Fertigstellung des Filmes Informationen über das Thema an die Öffentlichkeit. Daraufhin stellte Oliver Stone seinen Film Platoon schneller als geplant fertig und brachte ihn wenige Wochen vor Full Metal Jacket in die Kinos. Full Metal Jacket gilt insbesondere wegen der im Ausbildungslager der jungen Rekruten spielenden Szenen ebenfalls als Klassiker, kam aber nicht an die früheren Werke heran.

Kubricks Erbe

Erst wenige Tage vor seinem Tod war die Premiere von Eyes Wide Shut. Schon lange zuvor plante Kubrick den Film A.I. - Künstliche Intelligenz, diesen hatte er aber verschoben, da er meinte, dass die technischen Produktionsmöglichkeiten in den folgenden Jahren wesentlich besser werden würden. Noch während seiner Dreharbeiten an Eyes Wide Shut trug er das Projekt seinem langjährigen Freund Steven Spielberg zu, der die Story schließlich umsetzte. Kritiker sehen im Film aber vor allem einen Spielberg-Film und kritisieren insbesondere die Musikauswahl, die Kubrick so nie getroffen hätte.

Filmographie

Nicht realisierte Filmprojekte

  • Murder of Myself - geplant als Teil einer Krimiserie in den 1950er Jahren. Drehbuchentwurf von Richard Adams im Nachlass.
  • Brennendes Geheimnis - Drehbuch nach der gleichnamigen Novelle von Stefan Zweig für MGM ca. 1956 gefertigt, jedoch nicht realisiert.
  • The 7th Virginia Cavalry Raider (1958) - nicht beendetes Drehbuch von Kubrick über einen Südstaatenoffizier im amerikanischen Bürgerkrieg.
  • One-eyed Jacks (1958) - Kubrick hatte einen Vertrag für diesen Western mit Marlon Brando für Regie und Drehbuch. Brando realisierte ihn jedoch 1961 allein.
  • The German Lieutenant (1959) - Drehbuch für einen Kriegsfilm über deutsche Fallschirmjäger im Zweiten Weltkrieg mit Alan Ladd.
  • Napoleon (1970) - Kubrick bereitete mehrere Jahre einen biografischen Film über Napoleon Bonaparte vor, der über drei Stunden gedauert hätte, jedoch aufgrund der fehlenden Finanzierung nie realisiert wurde. Die Vorbereitungen waren jedoch so weit gediehen, dass Kubrick den Film jederzeit hätte machen können.
  • Aryan Papers (Anfang der 1990er Jahre) - Kubrick wollte einen Film über den Holocaust machen. Grundlage war der Roman Wartime Lies von Louis Begley. Nachdem jedoch Steven Spielberg Schindlers Liste angefangen hatte, beendete Kubrick die Arbeit an dem Projekt.

Auszeichnungen

  • 1964 Oscar-Nominierung für Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben
  • 1968 Oscar für 2001: Odyssee im Weltraum in der Kategorie Spezial-Effekte
  • 1971 Oscar-Nominierung für Uhrwerk Orange
  • 1975 Oscar-Nominierung für Barry Lyndon
  • 1987 Oscar-Nominierung für Full Metal Jacket
  • 1997 Goldener Löwe fürs Lebenswerk

Literatur

  • Paul Duncan: Stanley Kubrick Visueller Poet 1928 - 1999, 2003, ISBN 3-82281-673-6
  • Georg Seeßlen/Fernand Jung: Stanley Kubrick und seine Filme, 1999, ISBN 3-89472-312-2
  • Andreas Kilb/Rainer Rother: Stanley Kubrick, 1999, ISBN 3-92947-078-0
  • Alexander Walker/Sybil Taylor/Ulrich Ruchti: Stanley Kubrick, 1999, ISBN 3-89487-330-2
  • Kay Kirchmann: Stanley Kubrick - Das Schweigen der Bilder, 1993, ISBN 3-89398-126-8
  • Rolf Thissen: Stanley Kubrick - Der Regisseur als Architekt, 1999, ISBN 3453164954
  • Gerrit Bodde: Die Musik in den Filmen von Stanley Kubrick, 2002, ISBN 3-93623-135-4
  • Stanley Kubrick , 2004, Kinomatograph Nr. 19, erschienen zur Stanley Kubrick Ausstellung des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt am Main 2004, ISBN 3887990684

Aktuelle Ausstellung

Vom 20. Januar bis zum 11. April 2005 präsentiert das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main eine große Ausstellung zum Werk und zu Ehren von Stanley Kubrick im Berliner Martin-Gropius-Bau. Mit Unterstützung seiner Witwe Christiane Kubrick und seinem langjährigen engen Mitarbeiter, sichtete ein Archivar des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt acht Monate lang Kubricks Erbe. Ein repräsentativer Teil dieser Sammlung, darunter Fotos und Briefe, Originalrequisiten, Kostüme und Drehbücher werden nun in einer großen Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.