Paläoindianer
Als Paläo-Indianer werden die Bewohner Amerikas bezeichnet, die den Kontinent am Ende letzten Eiszeit (in Nordamerika als Wisconsin glaciation bezeichnet) besiedelten. Der genaue Ablauf der Besiedlung Amerikas ist umstritten und Gegenstand der Forschung. Der Hauptsiedlungsstrom breitete sich nach der aktuellen wissenschaftlichen Lehrmeinung von der damals noch bestehenden Landbrücke zwischen Sibirien und Alaska über den Kontinent aus oder überquerte den nördlichen Pazifischen Ozean mit Booten. Als Beginn wurde bisher etwa 11.000 v. Chr. angenommen. Zur Grundannahme passen Funde mit menschlicher DNA in den Paisley-Höhlen, Oregon, die im 21. Jahrhundert gemacht und veröffentlicht wurden. Ihr Alter wurde auf 14.300 Jahre bestimmt, was den Beginn der Besiedelung nach vorne verschieben würde, aber der Richtung der Siedlungsbewegung entspricht. Einzelne Funde in Chile, Virginia und Ohio mit zum Teil wesentlich älteren Datierungen können bisher nicht eingeordnet werden, sie sind entweder Messfehler oder Einzelereignisse.
Clovis-Kultur
Die erste großflächig verbreitete Kultur war die Clovis-Kultur (auch Llano-Kultur), benannt nach dem eponymen Fundort in Clovis, New Mexico. Sie lässt sich auf etwa 11.500 bis 10.900 v. Chr. datieren und ist gekennzeichnet durch Speerspitzen aus Feuerstein und Hornstein mit einer gekehlten Basis. Die Menschen zogen in kleinen Familienverbänden als Jäger und Sammler durch nahezu den gesamten Kontinent von Alaska bis Panama, der noch massiv durch die abschmelzenden Eismassen geprägt war. Südlich von Panama werden die Clovis-Spitzen durch die als gleichzeitig angenommen Fischschwanzspitzen ersetzt. Sie sind nicht gekehlt, sondern haben nahe dem unteren Ende einen Einzug, der am Ende selbst wieder ausfällt.
Folsom-Kultur
Es folgte die Folsom-Kultur (auch Lindenmeier-Kultur), ebenfalls benannt nach einem Fundort in New Mexico. Sie dauerte etwa von 10.900 bis 10.200 v. Chr. und ist geprägt durch ein größeres Beutespektrum der Jäger, wahrscheinlich als Reaktion auf das Aussterben der noch von der Eiszeit geprägten Megafauna. Die Speerspitzen der Zeit waren wesentlich kleiner und flacher gearbeitet als die der Vorgängerkultur.
Späte Paläo-Indianische Kulturen
Die folgenden Kulturen unterschieden sich regional. Sie haben gemeinsam, dass die Projektilspitzen in der Regel nicht mehr gekehlt waren und sie waren wieder größer als die der Folsom-Kultur. Zu ihnen gehören die Dalton-Kultur und die San-Patrice-Kultur im Südosten Nordamerikas und die Plano-Kultur (auch Plainview-Kultur) im Südwesten und dem heutigen Mexiko.
Ende und Übergang
Die paläoindische Periode endet typischer Weise um 8000 v. Chr., es folgt die Archaische Periode, die durch beginnende Elemente der Sesshaftwerdung und Anfänge der Keramik gekennzeichnet ist. Die Grenze bei 8000 v. Chr. gilt für den Osten Nordamerikas und Mesoamerika. Im Norden Südamerikas, Teilen der Karibik und in den Great Plains Nordamerikas setzen die Entwicklungen erst später ein. Im Westen Nordamerikas lässt sich nach Clovis keine klare Epochengrenze mehr erkennen, die einzelnen Kulturen verlaufen in einzelnen auch kleinräumigen Regionen parallel versetzt oder es gibt regional große Unterbrechungen in den Funden. In Zentralamerika und dem größten Teil Südamerikas endet die Vergleichbarkeit mit dem Rest des Kontinents etwa mit dem Ende der Folsom-Kultur.
Literatur
- Brian M. Fagan, Das frühe Nordamerika – Archäologie eines Kontinents, Verlag C. H. Beck München 1993, ISBN 3-406-37245-7
- Wolfgang Haberland: Amerikanische Archäologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1991, ISBN 3-534-07839-X