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Taxonomie

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Die Taxonomie ist die Einteilung von Dingen, insbesondere Organismen, in Taxa (Sing.: Taxon) (Gruppen). In der Biologie erfolgt diese Einteilung traditionell in einen bestimmten Rang, wie Art, Gattung oder Familie. In der Linguistik beschäftigt sich die Taxonomie mit der Segmentierung und Klassifikation sprachlicher Einheiten, um mit diesen ein Sprachsystem zu beschreiben. Auch andere Fachbereiche verwenden den Begriff der Taxonomie allgemein für ein Klassifikationssystem, eine Systematik oder den Vorgang des Klassifizierens.

Methoden

Traditionelle Methoden richteten sich nach morphologischen Merkmalen, wie etwa dem Körperbau bei Tieren oder dem Blütenaufbau bei Pflanzen. Mit dem Aufkommen neuer Erkenntnisse in den Wissenschaften (Mikroskopie, Chemie, Biochemie, Genetik) erschlossen sich auch dem Taxonomen neue Einteilungsmerkmale.

Verwandte Gebiete

Die biologische Systematik ist tiefergehend. In ihr spielen phylogenetische Verwandtschaftsbeziehungen eine Rolle. Die unterschiedlichen Taxa werden in der Systematik in einen hierarchischen Stammbaum eingeordnet, der ihre evolutionäre Abstammung widerspiegeln soll. Die Kladistik ist heute die Standardmethode zur Erstellung eines Stammbaums.

Die Benennung der einzelnen Taxa erfolgt nach festgelegten Regeln, die auf Carl von Linné zurückgehen. Diese Regeln der Namensgebung werden für verschiedene Gruppen von Lebewesen durch internationale Organisationen festgelegt. (Siehe unter biologische Nomenklatur)

Kritik

Ludwig Wittgenstein zeigte in den 1950er Jahren grundsätzliche Probleme jeglicher hierarchischer Klassifikationssysteme auf; er wies die Problematik in seinen Philosophischen Untersuchungen (1953) am Beispiel der Familienähnlichkeit nach.

Auch der Philosoph Michel Foucault kritisiert in Die Ordnung der Dinge (1974) die Fragwürdigkeit jeglicher Kategoriensysteme, da sie einer Raum-Zeit-Gebundenheit unterliegen (Archäologie des Wissens). Als Beispiel führt er einen Text von Jorge Luis Borges über unterschiedliche Tierkategorien in "einer gewissen chinesischen Enzyklopädie" an, in der Tiere folgendermaßen eingeteilt werden:

  1. Tiere die dem Kaiser gehören,
  2. einbalsamierte Tiere,
  3. gezähmte,
  4. Milchschweine,
  5. Sirenen,
  6. Fabeltiere,
  7. herrenlose Hunde,
  8. in diese Gruppierung gehörige,
  9. die sich wie Tolle gebärden,
  10. die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind,
  11. und so weiter
  12. die den Wasserkrug zerbrochen haben,
  13. die von weitem wie Fliegen aussehen.

Dieses Beispiel zeigt, dass jedes Kategoriensystem willkürlich wirkt, wenn es von einer Außenperspektive aus betrachtet wird.

Taxonomie in der Belletristik

  • Neal Stephenson beschreibt in seinem Roman Quicksilver, wie sein Protagonist Daniel Waterhouse im Auftrag seines Mentors Wilkins eine Taxonomie aller Dinge aufstellt zu dem Zweck, eine Sprache der Wissenschaft zu entwickeln, die auch von Bewohnern anderer Welten aus sich selbst heraus verstanden werden kann.

Taxonomie bei bildungtechnologischen Standards

Mit Taxonomie bezeichnet man hier ein Modell, das wie der Thesaurus versucht, Begriffe eines Themengebietes zu definieren und sie in Beziehung zu setzen; anders gesagt, Begriffe systematisch zu ordnen und zusammenzuführen um so ein Themengebiet möglichst präzise zu beschreiben und zu repräsentieren. Im Unterschied zum Thesaurus werden hier die gesammelten Begriffe in hierarchische Beziehung gesetzt, klassifiziert also z.B.

Sprachwissenschaft ist eine Unterdisziplin der Geisteswissenschaften

Taxonomie in der IT

In Bezug auf Dokumente bzw. Inhalte wird der Begriff Taxonomie für ein Klassifikationssystem, eine Systematik oder den Vorgang des Klassifizierens verwendet. Klassifizierungen können beispielsweise durch die Erfassung von Metadaten und/oder die Verwendung einer Ablagestruktur vorgenommen werden.

Taxonomie-Artikel in der Wikipedia

Siehe auch

Literatur

Philosophische Betrachtungen zur Taxonomie:

  • Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften. Frankfurt am Main 1974
  • Michel, Paul: Ordnungen des Wissens. In: Tomkowiak, Ingrid: Populäre Enzyklopädien, Zürich 2002, S. 35-85
  • Werner Kunz: Was ist eine Art? In der Praxis bewährt, aber unscharf definiert. Biologie in unserer Zeit 32(1), S. 10 - 19 (2002), ISSN 0045-205X

. Taxonomien im linguistischen Sinne werden betrachtet in: