Aurich

Aurich (Plattdeutsch Auerk) ist Kreisstadt des Landkreises Aurich in Niedersachsen, in Ostfriesland. Seit 2004 ist Aurich berechtigt, zweisprachige (deutsch/plattdeutsche) Ortsschilder aufzustellen.
Bevölkerung | 1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 |
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Gesamt | 40.124 | 40.278 | 40.362 | 40.567 | 40.440 |
Männlich | 19.416 | 19.457 | 19.471 | 19.577 | 19.553 |
Weiblich | 20.708 | 20.821 | 20.891 | 20.990 | 20.887 |
Geboren | 466 | 419 | 425 | 422 | 377 |
Gestorben | 411 | 390 | 427 | 445 | 426 |
Basisdaten
- Fläche
- 19 725 ha
- Einwohner
- 40.567 (Stand 2002)
- Ausdehnung Ost-West
- 19 km
- Ausdehnung Nord-Süd
- 16 km
- Geographische Lage
- 53°28'15" nördl. Breite
- 7°28'59" östl. Länge von Greenwich
- Städtischer Haushalt 2002
- Verwaltungshaushalt 74 Millionen ?
- Vermögenshaushalt 11 Millionen ?
- Schuldenstand aktuell
- 44,9 Mill. €
- Kfz-Zeichen
- AUR
- Bürgermeisterin
- Sigrid Griesel (parteilos)
Geschichte
Die Geschichte Aurichs lässt sich bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Ursprungssiedlung Aurechove wird erstmalig in einer friesischen Rechtsaufzeichnung aus dem Jahre 1276, dem Brokmerbrief erwähnt. Sie lag um die Lambertikirche herum, die vom Grafen Moritz von Oldenburg gestiftet und dem Heiligen Lambert, dem in Jahre 703 getöteten Bischof von Maastricht geweiht wurde. Ihr wuchtiger Kirchturm, der sich in heutiger Form seit 1662 zeigt, ist das Wahrzeichen der Stadt.
Um 1350 setzten sich in Ostfriesland eine von mehreren Häuptlings-Familien durch, die Cirksenas. Die Häuptlinge waren die lokale Variante des spätmittelalterlichen Rittertums und häuften ihren Reichtum mit rauen Sitten an. Im Ostfriesischen Wappen sind die Hoheitszeichen der Häuptlinge vereint. Der Aufstieg der Cirksenas zur Macht und später zu "Grafen Ostfrieslands" begann mit den Interessen der Hamburger an der Region.
Von Hamburg und Cirksenas bis Preußen
Die Hamburger hatten sich Anfang des 13. Jahrhunderts in Emden festgesetzt, erreichten jedoch nicht volle Macht über Ostfriesland. Als hilfreich erwiesen sich die Cirksenas, die den Hamburgern auch bei der Verfolgung von Klaus Störtebeker und seinen Piraten halfen. Als sich Hamburg 1433 aus Ostfriesland zurückzog, wurden die Brüder Edzard und Ulrich Cirksena dessen Verwalter. 1453 verpfändeten sie ihre Herrschaft über Ostfriesland für 10 000 lübische Mark an die Cirksenas. So entwickelte sich Aurich zum Mittelpunkt des nach ihm benannten Landes. Zusammen mit dem Brookmerland bildete Aurich eine selbständige Verwaltungseinheit.
Zur Liste der Grafen und Fürsten von Ostfriesland
Nachdem zu Beginn des 16. Jahrhunderts Ostfriesland in einem Feldzug in Schutt und Asche gelegt wurde, begann Graf Edzard I. aus dem Hause Cirksena im Jahre 1517 den vollständigen Wiederaufbau der Stadt. Der Grundriss dieser Neuanlage bestimmt noch heute den Stadtkern.
Im Jahre 1539 wurden alle Landesbehörden in Aurich zusammengezogen. Die Stadt wurde damit zur Hauptstadt der Grafschaft und des späteren Fürstentums Ostfriesland. Nach dem Ende des fürstlichen Hofes in Aurich im Jahre 1744 fiel Ostfriesland an das Königreich Preußen. Aurich blieb aber Sitz der Landesbehörden, erhielt eine Kriegs- und Domänenkammer und wurde Regierungshauptstadt der Preußischen Provinz Ostfriesland.
In der Napoleonischen Zeit (1807-1810 holländisch, 1810-1813 französisch) war es Sitz des Präfekten. Während der Zugehörigkeit zum Königreich Hannover (1815-1866) wurde Aurich Hauptstadt der Provinz Ostfriesland und 1866 auch Garnisonsstadt.
Bis 1945 blieb es preußische Regierungshauptstadt und danach Hauptstadt des Regierungsbezirks Aurich des von den Alliierten neu geschaffenen Landes Niedersachsen. 1978 wurde der Regierungsbezirk Aurich aufgelöst und ging im neuen Regierungsbezirk Weser-Ems mit Sitz in Oldenburg auf.
Leseempfehlung
Nach 1945 wurde die Stadt von vielen Flüchtlingen bevölkert. Zählte sie bei Kriegsausbruch 7089 Einwohner, waren es Ende 1945 bereits 10350 geworden. Lesen Sie hierzu auch die ON-Serie von Gerd D. Gauger "Erste Nachkriegsjahre: Aurich, seine alten und seine neuen Bürger schliddern von einer Malaise in die andere"
Politik
Durch die Kommunalwahl in Niedersachsen am 9. September 2001 ergab sich für den Rat der Stadt Aurich für die Wahlperiode vom 1. November 2001 bis 31. Oktober 2006 folgende Sitzverteilung: SPD 18 Sitze, CDU 14 Sitze, GAB/Grüne 3 Sitze, AWG 4 Sitze, FDP 1 Sitz.
In der Stichwahl vom 23. September 2001 wurde die Dipl.-Verwaltungswirtin Sigrid Griesel (parteilos) mit 65,9 Prozent der abgegebenen Stimmen zur Bürgermeisterin gewählt. Damit löste sie Werner Stöhr (SPD) ab, der das Amt, mit einer fünfjährigen Unterbrechung durch einen CDU-Bürgermeister, seit 1980 inne hatte.
Partnerstädte
Seit September 1989 ist die niederländische Stadt Appingedam Partnerstadt Aurichs. Die Verbindungen zwischen Aurich und Appingedam gehen bis in das 13. Jahrhundert zurück. 1327 erhielt Appingedam offiziell die Selbstständigkeit in Gerichtsbarkeit und Verwaltung.
Das Stadtsrechtprivileg, festgelegt im so genannten 'Buurbrief', ist vermutlich in Aurich beschlossen worden, dem Ort, wo einst die friesischen Länder zusammenkamen.
Des Weiteren besteht seit einigen Jahren eine enge Zusammenarbeit mit der polnischen Stadt Kepno in Form von Schüleraustauschen. Kepnoist seit dem Jahr 2002 Partnerstadt Aurichs.
Geografie
Aurich liegt inmitten der Ostfriesischen Halbinsel, die zwischen dem 7. und 8. Längen- und dem 53. und 54. Breitengrad liegt. Vermutlich erhielt die Stadt ihren Namen, weil sie - von ausgedehnten Moorlandschaften umgeben - in einem wasserreichen Gebiet (av-rik) liegt.
Das mittlere Ostfriesland war einst stärker von Mooren bedeckt, als es aktuelle Landkarten erahnen lassen. Zwischen den Niedermooren am Rand der Geest und den vor allem auf den Scheitellagen des Ostfriesischen Geestrückens befindlichen Hochmooren wurden sandige Geestdurchragungen der Grundmoräne für Siedlungsgründungen genutzt. Auf einer solchen, etwa drei bis neun Meter über dem Meerespiegel, liegt die Stadt Aurich.
Geest, Moor, Marsch und Meer prägen den landschaftlichen Charakter Ostfrieslands. Die heute weitgehend entwässerte, degradierte Moorlandschaft zeichnet sich durch eine Vielzahl von Kanälen aus. An den Ufern dieser Kanäle entstanden die für Ostfriesland typischen langgestreckten Fehndörfer. Die ostfriesische Küstenlinie ist das Ergebnis eines tausendjährigen Prozesses von Fortschritten und Rückschlägen im Deichbau. Ein mittlerweile breiter Gürtel fruchtbarer Boden wurde durch Generationen von Marschbauern dem Meer abgetrotzt. So findet man im Landesinneren noch Reste alter Deiche, die früher die Küstenlinie darstellten.
Persönlichkeiten
- Ewald Christophers (* 19. Juli 1922 † 17. Juli 2003) Auricher Journalist, wurde zu Lebzeiten auch "Die Stimme Ostfrieslands" genannt.
- Rudolf Eucken, geboren am 5. Januar 1846 in Aurich, studierte Philosophie, klassische Philologie und alte Geschichte an der Universität Göttingen. Für seine Schriften zur Philosophie der idealen Weltanschauung erhielt er 1908 den Nobelpreis für Literatur. Am 15. September 1926 starb Eucken in Jena.
- Remmer Janssen, der bekannte Strackholter Pastor und ostfriesische Erweckungsprediger (1850 - 1931) besuchte das Auricher Gymnasium Ulricianum. Er starb im Auricher Stadtteil Egels.
- Rudolf von Jhering, berühmter Jurist
- Hermann Lübbe, geboren 31. Dezember 1926 in Aurich, bedeutender Philosoph der Gegenwart
Sehenswürdigkeiten
Das Knoopsche Haus
Bürgerhaus im niederländischen Spätbarockstil
Erbaut um 1735 vom fürstlichen Hofbaumeister Heinrich Horst als sein Wohnhaus
Innen: erhaltene Deckenstukkaturen und Fayence-Ofen vor 1780 im Stile Louis XVI.
Benannt nach langjährigem Besitzer Rechtsanwalt Knodt
Auricher Mausoleum
Neoromanischer Zehneckbau mit Kuppelgewölbe. Erbaut 1875/76 vom Auricher Maurermeister Gerhard Neemann. Seit 1880 Ruhestätte der Grafen- und Fürstenfamilie Cirksena von Ostfriesland
Kirchen und Religionsgemeinschaften
Kirchen
Freikirchen
- Adventistengemeinde
- Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde / Baptisten in Aurich-Rahe
- Evangelisch-methodistische Kirche
- Freie evangelische Gemeinde
Religionsgemeinschaften
Wirtschaft
Durch die besondere Küstenlage ist der Tourismus ein wichtiges Standbein der heimischen Wirtschaft. Rund 180 000 Übernachtungen verzeichnete Aurich im Jahr 2002.
Der Windenergie-Anlagenhersteller Enercon, der mit 18 Prozent Weltmarktanteil Zweiter der Branche hinter Vestas (Dänemark) ist, beschert der Region zwar Arbeitsplätze und der Stadt zweistellige Millionen an Gewerbesteuereinnahmen, führt sie aber gleichwohl in gefährliche Abhängigkeit von einem einzelnen Unternehmen. Die Elektrotechnik und der Maschinenbau sind weitere Standbeine der Auricher Wirtschaft. Gleiches gilt für das Nahrungsmittelgewerbe, den Stahl- und Metallbau.
Besondere Bedeutung haben Dienstleistungsunternehmen mit einem Anteil von rund 40 Prozent an der Bruttowertschöpfung. Weitere 35 Prozent entfallen auf das verarbeitende Gewerbe. Der Handel hat einen Anteil von 15 Prozent. Die restlichen 10 Prozent der Bruttowertschöpfung entfallen auf die Landwirtschaft.
Dauerstreit Verkehrsanbindung
Aurich gilt als wirtschaftlich strukturschwache Region. Die Arbeitslosigkeit liegt mit etwa 13 Prozent weit über dem Durchschnitt Niedersachsens und Westdeutschlands, ist aber auch höher als in Leer. Teilweise wird dafür die unzureichende Verkehrsanbindung der Stadt verantwortlich gemacht. Befürworter des Straßenausbaus fordern seit langem einen Abzweig zur A31, Befürworter der Schiene fordern eine Reaktivierung der am 30. April 1996 stillgelegten Strecke Aurich-Abelitz - insbesondere für den Gütertransport. Die Reaktivierung und Modernisierung der Strecke wie der Bau eines Autobahnzubringers erfordert allerdings erhebliche Investitionen. Private Initiativen sammeln derzeit Geld, um den Ausbau des Autobahnzubringers zu beschleunigen. Die "Eisenbahngesellschaft Ostfriesland-Oldenburg" e.g.o.o. hat zum Januar 2003 die Infrastruktur der Bahnstrecke gekauft, um die Reaktivierung voranzutreiben.
Für den Bau des geforderten Zubringers A31 müsste nach bisherigen Planungen jene seit 1996 ungenutzte Bahntrasse weichen. Aus diesem Grunde trägt die Diskussion Straße vs. Schiene bisweilen auch ideologisch verhärtete Züge. Befürworter wie Gegner der Straße oder der Schiene erklären jeweils, das der fehlende Bahnanschluss beziehungsweise der fehlende A31-Zubringer Investoren abschrecke. Als aber Enercon als mit Abstand größter Investor weitere Investitionen ausdrücklich von einer Reaktivierung der Eisenbahnstrecke abhängig machte und bereit war, 2 Millionen der benötigten 7,5 Mill.Euro selbst beizusteuern, stimmte auch das Land Niedersachsen zu - unter der Bedingung, dass sich "die Ostfriesen einig" seien.
Über den 1880-1888 erbauten Ems-Jade-Kanal ist Aurich mit Emden und Wilhelmshaven verbunden. Dieser Kanal mit einer Gesamtlänge von 72,3 Kilometern hat jedoch nur noch Bedeutung für die Sportschifffahrt.
Im Ortsteil Popens betreibt der Norddeutsche Rundfunk eine Sendeanlage für UKW und TV. Als Antennenträger kommt ein 227 Meter hoher abgespannter Stahlrohrmast zum Einsatz.
Ortsteile der Stadt
Auricher Ortsteile |
- Brockzetel
- Dietrichsfeld
- Egels
- Extum
- Georgsfeld
- Haxtum
- Kirchdorf
- Langefeld
- Middels
- Pfalzdorf
- Plaggenburg
- Popens
- Rahe
- Sandhorst
- Schirum
- Spekendorf
- Tannenhausen
- Walle
- Wallinghausen
- Wiesens
Siehe auch:
Weblinks
Allgemeine:
Kirchengemeinden:
Vereine:
Schulen:
Wirtschaft:
- ENERCON - Größter deutscher Windenergieanlagen-Hersteller
- Auricher High-Tech Unternehmensgruppe Janssen
Medien:
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