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Sulpicia die Jüngere

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Sulpicia war der Name von zwei römischen Dichterinnen.

Bild einer jungen Frau mit Schreibgerät (ein Bild Sulpicias ist nicht bekannt)

1. Die ältere Sulpicia lebte zur Zeit des Kaisers Augustus, war die Tochter von Servius Sulpicius Rufus und Nichte von Marcus Valerius Messalla Corvinus, dem Politiker und Förderer der Literatur. Neben Tibull und Ovid gehörte auch Sulpicia dem Messallakreis an, der ein Zusammenschluss von Dichtern als Gegenstück zum Maecenaskreis darstellte. Ihre Verse, die mit denen von Tibull erhalten blieben und lange ihm zugeschrieben wurden (unter dem Decknamen "Pseudo-Tibull"), sind sechs elegische Gedichte an einen Geliebten, den sie Cerinthus nennt, vielleicht der von Tibull in zwei seiner Elegien angesprochene Cornutus (Buch ii., 2 und 3)."Cerinthus" war zu dieser Zeit ein für Sklaven üblicher Name, was darauf schließen lässt, dass die Liebschaft geheimgehalten wurde. Folgende Motive wurden außerdem von ihr bearbeitet: Der Liebende unter göttlichem Schutz, carpe diem, Elegische Lebensform im Kontrast, Krankheit des Geliebten, Absage an den Geliebten, Geburtstag, Reise des Geliebten, Lob der freien Liebe. Vergleicht man Sulpicias Verse mit denen der poetae novi so wirken sie möglicherweise etwas unbeholfen, aber dennoch sind sie als Gelegenheitspoesie einer Römerin nicht zu verachten.

2. Die jüngere Sulpicia lebte zur Zeit des Kaisers Domitian (81-96). Sie wird von Martial gelobt (x. 35, 38), der sie mit Sappho als Modell weiblicher Hingebung vergleicht. Sie schrieb einen Gedichtband, in dem sie mit bemerkenswerter Freiheit in der Sprache die Methoden beschreibt, die sie anwandte, um sich die Zuneigung ihres Ehemanns Calenus zu erhalten.

Ein erhaltenes Gedicht aus 70 Hexametern trägt ebenfalls ihren Namen. Es hat die Form eines Dialogs zwischen Sulpicia und der Muse Kalliope, und ist hauptsächlich ein Protest gegen die Verbannung der Philosophen durch das Edikt Domitians aus dem Jahr 94, die sie als Schritt zurück in die Barbarei sieht. Gleichzeitig drückt Sulpicia die Hoffnung aus, dass Calenus keinen Schaden nehmen werde. Die Muse beruhigt sie und prophezeit den Sturz des Tyrannen.

Heute besteht weitgehende Übereinstimmung, dass dieses Gedicht (das Manuskript wurde 1493 im Kloster Bobbio gefunden, war aber lange verschollen) nicht von Sulpicia stammt, sondern viel später entstanden ist, vielleicht im 5. Jahrhundert; nach anderer Ansicht ist es sogar eine Produktion des 15. Jahrhunderts und nicht einmal mit dem in Bobbio gefundenen Gedicht identisch.

Ausgaben

Literatur

  • die Monographie von J. C. Boot (1868)
  • Robinson Ellis in Academy, (Dec. ii, 1869) und Journal of Philology (1874), vol. v.;
  • Otto Ribbeck, Geschichte der römischen Dichtung (1892), Band 3;
  • H. E. Butler, Post-Augustan Poetry (1909), Seite 174-176;
  • M. Schanz, Geschichte der römischen Litteratur (1900), iii. 2;
  • Wilhelm Siegmund Teuffel Geschichte der römischen Litteratur