Rodewisch
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Rodewisch ist eine vogtländische Kleinstadt im Vogtlandkreis (Sachsen).
Geographie
Rodewisch liegt im Tal der Göltzsch an der Einmündung von Wernesbach und Göltzsch auf einer Höhe von rd. 450 m ü. NN. Angrenzende Gemeinden sind Auerbach (Stadt), Lengenfeld (Stadt), Steinberg (Wernesgrün, Wildenau, Rothenkirchen) und Treuen (Stadt) im Vogtlandkreis sowie Kirchberg (Stadt) im Landkreis Zwickauer Land.
Geschichte
1411 wurde Rodewisch erstmals urkundlich als Redewisch erwähnt. Die genaue Herkunft ist noch nicht bekannt. Die älteste Besiedlung ist auf hochwasserfreier Terrasse um die heutige St. Petri-Kirche zu vermuten.
Ursprünglich am Ortsrand lag die - wohl im späten 13. Jh. entstandene - Wasserburg Göltzsch (das spätere Rittergut Obergöltzsch, die heutige sog. “Schloßinsel”). Hier fanden 1937-39 bedeutende archäologische Ausgrabungen unter der Leitung des späteren sächsischen Landeskonservators Prof. Dr. Hans Nadler (1910-2005) statt. Die Ergebnisse der Grabung sind im 1951 eröffneten Museum zu besichtigen. 1602 entstanden durch Erbteilung der Edlen von der Planitz drei Rittergüter - Obergöltzsch, Untergöltzsch, Niederauerbach. Laut Vertrag vom 9. Februar 1856 wurden diese Güter zur politischen Gemeinde Rodewisch zusammengeschlossen.
Ein örtliches Hammerwerk wurde 1603 in ein Messingwerk umgewandelt und erst 1924 stillgelegt. 1875 erhielt der Ort einen Bahnanschluss nach Zwickau und Oelsnitz, am 8. Mai 1924 wurde er schließlich zur Stadt erklärt.
An der Schulsternwarte Rodewisch wurde der Sputnik am 08. Oktober 1957 erstmals mit Hilfe eines Fernglases gesehen. Hier entstand am 13. Oktober 1957 auch die erste Fotografie der Trägerrakete von Sputnik 1.
Die Sage: Der heidnische Graf von Schöneck hatte eine Tochter, die er sehr liebte. Der christliche Graf von Planschwitz warb um sie und wollte sie zu seinem Glauben bekehren. Doch ihr Vater wollte nicht zulassen, dass seine Tochter sich von seinen Göttern abwendet. Eines Tages ziehen die beiden Grafen gemeinsam in den Krieg. Graf von Planschwitz fällt und gibt dem Grafen von Schöneck seine blutige Schärpe als letzten Gruß an die Geliebte. In der Not ruft Graf von Schöneck seine Götter an und schwört ihnen, wenn er siegt, diejenige Person zu opfern, die ihm bei der Heimkehr zuerst begegnet. Als sie die blutige Schärpe erblickt, läuft ihm seine geliebte Tochter in Sorge um Graf von Planschwitz entgegen. Als Ehrenmann, der sein Gelübde nicht bricht, setzt der Graf schweren Herzens den Opfertag an. Doch seine Tochter flieht nachts und nimmt einzig und allein die Schärpe ihres Geliebten mit sich. Lange irrt sie durch die Wälder bevor sie im Morgengrauen an der Göltzsch Rast macht. Hier schwört sie ihr Leben dem christlichen Gott zu weihen, wenn sie von der Verwandtschaft des Grafen von Planschwitz herzlich angenommen wird. Sie will an diesem Platz ein Haus bauen und ihrem Geliebten ewig die Treue halten. Um die Stelle wiederzufinden, bindet sie die blutige Schärpe an einen Haselstrauch. Durch Wind und Wetter ist die Schärpe bald nur noch ein roter Wisch. So erhielt das Gut "Ob der Göltzsch", das die Tochter des bald aus Gram verstorbenen Grafen von Schöneck errichten ließ, den Namen Rothe-Wisch (Rodewisch).
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):
- Datenquelle ab 1998: Statistisches Landesamt Sachsen
Verkehr
Eisenbahn
Rodewisch liegt an der Kursbuchstrecke 539 und verfügt über Regionalzugverbindungen nach Zwickau, Falkenstein/Vogtl., Klingenthal sowie über Verbindungen nach Tschechien (Kraslice/Sokolov/Karlovy Vary).

Den Verkehr wickelt seit 1997 ausschließlich die private Vogtlandbahn ab, zum Einsatz kommen Dieseltriebwagen vom Typ RegioSprinter. Vorher bediente die Deutsche Bahn die Strecke mit Diesellokomotiven (Baureihe 110 und Baureihe 132) und Reisezugwagen aus Beständen der Reichsbahn. Nach dem Rückbau der ursprünglich drei Gleise verlor die Stadt Rodewisch 1968 den Status einer Bahnhofsstadt und der Bahnhof wurde Ende der neunziger Jahre in eine Bedarfshaltestelle umgewandelt. Überregionaler - bzw Fernverkehr findet nicht statt. Aufgrund des gestiegenden Passagieraufkommens wurde der Status einer Bedarfshaltestelle jedoch wieder aufgehoben, sodaß in Rodewisch heute wieder jeder Zug hält. In den siebziger Jahren fuhr der Wintersportzug Leipzig-Klingenthal durch Rodewisch, hielt jedoch nur in der Kreisstadt Auerbach. Im Jahr 2000 wurde im Grenzort Klingenthal eine Eisenbahnbrücke fertiggestellt, sodaß von Rodewisch wieder weitreichenderer Eisenbahnverkehr möglich ist, als das mit den täglichen Personenzügen Zwickau-Falkenstein drei Jahrzehnte lang der Fall war. In Kraslice ist heute ein Umstieg zur tschechischen Privatbahn Viamont a.s. möglich, die den Streckenabschnitt von Zwotental bis Sokolov gemeinsam mit der Vogtlandbahn bedient (siehe Bahnstrecke Sokolov–Klingenthal). In Sokolov und Karlovy Vary besteht Anschluss an das Schnellzug-Netz der tschechischen Eisenbahn České dráhy. Während die Verbindungen nach Kraslice und Sokolov täglich angeboten werden, werden Karlovy Vary (über Chodov) nur am Wochenende angefahren. Eine Besonderheit bei der Verbindung nach Zwickau ist, daß die Züge nicht am Hauptbahnhof enden, sondern nach dem Halt dort als Straßenbahn in die Zwickauer Innenstadt weiter verkehren. 1997 und 2006 gab es Änderungen in der Streckenführung, so dass für kurze Zeit Adorf (1997) und das tschechische Marianske Lazne (2006) von Rodewisch aus direkt erreichbar waren. Rodewisch wird mehrmals pro Jahr von Dampfzügen verschiedener Traditionsvereine durchfahren wobei in unregelmäßigen Abständen diese Züge in Rodewisch auch halten. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Rodewisch auch einen zweiten Bahnhof an der Bahnstrecke Herlasgrün–Falkenstein, dieser lag jedoch auf Rebesgrüner Flur und wurde 1939 an die Stadt Auerbach/Vogtl. verkauft, wo er noch heute als Bahnhof "Auerbach ob. Bf." angefahren wird.
Bus
Rodewisch besitzt einen für die Stadtgröße recht großen Busbahnhof und stellt einen Knotenpunkt im regionalen Busverkehr dar. Von hier sind umsteigefrei zu erreichen: Auerbach/Vogtl., Falkenstein/Vogtl., Treuen, Annaberg-Buchholz, Schneeberg, Chemnitz, Zwickau,Plauen, Reichenbach. Mit den Verbindungen zum Klinikum Obergöltzsch, zur Randsiedlung und nach Rützengrün hat Rodewisch drei innerstädtische Buslinien.
Trotz der guten Eisenbahn - und Busbverbindungen ist in Rodewisch kein direkter Übergang vom Bahnhof zum Busbahnhof möglich (ca. 1,5 Kilometer Entfernung). Die Einrichtung einer Buslinie ist seit 2007 im Gespräch.
Sport
Rodewisch hat mehrere Sportvereine.
- 1 FC Rodewisch der in diesem Jahr 100 jähriges Vereinjubiläum feiert.
- Bundesligist JV Ippon Rodewisch Judo
- Bundesligist Schachmiezen Rodewisch
- Wintersportgemeinschaft Rodewisch e.V
- SV Medizin Rodewisch e.V. (Kegeln)
- Rodewischer Handballwölfe
Wirtschaft und Infrastruktur
Schulen
- Friedrich-Schiller-Schule Grundschule
- Johann-Heinrich-Pestalozzi-Gymnasium
- Berufliches Schulzentrum Rodewisch
Göltzschtalhalle
Die Göltzschtalhalle Rodewisch (Baujahr 1996) ist eine Mehrzwecksporthalle (45 x 27 m) , die vorrangig für den Schul- und Vereinssport genutzt wird. Die Halle ist durch Trennvorhänge in 3 Einzelhallen (je 15 x 27 m) teilbar. Versenk- bzw. Absenkvorrichtungen im Hallenboden bzw. Deckenbereich garantieren ein schnelles Umrüsten auf andere Sportarten.
Schulsternwarte und Planetarium "Sigmund Jähn"
Fernrohr
Der Cassegrain - Reflektor ist mit einem Objektivdurchmesser von 305 mm das größte Fernrohr der Sternwarte. Die Primärbrennweite beträgt 1800 mm, die Sekundärbrennweite 5500 mm. Damit werden die Mondoberfläche, Planeten, Doppelsterne, Sternhaufen, Gas- und Staubnebel sowie Galaxien betrachtet und fotografiert.
Planetarium
Projektor "Skymaster ZKP 2" von Carl Zeiss, Jena
1893 entstand auf dem 1888 vom sächsischen Staat aufgekauften Rittergut Göltzsch eine Landesheil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke. 1964 wurde hier das Bezirksfachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie (1994) errichtet .
Söhne und Töchter der Stadt
- Gerd Schädlich (* 1952), Fußballtrainer
- Henry Glaß (* 1953), Skispringer und Skisprung-Trainer
- Falko Götz (* 1962), Fußballtrainer
- Heike Singer (* 1964), Kanutin
- Marcel Höhlig (* 1979), Nordischer Kombinierer
- Kevin Hampf (* 1984), Fußballspieler
Städtepartnerschaft
Am 8. Mai 1992 bekräftigten Rodewisch und Langenhagen die seit 1989 entstandene Städtefreundschaft mit einem Vertrag.
Am 24. Mai 1992 wurde in Gerolzhofen/Bayern der Städtepartnerschaftsvertrag mit Rodewisch unterzeichnet.
Im September 1992 kam es in der niederländischen Gemeinde De Lier zu einer Erstbegegnung zwischen Repräsentanten der Stadtverwaltung Rodewisch und Gemeindevertretern der ca. 10 000 Einwohner zählenden Gemeinde. Ein Städtepartnerschaftsvertrag wurde am 7. Juli 1995 im Rathaus von De Lier unterzeichnet.
Literatur
- Edda Seifert, Lore Hötzel, Siegfried Walther, Werner Böttcher u. Gerd Bertele, Rodewisch/Vogtland. Ein Rückblick (Horb am Neckar 1995). ISBN 3-89570-091-6.
- Edda Seifert, Lore Hötzel, Werner Böttcher u. Gerd Bertele, Rodewisch. Erinnerung in Bildern (Horb am Neckar 2002). ISBN 3-89264-578-7.
- Martina Bundszus, Die Schloßinsel zu Rodewisch. In: Das Vogtland. Schrift zu Kultur und Geschichte des Vogtlandes H. 1/2004 (Plauen 2004) S.36-37.
- Museum Göltzsch Rodewisch (Hrsg.), Erhard Seifert (Redakt.), Museum Göltzsch, Rodewisch im Vogtland (2. Auflage: Rodewisch o.J. [ca. 1985]).
- Walter Schlesinger (Hrsg.), Handbuch der historischen Stätten Deutschlands Bd. 8. Sachsen (Stuttgart 1965) S. 307-308 [Artikel Rodewisch].
- Werner Schmidt (Hrsg.), Werte der deutschen Heimat Bd. 59. Das östliche Vogtland. Ergebnisse der landeskundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten Treuen, Auerbach, Oelsnitz und Falkenstein (Weimar 1998) S. 84-93 [Artikel Rodewisch]. ISBN 3-7400-0938-1
- Ernst Eichler und Hans Walther (Hrsg.), Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, Bd. 2. Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 21 (Berlin 2001) S. 296 [Artikel Rodewisch].
- Erich Keyser (Hrsg.), Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte, Bd. 2. Mitteldeutschland (Stuttgart/Berlin 1941) S. 200-201 [Artikel Rodewisch].
- Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen 2. Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler (München 1998) S. 862-863 [Artikel Rodewisch]. ISBN 3-422-03048-4.
- Heinz Göschel (Hrsg.), Lexikon Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik (Leipzig 1979) S. 371-372 [Artikel Rodewisch].
- Reinhold Grünberg (Bearb.), Sächsisches Pfarrerbuch Bd. 1. Die Parochien der ev.-luth. Landeskirche Sachsens 1539–1939 (Freiberg 1939/40) S. 564-565 [Artikel Rodewisch].
- Herbert Helbig, Untersuchungen über die Kirchenpatrozinien in Sachsen auf siedlungsgeschichtlicher Grundlage. Historische Studien 361 (Berlin 1940) S. 93 [Artikel Rodewisch].
Weblinks