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Wasserturm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Alter Wasserturm in Kornwestheim von 1904
Wasserturm in Rastatt

Ein Wasserturm ist ein Gebäude, das zwei Zwecken dient. Zum einen enthält er einen Behälter zur Speicherung von (Trink-)Wasser und zum anderen sorgt die erhöhte Lage der Speicherbecken für einen konstanten Druck im Wassernetz der Stadt.

Funktionsprinzip

Die Gebäude der Stadt werden allein durch die Schwerkraft mit Wasser versorgt. Der Behälter hängt wie ein normaler Abnehmer am Netz. Bei geringem Trinkwasserverbrauch wird er aufgefüllt, bei Verbrauchsspitzen leert er sich. Auf diese Weise wird der Druck im Netz immer konstant gehalten. Es werden keine weiteren Pumpen benötigt als die, die den Turm befüllen. Damit das System funktioniert, darf kein Abnehmer höher als der oberste Einspeisungspunkt des Turmes liegen (Prinzip der kommunizierenden Röhren bzw. Hydrostatisches Paradoxon).

Konstruktion

Wassertürme unterscheiden sich sowohl in Hinblick auf die Behälter (Intze-Behälter / Hängebodenbehälter / Kugelbehälter) als auch in der äußeren Erscheinung. Es gibt massive Türme (aus Backstein oder Beton); im industriellen Bereich kamen allerdings hauptsächlich Stahl-Skelett-Konstruktionen zum Einsatz.

Geschichte

Wasserturm im Naturpark Obere Donau bei Beuron

Wassertürme entstanden in Deutschland in großer Zahl seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Beginnend mit der Notwendigkeit der Wasserversorgung der Dampflokomotiven auf dem sich ab 1840 rasant über den deutschen Staaten ausbreitenden Gleisnetz, entstanden die ersten Wasserhochbehälter. Diese waren noch keine selbstständigen Turmbauten, sondern als bloße Vorratsgefäße in Bahnhofsbauten integriert.

Die öffentliche Versorgung mit sauberem Trinkwasser wurde in der Gründerzeit, der Zeit der zunehmenden Verstädterung und damit einhergehend der Verschlechterung der Lebensumstände, zum Problem. Die in dieser Zeit errichteten Wasserwerke mit großen Reservoirs und Hochbehältern trugen in Verbindung mit Versorgungs- und Abwasserleitungen wesentlich dazu bei, Epedemien vorzubeugen. Ohne die Versorgung der Industriestädte mit ihren häufig sehr beengt lebenden proletarischen Bevölkerungsmassen und große Mengen von Abwasser erzeugenden Betrieben kam es zuvor immer wieder zu Epidemien großen Ausmaßes. Als "musterhaft" dafür kann die letzte große Choleraepidemie in Hamburg (1892) gelten.

Umnutzung von Wassertürmen

Wasserturm Bocholt nach der Umnutzung 2001

Heute sind die noch erhaltenen Wassertürme nicht selten eindrucksvolle bauliche und technische Denkmäler. Ihr Erhalt ist jedoch gefährdet, da sie zunehmend durch erdnahe Speicherbecken mit Pumpanlagen ersetzt werden. Verfall oder Abbruch sind die Folge.
Eine Alternative zum Abriss ist die Umnutzung der Wassertürme. Zwar gehen dadurch oft die technischen Einbauten (Speicherbecken und Pumpenanlagen) verloren, aber so kann wenigstens die Hülle erhalten werden. Die Erhaltungkosten des Gebäudes stehen bei einer sinnvollen Nutzung des Gebäudes in (einigermaßen) reellem Bezug zum Nutzen.

Über die eigentliche Funktion hinausgehende Nutzung

Manche Wassertürme werden auch als Aussichtsturm genutzt. Es gibt sogar Wassertürme mit einem Turmrestaurant wie dem Goldbergturm in Sindelfingen. Im Regelfall gelangen bei Wassertürmen mit Aussichtsplattform die Besucher mit einem Aufzug zur Aussichtsplattform.

Weit verbreitet ist auch die Nutzung von Wassertürmen als Standort von Sendeeinrichtungen im UKW-Bereich mit kleiner Leistung, wie für den nichtöffentlichen Landfunkdienst und den Mobilfunk.

Der Heidelberger Fernsehturm diente ursprünglich auch als Wasserturm. Heute dient er noch als Grundnetzsender des SWRs für UKW und TV, nachdem 2002 auch seine Aussichtsplattform wegen einer dringend nötigen Sanierung geschlossen werden mußte.

Auch der Sendeturm in Waldenburg wird als Wasserturm genutzt.

Beispiele

Wasserturm auf dem Fichtenberg in Berlin: Umnutzung als Wetterstation des Meteorologischen Instituts der FU

Umgenutzte Wassertürme:

Daneben existiert auch die Möglichkeit der Umnutzung als Funkturm. In diesem Fall sieht man dem Bauwerk nicht an, ob es noch als Wasserturm genutzt wird oder nicht, da die Nutzung als Funkturm auch eine Zusatznutzung sein kann.

Genutzte Wassertürme:

Die Umnutzung des Wasserturms im Hamburger Sternschanzenpark wird kontrovers diskutiert, der Investor plant ein Hotel.

Literatur

  • Thomas Wieckhorst: Wassertürme neu genutzt. Meininger Verlag, 1996, ISBN 3-87524-112-6
  • Jan Werth: Ursachen und technische Voraussetzungen für die Entwicklung der Wasserhochbehälter. München 1971

Einen guten Überblick über die Geschichte, Funktion (und Zerstörung) vieler Wassertürme in Norddeutschland und Hamburg erhält man in den beiden aktuellen Büchern:

Siehe auch

Aussichtsturm, Fernsehturm, Fernmeldeturm

Commons: Water tower – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien