Hermann Reinecke
Hermann Reinecke (* 14. März 1888; † 10. Oktober 1973) war ein General der Infanterie im Oberkommando der Wehrmacht.
Leben
Hermann Reinecke wurde am 14. März 1903 Fähnrich, am 14. März 1905 Oberfähnrich, 18. August 1906 Leutnant, Infanterieregiment Nr.79, Oberleutnant, Hauptmann, 1. Februar 1929 Major, 1. Juni 1933 Oberstleutnant, 1. Juni 1935 Oberst, 1. Januar 1939 Generalmajor, 1. August 1940 Generalleutnant und 1. Juni 1942 General der Infanterie.
Hermann Reinecke wurde am 1. April 1931 in die Abteilung für Heeresfachschulen und Versorgungswesen (Vers)ins Wehramt des Reichswehrministeriums versetzt. 1. Juni 1939 - 1. Dezember 1939 Amtsgruppenchef. 1. Dezember 1939 - 8. Mai 1945 Chef des Allgemeinen Wehrmachtsamt (AWA/OKH) inklusive der Abteilung Kriegsgefangene. 1. Januar 1944 - 8. Mai 1945 Chef des NS-Führungsstab im OKW.
Auszeichnungen bis einschließlich 1.Weltkrieg: Ritterkreuz des kgl. Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern, Eisernes Kreuz I. und II. Klasse, Kgl. Preuss. Rote Kreuz-Medaille III. Klasse, K.u.K. Österr. Militär-Verdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration und Hamburgisches Hanseatenkreuz.
Auszeichnungen: "Drittes Reich": Kriegsverdienstkreuz I. und II. Klasse mit Schwertern, Ehrenkreuz für Frontkämpfer, Wehrmachtsdienstauszeichnung I. bis IV. Klasse, Goldenes Ehrenzeichen der NSDAP, Goldenes Hitler-Jugend Ehrenabzeichen.
Werdegang im "Dritten Reich":
1937 Organisiert "nationalpolitische Lehrgänge",als sogenannter Leiter der Weltanschaulichen Schulung, ständiger Kontakt zu Heß, Goebbels, Rosenberg und Himmler. Inspekteur der Kriegsgefangenenlager. 1941 zieht Hermann Reinecke grundsätzliche Entscheidungen an sich und vertritt sie auch nach außen. März 1941 ruft er die Komandeure der Kriegsgefangenen in den Wehrkreisen in Berlin im Hinblick auf den bevorstehenden Rußlandfeldzug zusammen. 26. März 1941 Ehrenteilnehmer bei der Gründung Rosenbergs "Institut zur Erforschung der Judenfrage" (Hohe Schule der NSDAP) in Frankfurt/Main. Mitte 1941 Befehl zur Einrichtung neuer Lager im Reich, in denen ohne Beachtung der Haager Landkriegsordnung sowjetische Kriegsgefangene "scharf zu behandeln" seien und, wenn nicht anders möglich, unter freien Himmel unterzubringen seien. Auf Flüchtlinge sei entgegen der Vorschrift zu schießen. 4. September 1941 Tagung des AWA-Chefs in Warschau; Verkündung von Grundsätzen für die schlechte Behandlung und Versorgung von russischen Kriegsgefangenen. Hierzu ein am 8. September 1941 grundsätzlichen OKW-Befehl: Die sowjetischen Gefangenen haben "jeden Anspruch auf Behandlung als ehrenhafter Soldat ... verloren." Das erleichtere "die Lösung der Judenfrage" bei den (schon längst aktiven) Einsatzgruppen. Hermann Reinecke gibt alle relevanten Befehle an die Parteikanzlei weiter, die sie bis auf Kreisleiterebene verbreitet. So kann die Partei die Ausführung und die Ausführenden streng überwachen. 22. November 1941 Erweiterung des Befehls vom 8. September 1941: ...wieder ergriffene sowjetische Gefangene sind grundsätzlich zur Liquidierung der nächstgelegenen Dienststelle der Gestapo zu übergeben! ... "Der Waffengebrauch gegenüber sowjetischen Kriegsgefangenen gilt in der Regel als rechtmäßig." 1. Januar 1943 NSDAP-Mitglied ehrenhalber. 30. Januar 1943 Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP 25. Oktober 1943 endgültiges Mitglied der NSDAP Oktober 1943 1. Tagung mit 180 Generälen in der Ordensburg Sonthofen mit Nazigrößen. 22. Dezember 1943 Hermann Reinecke wird Chef des Nationalsozialistischen Führungsstabes im OKW, Hitler direkt unterstellt. Am 7. Januar 1944 trägt Reinecke Hitler sein Konzept für den NSFO vor (der Krieg kann mit 51% Sicherheit durch die weltanschauliche Einstellung und Ausrichtung aller Offiziere gewonnen werden.) Daraufhin organisiert er laufend NSFO-Lehrgänge und Generalstagungen, auf denen Nazigrößen wie Hitler, Himmler, Goebbels, Bormann und andere sprechen. 8. März 1944 Eröffnung des ersten Lehrgangs in der Ordensburg Krössinsee. 20. Juli 1944 Hermann Reinecke bekommt gegen 21.15 Uhr von Hitler über Goebbels den Befehl, das Kommando über die Truppen des Stadtkommandanten und des Wachbataillons in Berlin zu übernehmen und gegen die Bendlerstraße vorzugehen. General von Hase wird von Reinecke entsprechend orientiert, und nach 21.30 Uhr zu Goebbels in dessen Dienstwohnung geschickt, wo er zunächst festgehalten und am folgenden Morgen dann verhaftet wird. Juni-Oktober 1944 an Roland Freislers Seite in den Prozessen gegen die wichtigsten "Verschwörer", u.a. Leuschner, Goerdeler, Ulrich von Hassell, Popitz, die Generäle von Witzleben, Hoepner, Paul von Hase und Stieff. An insgesamt 112 Verfahren beteiligt, bei denen gegen 185 Angeklagte 50 Todesurteile verhängt werden. 2. September 1944 der Chef des Heerespersonalamtes, Burgdorf, protestiert, weil sich Reineckes System immer mehr dem Politruk der Sowjets angleiche. 25. Oktober 1944 Freisler meldet den Reichsjustizminister Thierack, dass Reinecke die weitere Teilnahme beim Volksgerichtshof "ganz unmöglich" sei, insbesondere gegen seinen früheren Chef, den Generaloberst Fromm. 15. März 1945 ein völlig überraschter Reinecke wird von Generalfeldmarschall Keitel seines Postens enthoben. Reichsleiter Bormann will aber wegen der katastrophalen Lage keine Änderung in den Befehlsverhältnissen, so dass Reinecke bis zur Auflösung am 10. Mai 1945 auf seinen Posten bleibt.
Quellen
- Bundesarchiv N 356
- www.geocities.com
- Familie Reinecke
- Dieter Zinke - Koblenz
- Christian Streit "Hitlers militärische Elite" Band 1
- Gerlach "Kalkulierte Morde"
- Überschär "Der Nationalsozialismus vor Gericht"
- Heinz Artzt "Mörder in Uniform" und "Aufstand des Gewissens"
- Militärgeschichtliches Forschungsamt
Von 1943 bis 1945 war er Leiter der Amtsgruppe Allgemeines Wehrmachtsamt (AWA). Außerdem war Reinecke Leiter des 1943 gegründeten NS-Führungsstabs bei der Wehrmacht und verantwortlich für die Nationalsozialistischen Führungsoffiziere. In seiner Eigenschaft als Chef des AWA übersah er auch die Kriegsgefangenenlager.
Anklage insbesondere wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Schwerpunkt hierbei der Kommissarbefehl von 1941 mit der daraus resultierenden Ermordung der politischen Kommissare der Roten Armee. Auch die Verantwortung für die Verletzung des Völkerrechts durch die Misshandlung und Ermordung insbesondere sowjetischer Soldaten, von denen etwa 3 Millionen in deutscher Gefangenschaft umkommen, wird ihm angelastet, zumal er die meisten Entscheidungen im Kriegsgefangenenwesen an sich gezogen hatte.
Vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal wurde Reinecke, im Prozess gegen die sogenannte OKW-Führung (Fall 12) vom 30. Dezember 1947 bis 28. Oktober 1948, wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit am 27. Oktober 1948 zu lebenslanger Haft verurteilt, aber am 1. Oktober 1954 begnadigt und aus der Justizvollzugsanstalt Landsberg entlassen. Grund der Begnadigung war die Entscheidung über die Wiederbewaffnung Westdeutschlands.
Quelle: Christian Streit: General der Infanterie Hermann Reinecke, in: Hitlers militärische Elite, 2 Bde. Hrsg. v. Gerd R. Ueberschär, Bd. 1, Darmstadt 1998, S. 203-209.
Siehe auch
Weblink
Personendaten | |
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NAME | Reinecke, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher General und Kriegsverbrecher |
GEBURTSDATUM | 14. März 1888 |
GEBURTSORT | Wittenberg |
STERBEDATUM | 10. Oktober 1973 |