OK-GLI

Die OK-GLI ist ein 1984 gebauter Prototyp einer Raumfähre des sowjetischen Buran-Programms. Er diente der aerodynamischen Erprobung der Flugeigenschaften und des automatischen Landesystems.
Geschichte

Das Modell Buran OK-GLI (oder BTS-02), der Prototyp des Raumfähren-Programms, war als einziges Modell mit eigenen Triebwerken ausgestattet und absolvierte erfolgreich 25 unbemannte Atmosphärenflüge, um das Landesystem zu testen. Im Dezember 1989 wurden die Tests abgeschlossen. Das Shuttle wurde als verschlissen betrachtet und in Baikonur eingelagert.
Russland verkaufte es vor den Olympischen Spielen 2000 in Sydney als Ausstellungsobjekt nach Australien[1] [2]. In Folge sollte es dann im Rahmen der Sommerfestspiele im Juni 2002 in Bahrain ausgestellt werden, blieb dort aber wegen finanzieller Probleme des Veranstalters, wo es offenbar in Vergessenheit geriet (unbenannte Parameter 1:26_11_54_N_50_36_10_E_type:landmark_region:BH, 2:26° 11' 54" N, 50° 36' 08" O ). Satellitenbilder bei Google Earth zeigen, dass OK-GLI im Hafenbereich demontiert hinter einer Lagerhalle vor sich hin verrottete.
OK-GLI wurde zum Kauf angeboten, inklusive eine Versteigerung bei einer Radioauktion in Los Angeles News 980 KFWB-AM mit einem Startpreis von sechs Million US Dollar, [3] ohne das sich jedoch ernsthaft Bieter meldeten. [4]
Bei Dreharbeiten für die Formel 1 in Bahrain stieß ein deutsches TV-Team im Sommer 2004 wieder auf die OK-GLI. Ende 2003 wurde sie vom Technik-Museum Speyer für einen geschätzt sechsstelligen Eurobetrag gekauft und sollte dort ab Mitte 2006 ausgestellt werden [5]. Wegen andauernder Rechtsstreitigkeiten zwischen dem letzten Käufer und NPO Molnija verzögerte sich die Ausstellung in Speyer jedoch. Zuletzt hätte die Fähre per Schiff nach Malaysia gebracht werden sollen, wo sie im Rahmen der Malaysia International Aerospace Exhibition 2007 vom 5. Juni 2007 bis 7. August 2007 ausgestellt werden sollte.[6] Diese Veranstaltung wurde jedoch abgesagt.

Die OK-GLI wurde auf dem Seeweg von Bahrain nach Rotterdam und anschließend auf dem Rhein zum Technik-Museum Speyer transportiert, das sie am 12. April 2008 erreichte. Dort wird voraussichtlich ab Herbst 2008 augestellt. Die Gesamtkosten für den Kauf, Transport und eine neue Ausstellungshalle beliefen sich für das Technik-Museum Speyer auf ca. zehn Millionen Euro[7].
Technik

Im Gegensatz zum Orbiter wurde OK-GLI mit vier Lyulka AL-31-Strahltriebwerken ausgerüstet und konnte in Gegensatz zum amerikanischen Shuttle Enterprise mit eigenem Antrieb von einer Startbahn abheben.
Die zwei oberen Triebwerke seitlich des Seitenleitwerks sind Teil des originalen Orbiter Designs, das zwei Marschtriebwerke vorsah um die Reichweite bei der Landung zu vergrößern [8]. Diese Triebwerke sind mit einem Hitzeschutmantel und Klappen an den Triebwerkseinläufen ausgerüstet. Diese Triebwerke kamen beim Orbiter Buran aber aufgrund von technischen Problemen und terminlichen Verschiebungen nie zum Einsatz, obwohl die Einbaubuchten der Strahltriebwerke an allen Orbitern vorhanden sind und nur mit einer Abdeckung verschlossen wurden. Die zusätzlichen seitlichen Triebwerke wahren bei OK-GLI notwendig um selbstständig abheben zu können, da die zwei Marschtriebwerke dazu nicht leistungsstark genug sind.
Testflüge
Neun Rolltests und fünfundzwanzig Testflüge in der Atmosphäre wurden mit OK-GLI in Baikonur durchgeführt [9].
Datum | Beschreibung | Maximale Geschwindigkeit | Maximale Höhe | Dauer | Besatzung / Bemerkungen [10] |
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29. Dezember 1984 | Rolltest 1 | 45 km/h | 5 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | |
2. August 1985 | Rolltest 2 | 200 km/h | 14 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | |
5. Oktober 1985 | Rolltest 3 | 270 km/h | 12 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | |
15. Oktober 1985 | Rolltest 4 | 300 km/h | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | ||
10. November 1985 | Flug 1 | 480 km/h | 1500 m | 12 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk |
15. November 1985 | Rolltest 5 | 170 km/h | 12 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | |
3. Januar 1986 | Flug 2 | 520 km/h | 3000 m | 36 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk |
6. April 1986 | Rolltest 6 | 14 min | Anatoli Lewtschenko, Alexander Stschukin | ||
27. Mai 1986 | Flug 3 | 540 km/h | 4000 m | 23 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk |
11. Juni 1986 | Flug 4 | 530 km/h | 4000 m | 22 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk |
20. Juni 1986 | Flug 5 | 25 min | Anatoli Lewtschenko, Alexander Stschukin | ||
28. Juni 1986 | Flug 6 | 23 min | Anatoli Lewtschenko, Alexander Stschukin | ||
10. Dezember 1986 | Flug 7 | 4000 m | 24 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk / Erste automatische Landung | |
23. Dezember 1986 | Flug 8 | 17 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | ||
29. Dezember 1986 | Flug 9 | 17 min | Anatoli Lewtschenko, Alexander Stschukin | ||
16. Februar 1987 | Flug 10 | 28 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | ||
25. Februar 1987 | Flug 11 | 19 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | ||
29. März 1987 | Rolltest 7 | 2 min | Anatoli Lewtschenko, Alexander Stschukin | ||
30. März 1987 | Rolltest 8 | 25 min | Anatoli Lewtschenko, Alexander Stschukin | ||
21. Mai 1987 | Flug 12 | 20 min | Anatoli Lewtschenko, Alexander Stschukin | ||
25. Juni 1987 | Flug 13 | 19 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | ||
5. Oktober 1987 | Flug 14 | 21 min | Alexander Stschukin, Igor Wolk / automatische Landung | ||
15. Oktober 1987 | Flug 15 | 19 min | Iwan Batschurin, Alexei Borodai | ||
16. Januar 1988 | Flug 16 | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | |||
24. Januar 1988 | Flug 17 | Iwan Batschurin, Alexei Borodai | |||
23. Februar 1988 | Flug 18 | 22 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | ||
4. März 1988 | Flug 19 | 32 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | ||
12. März 1988 | Flug 20 | Iwan Batschurin, Alexei Borodai | |||
23. März 1988 | Flug 21 | Iwan Batschurin, Alexei Borodai | |||
28. März 1988 | Flug 22 | Iwan Batschurin, Alexei Borodai | |||
2. April 1988 | Flug 23 | 20 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | ||
8. April 1988 | Flug 24 | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | |||
15. April 1988 | Flug 25 | 19 min | Rimantas Stankevičius, Igor Wolk | ||
29. Dezember 1989 | Rolltest 9 | Rimantas Stankevičius, Wiktor Sabolotski |
Weblinks
- Raumfähre Buran (englisch)
- Buran (ausführliche Beschreibung mit vielen Diagrammen und Bildern, russisch)
- Raumfähre auf dem Rhein – Fotogalerie mit Bildern des Transports, zu denen 1LIVE seine Hörer aufgefordert hat
- Buran in Köln-Deutz – Fotogalerie
- Die Buran im Technikmuseum Speyer
- Artikel & Fotostrecke der Frankfurter Rundschau
- Fotos und Geschichten vom Transport bei Spektrum der Wissenschaft
Quellen
- ↑ Buran Analogue/002 in Sydney. Abgerufen am 2. Juli 2006.
- ↑ Russian shuttle lands down under, collectSpace, 10. Februar 2000. Abgerufen im 2. Juli 2006
- ↑ Jim Banke: Russian Shuttle Buran, Slightly Used, Goes Up for Auction Today. Space.com, 9. Mai 2002, abgerufen am 3. Juli 2006.
- ↑ Jim Banke: Auction Fails to Sell Buran, Russian Shuttle Remains Available. Space.com, 23. Mai 2002, abgerufen am 3. Juli 2006.
- ↑ http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,319521,00.html
- ↑ aerospaceweb.org: Analog Buran Test Vehicle (englisch)
- ↑ Spiegel Online: "Burans" letzte Reise
- ↑ http://www.buran-energia.com/bourane-buran/bourane-consti-reacteur.php
- ↑ Buran Energia Timeline History. Krzys Kotwicki, abgerufen am 4. August 2006.
- ↑ Buran Analogue Chronology. astronautix.com, abgerufen am 5. August 2006.