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Stolpersteine

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Stolperstein in Berlin

Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Mahnmalen wird an das Schicksal der Menschen erinnert, die von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet oder in den Freitod getrieben wurden.

„Hier wohnte“

in Bonn

Initiativen, Geschichtswerkstätten, Schulen, Angehörige und Hinterbliebene recherchieren die Daten von Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Zu den von den Nationalsozialisten während des „Dritten Reiches“ verfolgten Gruppen gehörten Juden, Sinti und Roma, politisch Andersdenkende, Mitglieder von Widerstandsbewegungen, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Christen im Widerstand und Behinderte („Euthanasie“). Ebenfalls gedacht wird der Ermordeten wegen Fahnenflucht, „Wehrkraftzersetzung“und der Opfer unter den Zwangsarbeitern. Eine Recherche-Hilfe stellen die Datenbank der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und Staatsarchive dar.

Liegen die Daten vor, fertigt Demnig einen Betonwürfel mit 10 Zentimeter Kantenlänge, der mit einer Messingplatte abschließt. Diese versieht er in der Regel mit dem Schriftzug Hier wohnte (in Zittau auch: Hier lebte, in Frankfurt (Oder) auch: Hier wirkte), dem Namen, Geburtsjahr und dem Schicksal des Menschen, meist dem Datum der Deportation oder des Todes. Den Stein lässt er jeweils bündig in den Bürgersteig oder die Straße direkt vor der Haustür zur letzten Wohnung des Opfers ein. Die Stolpersteine gehen nach der Verlegung in das Eigentum der Stadt oder Gemeinde über.

Finanziert werden die Stolpersteine durch Spenden, Sammlungen und Patenschaften von einzelnen Bürgern, Zeitzeugen, Schulklassen, Berufsgruppen und Kommunen. Ein Stein kostet dabei 95 Euro.

Erste Steine

Stolpersteine in Halle

Nach der Ursprungsidee im Jahre 1993 kam es 1994 zu einer ersten Ausstellung der Stolpersteine in der Antoniterkirche in Köln. Der damalige Pfarrer machte Gunter Demnig Mut, die Steine zu verlegen. 1995 verlegte Demnig probeweise und ohne Genehmigung die ersten Steine in Köln, danach in Berlin-Kreuzberg in der Oranienstraße. 1996 setzte er im Rahmen des Projektes Künstler forschen nach Auschwitz in Berlin 55 Steine. 1997 verlegte er auf Anregung der Kunstinitiative KNIE und des Österreichischen Gedenkdienstes die ersten beiden Stolpersteine für Zeugen Jehovas in St. Georgen bei Salzburg. Vier Jahre später, nachdem bürokratische Hürden und Bedenken der Stadt Köln ausgeräumt waren, bekam er dort die Erlaubnis, 600 Steine einzulassen.

Stolpersteine in Deutschland (Auswahl, alphabetisch geordnet)

Berlin, Paul-Lincke-Ufer
In Braunschweig

In Aachen wurden am 16. Januar 2008 die ersten neun Stolpersteine verlegt.[1]

In Bamberg befinden sich Stolpersteine, insbesondere im Verlauf der Franz-Ludwig-Straße und Willy-Lessing-Straße. In ersterer vor fast der Hälfte der Häuser.

In Berlin befinden sich 1.650 Stolpersteine (Stand Oktober 2007), beispielsweise am Eingang zu den Hackeschen Höfen und vor dem Haus Bernhard-Beyer-Str. 12. Ende März 2008 wurden 14 Stolpersteine zum Andenken an ermordete Antifaschisten der Saefkow-Jacob-Bästlein-Gruppe verlegt. [2]

In Bielefeld wurden am 10. Mai 2005 die ersten Stolpersteine verlegt.[3]

In Bochum wurde am 9. November 2004 der erste Stolperstein für die jüdische Schauspielerin Terka Csillag verlegt. Entgegen der üblichen Vorgehensweise wurde der Stein nicht vor ihrem Wohnsitz, sondern von dem Schauspielhaus Bochum eingelassen. Ebenso für den Oberbürgermeister Dr. Ruer, der Stein zu seinem Gedenken wurde vor dem Rathaus verlegt. Mit dem Stand Februar 2008 gibt es 81 Stolpersteine in Bochum.

In Bonn gibt es 134 Stolpersteine (Stand Herbst 2007) in den Bezirken Bonn-Zentrum, Bonn-Beuel und Bonn-Bad Godesberg.[4] Weitere zwölf Stolpersteine befinden sich derzeit in Bornheim bei Bonn.[5]

In Bottrop sind ebenfalls Stolpersteine verlegt worden. Auf der Homepage der Stadt Bottrop[6] sind die Kurzbeschreibungen der Opfer des Nationalsozialismus aufgeführt.

In Braunschweig wurden die ersten Stolpersteine am 9. März 2006 verlegt, seither sind weitere hinzu gekommen.

In Bremen werden die Stolpersteine von Schülern verlegt.

In Dortmund wurden 2005 die ersten Stolpersteine verlegt.[7] Am 6. Februar 2007 konnte dort bereits der 100. Stein verlegt werden.[8]

In Düren wurden die ersten Steine am 26. Juni 2005 verlegt.

In Eislingen/Fils wurden im April 2007 die ersten Stolpersteine verlegt.[9]

In Elmshorn liegen nach zwei Verlegungen 15 Steine.

In Erlangen wurden am 12. April 2007 unter anderem ein Stolperstein für den ermordeten Zeugen Jehovas Gustav Heyer und zwei Stolpersteine für die enteigneten und ermordeten Eigentümer eines Schuhgeschäftes verlegt. Dem gingen Recherchen bei dem Enkel der Opfer und die Dokumentation der Geschichte dieser Familie in einer Schularbeit voraus.

In Essen sind ebenfalls Stolpersteine zu finden.

In Essen

Auch in Falkensee werden Stolpersteine verlegt.[10]

In Frankfurt am Main existiert seit 2003 die Initiative Stolpersteine in Frankfurt am Main. Bisher wurden über 200 Stolpersteine in 15 Stadtteilen verlegt. Dies ist wegen des besonders massiven Pflasters eine große Herausforderung. Die Bürgerinitiativen, die die Schicksale der Opfer recherchiert haben, veranlassen Institutionen der Stadtteile wie z.B. Schulen und Kirchengemeinden zur Mitarbeit. Die Stadt Frankfurt selbst begrüßt die Initiative und namhafte Einrichtungen wie das Fritz-Bauer-Institut, das Jüdische Museum und das Institut für Stadtgeschichte unterstützen sie. In Frankfurt wurden etwa 12 000 Juden deportiert und ermordet. Die Lebensläufe der Opfer wurden vom Jüdischen Museum in Frankfurt recherchiert und in einer Datenbank dokumentiert.[11]

In Frankfurt (Oder) wurden am 8. Mai 2006 die ersten sieben Stolpersteine verlegt, weitere sieben folgten am 12. Juli 2007.[12]

In Freiburg im Breisgau begann die Verlegung von Stolpersteinen erstmals im Jahr 2002. Mitte 2006 gab es 270 Stolpersteine, Tendenz steigend. Über eine Bürger-Initiative in Zusammenarbeit mit der Stadt können Patenschaften übernommen werden.[13]

In Hamburg wurde 2002 mit der Verlegung der Stolpersteine begonnen. Derzeit (April 2008) gibt es 2182 Stolpersteine vor ehemaligen Wohn- oder Wirkungsstätten, im Fall der homosexuellen Wohnungslosen vor der Unterkunft für die Nacht (Pik As), im Fall der im Hof der Untersuchungshaftanstalt Hingerichteten vor dem Untersuchungsgefängnis.[14]

In Hamburg-Neustadt
Hamburg-Harvestehude

Die Verlegung wurde durch Stadtteil-Initiativen und durch Opfergruppen angestoßen. Durch Tageszeitungen, die Obdachlosenzeitung, durch Stadtteil- sowie Mitteilungsblätter, wie z. B. des Freundeskreises der Gedenkstätte Neuengamme, wird berichtet oder auch weiter recherchiert. Institutionen geben Pressemitteilungen zu einzelnen Stolperstein-Verlegungen und stellen Berichte in ihre Internet-Seiten.

Auch 15 Schritte rechts vom Eingang zum Hamburger Rathaus wird durch einen Stolperstein an einen ehemaligen Senator erinnert. Vor weiteren offiziellen Gebäuden wie dem Hamburger Ziviljustizgebäude, vor dem Untersuchungsgefängnis, vor der Oberfinanzdirektion und vor der Hamburgischen Staatsoper, vor einem Theater und vor einer Schule befinden sich Stolpersteine.

Zwischen 1941 und 1945 wurden allein 10.000 Juden aus Hamburg deportiert. Zur Verschleierung des Sachverhalts wurden sie zur „Evakuierung“ aufgefordert und wurden dann vom Sammelplatz Moorweidenstraße per LKW zum Hannoverschen Bahnhof am Lohseplatz gebracht.[15]

Die Juden aus Hamburg wurden in 17 Transporten nach Lodz, Minsk, Riga, Auschwitz und Theresienstadt deportiert. Aus Verzweiflung über die anstehende Deportation nahmen sich viele Menschen das Leben. Etwa 200 Akten der Geheimen Staatspolizei zum Ausmaß der Suizide sind noch erhalten.

In Hamm werden die ersten Stolpersteine am 4. Februar 2008 verlegt.

In Jena wurden die ersten acht Stolpersteine am 23. Mai 2007 verlegt. Weitere werden am 7. Mai 2008 folgen.[16]

In Karlsruhe werden seit März 2005 Stolpersteine verlegt, die Orte werden im Stadtwiki Karlsruhe gesammelt.[17]

Bis September 2007 wurden in Köln 1.539 Stolpersteine verlegt.

Seit 2006 werden auch in Kiel Stolpersteine verlegt, unter anderem am Dreiecksplatz und in der Holtenauer Straße.

In Konstanz wurden Erfahrungen aus Freiburg berücksichtigt. Nach Diskussion wurden Arbeitsgruppen aus interessierten Bürgern gebildet, die Schicksale einzelner Opfergruppen und Opfer recherchiert und der Gedankenaustausch mit der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat aufgenommen. Durch Berichterstattung in der Tageszeitung wurden Paten und Spender gefunden. Die ersten drei Steine wurden im September 2006 für ein jüdisches Opfer, für ein Euthanasieopfer und für ein politisches Opfer verlegt.[18]

Die meisten der Steine wurden im linksrheinischen Teil von Konstanz verlegt. Einer dokumentiert vor dem Stadttheater Konstanz das Schicksal eines Schauspielers. Mehrere Steine erinnern an die Mitglieder einer jüdische Familie, die 1938 und 1939 gerade noch in die USA emigrieren konnten und dadurch überlebten. Die Initiative „Stolpersteine für Konstanz - Gegen Vergessen und Intoleranz“ wird getragen von einem breiten Bündnis aus Vereinen (der Jugendkultur, deutsch-israelisch, christlich-jüdisch), Volkshochschule, Gymnasium, Stadt Konstanz, Geschäftsleuten und Privatpersonen.

In Krefeld begann die Verlegung im Dezember 2006. Dem voraus ging ein zähes Ringen auf kommunaler Ebene. Unter anderem äußerte die Jüdische Gemeinde Krefeld Bedenken gegenüber dem Projekt, da sie die Würde der Opfer als gefährdet ansah, weil man „auf ihnen herumtrampeln“ würde. Nachdem sich der Stadtrat Anfang November 2005 ebenfalls gegen die Aktion Stolpersteine ausgesprochen hat, starteten die Schüler der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule eine Unterschriftenaktion für ein Bürgerbegehren. Ein großes Echo der regionalen und auch überregionalen Presse war die Folge. 14.000 Unterschriften für das Bürgerbegehren konnten die Schüler sammeln. Noch vor dem Start des eigentlichen Bürgerbegehrens einigten sich die Vertreter auf einen Kompromiss, so dass das Projekt starten konnte.[19]

2004 wurden in Lahr/Schwarzwald Stolpersteine verlegt.

In Leipzig gibt es seit 2006 Stolpersteine. Mittlerweile sind es über 40, so etwa in der Alexanderstraße.[20]

In Ludwigshafen am Rhein wurden 2007 die ersten Stolpersteine unter Mithilfe von Schülern verlegt.

In Magdeburg gibt es ca. 30 Stolpersteine. Allerdings sind diese auf der Homepage des Künstlers nicht speziell erwähnt. Über den Internetauftritt der Stadt Magdeburg kann man zumindest einen kleinen Teil finden.[21]

In Melsungen wurde am 28. April 2008 der erste Stolperstein verlegt. [22]

In Mainz gibt es seit Anfang November 2007 Stolpersteine für Angehörige der Familie Cantor. Cantor war langjähriger Vorsitzender des Mainzer Turnvereins von 1817.

In Minden(Westf.) gibt es seit 2005 die Stolpersteine.[23]

In Mönchengladbach sind seit dem 27. Januar 2006 144 Stolpersteine durch G.Demnig verlegt worden.[24]

In München wurde der erste Stolperstein erst am 1. September 2007 verlegt. Weil die Stadt keine öffentlichen Plätze zur Verfügung stellt, befindet er sich auf einem Privatgrundstück in der Viktor-Scheffel-Straße 19 und erinnert an Heinrich Oestreicher, der im Juli 1942 aus seiner Wohnung in Schwabing nach Theresienstadt verschleppt und dort im März 1943 ermordet wurde.[25] In der Vorhalle der Musikhochschule in der Arcisstraße, dem ehemaligen Führerbau, gibt es eine vorläufige Installation von Stolpersteinen.

In Neuruppin wurden am 17. November 2003 8 Stolpersteine verlegt für ermordete jüdische Neuruppiner, am 19. Oktober 2004 folgten 6 weitere Steine symbolisch für die über 1400 Opfer der Euthanasie aus der damaligen Landesanstalt Neuruppin.[26]

In Pforzheim wurden am 13. März 2008 die ersten 13 Stolpersteine verlegt, die Namen mit Kurzbiografien und die Orte der Erinnerungssteine sind im Regional-Wiki Pforzheim/Enzkreis[27] aufgeführt.

In Ravensburg wurden im September 2006 die ersten 13 Stolpersteine verlegt, 14 weitere folgten im Oktober 2007. Somit gibt es heute 27 Steine im Bereich der Altstadt, dem Sonnenbüchel (vgl. Pinchas Erlanger) und in der Stüdstadt.[28]

In Regensburg wurden am 12. Juni 2007 an drei Stellen der Altstadt Stolpersteine verlegt.

In Rostock wurden 2001 mehrere Stolpersteine verlegt.

In Senftenberg wurden im Juli 2007 sechs Stolpersteine verlegt.[29]

In Siegburg gibt es seit 2006 mehrere Stolpersteine.[30]

In Stadtoldendorf wurden am 15. Dezember 2007 die ersten elf Stolpersteine verlegt.

In Stuttgart wurden bis zum 30. Oktober 2007 280 Stolpersteine gelegt.[31]

In Stuttgart

Auf Sylt wurde am 7. August 2007 mit der Verlegung von Stolpersteine begonnen. In Kampen erinnert nun ein Stolperstein an die verfemte Hamburger Malerin Anita Rée, weitere Steine liegen in Keitum (Elsa Sänger), List (Diedrich Cornelius Diedrichsen) und Westerland (Franz Korwan)[32].

In Trier gibt es seit Frühjahr 2005 Stolpersteine. Die ersten biographischen Recherchen, die von der namentlichen Ermittlung der NS-Opfer bis zur quellengestützten Erschließung ihrer Lebensläufe führen, wurden unter wissenschaftlicher Betreuung von Schulklassen des Trierer Auguste-Viktoria-Gymnasiums durchgeführt. Im Sommersemester 2006 recherchierten 30 Studierende der Universität Trier unter Leitung von Prof. Dr. Raphael, Dr. Thomas Grotum und Dr. Thomas Schnitzler Biographien weiterer NS-Opfer, sodass danach 30 Stolpersteine (Opfergruppen: Jüdische und politische Opfer, Euthanasieopfer, sog. „Asoziale“, Sinti und Roma) in Trier und Hermeskeil verlegt werden konnten. Bisher wurden 85 Stolpersteine verlegt. Die Verlegung der letzten Steine fand am 20. November 2007 in Trier und Oberemmel statt.[33]

In Troisdorf wurden am 17. August 2007 die ersten drei Stolpersteine verlegt, Grundlage war ein Beschluss des Kulturausschuss der Stadt Troisdorf vom 3. November 2005.[34]

In Überlingen diente ein komplett recherchiertes Buch zum Schicksal einer verfolgten Familie als Grundlage für die Verlegung von drei Stolpersteinen vor dem ehemaligen Bezirksamt, dann Landratsamt, heute Bauamt.

In Viersen wurden ab Februar 2005 mindestens 28 Stolpersteine verlegt.[35]

In Wiesbaden wurden bisher 132 Stolpersteine an 51 Orten verlegt[36].

In Würzburg werden seit 17. Juli 2006 kontinuierlich Stolpersteine verlegt. So gibt es vor einem Kaufhaus Stolpersteine. Rechts vor dem Eingang zur Kiliansgruft wurde ein Stolperstein verlegt zum Gedenken an einen wegen seiner menschlichen und kirchentreuen Haltung ermordeten katholischen Pfarrer, der nachträglich in der Kiliansgruft beigesetzt und geehrt wurde.

Stolpersteine in Österreich

Steine der Erinnerung in Wien in Anlehnung an das Projekt von Demnig und mit Erläuterungen

Stolpersteine wurden bereits (Stand Oktober 2007) in 11 Orten in Österreich verlegt.

In St. Georgen bei Salzburg wurden bereits 1997 Stolpersteine für zwei ermordete Zeugen Jehovas Johann und Matthias Nobis verlegt, später jedoch unbeabsichtigt beschädigt.

Zwei weitere damals in Oberndorf bei Salzburg verlegte Stolpersteine wurden nach Protesten der Bevölkerung wieder entfernt;[37][38] die Kunstinitiative KNIE hatte Gunter Demnig eingeladen.

Seit 2005 werden auch in Wien Steine verlegt, die jedoch nicht von Gunter Demnig stammen. Das Projekt heißt Steine der Erinnerung. Bis jetzt konnten Steine im zweiten Bezirk Leopoldstadt um den Volkertplatz gesetzt werden, ein „Weg der Erinnerung“ mit weiteren Tafeln und Steinen quer durch den zweiten Bezirk ist ebenfalls in Ausführung. Diese Aktion wird zum Teil von der Stadt Wien, dem Nationalfonds und Spendengeldern unterstützt.

Nachdem die in Sankt Georgen bei Salzburg verlegten Stolpersteine unabsichtlich zerstört worden waren, hat der aus dieser Gegend stammende Innsbrucker Politikwissenschaftler Andreas Maislinger Gunter Demnig eingeladen die Steine zu erneuern und im angrenzenden Bezirk Braunau am Inn weitere Stolpersteine zu verlegen. Am 11. August 2006 wurden die beiden zerstörten Steine wieder erneuert. Am 11. und 12. August 2006 verlegte Gunter Demnig in acht Gemeinden des Bezirkes Braunau am Inn elf Stolpersteine. Der ehemalige „Heimatkreis des Führers“ ist damit der erste Bezirk oder Landkreis, der flächendeckend in dieser Form an NS-Opfer erinnert. Die Steine liegen im Boden vor den ehemaligen Wohnhäusern von Menschen, die aus den verschiedensten Gründen zu Opfern der NS-Herrschaft wurden. Die elf Stolpersteine erinnern an die Zeugin Jehovas Anna Sax (Braunau am Inn), die vier Kommunisten und Sozialisten Franz Amberger, Adolf Wenger (beide Braunau am Inn), Johann Lenz und Josef Weber (beide Hackenbuch/Moosdorf), an den Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter (Sankt Radegund), an Pater Ludwig Seraphim Binder (Maria Schmolln), den Sinto Johann Kerndlbacher (Hochburg-Ach), die Opfer der NS-Militärjustiz Franz Braumann (Sankt Veit im Innkreis) und Engelbert Wenger (Altheim) sowie an den in der Gestapo-Haft ermordeten Michael Nimmerfahl (Braunau am Inn). Die Stolpersteine wurden im Beisein von Lokalpolitikern, Medien und der örtlichen Bevölkerung verlegt. Innerhalb letzterer führte diese Aktion zu neuem Interesse an den lange Zeit nahezu vergessenen NS-Opfern und konnte diese dadurch wieder in das öffentliche Bewusstsein rücken.

Am 14. August 2006 wurden in Mödling bei Wien 14 Stolpersteine verlegt, 2007 folgen weitere 8.[39]

Im August 2007 begann ein Stolperstein-Projekt in der Stadt Salzburg.[40] Demnig verlegte im August, vor dem Haus der Burschenschaft Germania drei Stolpersteine in Erinnerung an Ida, Ernst und Herbert Löwy, die bis 1938 in diesem Haus lebten und im KZ Auschwitz starben. Auch in der Hinterbrühl in Niederösterreich wurden zwei Stolpersteine verlegt, wobei der eine vor das Hauptgebäude des SOS-Kinderdorfes gesetzt wurde. [41]

Die Aktion soll durch etwa 30 Stolpersteine für ermordete Sinti und Euthanasie-Opfer, u. a. in Zusammenarbeit mit dem Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim und dem Verein Ketani fortgesetzt werden.

Stolpersteine in Ungarn

Seit April 2007 werden in Ungarn Stolpersteine verlegt. Bereits 13 Kommunen in Ungarn (Stand Oktober 2007) beteiligen sich an dieser Form der Erinnerung. Ungefähr 600 000 Juden aus Ungarn wurden deportiert und ermordet.

In Budapest wurde im April 2007 mit der Verlegung von 7 Stolpersteinen begonnen: im Zentrum, in der Raday-Straße.

Stolpersteine in den Niederlanden

In Borne nahe der deutschen Grenze wurden am 29. November 2007 die ersten Stolpersteine verlegt.

13.000 Steine

Inzwischen (Oktober 2007) hat Gunter Demnig rund 13.000 Steine in über 280 Städten und Gemeinden gesetzt.

Wie in Deutschland, Österreich, Ungarn und den Niederlanden sollen auch in Orten in Italien Steine verlegt werden. Eine für den 1. September 2006 geplante Verlegung in Polen fand nicht statt, nachdem die Genehmigung dafür wieder zurückgezogen wurde.

Kritische Stimmen

In einigen Städten wird die Verlegung von Stolpersteinen von politischer Seite abgelehnt.

In Simbach am Inn wurde die Verlegung eines Stolpersteines für den am 1. Mai 1945 hingerichteten Fahnenflüchtigen Georg Hauner abgelehnt. In Aschaffenburg sprachen sich Gutachten der evangelischen und katholischen Kirche ebenso wie die CSU- und SPD-Stadtratsfraktion gegen die Verlegung von Stolpersteinen aus. Erwähnt wurde dabei die Kritik der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die es als „unerträglich“ bezeichnet hat, die Namen ermordeter Juden auf Tafeln zu lesen, die in den Boden eingelassen sind und auf denen mit Füßen „herumgetreten“ werde. [42]

In anderen Städten wurde die Genehmigung für die Verlegung der Steine erst nach mehr oder weniger langer Diskussion erteilt. So lehnte die CDU/FDP-Ratsmehrheit im Stadtrat Krefeld eine Verlegung auf Wunsch der jüdischen Gemeinde ab, die die Auffassung vertrat, dass auf diese Weise die Namen der Opfer ständig mit Füßen getreten würden. Erst nach einem Bürgerbegehren wurde ein Kompromiss gefunden: Wenn die jeweiligen Hauseigentümer und die Angehörigen der Opfer zustimmen, können die Stolpersteine verlegt werden. Inzwischen wurden auch in Krefeld die ersten Stolpersteine verlegt.

Auch einige Hausbesitzer wehren sich gegen die Verlegung vor ihren Häusern, sie fürchten einen Wertverlust ihres Besitzes und wollen nicht zu einer täglichen Erinnerung an die nationalsozialistischen Gräueltaten gezwungen werden. In einem Fall in Köln klagte ein Wohnungseigentümer, die Steine wurden schließlich an den Straßenrand verlegt. In der Stadt Lahr genehmigte der Gemeinderat die Verlegung unter der Auflage, dass die Hauseigentümer, vor deren Haus die Steine im Gehweg verlegt werden sollen, zuvor zustimmen.

Nachahmungen

In Leichlingen wurden auf Initiative der Ehrensenatoren des Festkomitees Leichlinger Karneval „Schmunzelsteine“ verlegt, die an verstorbene Karnevalisten erinnern sollen. Im Unterschied zu den Stolpersteinen verläuft die Inschrift auf den „Schmunzelsteinen“ nicht gerade, sondern diagonal. Außerdem sind sie auf einem freien Platz verlegt und nicht vor Häusern. Nach der Verlegung kam es von vielen Seiten zu Protesten und es wurde gefordert, die Steine wieder zu entfernen. [43] Für Gunter Demnig sind die „Schmunzelsteine“ eine unerlaubte Kopie, er möchte jedoch selbst nicht juristisch dagegen vorgehen. [44]

Siehe auch

  • Das Projekt „Zug der Erinnerung“ (ab 2007), zur Beteiligung der Reichsbahn an den Deportationen des Holocausts und deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit fährt an viele Bahnhöfe und konfrontiert den einzelnen Ort mit dem Holocaustgeschehen.

Film

Die Dokumentarfilmerin Dörte Franke hat über die Stolpersteine einen Film gedreht.

Literatur

  • Kurt Walter und AG Spurensuche: Stolpersteine in Duisburg. Herausgeber: Ev. Kirchenkreis Duisburg/ Ev. Familienbildungswerk, Duisburg 2005, ISBN 3-00017-730-2
  • Marlis Meckel: Den Opfern ihre Namen zurückgeben. Stolpersteine in Freiburg, Rombach Verlag, Freiburg 2006,ISBN 3-79305-018-1
  • Beate Meyer (Hrsg.): Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933-1945. Geschichte, Zeugnis, Erinnerung. Landeszentrale für Politische Bildung, Hamburg, 2006. (auch: Liste der bis 2006 in Hamburg verlegten Stolpersteine.)
  • Kirsten Serup-Bilfeldt: Stolpersteine. Vergessene Namen, verwehte Spuren. Wegweiser zu Kölner Schicksalen in der NS-Zeit, Kiepenheuer & Witsch, 2003, ISBN 3-46203-535-5
  • Dückers, Tanja: Gedenken vor der eigenen Haustür, Frankfurter Rundschau, 16.11.2007, 63.Jg., Nr. 267, S. 11
  • NS-Dokumentationszentrum d. Stadt Köln: „Stolpersteine. Gunter Demnig und sein Projekt“, Emons, Nov. 2007, ISBN 978-3897055469

Quellen

  1. Aachener Nachrichten online vom 16.01.2008, „Neun Stolpersteine fürs Hinsehen auf Nazi-Opfer“
  2. Mitteilung der Berliner VVN-BdA
  3. Stolpersteine.com Chronik
  4. Stolpersteine in Bonn
  5. Stolpersteine in Bornheim
  6. Stolpersteine in Bottrop
  7. Stolpersteine auch in Dortmund
  8. Kirchlinde erhält 100. Stolperstein
  9. http://eislingen-online.de/_artikelanzeige.php?bearbeiten=2007_1339
  10. Stolpersteine für Falkensee
  11. Stolpersteine in Frankfurt am Main
  12. http://www.stolpersteine-ffo.de/1.html
  13. http://www.freiburg-im-netz.de/stolpersteine/stolpdoku.php
  14. Stolpersteine in hamburg, orte und Biografien
  15. www.Stolpersteine-Hamburg.de
  16. Stolpersteine Jena
  17. http://ka.stadtwiki.net/Stolpersteine
  18. http://www.vvn-konstanz.de/projekte.do
  19. Artikel der Westdeutschen Zeitung „Stolpersteine: Kompromiss gefunden“
  20. Stolpersteine-Leipzig.de „Orte und Biografien“
  21. Stolpersteine in Magdeburg
  22. Stolpersteine in Melsungen
  23. http://www.friedenswoche-minden.de/projekte/Stolpersteine1.html Stolpersteinprojekt in Minden
  24. Stolpersteine in Mönchengladbach
  25. Chronik des Stolperstein-Projektes in München
  26. Webseite "Stolpersteine in Neuruppin"
  27. Regionalwiki
  28. http://www.ravensburg.de/5161_5851.htm
  29. http://www.lr-online.de/regionen/seenland/Senftenberg;art1054,1708788 Lausitzer Rundschau vom 14.07.2007
  30. Stolperstein in Siegburg
  31. http://www.stolpersteine-stuttgart.de/index.php?docid=20&ms1=4&mid=6
  32. Sylter Rundschau vom 29.12.2007 S.16
  33. Stolpersteine in Trier
  34. Aktion Stolpersteine - Troisdorf
  35. Stolpersteine in Viersen
  36. Karte mit Verlegeorten in Wiesbaden
  37. Interview mit Gunter Demnig
  38. http://www.auslandsdienst.at/press/archive/flachgauernachr_13.11.1997.html Flachgauer Nachrichten über die darauf folgende Diskussion in Oberndorf]
  39. http://www.moedling.at/stolpersteine/
  40. ORF Salzburg: „Stolpersteine“ erinnern an Nazi-Opfer
  41. Marie-Louise von Motesiczky
  42. Neue Diskussion über die „Stolpersteine
  43. „Schmunzelsteine“ sind nicht zum Lachen
  44. Ärger um „Schmunzelsteine“
Commons: Stolpersteine – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien