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Penis der Säugetiere

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Äußere Geschlechtsorgane des Mannes

Der Penis (indogerman. Wortstamm, lat. penis „Schwanz“, vgl. griechisch πέος) ist neben dem Hodensack eines der äußeren männlichen Geschlechtsorgane der Säugetiere. Weitere Bezeichnungen dafür sind: das (männliche) Glied oder – für den erigierten Zustand – der Phallus. Die alte Bezeichnung Zagel (die auch „Schwanz“ bedeutete) wird nur noch mundartlich verwendet. Eine weitere veraltete Bezeichnung lautet Rute. Medizinisch heißt der Penis auch Membrum virile (lat. für „männliches Glied“). Der Penis ist das männliche Begattungsorgan und dient außerdem der Ausscheidung des Harns.

Der Penis und die weibliche Klitoris (Kitzler) gehen entwicklungsgeschichtlich gesehen auf dieselben Anlagen zurück.

Der Penis beim Menschen

Anatomie

Datei:Male anatomy de.png
Geschlechtsorgane des Mannes im Querschnitt

Der Ursprungsbereich wird als Peniswurzel (Radix penis) bezeichnet. Sie ist am Becken über Muskeln und Bänder befestigt. Der sich anschließende Penisschaft (Corpus penis) geht am vorderen Ende in die Eichel (Glans penis) über. An der Eichel finden sich oft sogenannte Hornzipfel, die keine Erkrankung darstellen. Die Eichel ist von der Vorhaut (Praeputium penis) umgeben. Diese besitzt eine Hautfalte zur Unterseite des Penis, das Vorhautbändchen (Frenulum preputii). Die Eichel und das innere Blatt der Vorhaut sondern Zellen und Talg ab, welche bei mangelhafter Hygiene mit Resten von Urin das Smegma bilden. An der Unterseite des Penis verläuft bis zum Hodensack die Penisnaht.

Der Penis enthält drei Schwellkörper. Die zwei Schwellkörper an der Oberseite werden als Penisschwellkörper (Corpora cavernosa penis) bezeichnet. Sie verwachsen median miteinander und sind nur durch ein Septum penis voneinander getrennt. Ein weiterer Schwellkörper, der Harnröhrenschwellkörper (Corpus spongiosum penis), verläuft an der Unterseite und setzt sich in der Eichel als Eichelschwellkörper (Corpus spongiosum glandis) fort. Im Harnröhrenschwellkörper verläuft der Penisteil der Harnröhre. Bei sexueller Erregung füllen sich die Schwellkörper mit Blut, wodurch der Penis größer und hart wird, es kommt zur Erektion („Aufrichtung“, „Versteifung“). Für die Versteifung sind vor allem die Penisschwellkörper verantwortlich.

Die Muskeln des Penis sind der Musculus bulbospongiosus, der Musculus ischiocavernosus und der Musculus retractor penis. Sie verankern ihn am knöchernen Becken, verstärken durch Abschnürung der Abflussvenen und pumpende Kompression der Penisarterien die Erektion und stoßen bei der Ejakulation das Sperma durch rhythmische Kontraktionen heraus.

Die Blutversorgung erfolgt über die drei Äste der Arteria penis (Arteria dorsalis penis, Arteria profunda penis und Arteria bulbi penis).

Die sensible Innervation der Eichel erfolgt über den Nervus dorsalis penis, der auch als „Wolllustnerv“ bezeichnet wird. Die Penishaut und die Vorhaut werden über den Ramus genitalis des Nervus genitofemoralis innerviert. Die Schwellkörper und Blutgefäße werden über das vegetative Nervensystem gesteuert. Deren parasympathische Anteile entstammen aus dem Kreuzabschnitt des Rückenmarks und verlaufen über das Beckengeflecht (Plexus pelvinus). Sie lösen die Erektion aus und werden deshalb auch als Nervi erigentes bezeichnet.

Größe

Datei:Penis Comparison.jpg
Der Penis weist eine natürliche Variation bezüglich Größe und Form auf. Es handelt sich jeweils um beschnittene Penes
Datei:Flacid micropenis2 highres.jpg
Mikropenis

Der durchschnittliche Penis ist zwischen 7 und 10 cm im erschlafften und 11 bis 17 cm im erigierten Zustand lang. Bei der korrekten Messung des steifen Penis wird ein Lineal an der Oberseite des Penis am Bauch ohne Druck angesetzt und bis zur Eichelspitze gemessen. Im schlaffen Zustand variiert die Größe zusätzlich abhängig von Temperatur oder psychischem Empfinden. Der Mann besitzt von allen Primaten die größten Fortpflanzungsorgane: während der erigierte Penis beim Gorilla etwa 4 cm lang ist, wird er bei Schimpansen etwa 8 cm lang.

Im Februar 2001 führten pro familia NRW und die Universitätsklinik Essen eine Untersuchung an den Penissen von 111 jungen Männern im Alter zwischen 18 und 19 Jahren und im Frühsommer mit einer Kontrollgruppe von 32 älteren Männern (40 bis 68 Jahre) durch. Das Ziel der ersten Studie war die Erhebung objektiver Daten (Messung durch einen Arzt) zur Penisgröße. Nach dieser Untersuchung hat der erigierte Penis im Mittel eine Länge von knapp 15 cm, einen Durchmesser von 4 cm und somit einen Umfang von 12 cm. Eine neuere, im Jahr 2007 publizierte Untersuchung, bei der 11.531 Messungen durchgeführt wurden, stellte ebenfalls eine Durchschnittslänge von 15 cm des erigierten Penis fest.[1]

Bei einer 2007 durchgeführten Befragung von 50.000 Männern waren 12 % der Männer der Überzeugung, ihr Penis sei zu klein; eine ähnliche Untersuchung kam jedoch zum Schluss, dass keiner der Männer mit einem subjektiv als zu klein empfundenen Penis tatsächlich unter einem so genannten Mikropenis (hier definiert als im schlaffen Zustand kleiner als 2,5 cm) litt.[1] In anderen Studien haben Mediziner Penislängen von unter einem Zentimeter als Mikropenis beschrieben. Eine Untersuchung von Robert L. Dickinson gibt als längsten je gemessenen Penis mit einer Länge von 34,3 cm und einem Umfang von 15,9 cm an. Auch andere Sexualforscher (Alfred Kinsey, Masters & Johnson) berichten von gelegentlich festgestellten Penislängen bis etwa 30 cm.[2]

Der Penisumfang kann ebenfalls stark variieren. Je ca. 1/3 der männlichen Bevölkerung hat einen Penisumfang von weniger als 11 cm, 11 bis 12 cm und darüber.[3] Während ein sehr dicker Penis keine Schmerzen am weiblichen Geschlechtsapparat verursacht, kann ein sehr langer Penis Schmerzen beim Geschlechtsakt bei der Partnerin verursachen, da die Stoßbewegungen die Bänder dehnen, an denen die Gebärmutter aufgehängt ist. Der Lustgewinn bei der Frau hängt nicht von der Penislänge ab, sondern hauptsächlich von der Reizung der außen liegenden Klitoris.[2] Der Gebärmutterhals, der von einem langen Penis erreicht wird, hat dagegen nur ein geringes Reizempfinden. Somit ist ein als „zu kurz“ empfundener Penis ein psychisches Problem und keines, das einer medizinischen Behandlung bedarf.

In der Laienterminologie unterscheidet man den „Blutpenis“ und den „Fleischpenis“. Während der Blutpenis im erschlafften Zustand relativ kurz ist und bei Erektion deutlicher anwächst, ist der Fleischpenis schon im schlaffen Zustand relativ groß und wächst bei Erektion weniger. So kann von der Größe im erschlafften Zustand nicht genau auf die Größe im erigierten Zustand geschlossen werden.

Erkrankungen

Die Unfähigkeit zur Erektion wird heute als erektile Dysfunktion (allgemein Impotenz) bezeichnet. Diese ist aber nicht mit Orgasmusunfähigkeit gleichzusetzen. Alle nicht-penetrierenden sexuellen Betätigungen mit dem Penis sind ohne (ausreichende) Erektion zumeist möglich. Häufiges Radfahren kann durch Druck des Sattels auf die Peniswurzel und ihre empfindlichen Nerven zu erektilen Dysfunktionen führen. Dies kann durch geeignete Sattelformen und eine sportliche Fahrweise verhindert werden.

Ein Priapismus (krankhafte Dauererektion) kann, wenn er mehr als zwei Stunden dauert, zu einem dauerhaften Verlust der Fähigkeit zur Erektion führen. Verursacht werden kann dies unter anderem durch Medikamente wie Viagra, Drogen wie Kokain, aber auch durch Gerinnungsstörungen.

Wenn der Penis im erigierten Zustand eine sehr starke Krümmung aufweist, spricht man von einer Penisdeviation. Sie kann beispielsweise durch Bindegewebswucherungen im Schwellkörper (Induratio penis plastica) entstehen. Solche starken Verkrümmungen, die den Sex unmöglich machen können, werden heute operativ begradigt.

Entzündungen der Eichel bezeichnet man als Balanitis. Bei einigen Männern bilden sich auf dem Eichelkranz sogenannte Hirsuties papillaris, in der Regel ungefährliche, jedoch oft als störend empfundene Papeln.

Bei einer Verengung der Vorhaut kann diese nicht über die Eichel zurückgeschoben werden, es liegt eine Phimose vor. In den ersten Lebensmonaten ist die Verwachsung der Vorhaut mit der Eichel normal. Als Frenulum breve bezeichnet man eine Verkürzung des Vorhautbändchens.

Durch mechanische Überbeanspruchung des erigierten Penis (abknicken, verbiegen) kann es zu einer Ruptur des Schwellkörpers kommen, welche als Penisfraktur bezeichnet wird. Die dadurch ausgelöste starke Blutung bedarf der sofortigen medizinischen Behandlung.

Vor allem bei einem Frenulum breve kann es beim Geschlechtsverkehr zu einem Riss des Vorhautbändchens (Frenulum) kommen. Durch unsachgemäße Masturbation kann es auch zu anderen Verletzungen oder gar Verstümmelungen kommen. Typische sind hier vor allem Verletzungen der Harnröhre durch das Einführen von Fremdkörpern (→ autoerotischer Unfall).

Modifikationen und Operationen

Die Modifikation des Penis wurde und wird in zahlreichen Kulturen der Welt praktiziert. Dies kann entweder fremdmotiviert (religiöse, kulturelle, hygienische Vorstellungen, Strafen, Unterdrückung der Männlichkeit) oder selbstmotiviert (Steigerung der sexuellen Leistung, sexuelle Fantasien, Individualität, ästhetische Gründe) geschehen. Insbesondere bei der Zirkumzision wirken oft viele Motive zusammen. In der Regel handelt es sich um traditionell-rituelle Praktiken, die fest in bestimmten Kulturkreisen verankert sind und teilweise von der westlichen Körpermodifikationsszene übernommen wurden.

  • Zirkumzision (Beschneidung): Die Zirkumzision ist eine der ältesten und verbreitetsten Praktiken. Dabei wird die Vorhaut des Penis entfernt, sodass die Glans penis frei liegt
  • Subinzision (Spaltung der Harnröhre): Wird überwiegend bei den australischen Aborigines praktiziert.
  • Piercing: Der Penis wird hier beispielsweise mit Ringen oder Stäben an verschiedenen Stellen durchstoßen.
  • Implantate: In einigen Kulturen werden Gegenstände, üblicherweise Metallperlen in die Penishaut oder die Eichelfurche eingenäht, um angeblich das Lustempfinden beim weiblichen Geschlecht zu erhöhen.
  • Penisvergrößerung: Da die Penisschwellkörper tief im Beckenboden verankert sind, können sie chirurgisch mehrere Zentimeter weit herausgeschoben werden, wodurch der Penis länger erscheint.
  • Penektomie oder Glansektomie: der Penis oder die Eichel wird operativ entfernt.

Andere Säugetiere

Penisknochen eines Hundes, der Pfeil zeigt auf die an der Unterseite liegende Rinne für die Harnröhre

Den größten Penis im Tierreich hat mit über zwei Metern Länge der Blauwal. Der anatomische Aufbau variiert zwischen den einzelnen Tiergruppen. Prinzipiell unterscheidet man zwei Bautypen:[4][5]

  • kavernöser Penistyp und
  • fibroelastischer Penistyp.

Beim kavernösen Penistyp (wie beim Menschen) ist reichlich Schwellkörpergewebe vorhanden (zum Beispiel Pferde).[6]

Beim fibroelastischen Penis (zum Beispiel Paarhufer) sind die Schwellkörper nur gering entwickelt und mit reichlich Bindegewebe durchsetzt. Bei diesem Typ ist der Penis im Ruhezustand s-förmig gebogen (Flexura sigmoidea) und bei der Erektion wird er durch den Bluteinstrom gestreckt. Dadurch verlängert sich der Penis, wird aber kaum dicker.

Bei manchen Säugetieren (Primaten (außer Mensch), Raubtiere, Insektenfresser, Fledertiere) findet sich im Glied ein Penisknochen (Os penis oder Baculum) oder eine Knorpelröhre. Es handelt sich dabei um eine Verknöcherung des Penisschwellkörpers (Corpus cavernosum penis). Harnröhren- und Eichelschwellkörper sind dagegen gut entwickelt, weshalb diese Spezies einem Intermediärtyp mit Merkmalen beider Grundformen zugeordnet werden können.

Bei Katzen trägt die Eichel stark verhornte Papillen („Penisstacheln“). Sie sind länger und härter als die gelegentlich auch beim Menschen auftretenden Hornzipfel. Die Penisstacheln üben bei Katzen einen starken Reiz bei der Begattung aus, der auch für die durch den Geschlechtsakt ausgelöste Ovulation verantwortlich ist.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b „Number crunch“ in: Nature, Band 447, 7. Juni 2007
  2. a b „Größenvergleich“ in: [1] Vergleich von Rekordwerten und Normalgrößen
  3. Tabelle von Alfred C. Kinsey, der bei College-Studenten Länge und Umfang des erigierten Penis zwar nicht exakt gemessen, aber erfragt hat, nachdem die Messmethode erläutert wurde.
  4. Uwe Gille: Männliche Geschlechtsorgane. In: F.-V. Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke, Stuttgart 2004, S. 389–403. ISBN 3-8304-1007-7
  5. R. Hautmann, H. Huland: Urologie. Springer, Berlin ³2006. ISBN 3-540-29923-8
  6. Klaus-Dieter Budras, Sabine Röck: Atlas der Anatomie des Pferdes: Lehrbuch für Tierärzte und Studierende. Schlütersche, 2004, ISBN 3-89993-002-9. Seite 84
Commons: Penis – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Penis – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen