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Stephan Kekule

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Dr. jur. utr. et phil. Stephan Kekulé von Stradonitz (* 1. Mai 1863 in Gent, Belgien; † 5. Mai 1933 in Berlin) war ein deutscher Jurist und Privatgelehrter und ein bedeutender Genealoge.

Kekulé, ein Sohn des berühmten Bonner Chemikers August Kekulé, verwendete 1898 in seinem "Ahnentafel-Atlas" ein Ahnen-Numerierungssystem, das seinen Siegeszug um die gesamte Welt antrat, später nach ihm benannt wurde und noch heute in Gebrauch ist, die Kekulé-Zahlen.

Kekulé-Zahlen

Bei dieser Nummerierung der Vorfahren einer Ahnenliste oder Ahnentafel erhält der Proband die Zahl 1 zugeordnet (sind es Geschwister, dann erhalten sie die Zahlen 1a, 1b, ... ), sein Vater die Zahl 2, die Mutter die 3. Allgemein ausgedrückt: Hat eine Person die Zahl n (z.B. 2, der Vater), dann erhält deren Vater die Zahl 2 x n (also Verdopplung und damit die Zahl 4 für den Großvater des Probanden väterlicherseits), die Mutter 2n + 1 (hier also die 5).

Alle männlichen Vorfahren haben demzufolge gerade Zahlen, alle weiblichen ungerade.

Dem Probanden und den Vorfahren-Generationen I bis IV sind somit folgende Zahlen zugeordnet:


Generation 0 (Proband)                          1
                                 _______________|_______________
                                |                               |
Generation I (Eltern)           2                               3
                         _______|_______                 _______|_______
                        |               |               |               |
Generation II           4               5               6               7
                     ___|___         ___|___         ___|___         ___|___
                    |       |       |       |       |       |       |       |
Generation III      8       9      10      11      12      13      14      15
                   _|_     _|_     _|_     _|_     _|_     _|_     _|_     _|_
                  |   |   |   |   |   |   |   |   |   |   |   |   |   |   |   |
Generation IV    16  17  18  19  20  21  22  23  24  25  26  27  28  29  30  31

Diese ideale Nummerierung, die sich international durchgesetzt hat, war erstmals 1590 durch Michael Eyzinger angewendet worden, dann wieder 1676 durch Hieronymus de Sosa 1 und 1883 durch Francis Galton.

Leben

Stephan Kekulé wurde 1863 im belgischen Gent geboren, wo sein Vater zu dieser Zeit Professor war. Die Mutter starb im Kindbett.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Bonn und dem Studium der Rechte und der Geschichte in Bonn und Straßburg, schlug Kekulé zunächst eine militärische Laufbahn ein und diente von 1885-1889 als Artillerieoffizer in der preußischen Armee. 1889 verließ er den Militärdienst und schrieb sich erneut als Student an der Berliner Universität ein, an der er bis 1892 blieb. Anschließend trat er in den juristischen Staatsdienst und wurde Referendar am Berliner Kammergericht. Von 1897 bis 1905 vertrat er den Fürsten Georg im schaumburg-lippischen Thronstreit und wurde von diesem zum Kammerherrn ernannt. Seine juristische und genealogische Reputation verhalf ihm in den folgenden Jahren zu einer umfangreichen Gutachtertätigkeit für einige Adelsfamilien. Er wurde schließlich beeidigter Sachverständiger für Fragen der Heraldik beim Berliner Landgericht und Sachverständiger der Kommission des Zeughauses der Staatlichen Museen in Berlin.

Kekulé war Auswärtiges Mitglied der Akademie Gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt, Schatzmeister (seit 1894), Sektionschef (1900-1903) für Genealogie und Vorsitzender (1923-1933) des Vereins "Herold", des ältesten deutschen Genealogenvereins (gegr. 1869), erster Schriftführer des Vereins für historische Waffenkunde und seit 1932 Leiter der Abteilung VI (Genealogie und Heraldik) des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine.

Kekulé, der seit 1904 Mitglied einer Berliner Freimaurerloge war, verfasste zahlreiche juristische und genealogische Veröffentlichungen, vor allem in Fachzeitschriften, die sich vornehmlich mit Heraldik und Adelsrecht befassten.

Werke

  • Über Titel, Ämter, Rangstufen und Anreden in der offiziellen osmanischen Sprache, Halle 1892
  • Über eine zweckmäßige Bezifferung der Ahnen; in: Vierteljahrsschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde (Herold, Berlin) Bd.26, S.64-72 (1 Tafel), 1898
  • Über die Zuständigkeit des preußischen Heroldsamtes, 1903
  • Neue Urkunden und Materialien zur Beurteilung des Ebenburtsrechtes im Hause Lippe, Berlin 1905
  • Hildebrandt, Ad. M.: Wappen-Fibel. Die hauptsächlichsten Regeln der Wappenkunst und Geschlechterkunde. Herausgegeben von Stephan Kekulé von Stradonitz. Frankfurt 1922
  • Über die Untersuchung von Vererbungsfragen und die Degeneration der spanischen Habsburger" (in Archiv für Psychiatrie XXXV, Heft 3), 1905
  • Ausgewählte Aufsätze aus dem Gebiet des Staatsrechts und der Genealogie, 1905
  • Ziele und Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie. In: Kekule 1905c: 101-128.

Literatur

  1. Jérôme de Sosa: Noticia de la gran Casa de los Marqueses de Villafranca, 1676