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Ernst Barlach

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Ernst Barlach

Ernst Barlach (* 2. Januar 1870 in Wedel, Holstein; † 24. Oktober 1938 in Rostock) war ein deutscher Bildhauer, Schriftsteller und Zeichner.

Leben

Der Bettler - Bronzeguss einer Statue von Ernst Barlach im Kloster-Innenhof des Ratzeburger Doms

Bereits in früher Kindheit wurde Barlachs Begabung für sprachliche und bildnerische Gestaltung gefördert. Er erhielt eine Ausbildung als Maler und Bildhauer, studierte an den Kunstakademien in Dresden bei Robert Diez und in Paris und war ab 1909 Stipendiat in Florenz in der Villa Romana.

Nach dem Kunststudium in Hamburg, Dresden und Paris arbeitete Barlach ab 1897 zunächst als freischaffender Künstler. 1901 zog er zurück in seine Geburtsstadt Wedel und begann mit ersten dramatischen Versuchen. Auch schuf er vor allem Kleinkeramik für die Töpferwerkstatt Mutz in Altona. 1905 war er für ein halbes Jahr als Lehrer an der Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen/Westerwald tätig und unternahm 1906 eine Reise nach Russland, wo er die gesuchte Ursprünglichkeit fand. In der Folgezeit schuf er blockhaft geschlossene Figuren.

Mutter Erde im Park der Gertrudenkapelle

Bereits Barlachs frühe Arbeiten setzen sich mit dem Menschen, seinen Lebensbedingungen und seinen Haltungen zum Leben auseinander. Besonders beschäftigte er sich nach seiner Einberufung 1915 zum Landsturm mit dem Erlebnis „Krieg“. Ab 1910 nahm er regelmäßig an Ausstellungen der Berliner Secession, des Sonderbundes und beim Kunstsammler Paul Cassirer in Berlin teil. Seit 1910 lebte Barlach in Güstrow (Mecklenburg), wo er sich nach seinen Bedürfnissen ein Atelier und Wohnhaus am Inselsee bauen ließ. Hier entstand auch sein Hauptwerk. 1925 wurde er Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste München.

In kurzen Abständen entstanden seine Dramen Der tote Tag (1912), Der arme Vetter (1918), Die echten Sedemunds (1920), Der Findling (1922), die Sündflut (1924), Der blaue Boll (1926) und 1927 arbeitet er am Drama Der Graf von Ratzeburg.

Als Bildhauer schuf er Ehren- und Mahnmale, die nach 1933 entfernt bzw. zerstört und nach 1945 wieder erneuert wurden, beispielsweise das Güstrower Ehrenmal (bekannt als Der Schwebende) im Dom von Güstrow. Der Geistkämpfer in Kiel und eine Figurengruppe im Magdeburger Dom wurden wieder aufgestellt. Barlach war auch bekannt für seine Holzplastiken und Bronzen, außerdem hinterließ er ein vielgestaltiges druckgraphisches, zeichnerisches und literarisches Werk.

1922 wurde in Kiel das erste Ehrenmal Schmerzensmutter eingeweiht. Das Ehrenmal für die Gefallenen Der Schwebende im Güstrower Dom entstand 1927. Bereits ein Jahr später wurde vor der Kieler Universitätskirche der Geistkämpfer aufgestellt. 1929 folgte das Ehrenmal im Magdeburger Dom, 1931 das Hamburger Ehrenmal. Der Entwurf einer Pieta für Stralsund kam 1932 wegen Anfeindungen aus nationalsozialistischen Kreisen nicht mehr zur Vollendung. Die gegen Barlach entfachte Rufmordkampagne führte 1934 zur Magazinierung des Magdeburger Ehrenmals, 1937 zur Entfernung des Kieler Geistkämpfers und des Güstrower Ehrenmals, das 1941 eingeschmolzen wurde. 1938 folgte die Entfernung des Reliefs Trauernde Mutter mit Kind vom Hamburger Ehrenmal und der erzwungene Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste. Mehr als 400 seiner Werke wurden als „entartete Kunst“ aus öffentlichen Sammlungen entfernt. 1937 belegte ihn die Reichskammer der Bildenden Künste mit einem Ausstellungsverbot.

Gertrudenkapelle in Güstrow
Geistkämpfer an der St.-Nikolaikirche in Kiel

Ein Großteil seiner Werke befindet sich heute in Güstrow - in seinem Atelier am Inselsee, in der Gertrudenkapelle und im Güstrower Dom, für den vom Zweitguss des Schwebenden in der Kölner Antoniterkirche ein neuer Abguss abgenommen wurde -, in den Museen der Ernst-Barlach-Gesellschaft in Ratzeburg und Wedel sowie im Ernst-Barlach-Haus in Hamburg. Einige seiner Werke wurden postum auf der documenta 1 (1955) und der documenta III im Jahr 1964 in Kassel gezeigt.

Im Alter von 68 Jahren erlag er am 24. Oktober 1938 in der Rostocker St.-Georg-Klinik einem Herzinfarkt. Er wurde in Ratzeburg begraben.

1949 wurde sein Wohnhaus und Atelier bei Güstrow in ein Ernst-Barlach-Museum umgewandelt.

Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften


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Werke

in der Bildenden Kunst

Ernst Barlach: Der Schwebende, 1927
  • 1908, Sitzendes Weib, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Pl 3048, 1689 (Leihgabe aus Privatbesitz), Fichtenholz, 20,5 x 17,2 x 10 cm
  • 1928, Der singende Mann, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Pl 3188, 1689 (Leihgabe der Stadt Nürnberg), Bronze, 50 x 47 x 42 cm
  • 1927, Güstrower Ehrenmal, Dom von Güstrow (Der Schwebende)
  • 1928, Der Geistkämpfer, Neben dem Eingangsportal der Nikolaikirche Kiel
  • 1929, Magdeburger Ehrenmal, Magdeburger Dom, Figurengruppe
  • 1930, Frau im Wind, Bettler (Bronzeguss Nr. 3/8 seit August 2007 im Kreuzgang des St. Paulus Doms zu Münster), Singender Klosterschüler aus dem Fries Gemeinschaft der Heiligen, Klinkerskulpturen am Westwerk der Lübecker Katharinenkirche, hergestellt bei der Ilse Bergbau AG
  • 1931, Der lehrende Christus Ein Abguss schmückt das Grabmal des Malers Christian Rohlfs (1849-1938) in Hagen, ein weiterer gelangte in das Stedelijk van Abbe-Museum in Eindhoven. Nach dem 2. Weltkrieg fand der dritte Abguss Aufstellung in der Christuskirche Hamburg-Othmarschen. Der vierte Abguss befindet sich in der Eingangshalle des Hauses der Kirche in Kassel.
  • 1934, Der Wanderer im Wind - mit dieser Plastik richtete er sich gegen den Nationalsozialismus
  • 1935, Fries der Lauschenden, neun Holzfiguren im Auftrag von Hermann F. Reemtsma, Ernst Barlach Haus, Hamburg
  • 1936, Der Buchleser, Schwerin, Staatl. Museum, Bronze

in der Literatur

Datei:Ernst Barlach FDC 1970.jpg
Ersttagsbrief mit den Motiven Kopf des Güstrower Ehrenmals und Der Flötenspieler
  • 1906, Russisches Tagebuch (Autobiographie)
  • 1912, Der tote Tag (Drama)
  • 1917, Güstrower Tagebuch (Autobiographie)
  • 1918, Der arme Vetter (Drama)
  • 1920, Die echten Sedemunds (Drama)
  • 1922, Der Findling (Drama)
  • 1924, Die Sündflut (Drama)
  • 1926, Der blaue Boll (Drama)
  • 1928, Ein selbsterzähltes Leben (Autobiographie)
  • 1929, Die gute Zeit (Drama)
  • 1948, Der gestohlene Mond (Roman, postum)
  • 1948, Seespeck (Roman, postum)
  • 1951, Der Graf von Ratzeburg (Drama, postum)

Literatur

Autobiografie und Briefe

  • Ernst Barlach: Ein selbsterzähltes Leben. Berlin, 1928, Paul Cassirer. Mit 25 Illustrationen und 83 Abbildungen auf Tafeln (Fotografien von Barlachs Werken) - Nachgedruckt 1948 und 1962, Piper & Co Verlag, München
  • Ernst Barlach: Frühe und späte Briefe, Hrsg. von P. Schurek und H. Sieker. Hamburg, 1962, Claasen

Aufsätze

  • Lexikon der Kunst, Bd.1 (1987), S.404-406
  • Ursula Peters: Moderne Zeiten. Die Sammlung zum 20. Jahrhundert in Zusammenarbeit mit Andrea Legde, Nürnberg 2000 (Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum, Bd.3), S.81-83
  • Wolfgang Maier-Preusker in:Buch- und Mappenwerke mit Grafik des Deutschen Expressionismus, Wien 2006
  • Hans-Joachim Sandberg: Ewig derselbe in immer anderer Form“. Barlach im Banne des Schwebenden. Verlag Literarische Tradition. ISBN

978-3-86672-020-6 Monographien

  • Brigitte Birnbaum: Ernst Barlach - Annäherungen. Demmler Verlag, Schwerin 1996, ISBN 3-910150-32-2
  • Rosemarie Clausen, Barlach, Hamburg: Christian Wegner ²1966 (Fotografien)
  • Ditte Clemens: Marga Böhmer, Barlachs Lebensgefährtin. Demmler Verlag, Schwerin 1996, ISBN 3-910150-35-7
  • Jürgen Doppelstein (Hrsg.): Barlach und Goethe (Ausstellungskatalog). Seemann, Leipzig 1997, ISBN 3-363-00665-9
  • Johann Wolfgang von Goethe: Gedichte. Mit Steinzeichnungen von Ernst Barlach. Edition Leipzig, Leipzig 1978
  • Naomi J. Groves: Ernst Barlach, Leben im Werk. Plastiken, Zeichnungen und Graphiken, Dramen, Prosawerke und Briefe (Auswahl). Langewiesche Verlag, Königstein/T. 1972, ISBN 3-7845-4150-X
  • Elmar Jansen (Hrsg.): Die Ernst Barlach Museen. Güstrow, Ratzeburg, Hamburg, Wedel. E. A. Seemann, Leipzig 1998, ISBN 3-363-00682-9
  • Catherine Krahmer: Ernst Barlach, mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek: Rowohlt, 1984 (Jan. 2002 in 8. Aufl.) ISBN 3-499-50335-2
  • Elisabeth Laur: Ernst Barlach, die Druckgraphik (Werkverzeichnis 1). Seemann, Leipzig 2001
  • Wolfgang Maier-Preusker: Ernst Barlach (1870-1938). Biographische Notizen und Dokumentation der Holzschnitte zum Drama Der Findling von 1922. Selbstverlag, Wien 2003
  • Curd Ochwadt (Hrsg.): Ernst Barlach, Hugo Körtzinger und Hermann Reemtsma, Briefwechsel. Ein Beitrag zur Biographie der letzten Lebensjahre Ernst Barlachs mit 30 bisher unveröffentlichten Briefen Barlachs. Hejo-Verlag, Hannover 1988, ISBN 3-924212-02-3
  • Peter Paret: Ein Künstler im Dritten Reich. Ernst Barlach 1933–1938. Wjs-Verlag, Berlin, 2006, ISBN 3-937989-15-3
  • Friedrich Schult: Barlach im Gespräch. Insel-Verlag, Leipzig 1989, ISBN 3-7351-0081-3
  • Andrea Rudolph: Die Hexe als Mythos. Der Zweifel und der Wille zum Selbst. Hexenfiguren im Werk von Ernst Barlach. Mit einem begleitenden Beitrag von Marion Marquardt, Dettelbach b. Würzburg 1998.

Siehe auch