Eulen nach Athen tragen


Die Redensart „Eulen nach Athen tragen“ (γλαῦκας εἰς Ἀθῆνας κομίζειν, γλαῦκ' Ἀθῆναζε ἡγείσθαι) steht für eine überflüssige Tätigkeit. Sie geht auf den antiken griechischen Dichter Aristophanes zurück, der den Ausspruch in seiner satirischen Komödie „Die Vögel“ vor 2400 Jahren prägte. Dort wird in Vers 301 eine herbeifliegende Eule mit den folgenden Worten kommentiert:
- "Wer hat die Eule nach Athen gebracht?"
In dem Werk hat Aristophanes seine Heimatstadt Athen mit all ihren Schwächen glossiert. Eulen gab es damals als Symbol der Göttin Athene, der Schutzgöttin der Stadt, sehr viele. Die Eule symbolisierte die Weisheit, vor allem, da sie auch im Dunkeln sehen kann. Es ist also möglich, die Worte als Hinweis auf die unsinnige Tätigkeit zu deuten, Klugheit in die Stadt zu bringen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er sich auf die Münzen bezog, auf denen das Tier prangte. Aristophanes bezeichnete es als überflüssig, ins reiche Athen Silbermünzen (mit der Eule) zu schicken. In Vers 1106 schreibt er dazu etwa "An Eulen wird es nie mangeln."
Der römische Geschichtsschreiber übernahm das Sprichwort als "ululas Athenas". Im Laufe der Zeit haben sich viele weitere Sprichwörter auf der Basis dieses Ausspruchs gebildet. So waren bereits im antiken Griechenland "Fische zum Hellespont bringen" oder "Krokodile nach Ägypten bringen" bekannt. Modernere Varianten lauten etwa "Bier nach München bringen", "Kohlen nach Newcastle verkaufen" (i.Ü. auch tatsächlich im Englischen verwendet: "sell coals to Newcastle") oder "den Bäckerskindern Stullen geben". Ähnlich ist das lateinische lignam in silvam (ferre) "Holz in den Wald tragen" (Horaz, Satiren I, 10, 34).
Auch besonders regional und lokal sind viele weitere Abwandlungen populär, zum Beispiel "Das ist doch Wasser in die Elbe getragen".
Literatur
- Lutz Röhrich: "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten", Verlag Herder, Freiburg 1994