Bahnhof Göttingen

Der Bahnhof Göttingen ist ein ICE-Halt im innerdeutschen Fernverkehr und einziger Bahnhof der Stadt Göttingen. Der 1854 als Endhaltepunkt der Hannöverschen Südbahn gebaute Bahnhof schließt sich westlich an den mittelalterlichen Göttinger Stadtkern an. Der Bahnhof besitzt heute vier Bahnsteige mit jeweils zwei Durchgangsgleisen. Hinzu kommt ein Durchfahrgleis für den Güterverkehr zwischen dem Bahnhofsgebäude und den Bahnsteigen.
Geschichte

Im Zuge der Planungen für den Bau der Hannöverschen Südbahn beschloss der Magistrat der Stadt Göttingen 1851, den Bau eines Bahnhof westlich der Innenstadt zu beantragen. Die Bauplanung übernahmen Adolf Funk, Conrad Wilhelm Hase und Julius Rasch; die Bauleitung hatte Emil Hackländer. Die Grundsteinlegung geschah im Jahr 1853, die Einweihung war am 31. Juli 1854. Der Bahnhof wurde nach dem Vorbild des zehn Jahre vorher errichteten Hannoverschen Bahnhofs in Naturstein und im "Hannoverschen Rundbogenstil" fertiggestellt.
Die Hannoversche Südbahn wurde 1854 mit der Strecke Alfeld–Göttingen eröffnet. 1856 wurde sie bis Kassel erweitert, wobei die ursprüngliche Verbindung zuerst nur über die ehemalige Dransfelder Rampe verlief. Ab 1867 wurde die Bahnstrecke Bebra–Göttingen über Eichenberg gebaut, die 1876 bis nach Bebra erweitert wurde und in Eichenberg wiederum Anschluss nach Kassel hatte. Das Bahnhofsgebäude in Göttingen wurde zwischen 1856 und 1887 errichtet und mehrfach umgebaut. Zu Beginn des 20. Jahrhundert wurde der Bahnhofsvorplatz neugestaltet. Im Sommer wurden nunmehr Palmen vor der Anlage aufgestellt, die das Bild des Bahnhofs bis zum Zweiten Weltkrieg prägten.
Ein erneuter Umbau der Bahnhofsanlagen erfolgte 1908 bis 1910. Insbesondere wurden die Gleise hochgelegt und eine Unterführung der Groner Chaussee südlich des Bahnhofs angelegt. Aber auch das Empfangsgebäude wurde umgebaut und bekam Anbauten.
Durch Bombenangriffe wurde der Bahnhof im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Der Bahnhof und die Bahnhofshalle wurden in der Nachkriegszeit in vereinfachter Form wieder aufgebaut; die Fassade wurde dabei umgestaltet. Ab 1963 war Göttingen an das elektrifizierte Streckennetz angeschlossen. In den 60er Jahren wurde der Bahnhofsvorplatz erneut umgebaut und an die Anforderungen des Kraftfahrzeugverkehrs ausgerichtet.

Als Bahnhof der im Bau befindlichen Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg wurde die Station zwischen 1980 und 1989 umfassend umgebaut. Sie wurde dabei westlich um zwei Bahnsteige mit insgesamt vier Gleisen erweitert. Mehrere Gebäude des ehemaligen Ausbesserungswerkes mussten in diesem Bereich dazu abgerissen, eine Reisezug-Behandlungsanlage aufgegeben und an anderer Stelle neu errichtet werden.[1]

In den 90er Jahren wurde der Bahnhofsvorplatz erneut neu gestaltet. An der Straße vor dem Bahnhof, wo sich auch der Bus-Bahnhof befindet, wurde eine Pergola aufgezogen. Um den wachsenden Fahrrad-Massen, die vor dem Bahnhof abgestellt werden, Herr zu werden, eröffnete nunmehr auch ein Fahrrad-Parkhaus direkt neben dem Bahnhofsgebäude. Gleichwohl ist der Bahnhofsvorplatz nach wie vor mit Fahrrädern vollgestellt.
Seit 2000 erfolgte, in drei Stufen, eine Sanierung des Bahnhofs. Ende 2006 begannen umfangreiche Umbauarbeiten, bei denen unter anderem die komplette Eingangshalle des Bahnhofs renoviert wurde. In die neu entstandene Geschäftszeile zog unter anderem eine Filiale einer Fast-Food-Kette. Der 13,8 Millionen Euro teure Umbau wurde Ende März 2007 fertiggestellt.[2]
Fernverkehrsanbindung

Durch Göttingen führen die ICE-Linien:
- Linien 11 und 12: Berlin–Braunschweig nach Frankfurt(M)–Stuttgart/Basel
- Linie 20: Hamburg–Hannover nach Frankfurt(M)–Stuttgart/Basel
- Linie 25: Hamburg/Bremen–Hannover nach Würzburg–München
Außerdem gibt es noch die IC Linie 26 (Stralsund–) Hamburg–Hannover–Northeim–Gießen–Frankfurt–Karlsruhe, deren Züge in Göttingen halten.
Nahverkehrsanbindung
Folgende Nahverkehrslinien gibt es:
- Züge der Metronom Eisenbahngesellschaft nach Hannover (–Uelzen, stündlich)
- Züge der Cantus Verkehrsgesellschaft nach Kassel und Bebra/Fulda
- Züge der Erfurter Bahn nach Heiligenstadt und Gotha/Erfurt (nur Tagesrandlage)
- RE-Züge der DB Regio nach
- Heiligenstadt–Erfurt (–Chemnitz/Zwickau, zweistündlich)
- RB-Züge der DB Regio nach
- Herzberg am Harz–Nordhausen über die Südharzstrecke (stündlich)
- Bodenfelde–Ottbergen auf der Bahnstrecke Göttingen–Bodenfelde (Zweistündlich mit Verstärkern)
Lokhalle
Auf der der Innenstadt abgewandten Seite des Bahnhofs befindet sich als großes markantes Gebäude die Lokhalle. Dieses historische Industriedenkmal beherbergt heute ein großes Multiplex-Kino und eine als Tagungs- und Veranstaltungsort genutzte Mehrzweckhalle. Die Halle bietet 5.400 m² Veranstaltungs- und 3.000 m² Foyerfläche. Ursprünglich befand sich dort seit 1855 ein Eisenbahnausbesserungswerk. Anlass für die Errichtung dieses Werkes in der bis dahin weitgehend wenig industrialisierten Universitätsstadt war, dass die Weiterführung der Trasse nach Hannoversch Münden über die sog. Dransfelder Rampe führte. Den Zügen mussten wegen der dortigen Steigungen stärkere Loks vorgespannt werden, die in dem Göttinger Werk gewartet und repariert wurden. Das Gebäude der heutigen Lokhalle wurde ab 1917 errichtet. Nachdem 1976 das Ausbesserungswerk geschlossen wurde, war das Gelände zunächst für zwei Jahrzehnte dem Verfall freigegeben und obwohl die Lokhalle 1981 in die vorläufige Liste der Baudenkmäler durch das niedersächsische Institut für Baudenkmalpflege aufgenommen wurde, fand sich zunächst keine rentable Nachnutzung. Erst ab 1993 wurden die Pläne für die Hallennutzung als Veranstaltungsgelände konkreter. Das Multiplexkino im nördlichen Teil der Anlage wurde 1996 eröffnet, die Veranstaltungsfläche im südlichen Bereich der Lokhalle eröffnete im Dezember 1998.
Sonstiges
Zwischen 1897 und 1959 gab es etwas südöstlich des Göttinger Bahnhofs eine Station einer 750 mm Schmalspurbahn. Diese Gartetalbahn führte nach Rittmarshausen und eine Zeit lang weiter nach Duderstadt.
Literatur
- Jens-Uwe Brinkmann: Auf Schienen durch die Zeit. Der Göttinger Bahnhof von der Hannoverschen Südbahn bis zum Ende des Dampfzeitalters. Göttingen 1998
- Günther Siedbürger: Die Lokhalle und ihre Eisenbahner. Göttingen 1995, ISBN 3-926920-14-9
Weblinks
- Commons: Bahnhof Göttingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Infos zur Geschichte der Lokhalle
Quellen
- ↑ Hans-Joachim Gnest, Peter Leiste: Neubaustrecke Hannover–Würzburg: Inbetriebnahme zwischen Nörten-Hardenberg und Göttingen. In: Die Bundesbahn, Jahrgang 1990, Heft 10, S. 941–944
- ↑ Bahnhof Göttingen nach Umbau feierlich eröffnet auf www.bahnfahren.info