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Elektronisches Piano

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Das Elektronische Piano ist ein Musikinstrument, welches ursprünglich als preiswerter und möglichst transportabler Ersatz für echte Pianos gebaut wurde. Im Laufe der Zeit entwickelten sich dabei verschiedene Typen, die jeweils einen eigenen Klangcharakter aufweisen und bestimmte Musikstile entscheidend mitprägten.

Geschichte

Bereits zu Beginn der 1930er Jahre entwickelte Professor Walther Nernst zusammen mit den Firmen Bechstein (Mechanik) und Siemens (Elektronik) ein unter den Namen Neo-Bechstein oder Bechstein-Siemens-Nernst-Flügel bekanntes elektro-akustisches Piano, wobei die Saiten mit Mikrohämmern angeschlagen wurden und die Schwingungen induktiv mit Pickups aufgenommen, mit einem Röhrenverstärker verstärkt (und hinsichtlich Klangfarbe beeinflusst) und über Lautsprecher wiedergegeben wurden.

In den 1960er Jahren waren zum einen die Hohner-Clavinets, einer Art Mini-Cembalo mit eingebauten Tonabnehmern, zum anderen die Fender Rhodes- und Wurlitzer-Stagepianos weit verbreitet. Sie basierten auf Metallstäbchen, die von der Tastatur angeschlagen und elektromechanisch abgenommen wurden. Durch Verstärker wurden diese Instrumente dann über Lautsprecher hörbar gemacht. Ohne Strom sind die Geräte kaum hörbar.

Früh fanden diese Geräte Verbreitung in Rock, Pop und Jazz. Im aktuellen Popproduktionen ist der Klang des Fender Rhodes wieder verstärkt zu hören, wenngleich er hierbei meist aus Samplern etc. stammt.

Der Klang dieser Geräte reicht von "glockig" (Fender Rhodes) bis "drahtig perkussiv" (Hohner Clavinet). Der Klang wird meist noch durch Effektgeräte wie Chorus, Tremolo, Phaser oder Wah-Wah verfremdet.

In den 1980er Jahren wurde zunehmend der Yamaha DX7-Synthesizer dank seines neuartigen, aber dennoch oft klavierartigen Klanges der bühnenbeherrschende Klavierersatz. Insbesondere aus der Popmusik der 1980er Jahre ist der Klang des DX7 nicht wegzudenken. Immer noch gibt es jedoch keinen tatsächlich nach Klavier klingenden Ersatz.

Zu Beginn der 1990er Jahre hielt die Samplingtechnologie Einzug in die Musiktechnik. Preiswerte Sampleplayer wie beispielsweise der Roland U-20 machten transportable und endlich auch authenthisch klingende Klavierklänge für fast jeden Musiker erschwinglich. Dabei können diese Geräte nicht nur verschiedene Klavierklänge, sondern auch einige andere Instrumente nachahmen, wie Orgeln, Trompeten oder flächige Synthesizerklänge. Das verwendete Verfahren ist meist PCM. Des Weiteren verfügen alle Digitalpianos über Midi- und/oder sonstige PC-Schnittstellen (z. B. To Host oder USB).

Geräte, die sich auf den Klavierklang konzentrieren, werden auch als Digitalpiano bezeichnet. Oft findet sich in diesen Geräten eine Mechanik, die nur dazu dient, dem Pianisten das Spielgefühl eines echten Pianos vermitteln zu können. Der Tastaturumfang kommt häufig den 88 Tasten eines Klavieres sehr nahe. Dies führte allerdings dazu, dass die Geräte wieder größer und vor allem schwerer wurden. Ein gut klingender Vertreter dieser Gattung ist das Stagepiano Roland RD-600. Die Geräte für den Hausgebrauch besitzen meist eingebaute Lautsprecher, die den Bühnengeräten fehlen.

Zu den E-Pianos werden auch die Hybrid-Pianos gerechnet (Yamaha CP-70, CP-80 oder das Kawai EP 608. Diese Geräte sind klassische Klaviere, in Flügel-Bauart bei Yamaha, in Pianino-("Upright"-)Bauart bei Kawai. Es kamen dabei aus Kostengründen Kunststoff statt Holz und elektrische Verstärker zum Einsatz, um Privatleuten mit kleinem Budget ein Instrument zu ermöglichen. Zusätzlich haben diese Hybridgeräte ein komplettes Digitalpiano eingebaut. So kann man die Klaviermechanik von der Tastatur abkoppeln und mit Kopfhörern üben, ohne die Nachbarn zu stören. Solche Geräte wurden beispielsweise vermarktet als Kawai Anytime, Seiler DuoVox, Schimmel Silent Pianos oder Yamaha Silent Pianos (z. B. V 118 N-TS E/P), Disklavier.

Ausführungen

Homepianos

Für den Heimgebrauch finden sich meist Gehäuse aus Faserplatten, die schwarzem Laminat oder einer Holzfunierimitation belegt sind. Sie sollen sich optisch ins heimische Ambiente einfügen und einfach zu bedienen sein. Für den Transport müssen sie meist zerlegt werden. Das Gesamtgewicht dieser Geräte liegt zwischen 25 und 45 Kilogramm. Beispiele für solche Geräte sind die Casio Celvianos, die Geräte CN-290, CN-390, CP-95, CA-1000 und CA-1200 von Kawai, von Korg EC-120, EC-150, EC-320 und EC-350, von Roland HP-1, HP-2e, HP-3e und HP-7e, von Technics PC-25, PX-663, PX-664, PX-665 und SX-NP10 und von Yamaha die Geräte der Clavinova CLP-110, CLP-120, CLP-130, CLP-150 und CLP-170.

Stagepianos

Stage-Pianos sind auf Portabilität und Robustheit optimiert. Zielgruppe sind Musikstudenten und Live-Musiker (Pop, Rock. Jazz). Das Gehäuse ist meist schwarz oder silber und überwiegend aus Metall. Die Geräte wiegen zwischen 13 und 21 Kilogramm, je nachdem, ob sie über eine eingebaute Verstärkung verfügen. Ist eine Verstärkung integriert, dient diese jedoch meist nur dem "Monitoring" für den Interpreten. Für Publikumsbeschallung sind sie nicht ausgelegt. Hierzu ist ein Keyboard-Verstärker (Combo) oder ein PA-System notwendig. Im heimischen Bereich genügt stattdessen auch eine HiFi-Anlage.Stage-Pianos werden wegen ihres schlichten "neutralen" oder "technischen" Designs auch zunehmende in Wohnzimmern aufgestellt und werden zu diesem Zweck von den Herstellern als Compact Pianos oder Style Pianos vermarktet. Von Größe, Gewicht und Abmessungen sind es Stage-Pianos, die über eine (schwache) integrierte Verstärkung verfügen und aufgrund geringerer Robustheit eher für den Wohnzimmer-Gebrauch gedacht sind.

Portable-Pianos

Portable-Pianos sind preiswerte Stage-Pianos mit mind. 61, meist 76 Tasten. Abstriche müssen meist bei der Ausführung der Tastatur gemacht werden. Beispiele sind Casio CPS-7, LK-73 ("Keyboard") oder Yamaha YPP-100, YPP-200, DGX-500 ("Keyboard").

Piano-Workstations

Diese Multifunktions-Pianos sind sowohl in der Stage- als auch in der Home-Piano-Bauart verfügbar und bieten neben den herkömmlichen Digitalpiano-Merkmalen oft über 150 zusätzliche Klänge, Begleitrhythmen, Begleitautomatik, Mehrspur-Sequenzer, Synthesizer-Funktionen, etc. Zielgruppen sind Alleinunterhalter, Komponisten, Technikverliebte und Klangbastler.

Modularsysteme

Für den ambitionierten Musiker eignet sich auch die Modularisierung. Man beschafft sich ein (möglichst hochwertiges) Masterkeyboard, ein Soundmodul, welches auf Klavierklänge spezialisiert ist und gegebenenfalls eine Verstärkeranlage.

Anbieter

Bekannte Anbieter von elektronischen Pianos sind (in alphabetischer Reihenfolge) Casio, GEM (Generalmusic), Kawai, Ketron (Solton), Korg, Kurzweil, Madison, Oberheim, Roland, Suzuki, Technics, Weber und Yamaha.

Argumentationshilfe

Für den potentiellen Käufer stellt sich die Frage, ob man sich für ein echtes Klavier oder ein Digitalpiano entscheiden soll.

Für ein gutes Klavier (gebraucht ab 1000 Euro) spricht der originale Klang und das authentische Spielgefühl, die Funktion als Möbelstück, ein im Vergleich zum Digitalpiano geringerer Wertverlust, bei Sammlerstücken evtl. sogar eine Wertsteigerung, und dass die Technik nicht so schnell veraltet.

Für ein gutes Digitalpiano (ab Baujahr 2002, ab 900 Euro Neupreis) spricht die kostengünstige Anschaffung und der Unterhalt, keine Wartungskosten, keine Klimatisierungskosten (Luftbefeuchtung, Raumtemperatur...), die relative Mobilität und Portabilität, die Platzersparnis, die Lautstärkeregelung und der Kopfhöreranschluss, u. U. besserer Klang als ein schlechtes oder mittelmäßiges Klavier, sowie u. U. ein besseres Spielgefühl, die Flexibilität aufgrund mehrerer eingebauter Klänge, so dass man auch verschiedene Musikstile damit wiedergeben kann, leichte Anschluss- und Aufnahmemöglichkeit, und Zusatzmerkmale wie eingebautes Metronom, zusätzl. Klänge und Effekte wie z. B. Hall (Reverb), Chorus oder Delay, Sequenzer, skalierbare Anschlagdynamik, Transponierbarkeit, zusätzl. Stimmungen (z. B. Kirnberger, Werckmeister) bis hin zur "Leuchttasten-Pädagogik".

Bei gebrauchten Digitalpianos ist der Herstellzeitraum wichtig, da hier in der technischen Entwicklung jährlich entscheidende Fortschritte gemacht werden. Ab Baujahr 2003 können jedoch zumindest Einsteiger bedenkenlos zugreifen. Von Digitalpianos vor Baujahr 1998 ist abzuraten, es sei denn, es handelt sich um spezielle "Kultobjekte", deren jeweils spezifischen Klang man gerne haben möchte.

Wichtigste Kaufkriterien sind die Tastenanzahl (wenigstens 76 gewichtete Tasten mit Hammermechaniksimulation) und vor allem die Polyphonie, die bei wenigstens 48-, besser 64 Stimmen (d. h. 2 × 32 Stimmen stereo) liegen sollte.

Hörbeispiele

  • Bekannte Musikstücke mit E-Piano-Einsatz:
    • Fender Rhodes:
      • Herbie Hancock: "Chameleon"
      • Billy Joel: "Just The Way You Are"
      • Stevie Wonder: "You Are the Sunshine Of My Life"
      • Jazzkantine: Diverse
    • Hohner Clavinet:
      • Commodores: "Machine Gun", "Young Girls Are My Weakness"
      • Foreigner: "Urgent"
      • Stevie Wonder: "Superstition"
    • Hohner Electra Piano:
      • Led Zeppelin: "Stairway To Heaven", "Down By the Seaside", "No Quarter"
    • Hohner Pianet (N):
      • Beatles: "The Night Before", "You Like Me Too Much", "I am the Walrus"
      • The Guess Who: "These Eyes"
      • Herman's Hermits: "I'm Into Something Good"
      • Led Zeppelin: "Misty Mountain Hop"
      • The Zombies: "She's Not There"
    • Wurlitzer Electric Piano 200 A
      • Queen: "You are my best friend"
      • Supertramp: "Bloody Well Right", "Dreamer", "Breakfast In America", "The Logical Song", "Goodbye Stranger"
      • TLC: "Waterfall"