Fugenlaut
Bei zusammengesetzten Wörtern (Komposita) werden an den Wortgrenzen häufig bestimmte Laute eingefügt. Sie werden als Fugenelemente, Fugenlaute, Fugenzeichen oder Fugenmorpheme bezeichnet.
Form
Fugenelemente gleichen häufig, aber keinesfall immer, dem Plural oder dem Genitiv des Vorderglieds eines Kompositums. Häufig kommen -s-, -(e)n- und -e- vor. Da Fugenelemente weitgehend vom Vorderglied determiniert werden, werden sie von vielen Linguisten als Suffix des Vorderglieds eines Kompositums angesehen.
Verwendung
Die Regeln für die Verwendung der Fugenlaute sind bisher nur teilweise erforscht. Existieren mehrere unterschiedliche Fugen für ein Erstglied, können Neubildungen häufig nur mit einem davon vorgenommen werden, die anderen Formen sind lexikalisiert (etwa: Manneskraft aber nicht *Manneshose sondern nur Männerhose). Erstglieder mit bestimmten Suffixen wie -keit, -heit, -ion, ung u.a. bilden Komposita prinzipiell mit der 's'-Fuge. Komposita, bei denen der erste Teil selbst wieder komplex ist, haben häufig eine s als Fugenelement (Bahnhofs-halle aber Hof-hund). Phonetische Regularitäten spielen wohl nur eine Nebenrolle bei der Auswahl.
Insbesondere bei Behörden und der Bundeswehr werden einzelne zusammengesetzte Wörter vielfach als falsch angesehen: So heiße es Essenmarke, und nicht Essensmarke oder Schadenersatz, und nicht Schadensersatz, denn man sage ja auch nicht Bratskartoffeln. Diese Auffassung verkennt jedoch, dass es unzählige völlig etablierte Wortzusammensetzungen gibt, die Fugenlaute enthalten, ohne dass man auf die Idee kommen würde, sie als falsch zu bezeichnen.
Häufig gibt es unterschiedliche regionale Varianten. Im BGB wird Schadensersatz verwendet, also mit Fugenlaut. Die rechtswissenschaftliche Literatur folgt dieser Schreibweise anscheinend überwiegend. In Österreich hingegen ist die Schreibweise Schadenersatz ohne Fugenlaut vorherrschend.
Beispiele
Beispiele für Wortzusammensetzungen mit Fugenlauten: Ratespiel, Entenei, Unglücksrabe, Bootsschuhe, Frühstücksei, Heiratsantrag, Religionslehrer, Hilfsbereitschaft, Landsmannschaft, Hundehütte, Gänsewein.
Literatur
Fugenlaute sind im Duden (Grammatik) im Kapitel Zur Wortbildung beschrieben. Einschlägig ist Augst (1975): Untersuchungen zum Morpheminventar der deutschen Gegenwartssprache. Tübingen.