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Erzähltheorie

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Kursiver Text'Kursiver TextFetter TextDie Erzähltheorie oder Erzählforschung ist die Wissenschaft vom Erzählen (Narrativik bzw. Narratologie). Ihr Gegenstandsbereich ist das Erzählen von Geschichten. Die Narratologie ist als Grundlagenwissenschaft auch für nicht-literaturwissenschaftliche Disziplinen von Belang und damit auch eine Grundlage für Geschichtswissenschaft.

Fiktionalität/Faktizität

(fehlt noch)

Analysekategorien

Die neuere Erzähltheorie (theoretischer Hintergrund: Strukturalismus), wie sie von Genette geprägt wurde, unterscheidet bei einer Erzählung nach folgenden Kriterien, die auch innerhalb der Erzählung mehrfach wechseln können:

Zeit

Ordnung

  • Anachronie: Das Geschehen wird nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt.
  • Analepse: Es wird eine Begebenheit erzählt, die vor dem momentanen Zeitpunkt des narrativen Aktes stattgefunden hat (Normalfall).
  • Prolepse: Es wird eine Begebenheit erzählt, die zum momentanen Zeitpunkt des narrativen Aktes noch in der Zukunft liegt.

Dauer

  • Zeitdeckend: Der Erzählvorgang dauert (ungefähr) so lange wie das Erzählte.
  • Zeitdehnend: Der Erzählvorgang dauert deutlich länger als das Erzählte.
  • Zeitraffend / summarisch: Der Erzählvorgang dauert deutlich kürzer als das Erzählte.
  • Ellipse: Die Erzählung steht still, während das Geschehen weiter geht.
  • Pause: Die Erzählung wird fortgesetzt, während das Geschehen still steht.
  • Singulativ: Was einmal geschieht wird einmal erzählt.
  • Repetitiv: Was einmal geschieht wird mehrmals erzählt.
  • Iterativ: Was mehrmals geschieht wird einmal erzählt.

Distanz / Mittelbarkeit

  • Narrativ: Mit Distanz (mittelbar, diegesis)
    • | Erzählte Rede
    • | Transponierte Rede
    • | Zitierte Rede
  • Dramatisch: Ohne Distanz (unmittelbar, mimesis)

(fehlt noch einiges)

Fokalisierung (Nach Genette)

  • Nullfokalisierung: Der Erzähler sagt mehr, als die Hauptfigur weiß.
  • Interne Fokalisierung: Der Erzähler sagt so viel, wie die Figur weiß.
  • Externe Fokalisierung: Der Erzähler sagt weniger, als die Figur weiß.

siehe Fokus

Stimme

Frage: Wer spricht eigentlich?

Homodiegetisch vs. Heterodiegetisch (nach Genette)

Der extradiegetische Erzähler ist der Erzähler, der die äußerste Handlung (Rahmenhandlung) erzählt. Diese Handlung ist intradiegetisch. Kommt in dieser Rahmenhandlung wieder ein Erzähler vor, so handelt es sich um einen intradiegetischen Erzähler, das was er erzählt ist eine metadiegetische Erzählung. Ein metadiegetischer Erzähler erzählt eine metametadiegetische Erzählung usw.

Erzählschemata

(fehlt noch)

Weitere (noch) gebräuchliche Unterscheidungen

Erzählsituation (nach Stanzel; heute veraltet aber immer noch im Gebrauch)

  • Auktoriale Erzählsituation: Es gibt einen allwissenden Erzähler.
  • Personale Erzählsituation: Es wird aus der Sicht der Hauptperson erzählt, jedoch weiterhin in der dritten Person.
  • Ich-Erzählsituation: Es wird in der ersten Person erzählt.


anderes Analyse-Schema:

1. auktorial, personal, neutrale Erzählerweise

2. Erzählerstandpunkt, point-of-view

3. Perspektive (Innensicht, Außensicht)

4. Erzählerhaltung (affirmativ, neutral, satirisch etc.)

5. Erzählerverhalten (Bericht, Kommentar, Beschreibung, szenisch )

6. ich-, er(oder sie)-, du-Erzähler

7) Stil, Sprache (hoher, niedriger Stil, Rhetorik, Grammatik, Parataxenhäufung etc.)


Siehe auch

Literatur

  • M.Scheffel / M.Martinez: Einführung in die Erzähltheorie. 2.Auflage. C.H.Beck Verlag, ISBN 3406471307
  • Genette, Gérard: Die Erzählung. München 1994.

Zur Theorie des Erzählens in der Soziologie

Hinzuweisen ist darauf, dass in einigen Ansätzen der Biosoziologie die Entstehung des Menschen (seine Phylogenese) z.T. an die soziale Entstehung des Erzählens geknüpft wird.