Nabonid

Nabu-na'id (auch Nabonaid, Nabunaid, Nabona'id und Nabonid; akkadisch Nabû-nāʾid, altpersisch Nabunaita, elamisch Nabunida, altgriechisch Labynetos;[1] * nach 609 v. Chr.; † wahrscheinlich 539 v. Chr.) regierte von 555 v. Chr.[2] bis 539 v. Chr. als drittletzter König des neubabylonischen Reiches.[3] Sein Name bedeutet: Nabu ist erhaben.
Mit Nabu-na'id folgte ein Regent assyrischer Abstammung als neuer König von Babylonien auf den Thron. Der Babylonierkönig sah sich selbst als Erbe Assyriens; dem Land, das 609 v. Chr. durch die militärische Niederlage gegen die Babylonier und Meder seine politische Eigenständigkeit verlor.[4] Nabu-na'ids wirtschaftliche Dezentralisierung Babyloniens führte zu einer Verbesserung der Versorgungssituation im Land. Seine Wiederbelebung assyrischer Kulte und Restaurationen der alten Tempelheiligtümer verursachten Spannungen mit der Marduk-Priesterschaft, die mit ihrer Reaktion den Babylonierkönig veranlassten, für zehn Jahre nach Tayma zu gehen. Nabu-na'ids Absetzung von Marduk als oberste Gottheit ließ die Priesterschaft schließlich mit dem Perserkönig Kyros II. kooperieren, der den Fall Bayloniens und damit verbunden das Ende des Babylonierkönigs bewirkte.
Historische Quellen
Keilschrifttexte

Die außerordentlich ergiebige Anzahl von Keilschrifttexten in Babylonien erlaubt es, für die Zeit vom Regierungsantritt bis zum Exil Nabu-na'ids in Tayma und danach insgesamt ein umfassendes Bild zu erstellen. Die neutral gehaltenen Inschriften, insbesondere die Nabu-na'id-Chroniken, liefern in trockenen Jahresberichten kurzgefasste und glaubwürdige Angaben. Von den Nabu-na'id-Chroniken sind Teile des 1. bis 3., des 6. bis 11. und des 16. bis 17. Regierungsjahres in lesbarem Zustand erhalten geblieben. Nach seinen Regierungsjahren datierte Privaturkunden gehen in die Tausende. Da eine Wertung der Handlungen des Babylonierkönigs nicht erfolgt, werden diese Quellen als die primär wichtigsten Berichte zum Leben Nabu-na'ids angesehen.
Die eigenen Berichte des Babylonierkönigs stellen seine Tätigkeiten traditionell positiv dar. Bauinschriften wie beispielsweise die Egipar-Inschrift wurden erstmals 1912 von Stephen Langdon umfassend und mit Übersetzung herausgegeben.[5] Von den späteren Funden sind besonders die Nabu-na'id-Stele und die Stele seiner Mutter, die aus Harran stammen, wichtig. Hinzu kommen die Nabu-na'id-Zylinder aus Sippar und Ur. Außerdem wurde durch neue Übersetzungen und Funde von W.G. Lambert 1968/69 ein komplettierter Official report of the reign of Nabonidus unter A new Source for the reign of Nabonidus veröffentlicht. Bei diesen Quellen muss die Trennung der Fakten von Propaganda und der Abgleich mit den privaten Urkunden vorgenommen werden. Gleiches gilt für die aus persischer Sicht erstellten Inschriften, die dem Babylonierkönig extrem feindlich gesinnt sind.
Der 1879 entdeckte Kyros-Zylinder erzählt aus der Sicht des Perserkönigs die Gründe für den Sturz Nabu-na'ids. Ein Verse account of Nabonidus, das so genannte Strophengedicht, behandelt die angeblichen Freveltaten des Babylonierkönigs und wurde von der Marduk-Priesterschaft als nachträgliche Schmähschrift verfasst.
Das Strophengedicht beschreibt ihn als geisteskranken König, der seine Untertanen ausplünderte, so dass sie verarmten und Hunger litten. Diese Aussagen dienten dazu, die Entthronung Nabu-na'ids wegen dessen angeblichen Freveltaten zu rechtfertigen. Weder der Kyros-Zylinder noch das Strophengedicht können als historisch neutrale verwertbare Quelle angesehen werden. Daher würde der Versuch, aus ihnen Fakten abzuleiten, äußerst unsichere Ergebnisse liefern, wenn keine weiteren Quellen zur Verifizierung zur Verfügung stehen. Jedoch erlauben die mit anderen Inschriften teilweise übereinstimmenden Passagen eine Bestätigung von Nabu-na'ids Aussagen.[6]
Antike Historiker und Altes Testament

Von den griechischen Historikern sind besonders die Ausführungen des Herodot und die erhaltenen Fragmente des letzten babylonischen Geschichtsschreibers Berossos bedeutend. Die Fragmente von Berossos sind durch seine Epitomatoren, Josephus und Eusebius von Caesarea, überliefert. Schließlich beziehen sich im Korpus des Alten Testaments die Kapitel 4 und 5 des Buches Daniel auf die Regierungszeit von Nabu-na'id,[7] die jedoch anderen antiken Quellen entnommen wurden und sich teilweise mit den Erwähnungen Nabu-na'ids decken. Ebenfalls der jüdischen Überlieferung zuzurechnen ist der unter den Schriftrollenfunden vom Toten Meer in Höhle 4 entdeckte, auf aramäisch verfasste legendarische Bericht Gebet des Nabu-na'id.
Nach Herodot, der Nabu-na'ids Namen entstellt als Labynetos (Λαβύνητος) angibt,[8] habe Nabu-na'ids königlicher Vater ebenfalls Labynetos geheißen und seine Mutter Nitokris.[9] Diese Angaben haben sich nach der Entdeckung der Keilschrifttexte als falsch herausgestellt. Im weiteren Verlauf erwähnt Herodot, dass der Babylonier Labynetos im 585 v. Chr. geschlossenen Frieden zwischen dem lydischen König Alyattes II. und dem medischen König Kyaxares II. vermittelt habe.[10] Herodot gibt zwar Labynetos anlässlich der Niederlage des Krösus einen Königstitel, den er bei der Friedensvermittlung nicht erwähnt. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass der Historiker den 585 v. Chr. regierenden Labynetos mit Nebukadnezar II. verwechselt, da dessen Name Herodot unbekannt war[7]. Die Berichte über Nabu-na'id und Kyros II. wiederholen sich bei seinen Dareios I.-Erzählungen. Die spärlichen Aussagen zur frühen Regierungszeit des Babylonierkönigs sind anderen Quellen entnommen und als frei erfundene Geschichtskonstrukte eingeflossen. Auch Herodots Bericht über den Fall Babylons ist fast gänzlich unhistorisch. Insgesamt stellen die Ausführungen von Herodot nicht sehr gut verwertbare Quellen dar und können größtenteils für die Ermittlung von Nabu-na'ids Wirken nicht herangezogen werden.
Die Vielzahl der antiken griechischen Historiker charakterisiert Nabu-na'id sehr negativ. Nach Xenophon war der letzte Herrscher Babylons, dessen Namen er nicht nennt, ein gottloser Regent.[11] Die Bewertungen und Darstellungen erfolgten jedoch auf Grundlage älterer Texte und der nicht zu übersehenden Verehrung des Perserkönigs. Die schon bei Herodot erkennbaren romanhaften Tendenzen bestimmen die Qualität dieser historischen Quellen und tragen nicht zur Aufhellung der tatsächlichen Gegebenheiten bei. Nur die Exzerpte des Berossos erzählen einigermaßen übereinstimmend mit der Nabu-na'id-Chronik die persische Eroberung Babylons.
Als umgeschriebene Darstellungen fanden die Berichte Jahrhunderte später als die Geschichten Daniels Einzug in die Bibel. Das Daniel-Buch stellt damit eine interessante Quelle zur Identifikation der zu Grunde liegenden antiken Vorlagen dar. Der Redaktor vermeidet es, den Babylonierkönig namentlich zu erwähnen, betitelt ihn wahlweise als Nebukadnezar oder als Belšazar, dem deshalb die Rolle des letzten König Babylons zugeschrieben wird. Die dabei gegebene Prophetenlegende hat hinsichtlich der biblischen Figur Daniel keinen historischen Wert.[12]
Frühe Jahre
Über die Jahre vor Nabu-na'ids Regierungsantritt ist relativ wenig bekannt. Nabu-na'id wurde als Sohn des Nabû-balātsu-iqbi[13] und der Adad-happe nach 609 v. Chr. geboren. Sein Vater war als Prinz des babylonischen Königshauses ein direkter Nachkomme Nebukadnezars. Nabû-balātsu-iqbi bekleidete die Position des Gouverneurs in Harran und wird in seinen Inschriften als weiser Prinz oder mächtiger Statthalter bezeichnet. Der Babylonierkönig hatte dadurch den Rang eines Schwiegersohns von Nebukadnezar. Nabu-na'ids Mutter stellt sich auf ihrer Stele als Entu-Priesterin des in Harran verehrten Mondgottes Sin vor. Allerdings gibt es keine anderen Inschriften, die diese Aussage stützen.[14] Laut ihrer Inschrift, die vom Babylonierkönig nach ihrem Tod selbst verfasst wurde, absolvierte Nabu-na'id gemäß ihrem Wunsch treue Dienste für die Könige Nebukadnezar II. und Nergal-šarra-usur. Demnach könnte Nabu-na'id eine bedeutende Stellung am Hof der genannten Babylonierherrscher bekleidet haben.[7]
Ein Nabu-na'id wird in einer Privaturkunde von 597 v. Chr. als Zeuge erwähnt. Der Name seines Vaters wird nicht angegeben, aber sein Titel: der über die Stadt (gesetzt ist). Ob der besagte Zeuge, wie vielfach angenommen, mit dem hier behandelten Nabonaid identisch ist, scheint zweifelhaft, da er dann erst etwa 11 Jahre alt gewesen wäre und außerdem eine Kopie dieses Dokuments existiert, nach dessen Aussage der Zeuge der Sohn des Königs … (gemeint ist Nebukadnezar II.) war.[7]
Neben seinem Sohn Belšazar sind die Namen seiner drei Töchter bekannt. Während die Lesung für die ersten zwei Töchter En-nigaldi-Nanna und Ina-Esaggila-rišat klar ist, ergaben sich bei der dritten Tochter zunächst Schwierigkeiten und mehrere Lesungsvorschläge, die zu der aktuellen Form Akkabu führten.[15]
Von Nabu-na'ids Sohn Belšazar selbst liegen keine keilschriftlichen Texte vor. Die Erwähnungen in privaten Dokumenten und Inschriften sind nicht sehr ergiebig. Während der zehnjährigen Abwesenheit des Babylonierkönigs übernahm er von 552 v. Chr. bis 543 v. Chr. die Funktion des stellvertretenden Regenten. Zusätzlich wird Belšazar in einem Gebet Nabu-na'ids genannt, das er kurz vor Aufbruch nach Tayma sprach. Inhalt ist die an den obersten Gott Sin gerichtete Bitte um Sendung von Einsicht, Ehrfurcht und das Führen eines sündenfreien Lebens für seinen Sohn.[16] Nach der Rückkehr aus Tayma wird Belšazar nicht mehr in Urkunden erwähnt. Ein früher Tod vor Ankunft von Kyros II. in 539 v. Chr. kann ausgeschlossen werden, da die babylonischen Chroniken und Inschriften Nabu-na'ids keine Einträge darüber enthalten.
Machtübernahme
Ursachen
Schon am Ende Nebukadnezars Regierung traten Missfallensbekundungen über die umgesetzte Regierungspolitik auf. Nebukadnezar hatte offen die Stadt Babylon zu seinem Lieblingsort auserkoren. Das zuvor dezentralisierte Babylonien erfuhr von Nebukadnezar eine totale Umkehr zu einem zentralistischen Staat. Die gesamt Wirtschaftskraft, Tribute, Abgaben, Arbeitskräfte von exilierten Personen und die Tempeleinkünfte der Randregionen flossen als Investitionen in den Ausbau der Metropole Babylon.[17]
Wirtschaftsunternehmen, Großgrundbesitzer und andere einflussreiche Familien in den Randgebieten wurden ebenso enteignet wie kleinere Tempel oder Tempel, die nicht in direktem Zusammenhang mit dem Marduk-Kult standen. Nebukadnezar nannte den babylonischen Südpalast nach Fertigstellung deshalb Einigungsband des Landes und der großen Völker. Die Arbeitskraft des gesamten Landes wurde nur noch dem Glanz der Stadt Babylon gewidmet. Auf lange Sicht konnte diese Politik nicht spannungsfrei bleiben. Nach dem Tod von Nebukadnezar entluden sich die offenen Machtkämpfe in Ermordung der Könige, die Nebukadnezars Reichspolitik fortsetzen wollten.[17]
Die Marduk-Priesterschaft und der Haupttempel Esagila profitierten von Nebukadnezars zentralistischer Reichspolitik und Reichstheologie besonders; flossen ihnen doch zusätzlich die Tempelerträge der Randprovinzen zu. Es ist deshalb verständlich, dass der linientreue Nachfolgerkönig Amel-Marduk schon nach zwei Jahren ermordet wurde und die Mitglieder der hochstehenden babylonischen Oligarchie den ihnen wohlgesonnenen Nergal-šarra-usur auf den Königsthron verhalfen. Nach einer sehr kurzen Amtszeit wurde Nabu-na'ids Vor- und Nergal-šarra-usurs Nachfolger Lā-abāši-Marduk von gleichen Kreisen getötet, da er wiederholt Nebukadnezars Wirtschaftsprogramm aufnahm.[17]
Nabu-na'id, der schon 50 Jahre alt war und von seinen Mitverschwörern zum neuen König erhoben wurde, beschreibt diese Gruppe auf seiner eigenen Stele: Sie haben sich zu meinen Füßen geworfen und mich als König begrüßt. Der Babylonierkönig sei nach dem Ergreifen der Hände durch Marduk und damit dem Willen des babylonischen Gottes Marduk und denen seiner Vorgänger, Nebukadnezar II. und Nergal-šarra-usur, zur Regierung auf den Thron gelangt. Zugleich bezieht sich Nabu-na'id auf seiner Inschrift aus Harran[18] auf die Ausersehung als König vom Mondgott Sin [7] und führt die Machtergreifung auf die Erscheinung Sins in einem seiner Träume zurück, der ihn persönlich beauftragte, die alten Tempel und zerstörten Statuen wieder aufzubauen und den lange vernachlässigten Kult zu erneuern. Die anschließende Beurteilung seines Vorgängers durch den Babylonierkönig fällt entsprechend negativ aus: Ein junger Mann, der nicht die Regeln erlernte, die für das richtige Benehmen notwendig sind. Es sei auch nicht gerade förderlich gewesen, sich gegen den Willen der Götter zu stellen.[19]
Nabu-na'ids erste offizielle Verlautbarung als Thronfolger stammt vom 18. Mai 556 v. Chr.[20] und damit nur 22 Tage nach der ersten Nachricht seines Vorgängers. Eine Verbindung von Nabu-na'id zur babylonischen Usurpationsgruppe wird von Berossos mit der Formulierung Eine Verschwörung, an der Nabu-na'id maßgeblichen Anteil hatte beschrieben.[21] Die Situation der neuen Machtverhältnisse wurde im babylonischen Reich nur sehr langsam verbreitet, da die letzte Regierungserklärung von Lā-abāši-Marduk auf den 13. Juni 556 v. Chr. fällt, 26 Tage nach der ersten Handlung mit Nabu-na'id als neuem König.
Nabu-na'id als neuer Thronfolger
Die Ermittlung des Zeitpunkts von Nabu-na'id als Thonfolger konnte aufgrund seiner Inschrift genau ermittelt werden, in der vom Antritts- und 1. Regierungsjahr berichtet wird. In ihr wird eine astronomische Konstellation beschrieben: Mars und Merkur waren in der Abenddämmerung nicht zu sehen, Venus, Jupiter und Saturn dagegen gut zu erkennen. Zusätzlich erwähnt der Babylonierkönig, dass zwischen der Machtergreifung und der Zerstörung Ḫarrāns im 16. Regierungsjahr von Nabopolassar eine Zeitspanne von 54 Jahren gelegen habe. Das Jahr der Thronübernahme wurde daher auf 556 v. Chr. angesetzt. Die seltene Planetenkonstellation war nur an zwei Tagen Ende Mai 555 v. Chr. sichtbar. Erst 544. v. Chr. wurde eine gleichartige Beobachtung wieder möglich. Aufgrund dieser Angaben konnte das 1. Regierungsjahr zweifelsfrei auf 555 v. Chr. datiert werden.
Nabu-na'ids Ziel war die Herstellung des früheren Reichszustandes, wirtschaftlich wie theologisch. Der Babylonierkönig konnte sich auf die ihm wohlgesonnene Oligarchie stützen, die ihn in seinen Bemühungen unterstützen. Am Anfang seiner Regierung konzentrierte Nabu-na'id seine Verwaltungs- und Wirtschaftsreformen daher insbesondere auf die Organisationsstruktur der großen Tempel und damit verbunden auf eine Begrenzung des Einflusses der Marduk-Tempelpriester.[17] So setzte Nabu-na'id an die Stelle des wichtigen Postens eines Tempelschreibers einen königlichen Aufseher für das Vermögen des Tempels Eanna. Zwei Privatpersonen durften auf Grund einer in seinem ersten Regierungsjahr erlassenen Erlaubnis ein ausgedehntes Landstück bebauen, das sich im Besitz von Eanna befand; eine Maßnahme, die früher in der Befugnis der dortigen Priester lag.
Das Amt eines staatlichen Finanzverwalters für die königlichen Einkünfte („Geldschachtel des Königs“) wurde in der Tempeladministration im dritten Regierungsjahr des babylonischen Herrschers geschaffen. An diesen Finanzagenten musste ein bestimmter Anteil des Tempeleinkommens in Form von Fleisch, Getreide und ähnlichen Gütern abgeführt werden. Andere bedeutende Tempel waren von gleichartigen Beschränkungen in ihrer Autonomie und den Finanzabgaben betroffen.[22]
Tempelland-Reformen
Nabu-na'id verkehrte die unter Nebukadnezar begonnene Enteignung der Tempelländereien in ihr Gegenteil. Ziel seiner Enteignungen waren nun die Tempel Marduks im Kernland Babylons, die dadurch ihre vorher üppigen Einnahmen verloren. Ohne die Einkünfte konnte kein großer Einfluss auf die entscheidenden amtlichen Zuständigkeiten genommen werden. Zudem waren die vorher abhängigen Arbeiter den neuen Pächtern unterstellt und gingen damit als zusätzliche Wirtschaftsfaktoren der Priesterschaft verloren.[23] Im Gegenzug wurden die Ländereien und Tempel der Sin-Priesterschaft von Abgaben und Steuern freigestellt. Andere Heiligtümer in den Randprovinzen wurden wieder mit großen finanziellen Zuwendungen gefördert.
Nabu-na'id verpachtete die Tempelländereien an die wirtschaftlich starken Familien des Landes. Die vorherigen niedrigeren Abgaben der Tempel wurden durch ein zweistufiges Pachtsystem ersetzt. Der Babylonierkönig erhielt durch das in seine Zuständigkeit übergegangene Tempelland und die festgelegte Mindestabgabe eine sicher kalkulierbare Einnahme, die nicht an die Ernteerträge gekoppelt war. Zusätzlich wurde durch Beteiligung an den Verkäufserlösen der Ländereiprodukte eine aufgesattelte Steuer erhoben. Hauptbestandteil der Steuereinnahmen bildete der landwirtschaftliche Großhandelsbereich, der mit hohen Steuersätzen belegt wurde. Die private Gartenlandbewirtschaftung wurde hingegen mit geringen Abgaben belastet, was zu einer deutlichen Belebung dieses Sektors führte.[23]
Die Pächter hatten pro Hektar Gartenland als Grundabgabe 28 Kor (1 Kor = 180 Liter) Datteln an den König und 4 Kor Datteln an die Gärtner zu leisten. Nach der anschließenden Ernte entfiel von 12 Kor Datteln ein Kor Steuerabgabe an die Distriktaufseher, Schreiber, Vermesser und Speicherbediensteten. Hiervon wurden etwa 23 % für die Verpflegung abgezogen. Es verblieben damit etwa 77 % als direkte Steuerabgabe, was einem effektiven Steuersatz von etwa 6,33 % als Ernteabgabe entspricht. Der Tempel Esagila wurde an Gartenlanderträgen nicht beteiligt.[23]
Die übliche Berechnungseinheit für Ackerland wurde 1 Pflug genannt und entsprach etwa 33 Hektar, das mit mindestens vier Eisenpflügen, zwei Kühen und vier Pflügern vom Pächter bewirtschaftet wurde. Als Grundabgabe mussten 300 Kor Gerste ohne Abzüge an den König gezahlt werden. Die Steuer wurde in mehrere Abschnitte unterteilt: 20 % des Ernteertrages für Transportkosten und Löhne der Distriktaufseher, Schreiber, Vermesser sowie der Speicherbediensteten. 8,33 % Steuer an den Esagila-Tempel, der wiederum davon 23 % an die Bediensteten des Königs abzuführen hatte. Es ergaben sich dadurch die effektiven Erntesteuersätze von etwa 26,33 % für Personalkosten des Königs und 6 % als Tempelabgabe. Insgesamt hatten die Pächter mit 32,33 % etwa ein Drittel als Ernte-Steuerzahlung zu leisten.[23]
Wirtschaftlich gesehen hatte dieser Schritt für die Einnahmen des Hauptheiligtums Esagila, das an den anderen Tempeln des Landes entscheidend beteiligt war, fatale Folgen, da viele Tempelbedienstete ihre Stellungen verloren.[23] Die einer Enteignung gleichkommenden Maßnahme Nabu-na'ids stieß auf scharfen Widerstand der Marduk-Priesterschaft. Die neuen Pächter waren zumeist königliche Beamte oder dem Babylonierkönig nahestehende Familien mit entsprechendem Einfluss in der Politik. Die Kontrolle über die wichtigsten Wirtschaftssektoren lag damit in den Händen der königlichen Familie und deren Förderern.
Die Auswirkungen betrafen große Teile des babylonischen Volks, das nach den Reformen nicht mehr hauptsächlich für die Heiligtümer arbeitete, sondern den Weisungen des Königs unterstand. Die erfolgten finanziellen Zuwendungen Nabu-na'ids an die Tempel des Mondgotts und deren Restaurierungen dezentralisierten die herrschenden Machtverhältnisse. Aufgrund dieser Reformen war der feindlich gesinnten Marduk-Priesterschaft die wirtschaftliche Grundlage für entsprechende Gegenmaßnahmen entzogen.[23]
Etwa 3000 erhaltene Dokumente, die eine Beschreibung der ökonomischen Verhältnisse im Land enthalten, zeigen insgesamt eine relativ prosperierende Wirtschaft. Im Zusammenhang mit Regenfällen nach einer Dürreperiode spricht eine königliche Stele ebenfalls von Wohlstand und führt die Preise für Gerste, Wolle und andere Güter an, die demnach um 30 bis 50% billiger als sonst üblich waren.[24] Unterbrochen wurde der wirtschaftliche Aufschwung durch zwischenzeitliche kurzfristige Hungersnöte.
Eine babylonische Urkunde aus dem 11. Regierungsjahr Nabu-na'ids (545 v. Chr.) berichtet, dass eine Witwe ihre beiden Söhne dem Tempel Eanna zu Uruk weihte, damit sie nicht verhungern mussten. Eine herrschende Hungersnot erwähnt Nabu-na'id auf seiner Stele zu Harran. Ähnlich angespannte Verhältnisse werden bereits 553 v. Chr. berichtet, als der Babylonierkönig plötzlich erkrankte und das akkadische Heer im Monat Abu nach Kilikien zog, um von dort große Mengen Obst und Gemüse nach Babylonien zu bringen. In seinen Inschriften bekräftigt Nabu-na'id, dass seine Untertanen während seiner übrigen Regierungszeit in Wohlstand lebten.
Theologische Umkehr
Nabu-na'id berief sich auch in theologischer Hinsicht auf den Zustand des Landes Babylonien vor Gründung des neubabylonischen Reiches. Der Babylonierkönig hatte die Zerstörung seiner Heimat in Harran nicht vergessen und drängte auf Wiedergutmachung. Nur schwer konnte Nabu-na'id das in seinen Augen schwerwiegende Unrecht theologisch rechtfertigen. Der Babylonierkönig bescheinigte Nabopolassar offiziell die Unschuld an der Vertreibung seiner Mutter Adad-happe. In seiner Reichstheologie erhielten die Meder die alleinige Rolle als Zerstörer der Heimat seiner Vorfahren.[17] Nabu-na'id verhehlt dennoch nicht, dass sich die Sin-Statuen seit langer Zeit im Tempel zu Babylon befinden und eigentlich an ihren Ursprungsort gehören. Den Transport der Harran-Gottheiten nach Babylon formulierte der Babylonierkönig diplomatisch als Schutzmaßnahme seiner Vorgänger.[17]
Anfangs war es für Nabu-na'id unmöglich, sich offen gegen die Oberherrschaft des Hauptgottes Marduk zu stellen, wollte er nicht die ohnehin angespannte Lage in einem offenen Kampf ausarten lassen. Zunächst erfolgte daher die Einführung des alten Mondgottes aus taktischen Erwägungen in gleichberechtigter Partnerschaft mit Marduk. Theologisch begründete der Babylonierkönig die Wiedereinführung von Sin als Versöhnungsmaßnahme nach 54 Jahren, die Marduk und Sin wieder vereinen sollte und von Marduk gewünscht wird.[17] Später verblasste Marduk in seiner Verehrung langsam und verlor gänzlich die Führungsrolle an Sin.
Regierung und Sturz
Das Bild der außenpolitischen Lage erschließt sich zum heutigen Zeitpunkt in der Forschung in den Einzelheiten nicht im vollen Umfang. Auffällig sind die regional begrenzten Feldzüge von Nabu-na'ids Vorgängern, die hauptsächlich in das Gebiet von Kilikien und im weiteren Verlauf bis zur lydischen Grenze erfolgten. Die Äußerungen des Babylonierkönigs lassen darauf schließen, dass Babylonien augenscheinlich militärisch nicht stark genug war, um einen Vorstoß in medische Gebiete vorzunehmen.
Die angestrebten Reformen Nabu-na'ds konnten erst in den nächsten Jahren die angespannte innenpolitische Lage beruhigen. Die wirtschaftliche Versorgung in Babylonien muss sich in einem schlechten Zustand befunden haben, da der Babylonierkönig die bedrohlichen Umstände auf seiner Inschrift aus Harran beschreibt: Die Einwohner von Babylon, Borsippa und anderen Städten haben gegen die Götter gesündigt, sich wie Tiere gegenseitig aufgefressen und seien wegen des Zorns der Gottheiten von Krankheiten und Hungersnöten heimgesucht worden.[22] In dieser desolaten Lage kündigte der Babylonierkönig die Erneuerung der verfallenen Tempel Sins in Harran und Ur sowie die des Sonnengotts Schamasch in Sippar und Larsa an.
Die ersten 3 Regierungsjahre
Um die angekündigten Reformen schnell umzusetzen, förderte Nabu-na'id zu Beginn seiner Regierung die Tempel mit reichlichen Geschenken. So ließ er sechs Minen Gold als Gabe für den Sonnengott Schamasch am 15. Juni 555 v. Chr.[25] in Sippar zukommen. Den bedeutenden Gottheiten Nabu und Nergal verehrte er anlässlich der Feierlichkeiten zum Neujahr am 20. April 554 v. Chr.[26] Silber im Wert von 100 Talenten und 21 Minen sowie Gold im Wert von 5 Talenten und 17 Minen. Der babylonische König ließ es sich nicht nehmen, in den wichtigen Städten Larsa, Ur und Uruk persönlich Juwelen, Gold und Silber für den Mondgott Sin, den Sonnengott Schamasch und die Kriegsgöttin Ischtar zu spenden.[27] Nabu-na'id berief sich zusätzlich auf Traditionen des Königreichs Larsa und der Stadt Ur, die zu diesem Zeitpunkt über 1.200 Jahre zurückreichten. Dennoch war ihm die dortige Priesterschaft feindlich gesinnt, da er offensichtlich die Verehrung von Sin nicht nach babylonischen Riten durchführte.
Mit dem Neujahrsfest am Anfang seines dritten Regierungsjahres 553 v. Chr. ernannte der Babylonierkönig En-nigaldi-Nanna in Verbindung einer zuvor im Monat Ululu 554 v. Chr. erfolgten negativen Orakelanfrage an Sin zur neuen Entu-Priesterin. Nach der symbolischen Heiligen Hochzeit zog seine Tochter mit dem ihr verliehenen heiligen göttlichen Zusatztitel in den von Nabu-na'id neu erbauten Tempel Egipar in Ur.
Der Zeitpunkt ist aus einer Keilschrifttafel Nabu-na'ids bekannt, die eine erfolgte Mondfinsternis am 19. September 554 v. Chr.[28] beschreibt: Wenn im Monat Ululu während der Morgenwache die Sonne den Mond verdunkelt, dann wünscht sich Sin eine neue Entu-Priesterin.[29] Der Bezug auf die alten Kulte war dem Babylonierkönig wichtig, da En-ane-du als letzte in 1764 v. Chr.[30] ernannte Entu-Priesterin von Ur, Tochter von Kudur-Mabuk und Schwester von Rim-Sin I., besondere Erwähnung fand.
Als Feldherr setzte Nabu-na'id die üblichen Feldzüge seiner Vorgänger fort. 555 v. Chr. zog er in seinem ersten Feldzug nach Kilikien (akkadisch: Chume) und kehrte anschließend mit 2.850 Kriegsgefangenen zurück. Im Jahr 554 v. Chr. folgte eine Auseinanderstzung mit Hamath in Syrien, ehe der Babylonierkönig in einem Bündnis mit Nabu-tattan-usur von Amurru 553 v. Chr. im Monat Kislimu das Land Edom (akkadisch: Adummu) angriff. Die kurzfristigen Erfolgen brachten dennoch nicht den gewünschten sofortigen wirtschaftlichen Erfolg.

Die öffentliche Bevorzugung Sins vor Marduk ließ zusätzlich den Streit zwischen dem Königshaus und den Tempeln der Marduk-Priesterschaft eskalieren. Um den wirtschaftlichen Ausbau und die Versorgung Babylons zu sichern, blieb Nabu-na'id nur noch der Weg einer militärischen Expansion in die arabischen Wüstengebiete. Ziel seiner strategischen Planungen war die Kontrolle über die wichtigen Handelsstraßen, die in der Oase Tayma zusammenliefen.[31]
Die besondere strategische Bedeutung wurde durch den Umstand deutlich, dass das Reich des Babylonierkönigs wegen zunehmender Versandung des Persischen Golfs keine eigenen Seehäfen mehr besaß. Zudem hatte Medien ihm die nördlichen und östlichen Handelswege gesperrt. Wenig überzeugend scheint das Argument, dass Nabu-na'id allein wegen seiner religiösen Ansichten nach Tayma zog, da die Araber dort den Mondgott verehrt hätten.[22]
Vom Gelingen seines Plans erhoffte sich der Babylonierkönig auch eine Beruhigung der innenpolitischen Lage in Babylonien. Im Jahr 552 v. Chr. veranlasste Nabu-na'id deshalb seinen Umzug nach Tayma, nachdem er vorher öffentlich verkündet hatte, das traditionelle Ergreifen der Hände von Marduk am Neujahrstag zu beenden.
„"Ich werde für Sin eine heilige Wohnstätte errichten und sie Ehulhul nennen; auf das der neue heilige Ort für ewig Bestand habe. Der neue Tempel soll wie Ekur sein. Wenn mein Werk vollbracht ist, werde ich Sin an die Hand nehmen und zu seinem heiligen Sitz führen. Bis zur Vollendung meines Werks werde ich meiner Überzeugung folgen und die alten heiligen Feste nicht mehr begehen. Die Neujahrsprozessionen im Nisannu werden von mir als beendet erklärt". Und Nabu-na'id fertigte den ersten Ziegel, gleich dem von Ekur, gab Pläne für seinen heiligen Stier, ähnlich dem in Esagila, den er vor das Fundament des Tempels errichten lassen wollte. Nach Vollendung dieses Gräuels, einer unheiligen Tat, begann Nabu-na'id [mit anderen Vorbereitungen] Anfang des 3. Regierungsjahres.“
Karte von Saudi-Arabien |
Der Babylonierkönig beauftragte Ende des 3. Regierungsjahres im Februar 552 v. Chr. seinen ältesten Sohn Belšazar mit der Verwaltung des Landes und unterstellte ihm formell das babylonische Heer. Nabu-na'id ließ keinen Zweifel daran, dass eine baldige Rückkehr nicht geplant sei und brach anschließend mit den Truppen von Akkad nach Nordarabien auf.
Die Exilzeit
Im Verlauf des Feldzugs erorberte er zunächst Jathrib und danach Dedan, um später nach seinem Sieg in Tayma an gleicher Stätte die neue Residenz zu errichten, die als Abbild des babylonischen Königspalasts erbaut wurde. In Nabu-na'ids Inschrift aus Harran ist zu lesen, dass er sich die nächsten zehn Jahre von 552 v. Chr. bis zum Ende des 13. Regierungsjahres im März 542 v. Chr. in seinem neu gewählten Regierungssitz Tayma aufhielt. In anderen arabischen Oasen errichtete er in dieser Zeit weitere Garnisonen. Die Könige von Ägypten und Medien sowie arabische Herrscher schickten Friedensgesandtschaften, die ihm in seiner Metropole Tayma ihre Aufwartung machten.
In seinem Exil konnte er sich der Abhaltung des Neujahrsfestes entziehen, das traditionell vom König mit dem Ergreifen der Hände von Marduk eine persönliche Anwesenheit voraussetzte und ohne dieses Ritual nicht gefeiert werden konnte. Während dieser Zeit genossen die Bewohner von Babylon und anderer heiliger Städte nach eben dieser Tradition Privilegien, beispielsweise die Freistellung vom Frondienst oder Selbstverwaltungsrechte.
Nach dem am 17. April 546 v. Chr.[32] in Dūr-Karāšu am Euphrat oberhalb von Sippar erfolgten Tod der Adad-happe,[33] ordnete ihr Enkel Belšazar eine dreitägige Trauer an. Die anschließende übermittelte Nachricht vom Tod seiner Mutter muss Nabonaid in Tayma tief getroffen haben, da er im Monat Simanu (11. Juni bis 9. Juli im Jahr 546 v. Chr.)[34] eine erneute allgemeine Landestrauer ausrief, in der das Volk von Babylon weinend in Klagen und Schmerzen versank.
Der Fall Babylons
Angriffsfeldzug auf Babylon (Länder-Angaben weisen das Zentrum des jeweiligen Staates aus). Karte von Irak |
Eine genaue Rekonstruktion der 542 v. Chr. erfolgten Rückkehr Nabu-na'ids im 14. Regierungsjahr[35] aus seinem Exil in Tayma kann mangels keilschriftlicher Belege nicht vorgenommen werden. Sichere Kenntnisse bestehen über die Tätigkeiten im Vorfeld von Kyros II., der die Spannungen zwischen Nabu-na'id und der Marduk-Priesterschaft dadurch schürte, dass er Hilfszusagen gegenüber den Nabu-na'id-Gegnern machte und sich als Regierungsalternative anbot.[36] Zwischenzeitlich leitete Nabu-na'id Verteidigungsmaßnahmen für Babylon ein, die im März 539 v. Chr. durch Heimholung der Ischtar-Statue aus Uruk intensiviert wurden.[37] Erste Übergriffe von Kyros II. auf Gebiete von Babylon im Frühjahr 539 v. Chr., die der Perserkönig in der Region Gutium durchführte, veranlassten Nabu-na'id, weitere Götterstatuen als Verstärkung nach Babylon zu überstellen. Der Babylonierkönig handelte dabei nach altem mesopotamischen Glauben, da die Götter ihren Segen demjenigen zuteil kommen lassen, der sich im Besitz ihrer Bilder befindet. Später verkehrte Kyros II. diese Handlung Nabonaids in ihr Gegenteil, indem er behauptete, der Babylonierkönig habe die Bilder gegen den Willen der Götter nach Babylon bringen lassen und sich damit deren Zorn zugezogen.
Nachdem der Perserkönig mit dem Sagartier-Fürsten Ugbaru ein Militärbündnis geschlossen und ihm die Satrapen-Position in Babylon zugesichert hatte,[38] zog Kyros II. von Sagartien im September über den Diyala-Fluss in das etwa 400 Kilometer entfernte Opis am Tigris. An dieser am östlichen Ende der so genannten Medischen Mauer gelegenen Festung entschied sich die Schlacht sehr schnell und das Babylonische Reich unterlag der persisch-medischen Allianz. Nach dem folgenden Massaker an den babylonischen Gefangenen[36] wurde die letzte strategische Festung Sippar ohne Gegenwehr eingenommen. Kyros II. versuchte, Nabu-na'id zu stellen, der zwischenzeitlich geflohen war.[39] Die Nabu-na'id-Chronik berichtet ausführlich über die Geschehnisse:
„Im Monat Taschritu schlug Kyros die Schlacht bei Opis an den Ufern des Tigris. Wegen der Stärke des Heeres von Kyros II. zogen sich die akkadischen Soldaten zurück … Am 15. Taschritu wurde Sippar eingenommen … Kyros II. ließ die Kriegsbeute wegschaffen und die Gefangenen töten … Am 16. Taschritu[40] zogen Ugbaru, Statthalter von Gutium und das Heer des Kyros in Babylon ein.“
Nach Ugbarus kampflosem Einzug in die Stadt am 5. Oktober 539 v. Chr. wurde Nabu-na'id laut der Nabu-na'id-Chronik in Babylon gefangen. Über den Verbleib des Babylonierkönigs gibt die Chronik keine Auskunft, seine Hinrichtung ist als wahrscheinlich anzusehen, da die Berichte über die nachfolgenden Handlungen von Kyros II. eine andere Deutungsmöglichkeit schwerlich zulassen. Nach der Krönung veranlasste der Perserkönig den Abriss beziehungsweise die Brandschatzung aller Nabu-na'id-Bauwerke. Schriften, die den Babylonierkönig zum Inhalt hatten, ereilten die gleiche Bestimmung wie Statuen und Bilder von ihm. Die letzten Ausführungen zu Nabu-na'id enden im Strophengedicht mit den Worten: Alles was Nabu-na'id in seinem Leben geschaffen hatte, wurde als Asche durch den Wind in alle Richtungen verteilt.
Nach Xenophon drangen Ugbaru (Gobryas) und ein weiterer Überläufer, die beide vom Babylonierkönig schlecht behandelt worden waren, noch in der Nacht nach dem Einzug der Perser in Babylon in den Palast ein und töteten den ihnen verhassten König.[41] Laut Berossos hingegen ergab sich Nabonaid in Borsippa, wurde von Kyros II. begnadigt und durfte seinen Lebensabend in Karmanien verbringen.[42] Dass Nabu-na'id zusätzlich Regent von Karmanien wurde, berichtete Abydenos.[43]
Bautätigkeiten Nabu-na'ids

Nabu-na'ids Bauinschriften weisen einen größeren Frömmigkeitsbezug als die seiner Vorgänger auf. Durch Opferschau erteilte göttliche Aufträge begründete der Babylonierkönig seine intensiven Tempelneubauten und stellte gleichzeitig klar, dass nur er in der Lage war, die komplizierten Omen richtig zu deuten. Nabu-na'id entwickelte eine starke Neigung zu archäologischen Expeditionen, um die ursprünglichen Gründungskapseln (Temennu) der heiligen Stätten auszugraben.[44] Zwar interessierten sich schon frühere mesopotamische Herrscher für die Vergangenheit, die gemäß Nabu-na'ids Erklärungen in den Inschriften von ihm jedoch mit einer vorher nicht bekannten Pedanterie erforscht wurde. Ziel des Babylonierkönigs war es, die babylonischen Tempel haargenau nach den Plänen ihrer antiken Vorgängerbauten wiederherzustellen. Nabu-na'id grub systematisch in den Fundamenten der verfallenen Heiligtümer nach den Gründungskapseln der ersten Bauherrn und suchte den zu restaurierenden Tempel zentimetergenau an alter Stätte zu errichten.
Der Babylonierkönig hatte nicht wie heutige Archäologen ein wissenschaftliches Interesse an der Erhellung der Geschichte alter Zeiten, sondern sein Ausgrabungsdrang lag in dem alten mesopotamischen Glauben begründet, dass ihm der Erhalt des Segens des ursprünglichen Bauherrn und der von ihm dabei verehrten Gottheiten Autorität und Legitimität übertrug. Dies war für Nabu-na'id insbesondere deshalb wichtig, weil er nicht aufgrund seiner Abstammung vom Königshaus auf den Thron gelangt war, sondern durch eine Usurpation.
Bei seinen Ausgrabungen in Sippar stieß Nabu-na'id auf eine beschädigte Statue des Sargon von Akkad, die er ausbessern und wiederaufstellen ließ. Aus anderen archäologischen Unternehmungen verwendete der Babylonierkönig die Gründungskapseln von Ur-Nammu, Schulgi und vom Kassitenherrscher Burna-Burias. Die Gründungsurkunden enthalten aufgrund ihrer baugeschichtlichen Nachrichten aus sehr alten Zeiten wertvolle Informationen.
Die ungewöhnlich rege Bautätigkeit des Babylonierkönigs ist durch seine Inschriften sowie durch erhaltene Urkunden aus den Tempelarchiven einigermaßen bekannt. In der Hauptstadt Babylon errichtete er laut Berossos[45] eine Verteidigungsmauer am Euphratufer. Sie wurde von einer französischen Expedition (1852-1854) entdeckt und durch spätere deutsche Ausgrabungen unter der Leitung von Robert Koldewey freigelegt. Die Stempel einiger am Euphrat gefundener Backsteine bestätigten Berossos' Angabe. Allerdings ist ein genaues Datum dieses Mauerbaus nicht bekannt. Die Ufermauer mit ihren Wachtürmen schützte Babylons bisher am schwächsten befestigte Seite und stellte eine Fortsetzung des von Nebukadnezar II. schon sehr stark betriebenen Ausbaus von Verteidigungsanlagen der Hauptstadt dar. In Babylon ließ Nabu-na'id den Tempel Emašdari der akkadischen Ischtar und die innere Stadtmauer Imgur Enlil restaurieren. Des weiteren stiftete er für den Gott Ea einen goldenen Stuhl, ließ die Türen im Tempel Nineanna sowie einiger Zimmer von Esagila mit Silber überziehen und bronzene Drachen und Stiere an der Mauer, die den Ninmah-Tempel umschloss, anbringen.[46]
Tempelbau Eulmaš
Zur Neuerbauung des Ischtar-Tempels Eulmaš in Akkad ging Nabu-na'id besonders akribisch bei seiner Suche nach den ursprünglichen Gründungsurkunden vor. Sargon von Akkad und sein Enkel Naram-Sin hatten diesen Tempel um 2300 v. Chr. erstmals aufgebaut. Laut Bericht des Babylonierkönigs suchten später mehrere Könige vergeblich nach den alten Baudokumenten, so bereits König Kurigalzu im 2. Jahrtausend v. Chr., sodann Asarhaddon von Assyrien und dessen Sohn Assurbanipal um 652 v. Chr. sowie zuletzt Nebukadnezar II., der bis 562 v. Chr. regierte. Auch Nabu-na'id war kein sofortiger Erfolg bei seiner Suche beschieden: 3 Jahre grub ich in den Senkschächten von Nebukadnezar II., aber ich fand nichts.[47] Doch der Babylonierkönig glaubte trotzdem ganz der Verheißung eines Traumgesichts, dass er die Gründungskapsel finden werde. Bei weiteren Nachforschungen legte ein Wolkenbruch eine ausgedehnte Rinne frei, in der tatsächlich der Temennu des Naram-Sin entdeckt wurde. So konnte Nabu-na'id den Neubau von Eulmaš nicht eine Handbreit vom ehemaligen Heiligtum entfernt[47] errichten.[48]
Tempelbau Ehulhul
(siehe dazu den Hauptartikel Ehulhul)

Zu Beginn des Exils in Tayma kündigte der Babylonierkönig 553 v. Chr. den Wiederaufbau von Ehulhul an, dessen Restauration im letzten Tayma-Jahr begann und im Jahr der Rückkehr Nabu-na'ids 542 v. Chr. fertiggestellt wurde. Das Jahr des Wiederaufbaus wird durch Privaturkunden und das dem Babylonierkönig feindlich gesinnten Strophengedicht bestätigt.
Für die Arbeiten am Heiligtum in Harran rekrutierte Nabu-na'id nach Aussage des Sippar-Zylinders Bewohner vom Persischen Golf bis zum Mittelmeer. Die Statuen des Mondgottes ließ er nach der durchgeführten heiligen Prozession in Babylon zum wiedererrichteten Tempel in Harran schaffen. Die zeitliche Verlagerung des Tempelbaus in die Anfangsphase seiner Regierung hatte theologischen Charakter, um die erst spätere Erhebung Sins zum Hauptgott und die damit vermeintlich verbundene Berufung des Babylonierkönigs als Thronfolger zu rechtfertigen.
Weitere Tempelbauten

In Sippar erfolgte 554 v. Chr. die Wiedererrichtung des dem Sonnengott Schamasch geweihten Ebabbara-Tempels. Während der Bauarbeiten wurde eine Statue des Sargon von Akkad gefunden und wiederaufgestellt. Das zum Ebabbara-Tempel gehörige Zikkurat wurde 546 v. Chr. in Nabu-na'ids 10. Jahr errichtet. In Ur erfolgte in seinem 2. Jahr (554 v. Chr.) die Erneuerung des Tempels Egipar für die Priesterinnen des Mondgottes (mit Einsetzung der Königstochter En-nigaldi-Nanna an oberster Stelle). In Kuta wurde die Stadtmauer neu erbaut und in Larsa 546 v. Chr. der Sonnentempel Ebabbara in Nabu-na'ids 10. Regierungsjahr restauriert. Zwischen seinem 4. und 13. Jahr ließ der Babylonierkönig den Tempel von Bunene in Sippar und 540 v. Chr. in seinem 16. Jahr den Tempel der Anunītum in Sippar-Anunītum bauen. In Ubassi errichtete Nabu-na'id einen Tempel für die Göttin Nanā sowie vermutlich in seiner letzten Regierungszeit das Zikkurat von Ur und einen Enunmah genannten Teil des Tempels Egišnugal von Ur. Keilschriftliche Hinweise für seine Bautätigkeit in Tayma wurden noch nicht gefunden.[49]
Bildnisse
Auf seiner Harran-Stele ist Nabu-na'id mit der konischen babylonischen Krone und einem kunstvollen Stab abgebildet. Eine von C. J. Rich 1811 in Babylon erworbene, aus dem Ende von Nabu-na'ids Regierung stammende Stele porträtiert den Babylonierkönig ähnlich wie seine Harran-Stele. In Tayma wurde eine wahrscheinlich während der Achämenidenzeit verfertigte Stele mit dem Bildnis eines ähnlich gekleideten Herrschers entdeckt, die vielleicht eine Kopie einer vom Babylonierkönig während seines Aufenthaltes in der Wüstenoase aufgestellten Statue darstellt.
Der Oberteil einer später als Türfassung im Sonnentempel zu Larsa verwendeten dunkelgrauen Basaltstele von Nabu-na'id zeigt ebenfalls sein Porträt, das offenbar nach seinem Sturz absichtlich nahezu völlig unkenntlich gemacht wurde. Außerdem erscheint ein ähnlich wie auf der Harran-Stele gewandeter Babylonierkönig auf einem in Nippur entdeckten Terrakotta-Gefäß. Ein gleiches Bildnis findet sich auf einem Felsrelief in Sela in Jordanien, das aus der Zeit um 553 v.Chr. stammt, nachdem er Edom erobert hatte. Es wurde 1996 entdeckt und zeigt den König, der den Mondgott Sin in Form einer Mondsichel anbetet, daneben den geflügelten Schamasch als Sonne und den siebenzackigen Venusstern der Ischtar; am Rand eine Inschrift in 5 Kolumnen.[50]
Nabu-na'id in Verbindung mit dem Alten Testament
Buch Daniel, 4. Kapitel
Das vierte Kapitel des Buch Daniels berichtet von Nabu-na'ids Ausweisung nach Tayma als göttliche Strafe, die der Babylonierkönig in einem Traum voraussah. Der Redaktor ließ Nabu-na'id in die Rolle von Nebukadnezar II. schlüpfen: Ich sah einen Baum, der bis zum Himmel reichte und das ganze Land ernährte. Eine Stimme befahl, alles bis auf den Baumstamm zu fällen. Er (Nabu-na'id) soll sieben Jahre in der Wildnis bei den Tieren leben, bis er erkennt, dass die Macht des höchsten Gottes unantastbar ist. Nabu-na'id beauftragte Daniel mit der Deutung, da alle Weisen meines Landes keine Deutung vornehmen können.
Daniel erklärte dem Babylonierkönig, dass mit dem Baum er selbst gemeint sei und Nabu-na'id von seinem Volk verstoßen wird sowie für sieben Jahre in der Wildnis bei den Tieren leben muss. Der Königstitel wird erhalten bleiben. Sein Amt könne er nach Anerkennung des höchsten Gottes wieder ausüben. Nabu-na'id berichtet anschließend, das alles so passierte, wie von Daniel gedeutet. Nach sieben Jahren habe der Babylonierkönig bekennen müssen, dass seine Götter nicht die Macht des höchsten Gottes besitzen. In direktem Zusammenhang steht der archäologische Fund der Handschrift Gebet des Nabonid.
„Gebet des Nabonid“
(siehe dazu den Hauptartikel Gebet des Nabonid)
Die Handschrift ist ein in aramäischer Sprache erhaltener außerkanonischer legendarischer Bericht und schildert die Strafleiden sowie Heilung des Babylonierkönigs während seines Aufenthalts in Tayma. Die Genesung der auferlegten Krankheit und Rückkehr nach Babylon wird auf die Anerkennung des Gottes der Juden als des höchsten und einzigen Gottes zurückgeführt. Der Text wurde 1952 in Höhle 4 in der Nähe von Khirbet Qumran am Toten Meer von Beduinen gefunden und ist heute im Besitz des Israel Museums.
Im Gegensatz zum Buch Daniel findet die Verkündung nicht durch das Wort, sondern mittels schriftlicher Anordnung durch eine anonyme Person statt: Danach teilte er (yhwdy = ein Jude) mir mit, indem er schrieb, es sei zu erweisen die Ehre und Größe dem Namen des (höchsten) Gottes.[51] Auffällig ist hier die Parallele zur mesopotamischen Tradition der schriftlichen Verkündung von göttlichen Anweisungen, die damit den mythologischen Hintergrund liefert, warum die Aufforderung nicht als gesprochenes Wort überbracht wurde.
Nabu-na'id verwies in seinen Inschriften auf Nabu als Gott der Schreibkunst, der den Babylonierkönig in seine Geheimnisse einweihte. Durch den Akt der schriftlichen Aufforderung wird der in den Augen Nabu-na'ids fremde Gott mindestens auf eine Stufe mit Nabu gehoben. Die in Frage kommende Entstehungszeit des ursprünglichen Texts ist umstritten. So liegen die Ansetzungen in der Schwankungsbreite vom 5. bis 1. Jahrhundert v. Chr., wobei das Fragment der Inschrift auf das 1. Jahrhundert v. Chr. datiert wird.
Mögliche Vorbilder
Es zeigen sich inhaltliche Berührungen zwischen dem Buch Daniel und dem Gebet des Nabonid. Beide Quellen dürften auf wesentlich ältere hebräische Vorstellungen über den Babylonierkönig zurückgehen. Auffällig ist, dass er sonst weder im Alten Testament noch in den Apokryphen erwähnt wird. Wahrscheinlich liegt dies daran, dass seine Maßnahmen für die Juden keine so große Bedeutung und Tragweite besaßen wie jene Nebukadnezars II., der in der biblischen Tradition als Zerstörer Jerusalems und Verschlepper seiner Einwohner nach Babylon gilt und dementsprechend negativ charakterisiert wird. Nach einer modernen Interpretation wurden dann Züge aus der Geschichte Nabu-na'ids in die Biographie Nebukadnezars eingebaut.
Die lange Abwesenheit Nabu-na'ids von Babylon war von den ihm feindlich gesinnten Persern als Folge einer Geisteskrankheit gedeutet worden, und die Juden, die nach der Eroberung Babylons durch Kyros II. in ihre Heimat zurückkehren konnten, übertrugen diese Ansicht vielleicht auf den ihnen verhassten Nebukadnezar. Dieser wurde als Werkzeug JHWHs zur Bestrafung seines auserwählten Volkes angesehen, der dem Babylonierkönig deshalb die Macht verliehen habe, Jerusalem zu erobern. Der "Erobererkönig" habe dann seinen Gott vernachlässigt, sei mit Wahnsinn geschlagen worden und habe nur durch die Anerkennung JHWHs als "wahren" Gott wieder Heilung gefunden. Im Buch Daniel wurden daher negative Deutungen aus der Geschichte Nabu-na'ids bewusst in jene des "Jerusalem-Zerstörers" Nebukadnezars eingebaut; um geschichtliche Genauigkeit ging es dem Verfasser dabei nicht.[52]
Literatur
Übersetzungen der Keilschrifttexte
- Hanspeter Schaudig: Die Inschriften Nabonids von Babylon und Kyros' des Großen, samt den in ihrem Umfeld entstandenen Tendenzschriften. Ugarit-Verlag, Münster 2001, ISBN 3-927120-75-8.
- * Otto Kaiser: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Band 1 - Alte Folge -. Gütersloh 1984, ISBN 3-579-00063-2.
- Wolfgang Röllig: Ran Zadok - Répertoire géographique des textes cunéiformes, Teil 8: Geographical names according to new- and late-Babylonian texts. Verlag Reichert, Wiesbaden 1985, ISBN 3-88226-234-6.
- Wolfgang Röllig: Kanaanäische und aramäische Inschriften. 1962-1964.
- Hans Bauer, Pontus Leander: Grammatik des Biblisch-Aramäischen. Niemeyer, Halle 1927, ISBN PPN 043166741(?!).
- James B. Pritchard: Ancient near Eastern texts (Reprint). Pro Quest, 2005, ISBN 0-691-03503-2.
- Adolf Leo Oppenheim: The cuneiform texts (Übersetzungen von James B. Pritchard’s Ancient near Eastern texts). 1970.
- Reginald-Campbell Thompson: Late Babylonian Letters: Transliterations and Translations of a Series of Letters written in Babylonian Cuneiform, chiefly during the Reigns of Nabonidus, Cyrus, Cambyses, and Darius. AMS Press (Nachdruck 1906), New York 1976.
- J. Cargill: The Nabonidus Chronicle and the Fall of Lydia. In: American Journal of Ancient History 2. 1977.
- Sidney Smith: Babylonian Historical Texts to the Capture and downfall of Babylon (Reprint). Verlag Olms, Hildesheim 1975, ISBN 3-487-05615-1.
Standardwerke
- Hubert Cancik: Der Neue Pauly (DNP) - Enzyklopädie der Antike. Verlag Metzler, Stuttgart 2003, ISBN 3-476-01470-3.
- Klaas R. Veenhof: Geschichte des Alten Orients bis zur Zeit Alexanders des Großen - Grundrisse zum Alten Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-51686-X.
- Josef Wiesehöfer: Das antike Persien 550 v. Chr. bis 650 n. Chr. Patmos, Düsseldorf ´2005, ISBN 3-491-96151-3.
- F. H. Weissbach: Ναβονάδιος. In: Paulys Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft (RE). Bd. XVI, Sp. 1483-1489.
- M. A. Dandamayev und M. Roaf: Nabonid. In: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie (RIA). Bd. 9, S. 6-12.
- Ronald H. Sack: Nabonidus. In: The anchor bible dictionary. 1992. Bd. 4, S. 973-976.
- Jean Meeus: Astronomische Algorithmen mit Anwendungen für „Ephemeris Tool 4,5“. Verlag Barth, Leipzig 2000, ISBN 3-335-00400-0.
- Hartmut Gese: Alttestamentliche Studien - Das Geschichtsbild des Danielbuches und Ägypten; Die Bedeutung der Krise unter Antiochus IV. Epiphanes für die Apokalyptik des Danielbuches. Tübingen 1991, ISBN 3-16-145699-8.
Spezielle Literatur
- Reinhard-Gregor Kratz: Das Judentum im Zeitalter des Zweiten Tempels (Studienausgabe aus der Schriftenreihe: Forschungen zum Alten Testament, Nr. 42). Mohr-Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 3-16-148835-0.
- David Clines, Elke Blumenthal: Weisheit in Israel: Beiträge des Symposiums "Das Alte Testament und die Kultur der Moderne" anlässlich des 100. Geburtstags Gerhard von Rads (1901 - 1971), Heidelberg, 18. - 21. Oktober 2001. Lit, Münster 2003, ISBN 3-8258-5459-0.
- Martine Kommer: König Nabonid von Babylon nach in Keilschrift überlieferten Quellen. Universität Tübingen, Tübingen 1974.
- Rudolf Meyer: Das Gebet des Nabonid: Eine in den Qumran-Handschriften wiederentdeckte Weisheitserzählung. Akademie, Berlin 1962.
- Stephen Langdon, Rudolf Zehnpfund: Die neubabylonischen Königsinschriften (Deutsche Übersetzung der englischen Originalfassung von Stephen Langdon). Hinrichs, Leipzig 1912.
- W.G. Lambert: A new Source for the reign of Nabonidus In: Archiv für Orientforschung (AfO) Nr.22, S. 1-36. AfO, 1968/69.
- Paul-Alain Beaulieu: The reign of Nabonidus, King of Babylon, 556-539 B.C. Yale University Press, New Haven 1989, ISBN 0-300-04314-7.
- Paul-Alain Beaulieu: Legal and administrative texts from the reign of Nabonidus. Yale University Press, New Haven 2000, ISBN 0-300-05770-9.
- Paul-Alain Beaulieu, Ulla Kasten: Late Babylonian texts in the Nies Babylonian Collection. Yale University Press, New Haven 1994, ISBN 1-883053-04-8.
- Albert-Kirk Grayson: Assyrian and Babylonian Chronicles (Nabonidus Chronicles). Augustin, New-York 1975.
- Raymond Philip Dougherty: Nabonidus and Belshazzar: A study of the closing events of the neo-Babylonian empire. AMS Press (Nachdruck 1929), New York 1980, ISBN 0-404-60285-1.
- Lester L. Grabbe: Leading captivity captive - "The exile" as history and ideology - European Seminar in Historical Methodology 2. Sheffield Acad. Press, Sheffield 1998, ISBN 1-85075-907-3.
Weblinks
- Nabonaid-Chronik: Kyros II. in Babylon
- Ansicht des Nabonid-Zylinders im Britischen Museum
- Nabonaid-Sippar-Zylinder
- ZDF-Sendung 9.3.2008: Flucht aus Babylon
Anmerkungen und Belege
- ↑ Dies ist die von Herodot verwendete Form; abweichende Schreibweisen finden sich im Kanon des Ptolemaios und den Epitomatoren des Berossos.
- ↑ Das 18. Regierungsjahr hätte am 1. Nisannu im Jahr 538 v. Chr. seinen Beginn gehabt, weshalb volle 17 Jahre zum Jahr 538 v. Chr. hinzugezählt werden müssen.
- ↑ Unter Dareios I. folgten 522 v. Chr. Nebukadnezar III. und 521 v. Chr. Nebukadnezar IV. als Usurpatoren.
- ↑ Hans J. Nissen: Geschichte Altvorderasiens, Oldenbourg, München 1999, S. 111.
- ↑ St. Langdon, Die neubabylonischen Königsinschriften. 1912. S. 46ff. und 218ff.
- ↑ Reinhard-Gregor Kratz: Das Judentum im Zeitalter des Zweiten Tempels (Studienausgabe aus der Schriftenreihe: Forschungen zum Alten Testament, Nr. 42), Mohr-Siebeck, Tübingen 2006, S. 44-47.
- ↑ a b c d e M. A. Dandamayev, Nabonid. In: RIA Bd. 9, S. 7-8; F. H. Weissbach: Ναβονάδιος. In: RE XVI, Sp. 1483-1486.
- ↑ Herodot, Historien 1, 74; 1, 77; 1, 188.
- ↑ Herodot, Historien 1, 188.
- ↑ Herodot, Historien 1, 74
- ↑ Xenophon, Erziehung des Kyros 5, 4, 35 und 7, 5, 32
- ↑ M. A. Dandamayev, Nabonid. In: RIA Bd. 9, S. 10-11; F. H. Weissbach: Ναβονάδιος. In: RE XVI, Sp. 1487 und 1489.
- ↑ Eine Backsteininschrift aus Harran nennt den Vater des Nabu-na'id abweichend Nusku-balāstu-iqbi.
- ↑ Paul-Alain Beaulieu: The reign of Nabonidus, King of Babylon, 556-539 B.C., Yale University Press, New Haven 1989, S. 74-80.
- ↑ Die genaue Namensschreibung und Entdeckung in Achemenet, hier online verfügbar.
- ↑ Kurt Galling: Textbuch zur Geschichte Israels (TGI), Mohr, Tübingen 1979, ISBN 3-16-142361-5, S. 81.
- ↑ a b c d e f g Lester L. Grabbe: Leading captivity captive - "The exile" as history and ideology - European Seminar in Historical Methodology 2, Sheffield Acad. Press, Sheffield 1998, S. 31-33.
- ↑ H 2, Spalte I, Zeilen 10-11, hier online.
- ↑ Bibliothek des Instituts für Vorderasiatische Altertumskunde in Berlin (VAB): 4, 276-277 Nabonidus 8 4:34-41 und Ancient Near Eastern Texts relating to the Old Testament, Nr. 309.
- ↑ Datum im gregorianischen Kalender. Das übliche Datum wird mit dem 25.Mai im proleptischen julianischen Kalender angegeben. Der Frühlingsbeginn fiel in diesem Jahr im gleichen Kalender auf den 28.März; es müssen daher 7 Tage in Abzug gebracht werden
- ↑ Berossos bei Josephus, Kontra Apion 1, 20 § 149 u. a.
- ↑ a b c M. A. Dandamayev, Nabonid. In: RIA Bd. 9, S. 8-10.
- ↑ a b c d e f Bernd Jankowski, Gernot Wilhelm: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Neue Folge Bd. 1, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, S. 101-102.
- ↑ M. A. Dandamayev, Nabonid. In: RIA Bd. 9, S. 11.
- ↑ Der 26. Simanu fiel 555 v. Chr. auf den 22. Juni und der Frühlingsanfang auf den 28. März im proleptischen julianischen Kalender. Zum gregorianischen Kalender beträgt die Zeitdifferenz 7 Tage, die vom 22. Juni in Abzug gebracht werden müssen. Berechnungen nach Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 und Ephemeris Tool 4,5 Umrechnungsprogramm.
- ↑ Der 10. Nisanu fiel 554 v. Chr. auf den 27. April und der Frühlingsanfang auf den 28. März im proleptischen julianischen Kalender. Zum gregorianischen Kalender beträgt die Zeitdifferenz 7 Tage, die vom 27. April in Abzug gebracht werden müssen. Berechnungen nach Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 und Ephemeris Tool 4,5 Umrechnungsprogramm.
- ↑ F. H. Weissbach: Ναβονάδιος. In: RE XVI, Sp. 1489.
- ↑ Der Beginn des 13. Ululu fiel 554 v. Chr. auf den Abend des 25. September, die Mondfinsternis auf den Morgen des 26. September und der Frühlingsanfang auf den 28. März im proleptischen julianischen Kalender. Zum gregorianischen Kalender beträgt die Zeitdifferenz 7 Tage, die vom 26. September in Abzug gebracht werden müssen. Berechnungen nach Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 und Ephemeris Tool 4,5 Umrechnungsprogramm. Die Mondfinsternis erreicht erst am Vormittag gegen 9:00 Uhr das Maximum und begann kurz nach Sonnenaufgang; vgl. hierzu W.G.Lambert: A new Source for the reign of Nabonidus In: AfO 22, 1968/69.
- ↑ David Clines, Elke Blumenthal: Weisheit in Israel: Beiträge des Symposiums "Das Alte Testament und die Kultur der Moderne" anlässlich des 100. Geburtstags Gerhard von Rads (1901 - 1971), Heidelberg, 18. - 21. Oktober 2001, Lit, Münster 2003, S. 43.
- ↑ 1828 v. Chr. nach mittlerer Chronologie.
- ↑ Hubert Cancik, Helmuth Schneider: Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike (DNP), Bd. 8, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01478-9, Sp. 661-662.
- ↑ Nach der Nabu-na'id-Chronik starb Adad-happe am 5. Nisannu des 9. Regierungsjahres von Nabu-na'id. Der 5. Nisanu fiel 546 v. Chr. auf den 24. April und der Frühlingsanfang auf den 28 März im proleptischen julianischen Kalender. Zum gregorianischen Kalender beträgt die Zeitdifferenz 7 Tage, die vom 24 April in Abzug gebracht werden müssen. Nicht geklärt ist, ob das Datum auf den tatsächlichen babylonischen Mond- oder den statischen Jahreskalender umgerechnet werden muss. Berechnungen nach Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 und Ephemeris Tool 4,5 Umrechnungsprogramm.
- ↑ Nach Angabe der Harran-Inschrift H1 erreichte Adad-happe ein Alter von 104 Jahren.
- ↑ Der 1. Simanu fiel 546 v. Chr. auf den 18. Juni im proleptischen julianischen Kalender. Der Monat Simanu beinhaltete gemäß Mondkalender in diesem Jahr 29 Tage. Zum gregorianischen Kalender beträgt die Zeitdifferenz 7 Tage, die vom 18 Juni in Abzug gebracht werden müssen. Berechnungen nach Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 und Ephemeris Tool 4,5 Umrechnungsprogramm.
- ↑ Belšazar siegelte als Sohn und öffentlicher Stellvertreter Nabonaids nur vom 4.-13. Regierungsjahr, vgl. dazu: Klaas R. Veenhof: Geschichte des Alten Orients bis zur Zeit Alexanders des Großen - Grundrisse zum Alten Testament, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 284.
- ↑ a b Hubert Cancik: Der Neue Pauly (DNP) - Enzyklopädie der Antike. Band 6 -, Metzler, Stuttgart 2003, S. 1015.
- ↑ Die Nabu-na'id-Chronik nennt den Monat Adaru im 16. Regierungsjahr und damit verbundene Angriffe der Perser.
- ↑ Die Gleichsetzung des Namens Ugabru mit Gobryas gilt als keinesfalls gesichert. Es wird daher der Name Ugbaru verwendet, der so auch in der Nabu-na'id-Chronik aufgeführt ist. Siehe hierzu auch Rüdiger Schmitt in der Encyclopædia Iranica online
- ↑ Dietz-Otto Edzard: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie (RLA). Band 6, Berlin 1983, S. 402.
- ↑ Der 16. Taschritu fiel im proleptischen julianischen Kalender 539 v. Chr. auf den 12. Oktober und der Frühlingsanfang auf den 28. März. In Umrechnung auf den heutigen gregorianischen Kalender müssen daher 7 Tage in Abzug gebracht werden. Es ergibt sich daraus der 5. Oktober. Nicht geklärt ist, ob das Datum auf den tatsächlichen babylonischen Mond- oder den statischen Jahreskalender umgerechnet werden muss. Berechnungen nach Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 und Ephemeris Tool 4,5 Umrechnungsprogramm.
- ↑ Xenophon, Erziehung des Kyros 7, 5.
- ↑ Josephus, Kontra Apion 1, 20 § 151-153; u. a.
- ↑ Eusebius von Caesarea, Praeparatio evangelica 9, 41; u. a.
- ↑ Dietz-Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens, C.H. Beck, München 2004, S. 244.
- ↑ Berossos bei Josephus, Kontra Apion 1, 20 § 149
- ↑ F. H. Weissbach: Ναβονάδιος. In: RE XVI, Sp. 1488.
- ↑ a b Thomas Busink: Der Tempel von Jerusalem von Salomo bis Herodes: Eine archäologisch-historische Studie unter Berücksichtigung des westsemitischen Tempelbaus, 1980, ISBN 90-04-06047-2, S. 804-805.
- ↑ F. H. Weissbach: Ναβονάδιος. In: RE. Bd. XVI, Sp. 1487-1488.
- ↑ M. A. Dandamayev, Nabonid. In: RIA Bd. 9, S. 10 und 12; F. H. Weissbach: Ναβονάδιος. In: RE XVI, Sp. 1488-1489.
- ↑ M. Roaf: Nabonid. In: RIA Bd. 9, S. 12
- ↑ David Clines, Elke Blumenthal: Weisheit in Israel: Beiträge des Symposiums "Das Alte Testament und die Kultur der Moderne" anlässlich des 100. Geburtstags Gerhard von Rads (1901 - 1971), Heidelberg, 18. - 21. Oktober 2001, Lit, Münster 2003, S. 39; vgl. dazu Fragment 4Q242 1:Z.4-5 b['dyn] hw[y]ny wktb i-m'bd yqr wr[b]w ism '[ih'...].
- ↑ Ronald H. Sack: Nabonidus. In: The anchor bible dictionary. 1992. Bd. 4, S. 976
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Lā-abāši-Marduk | König von Babylon 555–539 v. Chr. | Kyros II. |
Personendaten | |
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NAME | Nabu-na'id |
ALTERNATIVNAMEN | Nabonid/Nabonaid |
KURZBESCHREIBUNG | König des neubabylonischen Reiches |
GEBURTSDATUM | nach 609 v. Chr. |
GEBURTSORT | Harran |
STERBEDATUM | wahrscheinlich 539 v. Chr. |
STERBEORT | Babylon |