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Niederösterreich

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Basisdaten
Landeshauptstadt: St. Pölten
Größte Stadt: St. Pölten
ISO 3166-2: AT-3
Homepage: www.noe.gv.at
Wappen: siehe Niederösterreichisches Wappen
Karte: Niederösterreich in Österreich
Österreich Karte (Niederösterreich)
Politik
Landeshauptmann: Erwin Pröll (ÖVP)
Regierende Partei: ÖVP
Sitzverteilung im Landtag
(56 Sitze):
ÖVP 31
SPÖ 19
Grüne 4
FPÖ 2
letzte Wahl: 30. März 2003
nächste Wahl: 2008
Bevölkerung
Einwohner: 1.545.804 (15.05.2001)
- Rang: 2. von 9
Bevölkerungsdichte: 81 Einwohner/km²
Geografie
Fläche: 19.174 km²
- davon Land: 18.925 km² (98,7 %)
- davon Wasser: 249 km² (1,3 %)
- Rang: 1. von 9
Geografische Lage: 47° 25' - 49° 1' n. Br.
14° 27' - 17° 4' ö. L.
Ausdehnung: Nord-Süd: 178 km
West-Ost: 196 km
Höchster Punkt: 2.076 m
(Schneeberg)
Tiefster Punkt: 139 m (Gemeinde Berg)
Verwaltungsgliederung
Bezirke: 4 Statutarstädte
21 Bezirke
Gemeinden: 573
- davon Städte: 74
- davon Marktgemeinden: 323
Viertel und Bezirke Niederösterreichs

Niederösterreich (alter Name: Österreich unter der Enns, im Deutschen Reich 1938-1945 "Niederdonau") ist der Flächen nach das größte und nach der Einwohnerzahl das zweitgrößte der neun österreichischen Bundesländer. Es grenzt im Norden an Tschechien, im Nordosten an die Slowakei, im Südosten an das Burgenland, im Süden an Steiermark und im Westen an Oberösterreich. Es umschließt das Bundesland Wien; von seiner vormaligen Hauptstadt wurde Niederösterreich erst 1922 getrennt.

St. Pölten ist seit 1986 nach einer Volksbefragung Landeshauptstadt Niederösterreichs. (Andere Kandidaten waren Tulln, Baden, Krems und Wiener Neustadt, siehe auch Hauptstadtfrage Niederösterreichs.)

Geografie

Niederösterreich ist landschaftlich in vier Viertel eingeteilt, das Weinviertel und das Waldviertel nördlich , das Mostviertel und das Industrieviertel südlich der Donau. Die jeweiligen Viertel weisen eine geografisch vollkommen verschiedene Struktur auf. Während es im Mostviertel die Ausläufer der Kalkalpen mit Bergen um die 2.000 m gibt, ist das Waldviertel hauptsächlich ein Granitplateau. Im Nordosten liegt das hügelige Weinviertel, das in das flache Marchfeld abfällt und südlich der Donau das Wiener Becken.

Getrennt werden die vier Viertel in westöstlicher Richtung durch die Donau, in Nord-Südrichtung durch den Manhartsberg und den Wienerwald mit der Thermenlinie.

Berge

Alpenübergänge

Flüsse

Niederösterreich wird fast gänzlich über die Donau entwässert. Der einzige Fluss, der seinen Abfluss über die Moldau und die Elbe in die Nordsee hat, ist die Lainsitz im nördlichen Waldviertel.

Die wichtigsten Flüsse nördlich der Donau sind der Kamp, Krems, Lainsitz, March und Thaya. Südlich der Donau sind es die Enns, Ybbs, Melk, Traisen, Schwechat, Fischa und die Leitha.

Seen

Politik

Die politische Landschaft ist seit 1945, in den meisten Fällen auch durch eine absolute Mehrheit durch die ÖVP dominiert und stellte daher auch immer den Landeshauptmann (siehe auch Liste der österreichischen Landeshauptleute). Auch auf der Gemeindeebene hält die ÖVP eine starke Mehrheit, sodass auch der größte Teil der Bürgermeister der ÖVP angehören. Zweitstärkste Kraft ist in der zweiten Republik im Bundesland die SPÖ.


Ursprünglich war Niederösterreich in vier Wahlkreise eingeteilt und hatte 60 Abgeordnetensitze, die aber im Jahr 1932 zu 56 Sitze und acht Wahlkreise geändert wurde. Diese Änderung wurde angesichts der stärkerwerdenden NSDAP durchgeführt um die Großparteien zu ungunsten der kleineren Parteien zu stärken. Derzeit sind im Landtag vier Parteien vertreten:

(Stand:2003)

Die Landesregierung besteht aus dem Landeshauptmann, zwei Stellvertretern und sechs Regierungsmitgliedern. Obwohl die ÖVP die absolute Mehrheit hat, sind auch SPÖ Mitglieder in der Landesregierung.

Verwaltung

Niederösterreich ist in 21 politische Bezirke und 4 Statutarstädte gegliedert.

Der Sitz der niederösterreichischen Landesregierung ist St. Pölten, nachdem es 1986 zur Hauptstadt erklärt wurde. Bis 1996 war der Sitz in Wien das Niederösterreichische Landhaus in der Herrengasse im ersten Bezirk.

Statutarstädte

Bezirke

Siehe auch: Gemeinden in Niederösterreich

Wirtschaft

Verkehr

Trotzdem dass St. Pölten die Hauptstadt ist, sind die meisten Verkehrsadern in Richtung der Bundeshauptstadt Wien. Sowohl die wichtigsten Straßen, wie die Südautobahn und die Westautobahn führen Richtung Wien, als auch die Bahnen, wie Südbahn oder die Westbahn führen nach Wien, wo sie sich treffen. Erst langsam werden Verkehrsadern die ihren Endpunkt in St. Pölten haben installiert, wie die Wieselbusse.

Aber auch die Güterschifffahrt auf der Donau hat mit dem größten Donauhafen Krems im Land eine große Bedeutung. Die Passagierschifffahrt ist meistenteils auf die Wachau für den Tourismus beschränkt. Im Verhältnis fahren wenige Schiffe auf der ganzen Strecke in Niederösterreich. Meist sind es Kreuzfahrtschiffe, die von Passau kommend bis ins schwarze Meer fahren.

Durch den Fall des eisernen Vorhanges hat vor allem der Osten und Norden des Bundeslandes einen großen Nachholbedarf auf der Straße und der Schiene, da bisher der Zielverkehr meist der Wiener Raum war und sich in den letzten Jahren der Transitverkehr in die ost- und mitteleuropäischen Länder stark erhöht hat. So wird derzeit die Westautobahn komplett dreispurig ausgebaut und auch die Westbahn um eine Hochgeschwindigkeitsstrecke ergänzt, die auf Grund topografischer Gegebenheiten (speziell durch den Wienerwald) teilweise eine Neutrassierung benötigt.

Wirtschaft

Die wirtschaftlich stärksten Regionen in Niederösterreich sind entlang der Thermenlinie. Der Bezirk mit dem stärksten Steueraufkommen ist der Bezirk Mödling direkt am Südrand von Wien. Je weiter die Gebiete von Wien entfernt liegen um so schwächer wird ihre Wirtschaftskraft. Einen weiteren Nachteil, den die niederösterreichische Wirtschaft gegenüber der übrigen Österreichs hatte, war die sowjetische Besatzung nach dem zweiten Weltkrieg. Während in Restösterreich die Wirtschaft schon mit dem Wiederaufbau beginnen konnte, waren in der sowjetischen Besatzungszone viele Großbetriebe entweder zerstört oder in den Händen der USIA-Betriebe. Auch die großen Reparationen, die Österreich nach der Niederlage zu bezahlen hatte, wurden in Form von Erdöl, das im Marchfeld gefördert wurde, geleistet.

Erst nach dem Staatsvertrag 1955 konnte in diesem Bundesland mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Aber auch der Eiserne Vorhang wirkte sich hemmend vor allem an der Nord und an der Ostgrenze aus. So sind auch heute ein Großteil der Waldviertler Bevölkerung Tages- oder Wochenpendler und üben ihren Beruf in Wien aus.

Von politischer Seite wird laufend versucht, um Betriebe in Niederösterreich anzusiedeln. Dies wird meist über die Landeseigene Gesellschaft Eco Plus durchgeführt.

Die Energieversorgung erfolgt bis auf die Randbezirke durch die EVN für Strom und Gas.

Niederösterreichs größte Medien sind der ORF Niederösterreich und das periodische Druckwerk Niederösterreichische Nachrichten (NÖN), das Flaggschiff des Niederösterreichischen Pressehauses.

Landwirtschaft

Niederösterreich ist aber auch ein Agrarland. Sowohl Nutzviehhaltung in den bergigen Regionen als auch Ackerbau zählt auch heute noch zu einem starken Wirtschaftszweig in diesem Bundesland, obwohl die Anzahl der Beschäftigten in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts auf rund 10 % zurückgegangen sind. Ein weiterer starker Zweig ist der Weinbau, der vor allem, wie schon der Name sagt im Weinviertel, aber auch in der Wachau und in der Thermenregion zu finden ist. Auch die Forstwirtschaft nimmt einen großen Teil ein.

Fremdenverkehr

War Niederösterreich früher im Fremdenverkehr das Schlusslicht unter den österreichischen Bundesländern, so hat sich die Situation durch die Touristen aus Ost- und Mitteleuropa stark gebessert. So hat beispielsweise das Waldviertel die stärksten Zuwachsraten an Nächtigungen. Dazu bewirbt die Tourismuswirtschaft vor allem die Kulturziele, wie die vielen Klöster und Schlösser im Land. Aber auch beispielsweise Urlaub am Bauernhof wird stark beworben, um der Landwirtschaft in den Bergen ein Zusatzeinkommen zu ermöglichen.

Geschichte

Niederösterreich ist das Kernland Österreichs. Es hat daher kaum eine eigene historische Tradition, die von der Österreichischen Geschichte abweicht. Auch die älteste Erwähnung des Namens Ostarrichi bezog sich auf die Gegend von Neuhofen an der Ybbs, also etwa dem heutigen Nibelungengau im westlichen Niederösterreich.

Schon unter den Karolingern hatte in diesem Raum eine Mark gegen die Awaren bestanden, über die wir allerdings nur spärlich informiert sind. Irgendwann nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 wurde erneut eine Mark errichtet, die dem Herzogtum Bayern unterstellt war. Die regierende Dynastie war 976-1246 die der Babenberger, die das nach den Wirren der Völkerwanderungszeit und der Kriege gegen Awaren und Ungarn das kaum noch besiedelte Land kolonisierten. Um 1000 hatte sich March und Leitha als Grenzflüsse im Osten etabliert. Besonders Leopold III. erwarb sich durch seine Klostergründungen (vor allem das Stift Klosterneuburg) große Verdienste um die Urbarmachung des Landes. Die Gewinnung von Raum im Bereich des Wienerwaldes und östlich davon drückt sich auch in der Verlegung der Residenzen der Markgrafen aus, die von Pöchlarn über Melk nach Klosterneuburg zogen, ehe 1142 Heinrich II. Wien zur Hauptstadt erhob. 1156 wurde Österreich durch das Privilegium Minus zum eigenen Herzogtum. Mit dem Ewerb der Steiermark durch die Babenberger 1192 wurden auch große Gebiete westlich der Enns erworben.

Nach dem Aussterben der Babenberger 1246 kam das Zwischenspiel Ottokar Přemysls, wo die österreichischen Länder mit Böhmen vereinigt waren. Gleichwohl setzte der König die Politik der Kolonisierung des Landes fort - etwa durch Städtegründungen. Nach der Schlacht auf dem Marchfeld kam das Gebiet an die Habsburger und wurde fast sofort zu deren neuen Kernland. Da die Habsburger in der Goldenen Bulle übergangen worden waren, versuchten sie auf andere Weise eine den Kurfürsten ähnliche Stellung zu erlangen. Herzog Rudolf IV. ließ das Privilegium Maius fälschen, in dem das Land zu einem Erzherzogtum erhöht wurde. Anerkannt wurde dies aber erst 1453 von Kaiser Friedrich III., der selbst Habsburger war.

Ansätze zu einer administrativen Teilung des Herzogtums Österreich entlang der Enns finden sich bereits bei Ottokar Přemysl, doch erst unter den Habsburgern des Spätmittelalters etablierten sich eigene Stände für das Land ob der Enns in Linz. Es entstanden so die Landesteile Österreich unter der Enns und Österreich ob der Enns (das heutige Oberösterreich). Gleichwohl galten beide Territorien bis 1918 als zwei Teile desselben Erzherzogtums.

Im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit war der niederösterreichische Raum ständig von Unruhen betroffen, angefangen mit den wirren Erbstreitigkeiten der Habsburger um 1400 über die Hussitenkriege und die ständigen Behauptungsversuche Friedrichs III.. Viele dieser Kämpfe verselbständigten sich und das "Fehdewesen" wurde allgemein als Landplage empfunden, die die öffentliche Ordnung an den Rand der Auflösung brachte. Erst Ferdinand I. konnte die Ordnung halbwegs herstellen, allerdings zu einem hohen Preis: den Städten wurde jegliche Selbstverwaltung genommen und Proteste wurde wie beim Winer Neustädter Blutgericht brutal im Keim erstickt.

Nach 1520 kamen zwei weitere entscheidende Faktoren ins Spiel: die Gefahr durch die Osmanen und der Protestantismus, der gerade in Niederösterreich breite Resonanz fand. Nach der Schlacht von Mohács 1526 und dem darauffolgenden Zusammenbruch des ungarischen Königreiches wurde Niederösterreich zum Grenzgebiet und blieb es bis 1683 als die Osmanen nach der erfolglosen Belagerung Wiens zurückgedrängt wurden.

Die Gegenreformation setzte in dem protestantisch gewordenen Land erst ab den 1570ern voll ein, da aber mit aller Vehemenz. Träger waren vor allem die Jesuiten, die die Schulen und Universitäten übernahmen. Eine wichtige Figur der Rekatholisierung ist auch der Kardinal Melchior Khlesl, der Sekretär des späteren Kaisers Matthias.

Zur Wahrung seiner politischen und religiösen Freiheiten schloss der protestantische Adel 1619 ein Bündnis (Konföderation) mit den Ständen des Königreichs Böhmen, das gegen den habsburgischen Landesherren Kaiser Ferdinand II. gerichtet war. Nur die katholische Minderheit blieb dem Kaiser treu. Die militärische Niederlage der Protestanten in der Schlacht am Weißen Berg machte auch in Niederösterreich den Weg für die gewaltsam erzwungene Gegenreformation frei. Die untertänige Bevölkerung musste in den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts ausnahmslos wieder katholisch werden. Verschont blieben nur wenige protestantische Adelige, die sich nicht am Aufstand gegen den Kaiser beteiligt hatten. Die übrigen evangelischen Herren und Ritter mussten, wenn sie nicht konvertierten das Land verlassen. Ihr Besitz wurde an katholische Parteigänger des Kaisers vergeben.