Lebensmittelmarke

Eine Lebensmittelmarke ist ein vom Staat ausgegebenes Dokument zur Bescheinigung, daß der Besitzer ein bestimmtes Lebensmittel in einer bestimmten Menge erhalten darf.
Lebensmittelmarken werden in der Regel in Notzeiten, vor allem im Krieg, an die Bevölkerung ausgegeben, um den allgemeinen Mangel an Konsumgütern besser verwalten zu können. Die Marken sind in Lebensmittelkarten zusammengefasst. Außer Lebensmitteln werden häufig auch andere Konsumgüter, z.B. Heizmaterial (Kohlen), Kleidung, Genussmittel wie Zigaretten und Alkohol sowie Benzin rationiert. Die Erlaubnisscheine heißen dann gewöhnlich Bezugsscheine. Für die Erteilung eines Bezugsscheins musste ein begründeter Antrag gestellt werden.
Geschichte
Deutschland
In Deutschland wurde im Ersten Weltkrieg Anfang 1915 zunächst Brot rationiert, später auch Milch, Fett, Eier und andere Nahrungsmittel. So gab z. B. es die "Karte zur Empfangnahme von Butter, Margarine - Pflanzenfett", aber auch eine "Seifenkarte".
Notwendig waren die Rationierungen, da durch die britische Fernblockade kaum noch Lebensmittelimporte möglich waren, gleichzeitig aber die Binnenproduktion zurückging, weil viele Bauern eingezogen worden waren.
Im Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland am 28. August 1939, zwei Tage vor Kriegsbeginn, Lebensmittelmarken ausgegeben. Wenig später folgte die Reichskleidermarke. Die Güterknappheit im Krieg erzwang eine längere Periode ihrer Verwendung im täglichen Leben. Lebensmittelkarten berechtigten zum Empfang, aber nur in soweit, als Waren zur Verfügung standen. Sie stellten also keine Garantie dar.
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges gaben die Alliierten Besatzungsmächte ab Mai 1945 in ihren jeweiligen Sektoren neue Lebensmittelkarten aus, die entsprechend der Schwere der Arbeit in Verbrauchergruppen (Kategorien) von I bis V eingestuft wurden. Die dafür ausgegebenen Rationen an Brot, Fleisch, Fett, Zucker, Kartoffeln, Salz, Bohnenkaffee, Kaffee-Ersatz und echtem Tee wurden entsprechend den Möglichkeiten festgelegt. Durch öffentliche Aushänge wurden an den Wochenenden die für die jeweils nächste Woche käuflichen Waren "aufgerufen". Schwerkranke, die einen höheren Kalorienbedarf hatten, bekamen auf ärztliche Anweisung eine "Schwerarbeiterzulage", die eigentlich nur körperlich schwer arbeitenden Menschen zustand. In den Jahren 1948 und 1949 wurden die Mengen schrittweise erhöht.
Man erhielt rationierte Lebensmittel in den Geschäften und Gaststätten nur, wenn man die entsprechenden Lebensmittelkartenabschnitte, die Marken, abgeben konnte (und zusätzlich natürlich die vom Händler geforderte Summe bezahlte). Die Marken waren nach einzelnen Lebensmitteln aufgeteilt (wie oben dargestellt); beispielsweise konnte man mit Brotmarken nur Brot erwerben aber mit Fleischmarken auch Fisch. Oft wurde mit Lebensmittelmarken daher auf dem Schwarzmarkt Tauschhandel betrieben. Gaststätten gaben auf der Speisekarte an, wieviel Marken welcher Art für das jeweilige Gericht vom Gast abzugeben waren.
In der Bundesrepublik Deutschland wurden die Lebensmittelkarten im Jahr 1950 abgeschafft. Dies geschah in zwei Etappen.[1] Am 22. Januar wurde die Aufhebung der Rationierungen mit Ausnahme von Zucker mit Wirkung ab dem 1. März bekannt gegeben. Am 31. März beschloss das Bundeskabinett unter Konrad Adenauer die Aufhebung aller noch verbliebenen Einschränkungen zum 1. Mai 1950.[2]. Damit entfielen im Bundesgebiet die Lebensmittelkarten und -marken. In Berlin wurde eine Zeit lang noch Milch auf Karten ausgegeben und für Kranke gab es Krankenzulagekarten.
In der DDR wurden die Lebensmittelkarten bis Mai 1958 benutzt. Aber noch etliche Monate danach bekam man nur an seinem Wohnort knappe Lebensmittel wie Butter. Bei Urlaub oder auswärtigen Aufenthalten war eine Ummeldebescheinigung des heimischen Händlers vorzulegen.
Andere Länder
Auch in anderen Ländern wurden im Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit Rationierungsmaßnahmen notwendig. So wurde die Bewirtschaftung in Österreich im Jahr 1952 eingestellt.[3]
In der Georgischen SSR wurden von 1980 bis 1984 Lebensmittelkarten eingeführt, nachdem der Staat den Bauern einen freien Handel mit Agrarprodukten untersagt hatte. Ebenso führte das damals noch kommunistische Polen 1981 eine Lebensmittelbewirtschaftung ein, nachdem die Volkswirtschaft dieses Landes de facto zusammengebrochen war, und schaffte die letzten Karten erst 1989 wieder ab.
Aus der Kaiserzeit
Literatur
- Angela M. Arnold, Gabriele von Griesheim: Trümmer, Bahnen und Bezirke, Eigenverlag Berlin 2002, ISBN 3-00-009839-9
- Jahresberichte des Berliner Magistrats 1947-1950: Ernährung; Kulturbuch-Verlag Berlin 1950
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise