Zum Inhalt springen

Diskussion:Rote Armee Fraktion

Seiteninhalte werden in anderen Sprachen nicht unterstützt.
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. April 2008 um 12:26 Uhr durch ArchivBot (Diskussion | Beiträge) (1 Abschnitt nach Diskussion:Rote Armee Fraktion/Archiv3 archiviert - letzte Bearbeitung: Schreibvieh (12.04.2008 17:12:26)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Letzter Kommentar: vor 17 Jahren von Schreibvieh in Abschnitt Selbtmord, mal wieder

Vorlage:Keine Auskunft

Archiv
Ältere Diskussionen sind hier zu finden:

Unter anderem wurden folgende Themen besprochen:

  • Christian Klar
  • Die "dritte Generation" der RAF
  • Theorie der RAF
  • Opfer-Liste
  • Horst Mahler
  • Zu Namen der RAF
Wie wird ein Archiv angelegt?

Aus dem Archiv - oder: Selbstmord, mal wieder

Die folgende Diskussion habe ich aus dem Archiv hierher kopiert:

Selbstmord, mal wieder

Hallo Schreibvieh, du schreibst kein seriöser Forscher bezweifle heute noch den Selbstmord. Das angegebene Buch hat aber in den 90er Jahren eine Neuauflage erfahren; Ich meine, es ist immerhin eine Quelle - was macht sie so "unseriös" daß sie nicht (als abweichende Meinung) erwähnt werden darf? -- 790 12:02, 10. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Hallo 790 - das Gutachten selbst ist eine Primärquelle und taugt m.E. lediglich als Beleg, das es eine Diskussion "Mord oder Selbstmord" damals gab; mir ist aber kein einziger Forscher bekannt, der mit heutigem Wissensstand noch ernsthaft diese Frage diskutieren würde. Daher bin ich dafür, die Diskussion aus den 70er Jahren darzustellen (was ja auch in den einzelen Artikeln zu Baader et al geschieht, was man aber kurz und bündig vielleicht auch in diesem Artikel noch machen sollte), nicht jedoch so zu tun, als ob die Frage heute tatsächlich noch umstritten sei. Das ist eigentlich alles, worum es mir geht.--schreibvieh muuuhhhh 12:07, 10. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Bitte, bevor wieder jemand etwas im Artikel ändert: Welcher Forscher vertritt denn heute noch die These, das es sich um etwas anderes als Selbstmord gehandelt habe? Ich kenne keinen, bin aber immer gespannt auf Neues.--schreibvieh muuuhhhh 21:12, 15. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Also ich bin mir nicht so sicher, was du unter einem "ernst zu nehmenden Forscher" verstehst. Ein Student? Ein Promotionsstudent? Braucht man eine Habilitation? Es gibt durchaus Ungereimtheiten, die es Wert sind ins Auge gefasst zu werden. Die Mord-These mag zwar nicht die vorherrschende Meinung sein, aber wenn etwas Wahres dran ist?

Selbstmord oder was sonst?

Ich versuche gar nicht, irgendwelche Löschungen durchzudrücken. Ich hatte nur festgestellt, dass all die Behauptungen in diesem Absatz nicht belegt sind. Und daher hatte ich sie auskommentiert, bis Belege vorhanden sind. Wusste ja nicht, dass das nicht ok ist. Wir lassen also die Behauptungen drin, auch wenn sie nicht belegt sind? OK, wenn man das hier so macht! Bitte um Entschuldigung - wie soll ich denn jetzt forfahren?--schreibvieh muuuhhhh 21:29, 15. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Eines vorweg: Ich sehe mich in dieser Sache als Agnostiker. Ich war nicht persönlich dabei, und du übrigens auch nicht.
Im ganzen Artikel sind gerade mal drei Quellen referenziert, und ich meine mich erinnern zu können, daß zwei davon von mir sind. Mit deiner Begründung könnte man fast den kompletten Artikel löschen. Dein Argument zieht also nicht. Deine Behauptung "kein ernsthafter Forscher" ist übrigens ebenfalls unbelegt. Das mal nur so nebenbei.
Die Liste der Bücher usw. dagegen ist ellenlang und sollte als Quellenliste bis auf weiteres völlig ausreichen.
Worum geht es dir also? Du glaubst anscheindend, alle Nicht-Selbstmordthesen seien Hirngespinste. Bitte, ich habe kein Problem damit. Dann formuliere den Absatz in dieser Weise. Ich habe es längst aufgegeben, hier in dieser Sache für einen neutralen - und das wäre nach meiner Meinung der agnostische - Standpunkt zu kämpfen. Wenn du den Absatz jedoch völlig entfernst, sieht es so aus, als hätte es damals überhaupt keine Debatte gegeben. Ich weiß ja nicht, wie alt du bist, aber ich kann mich immer noch lebhaft an den Riesenwirbel erinnern. Ich habe ganz entschieden etwas gegen Geschichtsfälschung durch verschweigen. Das ist noch schlimmer, als direkt zu lügen.
Zusammenfassung: Das Thema muß erwähnt werden. Alles andere wäre unseriös - und übrigens auch nicht im Sinne der enzyklopädischen Korrektheit.
Auch Gegenstimmen lassen sich korrekt mit Quellen referenzieren, wie ich es z.B. mehrmals mit Erklärungen der RAF gemacht habe. Daß du diese Quellen erwähnst oder aus ihnen zitierst, heißt ja nicht, daß du dem Inhalt zustimmst oder ihn im Sinne der Wikipedia für wahr erklärst.
So, ich hoffe ernsthaft, konstruktiv gewesen zu sein. Vielleicht wird's ja diesmal was. Hybscher 22:40, 15. Jan. 2007 (CET)Beantworten
Um Agnostik geht es hier ja nicht, das Deine Meinung zum Thema ebensowenig interessiert wie meine Meinung zum Thema. Es geht um Fakten und um Belege. Hier mein Textvorschlag:
Nach dem Scheitern des Versuchs der zweiten RAF-Generation, sie durch die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer freizupressen und nach der gescheiterten Landshut-Flugzeugentführung durch ein vierköpfiges, arabisches Terrorkommando (siehe weiter unten unter „Die zweite Generation“), begingen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in Stammheim Selbstmord. Raspe und Baader erschossen sich mit Waffenn, die von Mitarbeitern ihres Anwalts Klaus Croissant eingeschmuggelt worden seien sollen; Ensslin erhängte sich mittels eines Kabels. Irmgard Möller fügte sich mit dem anstaltseigenen Besteckmesser 8 Stichverletzungen in der Herzgegend zu, die jedoch nicht tödlich waren.
Bereits unmittelbar nach den Selbstmorden kamen Zweifel an der offiziellen Version auf. Sowohl die durch die Ermittlungsbehörden beauftragte Obduktion der Leichen als auch die zweite Untersuchung (auf Betreiben von Angehörigen und Anwälten) ergab jedoch keinerlei Anhaltspunkte für ein Fremdeinwirken. Im Gegensatz dazu beharrt insbesondere Irmgard Möller bis heute darauf, dass es weder eine Absprache zum kollektiven Selbstmord gegeben habe, noch dass sie sich selbst die Wunden zugefügt habe. [1]
OK?--schreibvieh muuuhhhh 00:15, 16. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Im Prinzip ja, allerdings solltest du herausstellen, daß es sich dabei um die "offizielle Version" handelt. Absolut sicher ist für Außenstehende nur, daß die Betreffenden tot bzw. schwer verletzt aufgefunden wurden. Daher schlage ich vor: ...wurden tot aufgefunden... Möller hatte acht Stichwunden in der Herzgegend. Die folgenden Untersuchungen ergaben, daß ... (dein Text). Wer keine Zweifel an den Ermittlungsergebnissen deutscher Behörden hat - das sollten die weitaus meisten Leser sein - ist damit bestens bedient. Und die Verschwörungstheoretiker können getrost darauf hinweisen, daß es sich "nur" um die Darstellung nicht vertrauenswürdiger Staatsorgane handelt. So ist der Leser frei, sich selbst ein Urteil zu bilden.
Zwar hast du recht, daß heutzutage kaum noch jemand lauthals "Mord" ruft, aber in den letzten Jahrzehnten wurden m.W. keine wesentlichen neuen Erkenntnisse gewonnen. Es ist einfach so, daß allmählich Gras über die Sache wächst. Eine Aufgabe der Wikipedia sollte sein, ein wenig von den damaligen Befindlichkeiten zu bewahren. Sonst versteht später niemand mehr, warum es die RAF überhaupt gegeben hat. Hybscher 11:20, 16. Jan. 2007 (CET)Beantworten

(ab hier neue Diskussion)

@Hybscher:Ich glaube, wir sind gar nicht so weit auseinander: Dir ist es wichtig, die damalige Debatte (Mord oder Selbstmord) nicht unter den Tisch fallen zu lassen; und mir geht es darum, keine Mythen oder Verschwörungstheorien am Leben zu erhalten. Da sollten wir doch etwas gemeinsam hinkriegen, oder?
Ich bin aber nicht damit einverstanden, dass wir eine "offizielle" Version und eine "Gegenmeinung" gleichberechtigt nebeneinander stellen. Man kann ja zu den Aussagen von staatlichen Stellen stehen, wie man will, aber in der Wikipdia sind sie nun mal das Maß aller Dinge, zusammen mit seriöser wissenschaftlicher Forschung. Auch geht es in der Wikipedia nicht darum, "ein wenig von den damaligen Befindlichkeiten zu bewahren", sondern um die Darstellung von Wissen. Und dieses sieht nun mal nach zwei unabhängigen Untersuchungen zu 100% "Selbstmord" aus. Es gibt einfach niemanden (mehr), der die Selbstmordthese ernsthaft und wissenschaftlich fundiert anzweifeln würde.
Auf der anderen Seite muss aber, und da stimme ich Dir völlig zu, dargestellt werden, dass es damals erhebliche Zweifel an der Selbstmordthese gab und dass und von wem diese formuliert wurde. Auch kann und soll man darauf hinweisen, dass aus damaliger Sicht eine Verwicklung staatlicher Stellen in den Tod der Gefangenen eben keinesfalls eine reine Randmeinung war, sondern durchaus Verbreitung hatte. Aber: Da es keinerlei objektive und wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse gibt, die diese These stützen würde, hat sie sich - als These - erledigt.--schreibvieh muuuhhhh 18:13, 13. Feb. 2007 (CET)Beantworten

Ich versuche mal eine Zusammenfassung. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege: Wir sind uns einig, daß die Frage "Mord oder Selbstmord" damals zu Recht umstritten war. Heutzutage hat sich die Meinung "Selbstmord" weitgehend durchgesetzt. Dann jedoch sagst du: Ich bin aber nicht damit einverstanden, dass wir eine "offizielle" Version und eine "Gegenmeinung" gleichberechtigt nebeneinander stellen. (..) Und dieses sieht nun mal nach zwei unabhängigen Untersuchungen zu 100% "Selbstmord" aus.
Dein Problem mit der Gegenüberstellung verstehe ich nicht. Im Grunde ist es doch ganz einfach, nämlich wie in einer Erörterung. Trage Pro- und Contra-Untersuchungsergebnisse vor und belege diese am besten mit Quellen. Zitate und Details aus den diversen Untersuchungsberichten würde ich jedenfalls sehr hilfreich finden. Und anstelle eines eigenen Autoren-Standpunktes - der in der Wikipedia im Prinzip nicht gefragt ist - legst du dar, wer daraus welche Schlüsse zieht bzw. gezogen hat: Staatliche Institutionen und der weitaus größte Teil der Bevölkerung gehen von Selbstmord aus. Andere bleiben bei "Mord", und der Rest - zu dem ich mich zähle - legt sich nicht fest. Es wäre sicherlich interessant, zu diesem Punkt Umfrage-Ergebnisse aus verschiedenen Jahrzehnten zu erfahren.
Wie auch immer: Es gibt nun mal Sachverhalte, die sich bis auf weiteres nicht bis in letzte aufklären lassen - vergleiche mal die Kennedy-Morde. Vielleicht stellt Irmgard Möller sich eines Tages hin und sagt: "Wir haben euch jahrzehntelang verarscht." Sie muß es schließlich am besten wissen. Aber bis dahin müssen wir mit einem Rest Ungewißheit leben.
Ich selbst werden dieses Kapitel nicht schreiben, denn um linke bzw. regierungsfeindliche Standpunkte zu belegen, muß man in der Regel linke bzw. regierungsfeindliche Quellen bemühen. Die hast selbst gesehen, wie Hartnacken-Troll 3e1e darauf reagiert. Wenn man keine Quelle angibt, heißt es sogleich "Theoriefindung", je nach Inhalt vielleicht sogar zu Recht. Von Geißler Tomcat0816 ist ebensowenig zu erwarten, daß er in dieser Hinsicht objektiv ist. Es gibt nun mal Leute, die nehmen es so wahr, als wolle man durch das Verlinken "nicht reputabler Quellen" den Inhalt dieser Quellen als wahr darstellen.
Folgende bereits formulierte Wahrheit ist 3e1e und ein paar anderen Besserwissern offenbar nicht vermittelbar: Wenn man formuliert, daß Person A von Sachstand B ausgeht, dann ist das etwas grundlegend anderes, als wenn man anhand Quelle A formuliert, daß Sachstand B sich so-und-so verhält. Wenn die Argumente der Gegenseite nur noch aus Edit-War, schwammigen Hinweisen auf Richtlinien und Sperrungen bestehen, ist nun mal das Ende der Fahnenstange erreicht. In den obigen Diskussions-Absätzen #@Benutzer:3ecken1elfer und #Ina Spiepmann / Gerd Albartus ist meine Sichtweise von korrekter Arbeit auch bei nicht optimaler Quellenlage dargelegt. Meine ganz persönliche Meinung ist, daß ganz besonders 3e1e darauf aus ist, der Wikipedia-Leserschaft die bösen bösen linken Standpunkte überhaupt nicht zuzumuten.
Vom Klagelied noch einmal zum Thema: Du schreibst: Man kann ja zu den Aussagen von staatlichen Stellen stehen, wie man will, aber in der Wikipdia sind sie nun mal das Maß aller Dinge, zusammen mit seriöser wissenschaftlicher Forschung. Das mag stimmen oder nicht. Wo ist das Problem an der Formulierung: "X geht davon aus..."? In archäologischen oder historischen Artikeln wird das ja auch oft so gemacht. Ich stehe der Verkündung absoluter Wahrheiten grundsätzlich mißtrauisch gegenüber, und je lauter der Papst schreien läßt "So ist es!", desto mißtrauischer werde ich. Und am mißtrauischten werde ich, wenn Andersdenkende mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln mundtot gemacht werden sollen.
Du schreibst: Da es keinerlei objektive und wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse gibt, die diese These stützen würde, hat sie sich - als These - erledigt. Ist das so? Du gibst selbst zu, daß die Selbstmord-These damals teilweise anhand diverser Indizien ernstgenommen wurde. Nach meinem Wissen sind seitdem keine wirklich neuen Erkenntnisse dazugekommen. (Ich würde mich diesbezüglich gern vom Gegenteil überzeugen lassen.) Es ist einfach so, daß man als Verfechter der Selbstmord-Theorie keinen Blumentopf gewinnen kann, und darum sind nach und nach die Stimmen verstummt. Der Zahn der Zeit und das Gras, das wächst... ;-)
Hybscher 21:06, 13. Feb. 2007 (CET)Beantworten

Man möchte nicht, daß die Selbstmord-Darstellung in Zweifel gezogen wird. Die FAZ (13.2.07, Frank Schirrmacher) möchte nicht, daß man einen Unterschied zwischen RAF-Terroristen und anderen Verbrechern macht. Es gibt bestimmte Positionen, nicht nur antisemitische, mit denen man sich sofort außerhalb eines Diskurses stellt, den ich als interessengelenkt betrachten muß. Ich wünsche, daß es Selbstmorde waren, und das dürfte vielen so gehen. Hinschreiben dürfte ich das nicht. Die Quellenlage scheint mir hier zu fragwürdig für ein letzte Zweifel ausräumendes Fazit. Selbst ob ein "wahrscheinlich" Selbstmord legitim wäre: fraglich. Das hier ist ein Punkt, wo Wikipedia mal mit Nichtwissen glänzen könnte. Da gehe ich mit Benutzer Hybscher. --Sonnenblumen 18:49, 14. Feb. 2007 (CET)Beantworten

@Hybscher:
Wir sind uns einig, daß die Frage "Mord oder Selbstmord" damals zu Recht umstritten war

Naja, nicht ganz. Wir sind uns einig, dass die Frage damals diskutiert wurde - ich bin jedoch nicht der Meinung, dass sie zu Recht diskutiert wurde. Aber es geht ja nicht um Deine oder um Meine Meinung, es geht um den Kanon der Forschung.

Heutzutage hat sich die Meinung "Selbstmord" weitgehend durchgesetzt.

Weitgehend? Welche ernsthafte Zeitgeschichtler bestreitet denn, dass es Selbstmord war?

Zitate und Details aus den diversen Untersuchungsberichten würde ich jedenfalls sehr hilfreich finden.

Ohne Frage sind solche Details spannend, wir können aber nicht so tun, als ob hier zwei gleichwertige Positionen gegenüberstehen.

Wie auch immer: Es gibt nun mal Sachverhalte, die sich bis auf weiteres nicht bis in letzte aufklären lassen - vergleiche mal die Kennedy-Morde

Da hast Du sicher recht - aber wir müssen hier ja auch nichts auklären, sondern darstellen. Und auch, wenn ich mich wiederhole: Die gesamte (!!) Forschung sagt heute: Es war Selbstmord. Und damit kann auch die WP nicht anders als sagen: Es war Selbstmord. Ohne natürlich zu vergessen, darauf hinzuweisen, dass es damals auh Leute gab, die anderer Meinung waren.

"X geht davon aus..."?

Daran wäre überhaupt nichts auszusetzen und wir könnten es auch so machen, wenn es denn tatsächlich zwei unterschiedliche, aber gleichwertig belegte und wissenschaftlich diskutierte Standpunkte gäbe. Und die sind nun mal nicht vorhanden.

Was einen Artikel "Todesnacht von Stammheim" angeht: Lass mich noch etwas drüber nachdenken, meine Zeit ist gerade etwas knapp. Vielleicht reden wir da in den nächsten Wochen nochmals drüber? Spannend wäre es sicher, und ich glaube auch, dass wir da was sinnvolles hinbekommen würde.--schreibvieh muuuhhhh 13:35, 16. Feb. 2007 (CET)Beantworten

Vielleicht sollte man einfach die Fakten für sich sprechen lassen: In dem damals modernsten Hochsicherheitsgefängnis des Landes waren die wichtigsten und anerkannt gefährlichsten Untersuchungshäftlinge des Landes – die damaligen Staatsfeinde Nummer Eins in der Lage – mit Hilfe von Besuchern - Waffen, Radios und Kommunikationsgeräte einzuschmuggeln. Die eingeschmuggelten Waffen und das Kommunikationssystem entgingen selbst mehrfachen Durchsuchungen der Zellen. – Und dass diese Geschichte, die man als Plot für einen Thriller, nicht mit spitzen Fingern anfassen würde, plausibel ist, wird belegt durch den ausführlichen Bericht eines damals involvierten Vollzugsbeamten.

Kann mir jemand von euch mal erklären, warum ihr über drei Seiten diskutiert und sich das hier diskutierte immer noch nicht im Artikel befindet. Die Stammheim-(Selbst-)Morde sind tatsächlich nicht so unumstritten wie immer behauptet wird. Und was hat das denn überhaupt mit den Forschern auf sich. Gibts jetzt schon seriöse Im-Nachhinein-Erklären-Wir-Den-Tod-Von-Terroristen-Und-Das-Ganz Wissenschaftlich-Empirisch-Forscher? Den Mord von Buback hat man auch schon für abgeschlossen erklärt, jetzt wird er wieder aufgerollt.

Schönen Gruß, Sebastian

Ich habe folgenden Ergänzungen in den allgemeinen RAF-Artikel eingefügt (einzelne Sätze wurden aus Vorschlägen der Diskussionsseite übernommen), die zweimal gelöscht wurden. Da ich nun wirklich kein Anhänger von Edit-Wars bin, stelle ich den Abschnitt nun hier zur Diskussion:

Führende Mitglieder der ersten Generation starben zwischen 1976 und 1977 im Hochsicherheitstrakt der JVA Stuttgart-Stammheim mutmaßlich durch Suizid. Am 9. Mai 1976 nahm sich Ulrike Meinhof das Leben. Sie hatte sich mit einem in Streifen gerissenen und verknotenen Handtuch selbst am Zellenfenster erhängt. Nach dem Scheitern des Versuchs der zweiten RAF-Generation, die verbliebenen Gefangenen im sogenannten Deutschen Herbst freizupressen, begingen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in der sogenannten Todesnacht von Stammheim am 18. Oktober 1977 nach vorherrschender Meinung Suizid. Raspe und Baader erschossen sich vermutlich mit Waffen, die von Rechtsanwalt Arndt Müller eingeschmuggelt worden waren. [2] Ensslin soll sich mittels eines Kabels erhängt haben. Irmgard Möller fügte sich offenbar mit dem anstaltseigenen Besteckmesser acht Stichverletzungen in der Herzgegend zu, die jedoch nicht tödlich waren. Bereits unmittelbar nach den Selbstmorden kamen Zweifel an der offiziellen Version auf. Sowohl die durch die Ermittlungsbehörden beauftragte Obduktion der Leichen als auch die zweite Untersuchung (auf Betreiben von Angehörigen und Anwälten) ergab jedoch keinerlei Anhaltspunkte für ein Fremdeinwirken. Im Gegensatz dazu beharrt insbesondere Irmgard Möller bis heute darauf, dass es weder eine Absprache zum kollektiven Selbstmord gegeben habe, noch dass sie sich selbst die Wunden zugefügt habe. Insbesondere in der linksradikalen Szene wurde damals überwiegend die These vertreten, dass die Terroristen ermordet worden seien. Diese Ansicht wird mittlerweile nur noch von einer sehr kleinen Minderheit verfochten. Allerdings existieren noch immer ungeklärte Details über die Todesnacht.

Meiner Ansicht nach sind alle Formulierungen sehr objektiv und sachlich gewählt. Der Abschnitt erweckt bestimmt nicht den Eindruck, die RAF-Häftlinge seien ermordet worden. Eher im Gegenteil wird der Eindruck erweckt, dass die Selbstmord-These zu favorisieren sei. Ein wirklich objektiver Text ist zu dem Thema wahrscheinlich auch gar nicht möglich, ohne in den Ruch des RAF-Sympathisantentums zu geraten. Und das liegt mir nun wirklich fern. Die Selbstmord-These allerdings - wie im aktuellen Artikel der Fall - als hundertprozentig und ohne den kleinsten Restzweifel bewiesen darzustellen, halte ich für einen POV. Und der hat bekanntlich außerhalb von Diskussionsseiten auf Wikipedia nichts zu suchen. Die Mordthese wird auch heute noch keineswegs nur in obskuren linksextremen Kreisen für denkbar gehalten. Stefan Aust wies in seinem Buch "Der Baader-Meinhof-Komplex" erhebliche Ungereimtheiten in Bezug auf die offizielle Selbstmord-Darstellung nach. Aust ist heute bekanntlich Chefredakteur des SPIEGEL und sicher nicht verdächtig, linksextremer RAF-Sympathisant zu sein.

Der User Smoking Joe meinte, dass auch Redundanzen zum Artikel Todesnacht von Stammheim gegeben seien. Meiner Meinung nach ist die Mord/Selbstmord-Diskussion aber von ganz erheblicher Bedeutung und gehört unbedingt auch in den allgemeinen RAF-Artikel. Sie ist wesentlich wichtiger als beispielsweise der im Artikel beschriebene Sartre-Besuch und hat ganz erheblich zur Rekrutierung weiterer Terroristen beigetragen.

Würde mich freuen, wenn sich die anderen am RAF-Artikel interessieren User zum Thema äußern würden. Wie bereits geschrieben: Ein Edit-War liegt mir fern. Letztlich werde ich mich der vorherrschenden Meinung anschließen. - unsignierter Beitrag von Benutzer:SergioSalvati

Ja, das beginnt IMO in eine sachliche richtung zu gehen und ist daher begrüßenswert. Bei dem satz: Im Gegensatz dazu beharrt insbesondere Irmgard Möller bis heute darauf, dass es weder eine Absprache zum kollektiven Selbstmord gegeben habe, noch dass sie sich selbst die Wunden zugefügt habe. schlage ich als beleg folgende zwei quellen vor:
Irmgard Möller berichtet. Dokumentation. Herausgegeben von Jutta Bahr-Jendges, Alexandra Goy, Heinz Heldmann und Rainer Frommann. Berlin. Eigenverlag 1977
Oliver Tolmein: RAF - Das war für uns Befreiung: Ein Gespräch mit Irmgard Möller über bewaffneten Kampf, Knast und die Linke. Konkret-Literatur-Verlag, Hamburg 2002 (3. Auflage). ISBN 3-89458-149-2
Das Tolmein-interview ist im web nachlesbar: Interview mit Irmgard Möller zur "Stammheimer Todesnacht" (pdf-format)
Damit wären die behauptungen von frau Möller IMO ausreichend referenziert. Wir belegen doch, was wir behaupten, oder?
An der darstellung fehlt mir noch völlig, daß am 12. November 1977 Ingrid Schubert (die bis zum 18. August 1977 noch in Stammheim inhaftiert war und dann nach Stadelheim verlegt wurde) erhängt in ihrer Zelle aufgefunden wurde. Das gehört IMO zu diesem komplex dazu.
@SergioSalvati Bitte signiere deine diskussionsbeiträge! -- Krakatau 21:25, 29. Apr. 2007 (CEST)Beantworten
Ich bin nicht einverstanden. Solange ihr keine quellen für die angebliche umstrittenheit der selbstmordversion bringt, gibt es keinen Grund für die Änderung. Außerdem besteht weiterhin Redundanz. Der von euch erwähnte Stefan Aust hat seine Thesen aus der ersten Auflage seines Buches längst widerrufen. Der Fachmann Butz Peters beweist in meinen Augen in seinen Büchern, dass die Mordversion eine PR-Lüge ist und es keinerlei Indiz dafür gibt. Zusätzlich haben die RAF-Mitglieder Boock, Albrecht und Helbing ausgesagt, dass der RAF-intern Suicide Action genannte kollektive Selbstmord für den Fall des Scheiterns der Freipressversuche von Anfang an geplant war. Die Diskussion an sich ist im lemma Todesnacht thematisiert. --Smoking Joe 21:50, 29. Apr. 2007 (CEST)Beantworten

Auch wenn ich zu Details dieses Themas oft nicht der Meinung von Smoking Joe bin, stimme ich ihm in einem unbedingt zu: Wenn es einen Artikel zu einem Thema gibt, sollte hier im Hauptartikel nur das Notwendigste angesprochen werden. Mir würde hier z.B. folgende Formulierung genügen: ...Selbstmord, was allerdings seinerzeit (oder: unmittelbar danach) vor allem von der RAF bestritten wurde und zu heftigen Kontroversen führte. Hybscher 22:32, 29. Apr. 2007 (CEST)Beantworten

Es würde der diskussion hier (und allen weiteren diskussionen darüber) dennoch sehr helfen, wenn Smoking Joe die quellen konkret belegt, damit sich alle anderen das anschauen können. Da du ja eingearbeitet bist, dürfte das keine große mühe sein, oder? Also:
Aust (widerruf)
Peters (offenbar mehrere quellen)
Boock
Albrecht
Helbing
Suicide Action
Außerdem ist mit unklar: Die Diskussion an sich ist im lemma Todesnacht thematisiert. (disku RAF). nicht schon wieder, das Thema ist nun wirklich durch. siehe diskussionsarchiv zum lemma Rote Armee Fraktion. --Smoking Joe 16:38, 20. Apr. 2007 (disku Todesnacht)
-- Krakatau 22:45, 29. Apr. 2007 (CEST)Beantworten
Ich kann dem argument von SergioSalvati folgen, daß die selbstmordthese von erheblicher relevanz für die organisationsgeschichte der RAF und die gesellschaftlichen diskussionen nach 1977 ist. Ebenso unterstütze ich den versuch, das hier kurz zu halten und auf das entsprechende lemma zu verweisen. Hybschers vorschlag ist mir allerdings zu kurz. Der elementare sachverhalt sollte schon ablesbar sein. Das spricht IMO für SergioSalvatis vorschlag. Und frau Schubert kommt im lemma todesnacht übrigens auch nicht vor... -- Krakatau 23:18, 29. Apr. 2007 (CEST)Beantworten



unter http://de.wikipedia.org/wiki/Ulrike_Meinhof#Tod steht das ulrike meinhof sich mit einem bettlaken erhängt hat im artikel allerdings steht etwas von einem fernsehen kabel , was stimmt nun eher ? 91.10.158.51

"Hintergründe" umstrukturiert

Da der Artikel ohne vorherige Erklärung des Terms "Generation" im Bezug auf die RAF von diesem Gebrauch macht, habe ich den vormals letzten Paragraphen (der mit Erklärungen zur Frage der Generationen aufwartet) weiter nach vorne in den Text gerückt.

- --Ö 23:35, 9.4.2007

Klarheiten u.a. Verurteilung Ulrike Meinhof

Ulrike Meinhof wurde im sogenannten Stammheim-Prozess nicht verurteilt. Das Urteil von 1974 bezieht sich auf den Prozess in Berlin zur Baader-Befreiung, insofern ist die Formulierung, wie sie zurzeit im Text steht etwas missverständlich (wieso sie früher, wieso sie nur 8 Jahre?).

Auch sind sämtliche Urteile gegen Baader und Co im Stammheim-Prozess nicht rechtskräftig geworden, da Berufung beim Bundesgerichtshof eingelegt worden war. So erklärt sich auch ein Teil des Drucks der auf die 2. Generation seitens der Gefangenen ausgeübt worden war, da sie bei rechtskräftiger Verurteilung ihren Status als Untersuchungshäftlinge, den sie die ganze Zeit über noch hatten, verloren hätten und womöglich oder sehr wahrscheinlich nicht mehr in dieser Form der Zusammenlegung ihre Haft verbracht hätten. (siehe u.a. Butz Peters, Tödlicher Irrtum)

Literaturliste

Die Literaturliste wird immer länger und wächst zeitweilig schneller als der Rest des Artikels. Wenn niemand etwas dagegen hat, würde ich sie deshalb gern nach Literaturliste zur Rote Armee Fraktion auslagern. Hybscher 22:27, 2. Dez. 2007 (CET)Beantworten

+1.--Smoking Joe κοη / קεεÐ 23:09, 2. Dez. 2007 (CET)Beantworten
Ich habe heute auch schon beim umstrukturieren darüber nachgedacht. WP:LIT führt aus:
Für Literatur gilt in Wikipedia das Gleiche wie für Weblinks: Es geht nicht um eine beliebige oder möglichst lange Auflistung von Büchern, die zufällig zum Thema passen, sondern um die zentralen, in der wissenschaftlichen Fachwelt maßgeblichen und richtungweisenden Werke. Außerdem ist darauf zu achten, dass die Literatur sich mit dem Lemmainhalt befasst und nicht mit Oberthemen oder Unterbegriffen. [...] Längere Literaturlisten sollten kommentiert sein, um dem Leser eine Orientierung zu ermöglichen. [...] Der Autor eines Wikipedia-Artikels soll die Literatur, die er angibt, aus erster Hand kennen. Muss das Material noch aufgearbeitet werden, stellt man es vorerst auf die Diskussionsseite des Artikels.
Bisher wächst die liste recht kriterienlos. Tatsächlich gibt es aus meiner sicht noch mindestens 45 wissenschaftlich relevante titel und mindestens um die 400 etwas weniger relevante titel zu besonderen akpekten zu nennen. Für Die RAF in Belletristik und bildender Kunst habe ich noch mindestens 20 titel in petto. Bisher habe ich das mehr oder weniger so laufen lassen und eigeninitiativ nur reingenommen, womit ich gearbeitet habe oder was vorgeschlagen wurde. Streng genommen müßten z.B. die biographisch/autobiographischen bücher wohl hier raus und in die entsprechenden lemmata. Eine ausgelagerte liste würde sicher hemmungslos wachsen. Vielleicht ist es nicht verkehrt, wenn wir uns beim fachportal mal einen wohlmeinenden rat holen? Grüße -- Krakatau 23:24, 2. Dez. 2007 (CET)Beantworten
ich habe ja mal naiv gedacht, dass in der lit-liste zu einem artikel nur die titel stehen, die in dem artikel verwendet wurden. aber das wird ja allgemein anders gehandhabt. das ist eigentlich eine grundsatzfrage. ist der abschnitt literatur in einem artikel ein beleg? dann muss er natürlich auch in dem artikel-lemma stehen. ist die literaturliste eine information an sich? dann kann sie ein eigenes lemma erhalten. --Smoking Joe κοη / קεεÐ 23:40, 2. Dez. 2007 (CET)Beantworten
Ich denke, du hast recht, Smoking Joe. Auch ich sehe es als grundsatzfrage. Aber ich verstehe WP:LIT bisher so, daß wir abspecken sollten, statt auszuweiten. Deshalb mein vorschlag, uns erstmal rat zu holen. Grüße -- Krakatau 23:49, 2. Dez. 2007 (CET)Beantworten
Nachsatz: WP:LIT sagt nach meinem verständnis: der abschnitt literatur in einem artikel ist kein beleg, belege stehen unter belege. -- Krakatau 23:55, 2. Dez. 2007 (CET)Beantworten
mein vorschlag wäre, die liste hier: Diskussion:Rote_Armee_Fraktion/Literaturliste einzustellen. ein eigenes lemma nur literatur wird wohl kaum den ersten la überstehen @hybscher.
auch sollten wir ein paar kriterien für die liste schaffen.
  1. die liste wird im hauptartikel bei literatur als erstes verlinkt
  2. die liste wird in sinnvolle kategorien eingeteilt. als vorschlag: a) biographien, b) sammlungen von texten/erklärungen und anderen Dokumenten, c) fachliteratur mit wissenschaftlichen anspruch (quellennachweise) (auch ausfsatzsammlungen) d) publizistische auseinandersetzungen mit der raf, e) einzelaufsätze in wissenschaftlichen zeitungen f) aufsätzen in publizistischen zeitungen/magazinen. ferner sollte nach einzelen akteuren sinnvoll kategorisiert werden..
  3. alle aufgezählten titel werden unüblich mit dem verlag angegeben, um dem interessierten leser eine bessere orierentierung zu schaffen
  4. onlineversionen werden verlinkt
  5. die hauptliste im artikel wird daraufhin gekürzt
  6. literatur die als volltext im netz verlinkbar ist, wird bevorzugt
das wäre mein vorschlag Bunnyfrosch 23:59, 2. Dez. 2007 (CET)Beantworten
Das wäre zumindest hilfreich, solange an dem artikel noch gearbeitet wird, und das wird ja wohl noch eine weile so sein. Bis jetzt fand ichs praktisch, bei der arbeit auch schnell mal auf die (formal überfrachtete) liste hier zurückgreifen zu können. -- Krakatau 00:10, 3. Dez. 2007 (CET)Beantworten

So, ich hab's einfach mal gemacht. Verbessern kann man immer noch. Für "schnelles Nachsehen" kann man ja einen weiteren Tab im Browser öffnen. Hybscher 14:20, 3. Dez. 2007 (CET)Beantworten

War das ganze jetzt ein strohfeuer? Der vorschlag von Bunnyfrosch steht noch im raum. Gehen wir also diesen weg? Fragt -- Krakatau 18:21, 16. Dez. 2007 (CET)Beantworten

Ich hab mal einen entwurf gemacht: Benutzer:Krakatau/Offene Arbeitsliste Literatur zum Komplex RAF. Grüße -- Krakatau 01:05, 17. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Man merkt es kaum, aber die literaturliste ist schon leicht ausgedünnt :-) Grüße -- Krakatau 03:56, 17. Jan. 2008 (CET)Beantworten

URV

Hintergründe

Ich bin unzufrieden mit dem absatz:

  • In den 1960er Jahren wuchs in der Bundesrepublik eine Generation heran, die das Verhalten ihrer Eltern während des Nationalsozialismus kritisch betrachtete. Der Kapitalismus, das parlamentarische System und die bürgerlichen Lebensformen wurden in Frage gestellt.[1] Verstärkt durch die amerikanische Bürgerrechtsbewegung und den Vietnamkrieg entstand in Teilen der Gesellschaft eine ablehnende Haltung gegenüber der Politik der USA. In den großen Universitätsstädten Westeuropas kam es zu großen antiamerikanischen Demonstrationen der Studenten. In der Bundesrepublik entstand die außerparlamentarische Opposition, die Einfluss auf den Sozialistischen Deutschen Studentenbund nahm.

Meiner ansicht nach sind die damaligen kolonialen befeiungsbewegungen (nicht nur in Vietnam) ebenfalls ein zentrales konstituierendes element für die internationalistische sichtweise der sich entwickelnden APO und die daraus entstehende und in eigensicht antifaschistische und antiimperialistische sogenannte "erste generation" der RAF. Der satz: In der Bundesrepublik entstand die außerparlamentarische Opposition, die Einfluss auf den Sozialistischen Deutschen Studentenbund nahm. ist meines erachtens völlig falsch. Es war umgekehrt der SDS, der spätestens seit 1965 einfluß auf die studentenbewegung und die daraus und aus anderen faktoren enstehende APO nahm. Von APO kann aus meiner sicht frühestens nach dem 2. Juni 1967 (statt "studentenbewegung") gesprochen werden kann. Zur begründung und orientierung hinsichtlich der aspekte antifaschismus, antiimperialisismus, antikolonialismus noch einige stichpunkte und rahmendaten:

  • 1954 bis 1962 Unabhängigkeitskrieg in Algerien gegen Frankreich
  • 1959 kubanischen Revolution
  • Seit 1963 Unabhängigkeitskrieg in Guinea-Bissau gegen Portugal
  • 18. Dezember 1964 Proteste in Berlin gegen den besuch des kongolesischen diktators Moise Tschombé (verantwortlich gemacht für den mord an Lumumba)
  • Juni 1965 Linksgerichteter militärputsch Boumediennes in Algerien
  • 1966 Trikontinentale Konferenz in Havanna
  • 12. August 1966 Chinesische "Kulturrevolution"
  • 1966 NPD in fünf, seit anfang Oktober 1967 in sechs landesparlamenten vertreten
  • September 1966 Kuratorium „Notstand der Demokratie“ gegründet
  • 30. Oktober 1966 Kongreß „Notstand der Demokratie“ in Frankfurt am Main
  • 1. Dezember 1966 „Große Koalition“ [korrigiert und verschoben, s. 1. Dezember 1967 - K.]
  • 21. April 1967 Diktatur in Griechenland (unter Papadopoulos), diktaturen in Spanien (unter Franco), Portugal (unter Salazar und seit 1968 unter Caetano) gibt es ja bereits. Von den zuletzt ca. 600.000 exilgriechen waren übrigens sehr viele in die Bundesrepublik gekommen.
  • 2. Juni 1967 Viele menschen, vor allem auch in Westdeutschland, engagieren sich erst unter dem eindruck der erschießung von Benno Ohnesorg durch einen polizisten
  • 5. Juni 1967 Sechstagekrieg
  • 1967 Brief von Che Guevara an OSPAAL ("Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnam")
  • kooperation von SDS und anderen studentenorganisationen mit der Kampagne für Abrüstung (KfA) im Herbst 1967 u.a. zur sogenannten "Springer-Kampagne" (24./25. Juni 1967 beschluß des Zentralen Ausschusses der KfA; 6. Oktober 1967 in Offenbach konferenz mit zahlreichen studentenverbänden und AStA-vertretern)

* 1. Dezember 1967 „Große Koalition“ [tippfehler, nach 1966 korrigiert - K.]

  • Dezember 1967 Gescheiterter gegenputsch in Griechenland
  • 11. April 1968 Mordanschlag auf Rudi Dutschke
  • Mai 1968 "Pariser Mai"
  • 30. Mai 1968 Verabschiedung der notstandsgesetze

Weil ich (wohl leider zu recht kritisiert) werde, etwas zu ausschweifend zu begründen, führe ich das nicht weiter aus (aber selbstverständlich auf anfrage :-). Ich schlage also vor, nach dem satz:

  • In den großen Universitätsstädten Westeuropas kam es zu großen antiamerikanischen Demonstrationen der Studenten.

einzufügen:

  • Auch antikoloniale Befreiungsbewegungen und das Verhältnis der Bundesrepublik zu Diktaturen in Europa und anderen Teilen der Welt erhielten zunehmend an Bedeutung in der politischen Diskussion.

Den satz:

  • In der Bundesrepublik entstand die außerparlamentarische Opposition, die Einfluss auf den Sozialistischen Deutschen Studentenbund nahm.

möchte ich ändern in:

  • Seit 1965 entstand eine Studentenbewegung, die sich unter dem Einfluss des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes über hochschulpolitische Themen hinaus nach dem 2. Juni 1967 zu einer außerparlamentarische Opposition entwickelte.

Der gesamte absatz wäre dann:

  • In den 1960er Jahren wuchs in der Bundesrepublik eine Generation heran, die das Verhalten ihrer Eltern während des Nationalsozialismus kritisch betrachtete. Der Kapitalismus, das parlamentarische System und die bürgerlichen Lebensformen wurden in Frage gestellt.[1] Verstärkt durch die amerikanische Bürgerrechtsbewegung und den Vietnamkrieg entstand in Teilen der Gesellschaft eine ablehnende Haltung gegenüber der Politik der USA. In den großen Universitätsstädten Westeuropas kam es zu großen antiamerikanischen Demonstrationen der Studenten. Auch antikoloniale Befreiungsbewegungen und das Verhältnis der Bundesrepublik zu Diktaturen in Europa und anderen Teilen der Welt erhielten zunehmend an Bedeutung in der politischen Diskussion. Seit 1965 entstand eine Studentenbewegung, die sich unter dem Einfluss des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes über hochschulpolitische Themen hinaus nach dem 2. Juni 1967 zu einer außerparlamentarische Opposition entwickelte.

Grüße -- Krakatau 01:04, 2. Jan. 2008 (CET) stil -- Krakatau 02:08, 2. Jan. 2008 (CET) korrektur in chronolog. übersicht -- Krakatau 17:36, 15. Jan. 2008 (CET)Beantworten

das ist eigendich nen dissertatiosthema. die frage woher kam der funke? der damls im grunde ganz europa überrollte griechenland und frankreich standen schließich kurz vor der kommunistischen befreiung^^. ich denke zu sehen, daß weltweit/eurozentrisch so viel passiert so viele menschen in bewegung sind und vor allem was ziemlich wichtig ist, dabei entweder erfolgreich sind, oder nur durch die gestaltmachung der faschistischen fratze des kapitals brutal wieder auf linie gebracht werden konnten. halte ja ich für die zentralen aspekte einer radikalen politisierung der damaligen zeit. was auch erklären würde weshalb heutzutage an uni mit 20k studies nur noch 200 gegen studiengebühren demostrieren. generation pisa, als verdummte nationalisierte, entsolidarisierte prtygeneration? ... naja, wenn ich mal zu viel zeit habe, werde ich en buch drüber schreiben :D. faktisch bin ich aber zu jung um diese entwicklung so axiomatisch festlegen zu wollen, noch deine us-bürgerrechtsbewegung und vietnamkrieg abzusegnen (was KEIN veto ist!) zumindest den vietnamkrieg halte ich für einen wichtigen mobilisierungsfaktor und politisierungsfaktor der damaligen zeit, aber bei der bürgerrechtsbewegung ... sehe ich wenige bezüge ... Bunnyfrosch 02:14, 2. Jan. 2008 (CET)Beantworten
Die Ergänzungen über antikoloniale Befreiungsbewegungen finde ich schlüssig, aber bewiesen ist das im Artikel momentan nicht. Welche Historiker vertreten denn diese Sichtweise?
Den Einfluß des SDS finde ich in deiner Formulierung zu präzise angegeben. Kann man das wirklich so deutlich sagen? Letztlich handelt es sich bei beiden Varianten um Schlußfolgerungen der jeweiligen Autoren. Es wird sich kaum eindeutig klären lassen, wer wen mehr beeinflußt hat: Der SDS den Rest der APO oder umgekehrt. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Oder gibt es verwertbare historische Abhandlungen, wo es heißt: "So war's und nicht anders."? Im SDS-Artikel heißt es klugerweise: "In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre wurde der SDS als strategisch planende und taktisch operierende Kerntruppe der Außerparlamentarischen Opposition (APO)[1] gegen die Notstandsgesetze wahrgenommen." Das läßt offen, ob es wirklich so war.
Ich denke, es ist am klügsten, die damals maßgebenden politischen Themen zu nennen und die Entwicklung der APO im Allgemeinen und des SDS im Speziellen zu erwähnen. Sofern sich eine Kette von der Ursache zur Wirkung nicht an historischen Quellen aufzeigen läßt, sollten Schlußfolgerungen vielleicht besser dem Leser überlassen bleiben.
Hybscher 02:18, 2. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Das ist ja schön! Ich wollte eigentlich "sanft" ändern, aber gut - mir ist auch lieber, wir diskutieren den absatz grundsätzlicher. Erstmal auf die schnelle (und auf dem weg ins bett)
@Bunnyfrosch: auf der bedeutung der wahrnehmung der bürgerrechtsbewegung möchte ich schon bestehen. Seit spätestens sommer 1965 werden in Berlin bei protesten bereits "begrenze Regelverletzungen" eingesetzt. Diese Demonstrationstechniken wurden in bewußter Anlehnung an studentische Vorbilder aus Berkley vom April und Mai 1965 übernommen, die dann später auch in anderen Universitätsstädten in der Bundesrepublik praktiziert wurden. (Gerd Langguth: Protestbewegung. Entwicklung – Niedergang – Renaissance. Die Neue Linke seit 1968. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1983 (Reihe: Bibliothek Wissenschaft und Politik Band 30) ISBN 3-8046-8617-6, S. 25f.) Noch 1967 übersetzt Ekkehart Krippendorff, vorstandsmitglied des Republikanischen Clubs und am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin tätig, zwei kapitel aus einem handbuch der US-amerikanischen bürgerrechtsbewegung: Martin Oppenheimer, George Lakey: A Maual for Direct Action. Strategy and Tactics for Civil Rights and All Other Nonviolent Protest Movements. Foreword by Bayard Rustin. Quadrangle Books, Chicago1965. Krippendorfs arbeit erscheint unter dem titel: Anleitung zum Handeln. Taktik direkter Aktionen. Oberbaumpresse und Voltaire Verlag, Berlin 1967. Ebenfalls 1967 erscheint:

  • G. A. Petermann (Hrsg.): Black Power. Dokumentation. Auswahl, Übersetzung, Vorwort durch Arbeitsgemeinschaft G. u. R. Dutschke, M. Hammer, J. Hoornweg, R. Jacob-Baur, Oberbaumpresse, Berlin August 1967
  • Black Power. Ursachen des Guerilla-Kampfes in den Vereinigten Staaten. Edition Voltaire, Frankfurt am Main 1967, das zwei analysen aus der Sunday Time vom 30. Juli 1967 und The New York review vom 24. August 1967 zugänglich macht, erscheint in der ersten auflage erst im Oktober 1967 und in der zweiten auflage im Juni 1968. Hier besorgte die übersetzung neben Urs Müller-Plantenberg übrigens – Gudrun Ensslin.

1968 gefolgt von:

  • Edward Reavis (Hrsg.): Burn Baby Burn. Die schwarze Revolte. Melzer Verlag, Darmstadt 1968
  • Bernward Vesper (Hrsg.): Malcom X: Schwarze Gewalt. Reden. Michael Schneider: Revolution der Sorache. Sprache der Revolution. Edition Voltaire, Frankfurt am Main 1968

Und in den bürgerlichen verlagen noch haufenweise zu Martin Kuther King etc. Auf die wahrnehmung vor allem auch der Black Panther geh ich erstmal nicht tiefer ein um das hier nicht zu dick werden zu lassen. Aber die US-amerikanische studentenbewegung, die sehr wohl in der Bundesrepublik wahrgenommen wurde, hat sich ja eindeutig zu der bürgerrechtsbewegung verhalten.
@Hybscher: Seriöse belege für den strang antikolonialismus werde ich raussuchen. Ich habe schon seit monaten vor, mir endlich mal die Gilcher-Holtey zu bestellen. Das ist jetzt der anlaß :-) Zum SDS: so weit ich sehe, war der einfluß 65 bis 66 noch sehr begrenzt und wuchs eher langsam. Dutschke und Rabehl mußten sich 66 noch zur wehr setzen, weil sie einem teil des Berliner SDS zu radikal waren. Flapsig ausgedrückt war da halt ne halbtote organisation, die unterwandert und übernommen wurde und die hatten erstmal eine (bundesweite - das ist sehr wichtig) prima infrastruktur (und übrigens auch kohle). Und im SDS wurden viele themen in den arbeitsgruppen vordiskutiert, daraus entstand später dann in den politischen diskussionen jede menge vorteil. Ich seh das so, daß es so ab anfang 1967 (Beispiel: Kommune I) anfängt, daß strukturen und gruppen enstehen, die dem SDS zum teil kritisch gegenüberstehen und wo das auch (wieder: Kommune I) auf ausgeprägter gegenseitigkeit beruht. Du hast schon recht, es gab z.B. noch den SHB und den LSD und die waren auch nicht einflußlos, teils haben die verbände (z.B. dann bei der Springer-Kampagne, oder vorher schon bei Vietnam-sachen) miteinander kooperiert. Ich werde nochmal ein bißchen nachlesen, bin aber recht sicher, daß der SDS zumindest 66 maßgeblich auf die studentenbewegung bis zum 2. Juni 1967 einfluß nimmt. Ob das anfang 1968 noch so stimmt, bezweifel ich. Da hat sich schon vieles verselbständigt. Ich gebe dir aber recht, daß es eigentlich viel zu platt formuliert ist und habe nichts dagegen, die rolle des SDS hier abzuschwächen bzw. nach einer geeigneten formulierung für die wechselwirkung zwischen SDS und bewegung zu suchen. Ich sehe auch, daß von da zwar wichtige impulse kamen, es aber auch andere einflüsse gibt (die eine kurze darstellung, und mehr soll es ja nicht sein, allerdings ganz schön kompliziert machen).
Grüße -- Krakatau 03:37, 2. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Doch noch ein nachsatz, um das mit dem "sanft ändern" aufzulösen: ich bin auch mit den sätzen: In den 1960er Jahren wuchs in der Bundesrepublik eine Generation heran, die das Verhalten ihrer Eltern während des Nationalsozialismus kritisch betrachtete. Der Kapitalismus, das parlamentarische System und die bürgerlichen Lebensformen wurden in Frage gestellt.[1] unzufrieden. Das baut auch nicht richtig aufeinander auf. Daß alles in frage gestellt wird, ist eigentlich das ende vom ganzen, der letzte schritt und nicht (wie man hier das interpretieren könnte) die folge der sogenannten "unbewältigten vergangenheit" (irre formulierung, oder? - zur klarheit: ich zitier bloß :-). Also, mit dem nazi-aspekt zu beginnen ist von mir aus ok, das reicht auch schon bis ganz zum anfang der 1960er jahre. Dann kommt eigentlich: vietnam und massenuniversität (und der ganze hochschulkram dazu). Dann kommt anfang 67 die sache immer mehr ins rutschen, mit dem 2. Juni springt der funke nachdrücklich auf Westdeutschland über (da war das vorher noch nicht so dolle) und spätestens im herbst kann ich das nicht mehr als studentenbewegung sondern nur als APO bezeichnen. Daß am ende, also ende 1969 so ziemlich alles in frage gestellt ist und es die unterschiedlichsten antworten gibt - eine davon eben guerilla - das wäre eigentlich die überleitung zu: Die RAF verstand sich als radikale Avantgarde dieser Opposition... Grüße -- Krakatau 04:19, 2. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Langguth 1983

Auf die schnelle mal noch ein zitat zu rolle und einfluß des SDS:
1961 erschien die bekannte "Hochschuldenkschrift" des SDS, die als eine der Grundlagen der Protestbewegung an den Hochschulen angesehen werden kann.[...] Trotz einer intensiven Strategiediskussion in dem theoretischen Verbandsorgan "Neue Kritik" konnte der SDS zunächst keinen großen Zulauf verbuchen. [...] Die zunächst aus der Trennung von SPD und SDS herrührende Isolation konnte für den SDS im Mai 1964 durch das "Hoechster Abkommen" überwunden werden. Dieses Abkommen wurde zwischen SDS, dem SHB, der Humanistischen Studentenunion (HSU), dem Liberalen Studentenbund Deutschlands (LSD) und dem Bundesvorstand Deutsch-Israelischer Studenten (BDIS) geschlossen. Dieses Abkommen hatte hinsichtlich der weiteren Zusammenarbeit der daran beteiligten Organisationen zwar keine nennenswerte Bedeutung. Es ermöglichte aber dem SDS, seine bisherige Isolation zu überwinden und mit Beginn der ´antiautoritären` Revolte die Führungsrolle innerhalb der Studentenschaft zu übernehmen. (Gerd Langguth: Protestbewegung. Entwicklung - Niedergang - Renaissance. Die Neue Linke seit 1968. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1983, (Reihe: Bibliothek Wissenschaft und Politik Bd. 30) ISBN 3-8046-8617-6, S. 25)
Langguth gilt zwar als eher konservativer Historiker (ehemals Adenauer-Stiftung), ist aber in der wissenschaftlichen welt reputabel. Ich schau mal, ob ich das durch eine zweite quelle noch stützen kann. Unterstreichen will ich, daß Langguth sich hier meines erachtens vor allem auf die Studentenschaft bezieht. Welchen zeitpunkt er mit dem Beginn der ´antiautoritären` Revolte verbindet, muß ich noch nachlesen:-) Grüße -- Krakatau 17:22, 2. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Langguth sieht den beginn des zerfalls, aber auch die größte stärke des SDS schon / erst / anders als ich erst im September 1968:
Der Ausschluß von fünf Angehörigen der "KP-Fraktion" auf der 23, Delegiertenkonferenz des SDS im September 1968 in Frankfurt, die "spalterisch die Aktionseinheit des SDS" gefährdet hatten, weist deutlich nach, daß der Keim der Spaltung bereits innerhalb des SDS vorhanden war, als es sich auf dem Höhepunkt seines politischen Einflusses befand. (Gerd Langguth: Protestbewegung. Entwicklung - Niedergang - Renaissance. Die Neue Linke seit 1968. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1983, (Reihe: Bibliothek Wissenschaft und Politik Bd. 30) ISBN 3-8046-8617-6, S. 44)
Grüße -- Krakatau 17:55, 2. Jan. 2008 (CET) corr -- Krakatau 18:02, 2. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Kukuck 1983

Nochn zitat:
Der Verwendung exotischer Symbolzeichen lag zugrunde eine Identifikation mit den Stadt- und Dschungelguerilla der Dritten Welt, der Reimut Reiche zwar mit der Eingrenzung auf die emotionale Ebene, implizite strategisch-kalkulierte Bedeutung absprach, die nichtsdestoweniger dazu diente, die Studenten, die ins Gewand der "Agenten der Befreiungskriege der Dritten Welt in der Metropole" schlüpften, [Anm. 46] als neues revolutionäres Initiativ-Subjekt aufzubauen. Transmissionsriemen für den Umschlag von der emotionalen Identifikation zur revolutionären Selbstdefinition war das Empfinden der antiautoritären Studenten, eine "unterdrückte und überwältigte Minderheit" zu sein, die ein "Naturrecht auf Widerstand" besitze, "sobald die gesetzlichen Mittel sich als unzulänglich herausgestellt haben." [Anm. 47]
Zwar besteht kaum ein Zweifel daran, daß Marcuse mit dieser Minderheit v.a. die US-amerikanischen Bürgerrechtskämpfer meinte, [Anm. 48] doch hinderte dies die Studenten nicht an der Inanspruchnahme dieses jenen zugestandenen Widerstandsrechts.
[...]
Das Wort von der Herstellung der Dritten Welt in den Metropolen" durch den Schahbesuch am 2. Juni 1967 in Westberlin, ein ziemlich suggestiver Beitrag zur Gewaltdiskussion in der Neuen Linken, [Anm. 53] erhellt die genannte Identifikation.
Identifikation mit den Revolutionären der Dritten Welt bedeutete natürlich nirgendwo naive Gleichsetzung von Studenten und Guerilla. Die Identifikation wurde vielmehr gleichsam analogisch vorgenommen und dialektisch interpretiert: "... die für die Revolutionierung der Welt konstituive Funktion der Dritten Welt muß der historische Materialist aus der einzigartig sozio-ökonomischen Stellung dieser Totalität Armut und Entmenschlichung innerhalb der Weltgesellschaft erkennen. Hier arbeitet die Dialektik der "wirklichen Armut, die im Weltmaßstab durch eine ´Dialektik der richtigen Einsicht´ in den Metropolen der hochkapitalistischen Staaten vervollständigt werden muß, um.. das Bündnis von denkender und leidender Menscheit.. (durchzusetzen)." [Anm. 54]
Anm. 46: Rabehl: Bewegung, S. 165. Der Aufsatz Rabehls ist symptomatisch für die Differenz zwischen Theoretikern der antiautoritären Studentenbewegung untereinander einerseits, und Theoretikern und Bewegung selbst andererseits: Rabehls Aufsatz - einige Monate früher geschrieben als beispielsweise Wolfs Antwort an Habermas (Frank Wolf: Gegen den Schein einer gesicherten Strategie, in: Negt (Hg.) Linke, S. 156-161), ist diesem in der analytischen Selbstkritik weit voraus, nicht zu sprechen von den antiautoritären Studenten insbesondere der westdeutschen Universitäten, die noch 1969 auf "Zerstörungsmärschen" durch die City (so in Hamburg) mit Steinwürfen gegen die Büros von Firmen faschistischer Länder glaubten, den internationalen Klassenfeind zu treffen.
Anm. 47: Marcuse: Toleranz, S. 127
Anm. 48: Vgl. Marcuse: Mensch, S. 267. Habermas hat 1969 auf dieses Mißverständnis hingewiesen (Habermas: Zum Geleit; in: Jürgen Habermas (Hg.): Antworten auf Herbert Marcuse. Frankfurt/M., 1969, S. 9-16, S. 15f.).
Anm. 53: Vgl. dazu Habermas: Geleit, S. 15f.; derselbe: Kongreß, S. 101; Ekkehardt Krippendorff: Zum Verhältnis zwischen Inhalt und Form von Demonstrationstechniken; in: Negt (Hg.): Linke, S. 162-175; S. 170; Claus Offe: Kapitalismus - Analyse als Selbsteinschüchterung; in: Negt (Hg.): Linke; S. 106-112; S. 108
"Wenn sich dem Viet-Cong nicht ein amerikanischer, europäischer und asiatischer Cong zugestellt, wird die vietnamesische Revolution ebenso scheitern wie andere zuvor." (Partisan Nr. I: Vietnam, die Dritte Welt und der Selbstbetrug der Linken; Berlin 1967; zitiert nach und von Rudi Dutschke: Die geschichtlichen Bedingungen für den internationalen Emanzipationskampf; in: Der Kampf des vietnamesischen Volkes und die Globalstrategie des Imperialismus; Reden auf dem Internationalen Vietnam-Kongreß-Westberlin am 17./18. Febr. 1968; Berlin-West, 1968, S. 107-124; S. 123). Anm. 54: Dutschke: Widersprüche, S. 69
(Margareth Kukuck: Student und Klassenkampf. Studentenbewegung in der BRD seit 1967. Verlag Association, Hamburg 1975 ISBN 3-88032-006-3, Kapitel Zur Identifikation der antiautoritären Studenten mit den Revolutionären der Dritten Welt., S. 68 ff.)
Ich hab die anmerkungen mal draußen gelassen, tippe sie aber gerne noch ab doch mit reingenommen. Grüße -- Krakatau 17:49, 3. Jan. 2008 (CET) corr. + erg. anmerkungen -- Krakatau 04:34, 7. Jan. 2008 (CET)Beantworten


Ich frage zu sicherheit mal nach: Ich sehe das so, daß ich im augenblick in der literatur grabe (braucht aber noch ein paar tage) und möglichst seriöse belege beibringe für drei aspekte:

  • einfluß US-amerikanische bürgerrchtsbewegung
  • einfluß antikoloniale befreiungsbewegungen
  • rolle, stellung und einfluß des SDS

und daß ihr zwei das wahrnehmt und mich dann irgendwann stoppt und signalisiert: ok, für diesen aspekt reicht es aus. Und daß wir dann, auf der basis des vorschlags von Hybscher und meines vorschlags, den anfangssatz nach hinten zu packen, uns um die formulierung des ganzen kümmern. Sehe ich das so richtig? Ein ack oder +1 von euch wäre nett. Grüße -- Krakatau 18:04, 3. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Mach mal. Das alles sieht auf den ersten Blick schon sehr gut aus. Hybscher 18:26, 3. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Kursbuch

Ich habe mir das Kursbuch Nr. 1 (Juni 1965) bis Nr. 12 (April 1968) nochmal angesehen. Auf folgende artikel möchte ich hinweisen:
Kursbuch 2 (August 1965):

  • Frantz Fanon: Von der Gewalt.
  • Carlos Fuentes: Rede an die Bürger der USA.
  • Roland Barthes: Afrikanische Grammatik.
  • Dossier 1: Der Iran und sein Wohltäter.
  • Dossier 2: Apardheid als Geschäft.
  • Dossier 3: Entwicklungshilfe oder Ausbeutung? Eine Debatte aus Schweden.
  • Dossier 4: Volkes Stimme. Deutsche Leserbriefe über die Dritte Welt.

Kursbuch 6 (Juli 1966):

  • Detlef Kantowsky: Das Versagen der indischen Landreform.
  • Bo Gustafsson: Versuch über den Kolonialismus.
  • Maurice Dobb: Wirtschafliches Wachstum und unterentwickelte Länder.

Kursbuch 9 (Juni 1967) Vermutungen über die Revolution. Kontroversen über den Protest.

  • Ist die Idee der Revolution eine Mystifikation? Herbert Marcuse antwortet auf vier Fragen. Hier lese ich von Marcuse: Weder der ideologische Schleier der pluralisischen Demokratie noch der materielle Schleier verschwenderischer Produktivität ändert etwas an der Tatsache, daß im Bereich des Spätkapitalismus das Schicksal des Menschen bestimmt ist durch den aggressiven und expansiven Apparat der Ausbeutung und der mit ihm verfilzten Politik. Die in diesem Herrschaftssystem erlaubten und verwalteten Freiheitsrechte vermindern nicht die Gewalt einer Herrschaft, welche die Welt zur Hölle gemacht hat. Gegenwärtig ist die Hölle auf den Schlachtfeldern von Vietnam und den anderen Opferländern des Neokolonialismus konzentriert; dort ist freilich auch die Menschheit konzentriert: nicht unmittelbar, in den Guerillakämpfern, die dem Grauen der Eroberer mit dem Grauen der Verteidigung begegnen, sondern sehr vermittelt, in der Chance, daß sie in ihrer extremen Armut und Schwäche schon seit Jahren die reichste und technisch höchstentwickelte Zerstörungsmaschine aller Zeiten in Schach halten, die innere Grenze des Systems markieren. ´Innere Grenze`, weil es im globalen System des Spätkapitalismus kein Außen mehr gibt; weil selbst die Entwicklung der sozialistischen Länder, bei allem Gegensatz in den Produktionsverhältnissen, dem Zwang der globalen Konkurrenz und den Geboten der Koexistenz gehorcht. Aber jede romantische Idee der Befreiungsfront ist falsch. Der Guerillakampf als solcher stellt keine fatale Bedrohung des Systems dar: auf Dauer kann er der technischen ´Endlösung` nicht standhalten. Das System behält sich die Entscheidung vor, ob und wann es den ´Sieg` durch totale Verbrennung und totale Vergiftung beschließt. Die ´Endlösung` in Vietnam wäre die endliche Sicherung der Macht des Kapitals, das seine Interessen mit Hilfe von Militär- und Besitzdiktaturen weiter ausdehnen und die sozialistischen Länder zu immer anstrengender Verteidigung (oder zu ohnmächtiger Neutralität) zwingen würde. Diese Tendenz kann nur gebrochen werden, wenn der Widerstand der Opfer des Neokolonialismus eine Stütze findet in der ´Gesellschaft im Überfluß`selbst, in der Metropole des Spätkapitalismus und in den von der Metropole in ihrer Selbständigkeit bedrohten schwächeren kapitalistischen Ländern. (Quelle: Ist die Idee der Revolution eine Mystifikation? Herbert Marcuse antwortet auf vier Fragen. In: Kursbuch 9, Juni 1967, Vermutungen über die Revolution. Kontroversen über den Protest. o.p.; zit.n. Kursbuch. Band 1, Kursbuch 1-10, 1965-1967. Reprint. Zweitausendeins, Frankfurt am Main o.J. [1976])

Kursbuch 11 (Januar 1968) Revolution in Lateinamerika.

  • Hier vor allemin dem kapitel: Imperialismus und Revolution in Lateinamerika. die abschnitte: Imperialismus und kapitalistische Entwicklung. und: Internationaler Kontext: China, Cuba, Vietnam.

In Kursbuch 12 (April 1968) Der nicht erklärte Notstand. Dokumentation und Analyse eines Berliner Sommers. lese ich im kapitel Politik an der Freien Universität. (S. 12-20) auf S. 14: Zwischen den Gründungsstudenten und den Studenten von 1967 liegt die Entwicklung eines gegenüber der eigenen Gesellschaft nonkonformen Bewußtseins. Seine Manifestationen wurden mit publizistischen und administrativen Mitteln bekämpft, als es sich gegen die herrschenden Interessen zu wenden begann: gegen die atomare Rüstung, gegen die gesellschaftliche Restauration, gegen den Antikommunismus, der, wie sich nachträglich zeigte, nur zum geringen Teil einmal mit Stalins Politik etwas zu tun hatte, gegen Frankreichs Krieg in Algerien und Amerikas Krieg in Vietnam. Mir ist schon klar, daß es sich hier (obwohl der einfluß des Kursbuches und auch Marcuses wohl unumstritten ist) um indirekte belege handelt und ein saftiges zitat von einem seriösen historiker mehr gewicht hat. Aber das bestärkt mich auf meinem rechercheweg und weil ichs nun mal untersucht habe und eine überarbeitung der lemmata Außerparlamentarische Opposition, Deutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre und 68er-Bewegung ohnehin noch aussteht, mag ich es hier euch mitteilen.
Die Gilcher-Holtey ist mittlerweile bestellt. Interessant finde ich auch: Donatella della Porta: „1968" - Zwischennationale Diffusion und Transnationale Strukturen. Eine Forschungsagenda. In: Ingrid Gilcher-Holtey (Hrsg.): 1968 - vom Ereignis zum Gegenstand der Geschichtswissenschaft. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998 (Reihe: Geschichte und Gesellschaft, Sonderheft 17) ISBN: 3-525-36417-2 Inhaltsverzeichnis (abgerufen 5. Januar 2008)und Rezension von Axel Schildt :bei hsozkult (abgerufen 5. Januar 2008). Da komme ich aber (bisher :-) noch nicht ran. Wollte aber schonmal damit winken - am ende hat es von euch einer im regal? Grüße -- Krakatau 19:17, 5. Jan. 2008 (CET)Beantworten

MAO-projekt

Eigentlich das warten auf Gilcher-Holtey überbrückend (von der ich mir mehr aufschluß verspreche) auf der suche nach der online-fassung von Fichter/Lönnendonker: Kleine Geschichte des SDS, stoße ich in den Online-Publikationen des Archiv "APO und soziale Bewegungen" in Berlin [1] auf das MAO-projekt (Dietmar Kesten / Jürgen Schröder unter Mitarbeit von Dieter Osterloh: Datenbank 'Materialien zur Analyse von Opposition (MAO).). Dort werden in der rubrik Internationales [2] kontinent- und landesspezifisch informationen zu internationalistischen aktivitäten vor allem der K-gruppen zusammengetragen, die im APO-archiv dokumentiert sind. Insofern sind die meisten quellenangaben aus der zeit 1969/70 und danach. Zwei fundstellen Eine fundstelle sind ist aber von belang, die erste zitiere ich zitiere:

  • Algerien: 13.08.1961: Die FU-Dokumentation berichtet von dem heute beginnenden und bis zum 26.8.1961 dauernden Treffen:" 'Afrikanisch-Europäisches Studentenseminar' auf Einladung des VDS auf Schloß Burg an der Wupper mit verantwortlichen Vertretern fast aller afrikanischen studentischen Nationalverbände (von Algerien bis Südafrika) und fast aller westeuropäischer Studentenverbände. Die Diskussionen mit den afrikanischen Vertretern bleiben nicht auf den studentischen Sektor eingeengt, sondern werden im Rahmen des allgemeinen Kampfes der afrikanischen Völker gegen den Kolonialismus geführt. Die afrikanischen Vertreter werfen den Vertretern Englands und Skandinaviens vor, ihr Widerstand gegen die 'Politisierung' entspränge einer gleichgültigen Haltung gegenüber dem Kampf gegen den Kolonialismus. Zumeist bei Stimmenthaltung der traditionell apolitischen Westeuropäer werden (mit Zustimmung des VDS und der französischen UNEF) Resolutionen für das Selbstbestimmungsrecht Algeriens, gegen die portugiesische Kolonialpolitik in Angola, die Rassentrennung in Südafrika und anderes gefaßt. Die Solidarität des VDS mit den afrikanischen Vertretern führt zu deren Zustimmung zu deutschen Anträgen, wie eine Stellungnahme gegen die Methoden der Verhaftung und Verurteilung Dieter Konieckis, eine Aufforderung an die Behörden der DDR, den im Ostsektor wohnenden Studenten den Zugang zu den West-Universitäten zu ermöglichen." =Lönnendonker, S. / Fichter, T.: FREIE UNIVERSITÄT BERLIN 1948-1973. Hochschule im Umbruch Teil III: Auf dem Weg in den Dissens (1957-1964). Berlin .
  • Guatemala: Zahlreiche hinweise zu informationen der Aktion Lateinamerika (ALA), Freiburg seit 1954, siehe besonders die jahre 1965 bis 1967.[3] (gestrichen, die tatsächlichen belege sind erst von 1973)

Grüße -- Krakatau 16:28, 6. Jan. 2008 (CET) korrektur -- Krakatau 16:37, 6. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Fichter/Lönnendonker 1979

Nun habe ich mir mal angesehen: Tilman Fichter, Siegward Lönnendonker: Kleine Geschichte des SDS. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund von 1946 bis zur Selbstauflösung. Rotbuch Verlag, Berlin, 9.—12. Tausend 1979 ISBN 3-88022-174-X, (Erstausgabe 1977) (Online als HTML, abgerufen am 6. Januar 2008) Hier werde ich zumindest hinsichtlich der entwicklung innerhalb SDS reichhaltig fündig, die quelle gilt als seriös. Die belege sind chronologisch geordnet:
Oktober 1950, erstmaliges erscheinen der SDS-Zeitschrift »Unser Standpunkt« als »Mitteilungsorgan des Landesverbandes des Berliner SDS«, bewußtseinslage in der SPD:

  • In dieser bemerkenswerten Horizontverengung spiegelt sich einmal mehr der Realitätsverlust der Berliner SPD — auch der jungen Generation — wider. Der weitaus größte Teil der Funktionäre, aber auch der einfachen Parteimitglieder sah in der alten Reichshauptstadt den Mittelpunkt nicht nur Europas, sondern, man kann sagen, der Welt. Für diese Scheuklappensicht waren Probleme wie Kolonialpolitik, Dritte Welt, Klassenkampf in den westlichen kapitalistischen Ländern, Fragen der marxistischen Theorie, ja sogar die soziale Lage der Studenten in der Bundesrepublik keine brisanten Themen — ganz zu schweigen von Unterdrückung der Frau, Sexualität und Herrschaft oder Antisemitismus. (S. 38)

XIII. o. DK in Mannheim am 22/23. Oktober 1958:

  • Die vom alten Bundesvorstand eingebrachte Resolution über den französischen Kolonialkrieg in Algerien dokumentierte das wachsende antiimperialistische Selbstverständnis des SDS. Die Delegierten traten für das Selbstbestimmungsrecht des algerischen Volkes, für den Abzug aller französischen Truppen und für freie, allgemeine und durch die UN kontrollierte Wahlen in Algerien ein. Die Bundesregierung wurde aufgefordert, den »algerischen Flüchtlingen« ebenso politisches Asylrecht zu gewähren wie den »ungarischen Freiheitskämpfern«. (S. 55)

Kongreß »Für Demokratie — gegen Restauration und Militarismus« 1959 (Anm. 86 zu S. 57):

  • Als erstes von drei Integrations-Seminaren fand am Vortage des Kongresses im Naturfreundehaus Rosenhöhe in Offenbach ein Vorbereitungsseminar »Antagonismen in der kapitalistischen Gesellschaft« statt. [...] Am Abend fand eine Diskussion mit Ruth Fischer über außenpolitische Fragen statt. Ruth Fischer (Elfriede Eisler, 1895—1961), Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ), 1919 Übersiedlung nach Berlin, gehörte dort zum linken Flügel der KPD. [...] Nach dem XX. Parteitag der KPdSU bekannte sich Ruth Fischer erneut zum Sozialismus und ergriff offen Partei für die Politik Nikita Chruschtschows. Ruth Fischer hat 1956 ihr Buch »Von Lenin bis Mao — Kommunismus in der Bandung-Ära« veröffentlicht, das im SDS Grundlage der Diskussion über Kolonialismus, Erziehungsdiktatur, Freiheitsbewegung in Nordafrika, chinesischen Kommunismus etc. war. Ruth Fischer hat Ende der 50er Jahre in der beginnenden Diskussion im SDS über Antiimperialismus eine durchaus richtungweisende Rolle gespielt: ihre Solidarität galt in dieser Frage nicht so sehr den Völkern der Sowjetunion oder der Volksrepublik China, sondern dem aufbrechenden Befreiungskampf der Völker der Dritten Welt. (S. 162)
  • Anm. 91: Vorbild für die Planung und den Ablauf des Kongresses war eindeutig der »Internationale Kongreß gegen koloniale Unterdrückung« im Brüsseler Palais (S. 163) - Genauere angaben zu diesem kongreß, der also 1959 oder früher stattgefunden hat, finde ich hier nicht.

Göttinger Delegiertenkonferenz, 30. Juli bis 1. August 1959:

  • Auf der Göttinger Delegiertenkonferenz vom 30. Juli bis zum 1. August 1959 traten die drei Fraktionen unterschiedlich gerüstet zur vermeintlich entscheidenden Schlacht an. [Fichter/Lönnendonker unterscheiden: Spalter-Fraktion um den Wilhelmshavener Delegierten Werner Hasselbring und den Bonner Ernst Eichengrün, Fraktion um Oswald Hüller, Klaus Rainer Röhl und Ulrike Meinhof, Fraktion [...], die man SDS-Fraktion nennen muß - K.] [...] Die SDS-Fraktion faßte die Gruppen zusammen, die sich seit Mitte der 50er Jahre mit der Rolle der sozialistischen Intelligenz in der bürgerlichen Gesellschaft auseinandergesetzt hatten. Gruppen wie FU Berlin, Universität Frankfurt, Göttingen, Tübingen und Marburg organisierten jetzt Bundesseminare über Funktion von Ideologie und Wissenschaft, Hochschulpolitik, Kritik der politischen Ökonomie und Kolonialismus und Imperialismus. (S. 62)

neue kritik, heft 2, 1960 (Nr. 1 erschien im März 1960):

  • Im Mittelpunkt des zweiten Heftes [der "neue kritik" - K.] stand ein Artikel von Ruth Fischer »Zur Diskussion über das Problem der unterentwickelten Länder«, in dem sie sich mit dem Verhältnis Dritte Welt—Metropolen auseinandersetzte und mit ihrer antikommunistischen Vergangenheit brach. (S. 73)
  • Der neue Bundesvorstand Michael Schumann/Michael Vester sah sich vor die Notwendigkeit gestellt, in Zukunft in dreiwöchigem Abstand die neue kritik nur noch als hektographiertes Informationsblatt herauszugeben, um zunächst einmal den Kontakt zwischen den einzelnen Gruppen nicht abbrechen zu lassen. Die Papierqualität war zwar schlecht, aber schon in der zweiten Nummer der »neue kritik-informationen« zeichnet sich der Versuch ab, eine theoretische Vereinheitlichung des Verbandes in Angriff zu nehmen. [Anm. 124] (S. 73) Dazu die Anm. 124 zu Seite 73: Wichtigstes außenpolitisches Thema des Verbandes war der Freiheitskampf der FLN in Algerien. Zusammen mit der Arabischen Studentenvereinigung, dem LSD und dem Internationalen Studentenbund (ISSF) führte der SDS Arbeitskreise, Pressekonferenzen, Demonstrationen und Flugblatt-Aktionen u. a. in Bonn, Freiburg, Tübingen, Berlin, Kiel und München gegen die französische Kolonialpolitik durch. Die Veranstaltungen des SDS an der Hochschule für bildende Künste in West-Berlin und an der Universität Kiel wurden durch die Polizei verhindert. (S. 172)

18. Dezember 1964, Tschombé-demonstration:

  • Als am 19. Dezember 1964 die Zeitungen berichteten, daß in West-Berlin am Vortage mehr als 600 deutsche und schwarzafrikanische Studenten aus beiden Teilen der Stadt unter der Leitung des SDS die Ketten der Bereitschaftspolizei durchbrochen und innerhalb der Bannmeile des Schöneberger Rathauses den damaligen kongolesischen Ministerpräsidenten Moise Tschombé mit Eiern und Tomaten beworfen hatten [Anm. 120], fragten sich viele verwundert: »SDS — gibt's den denn noch?« In der Tat hatte man seit Herbst 1961 kaum etwas von den sozialistischen Studenten gehört, nur an den geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Hochschulen kannte man die SDSler sehr genau. Waren sie es doch, die am Ende der Ära Adenauer allgemein akzeptierte Autoritäten respektlos in Frage stellten — und das auf einem theoretischen Niveau, das auch konservativen Professoren unmöglich machte, sich der Diskussion zu entziehen, ohne vor der Studentenschaft ihr Gesicht zu verlieren. (S. 72)

Anm. 120 zu S. 72, Tschombé-demonstration:

  • Peter Mosler schreibt die Unwahrheit, wenn er — von wem auch immer informiert — diese Feder der FDJ an den Hut steckt. Vgl. Peter Mosler, Was wir wollen, was wir wurden — Studentenrevolte zehn Jahre danach, Hamburg 1977, S. 11. Nicht die FDJ, sondern Genossen der »Anschlag-Gruppe«, des »Internationalen Arbeitskreises« und des »Afrikanischen Studentenbundes« hatten erstmalig in einer vorher geplanten »direkten Aktion« die Spielregeln der formalen Demokratie bewußt durchbrochen. Ihr Ziel war Aufklärung über den Neokolonialismus im Kongo und — das war der Unterschied zur FDJ - Selbstaufklärung in der Aktion. (S. 170)

Vietnam-Semester in Berlin 1965:

  • Am 26. Oktober 1965 wurde der SDS-AStA Lefèvre/Damerow mit 33 zu 22 Stimmen bei 2 Enthaltungen gestürzt. Lefèvre und Damerow hatten im August 1965 einen Aufruf »Frieden für Vietnam« unterschrieben, der sich gegen die US-Intervention in Vietnam richtete. Initiator des Aufrufes war der SED-nahe »Ständige Arbeitsausschuß für Frieden, nationale und internationale Verständigung, West-Berlin«. Nach einer zweimonatigen Kampagne der Springer-Presse unter dem Motto »AStA auf SED-Kurs« sah der SHB seine Chance, dem Berliner SDS den Bruch des Höchster Verbändeabkommens heimzuzahlen und wählte zusammen mit den Rechten den AStA ab. Dennoch unterstützte der SHB-AStA mit Niels Kadritzke als erstem und Gerd Börnsen als zweitem Vorsitzenden im Wintersemester 1965/66 alle vom SDS-Landesverband Berlin initiierten Aktivitäten gegen den amerikanischen Krieg in Vietnam (z. B. eine Ausstellung von Bildern und Dokumenten, Filmveranstaltungen, wöchentliche Presseschauen, Podiumsdiskussionen und Demonstrationen). Seit Anfang 1965 beschäftigte sich der Arbeitskreis »Südvietnam«, eine Gruppierung um die SDS-Mitglieder Jürgen Horlemann, Peter Gang und Klaus Gilgenmann mit der sozio-ökonomischen, politischen und militärischen Situation in Vietnam seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Dadurch entstand aber auch schon eine Art Spezialistentum für Vietnam — so wie es schon Spezialisten für Hochschulpolitik und Apartheid-Politik in Südafrika gab —, und die Mitglieder des SDS delegierten die Beantwortung aller Fragen aus den jeweiligen Spezialgebieten an die entsprechende Gruppe. (S. 89)
  • Die geographisch-politische Lage Berlins wird bewußt ins Spiel gebracht. Die Kritik des SDS richtete sich hier nicht abstrakt gegen den Neokolonialismus, sondern konkret gegen eine der drei westlichen Schutzmächte. Der SDS war sich darüber im klaren, daß Berlin einer der letzten Orte auf der Welt war, wo sich die Bevölkerung fast ausnahmslos mit der Politik der Vereinigten Staaten identifizierte. Gerade dadurch wurde Berlin aber auch für die Innenpolitik der USA zum neuralgischen Punkt. Denn wenn in Berlin die Intelligenz gegen den amerikanischen Krieg in Vietnam auf die Straße ging, dann fühlten sich die konservativen Kreise in den Vereinigten Staaten von ihren letzten Freunden verlassen. Durch eine gezielte Eskalation der Kampagne gegen die amerikanische Kriegführung in West-Berlin sollte die Anti-Kriegs-Bewegung in den USA massiv unterstützt werden. So das interne Konzept des Berliner SDS. (S. 90)

Vietnam-Kongreß 22. Mai 1966 (nicht zu verwechseln mit dem Vietnamkongreß am 17. Februar 1968 in Berlin):

  • Am 22. Mai 1966 fand dann endlich nach langem Hin und Her der SDS-Kongreß »Vietnam — Analyse eines Exempels« in der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität statt. Das Hauptreferat hielt der 1933 nach Amerika emigrierte marxistische Philosoph der Frankfurter Schule, Prof. Dr. Herbert Marcuse. An diesem Kongreß nahm eine repräsentative Auswahl der europäischen linken Intelligenz teil. Wolfgang Abendroth, Norman Birnbaum, Bo Gustafsson, Jürgen Habermas, Oskar Negt, Theo Pirker, Ronny Zillia-cus, Claude Bourdet, Heinz Brandt u. a. Die über 2200 Teilnehmer, Professoren, Gewerkschaftler und Studenten, verabschiedeten fast einstimmig die Schlußerklärung: »1. Der Vietnamkrieg ist ein nationaler und sozialer Befreiungskampf der südvietnamesischen Bevölkerung und zugleich ein Akt politischer Notwehr...2. Der Vietnamkonflikt ist keine zufällige Einzelerscheinung, sondern ein Modellfall für ähnliche — bereits sich entfaltende Konflikte in den halbkolonialen Agrarländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas... (S. 97)

Kritik von Habermas anfang Juni 1968:

  • Zwei Tage nach Annahme der Notstandsgesetze [30. Mai 1968 - K.] forderte Jürgen Habermas in einer Rede vor einem vom »Verband Deutscher Studentenschaften« (VDS) einberufenen Schüler- und Studentenkongreß in der Mensa der Frankfurter Universität den SDS zu einem inhaltlichen Streitgespräch heraus. [...] drittens — und hier meinte er mehr die Weiterentwicklung der Marxschen Theorie durch Lenin und Luxemburg — die traditionelle imperialistische Ausbeutung der Länder der Dritten Welt durch die Industrienationen werde mehr und mehr abgelöst durch strategische Abhängigkeit und wachsende Unterprivilegierung der einstmals kolonialisierten Völker. Die im SDS noch immer gepflegte Imperialismustheorie sei damit hinfällig. (S. 138)

Grüße -- Krakatau 18:55, 6. Jan. 2008 (CET)Beantworten

hi krakatau und hybscher
da ich grad nicht die zeit finde mich an komplexeren diskussionen zu beteiligen, wollte ich meinen kommentar von oben mal insoweit abschwächen und relativieren, daß er nachwievor kein veto ist :-) und meine unklarheit bezüglich der bürgerrechtsbewegung dahingehnd ausgeräumt wurde, daß ich panther, move, malcom, attica usw. nicht unmittelbar zur bürgerrechtsbewegung gezählt hätte (sondern eher die studies die durch den süden ziehen und sich von weisen farmern verprügeln lassen im auge hatte + martin l.k.) - aber das mein pov gewesen wäre, da man die bürgerrechtsbewegung auch auf die radikalen flügel ausweiten muß, als notwendige radikalisierung und als zuspitzung der inner-us-amerikanischen konflikte. wollt das nur schenll loswerrden bevor ich es wieder vertriefe :-) Bunnyfrosch 16:30, 7. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Nirumand 1998

Ist angekommen, lieber Bunnyfrosch. Aber ich teile Hybschers sicht, daß es dem artikel guttut, alles vernünftig zu belegen. Noch immer auf Gilcher-Holtey wartend, habe ich eine erfreulich kritische rückschau von Bahman Nirumand gefunden. Ich zitiere also aus Bahman Nirumand: »Dritte Welt«. In: Christiane Landgrebe, Jörg Plath (Hrsg.): '68 und die Folgen. Ein unvollständiges Lexikon. Argon Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-87024-462-3, S. S. 25–28:
Diese Solidarität, die allgemein den Angehörigen der Länder der sogenannten Dritten Welt schwärmerisch entgegengebracht wurde, entsprang nur bei wenigen aus politischer Einsicht und Überzeugung. Sie entsprang bei den meisten einem Romantizismus, sie spiegelte die exotischen Sehnsüchte einer zornigen, rebellierenden Jugend wider, die dem eigenen Dasein entfliehen wollte und nach Weggefährten Ausschau hielt. Die Jugendlichen waren entschlossen, sich um jeden Preis von dem erschreckenden Muff der Nachkriegszeit zu befreien, mit der Vergangenheit, mit der Geschichte ihrer Eltern zu brechen, der Wohlstandsgesellschaft und ihrer Konsumgeilheit eine Alternative entgegenzusetzen, die verkrustete Ordnung, die irrationale Autorität des Staates, der Universität, der Schule zu zerschlagen. Sie wollten vor dieser Geselschaft fliehen und suchten Zuflucht in einer ferngelegenen, fremden Welt: bei den Befreiungsbewegungen der sogenannten Dritten Welt und später bei religiösen Sekten. Es war ein Streich der Geschichte, daß sich die Modernisierung Deutschlands, die meiner Meinung nach durch die Revolte der 60er Jahre eingeleitet wurde, zumindest teilweise über die für unterentwickelt gehaltenen Länder vollzog.
Aus Kuba und Bolivien, Algerien und Mosambik, Palästina, Iran und Vietnam wurde der Aufbruch einer neuen Epoche verkündet, die Zerschlagung der mordenden, von Herrenmenschen beherrschten alten Geselschaft zugunsten eines autonomen Lebens in Freiheit und Unabhängigkeit. Dieses große Versprechen, das nie und nirgends eingehalten wurde, verführte zur Nachahmung. Die Verherrlichung der Gewalt als Mittel zur Befreiung, die Legitimierung des bewaffneten Kampfes veranlaßte manche, auch in den Metropolen des Kapitals Guerilla-Organisationen zu bilden. »Mach kaputt, was euch kaputt macht« war die Parole. Wer hätte damals voraussehen können, daß die überschwengliche Zuwendung der Jugend Westeuropas zu den Befreiungsbewegungen der Länder der »Dritten Welt« wenige Jahre später in bittere Enttäuschung münden würde, die so groß ist, daß sich heute kaum noch jemand unter den ehemals Begeisterten – von heutigen Jugendlichen gar nicht zu reden – für das Schicksal jener Millionen interessiert, denen man einst eine uneingeschränkte Solidarität entgegenbrachte.
[...]
Das romantische Engagement für die Befreiungsbewegungen der Länder der »Dritten Welt« ließ viele gegenüber den Realitäten nicht nur dieser Länder, sondern auch der eigenen Gesellschaft blind werden. »Zwei, drei viele Vietnams« riefen wir auf dem Berliner Kurfürstendamm. Diese schwärmerische Hingabe, verbunden mit der den Deutschen eigentümlichen Gründlichkeit, wurde bekanntlich vielen zum Verhängnis. (S. 25f.)
Grüße -- Krakatau 16:59, 8. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Krahl 1988 (eigentlich: 1968)

Einen schönen kontext zu Nirumand (1998) finde finde ich bei: Hans-Jürgen Krahl: Angaben zur Person. In: Carsten Seibold (Hrsg.): Die 68er. Das Fest der Rebellion. Droemer Knaur, München 1988 ISBN 3-426-03927-3 S. 187–201.
Die rede wurde frei gehalten, als Krahl zusammen mit Günter Amendt und K. D. Wolff im jahr 1968 in Frankfurt am Main angeklagt war wegen protesten gegen die verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den senegalesischen präsidenten I. S. Senghor während der Frankfurter Buchmesse. Krahl skizziert zunächst seine geistig-politische entwicklung über den Ludendorffbund, die Junge Union und CDU in Alfeld (Leine), die christliche kirche, eine schlagende verbindung, auseinandersetzung mit den schriften von Martin Heidegger und leitet zu seinem eintritt 1964 in den SDS über:
Nachdem mich die herschende Klasser rausgeworfen hatte, entschloß ich mich dann auch, sie gründlich zu verraten, und wurde Mitglied im SDS. Im SDS erfuhr ich zum erstenmal, was es heißt: Solidarität – nämlich Verkehrsformen herausbilden, die sich aus den Unterdrückungen und Knechtungen der herrschenden Klasse lösen. Im SDS haben wir zum erstenmal erfahren, daß es in der Dritten Welt eine greuelhafte Unterdrückung gibt von seiten der USA und des Systems, das sie repräsentieren. [...] Im SDS haben wir zum erstenmal erfahren, was es heißt, daß es heute überhaupt noch Ausbeutung gibt. Ausbeutung und Unterdrückung sind sicherlich nicht unmittelbar identisch. Was wir in der Dritten Welt erfahren, ist offene, brutale, terroristische Unterdrückung. Was wir hier als Ausbeutung erfahren, ist im hohen Grade verschleiert [...] Und gerade in Hinblick auf diesen Prozeß, in dem es sicherlich um die Dialektik von Ausbeutung in den spätkapitalistischen Industrienationen einerseits und unmittelbarer Unterdrückung andererseits in den Kolonien und den im Elend und Hunger gehaltenen Ländern der Dritten Welt geht, möchte ich Sartre zitieren. (S 191)
[...]
Die Solidarisierung mit den sozialrevolutionären Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt war entscheidend für die Ausbildung unseres antiautoritären Bewußtseins. Denn dort liegt die Unterdrückung offen zutage; dort ist sie noch nicht verschleiert durch einen schon etalierten bürgerlichen Tauschverkehr. So lehrte uns die Dritte Welt einen Begriff kompromißloser und radikaler Politik, der sich von der sich von der seichten, prinzipienlosen bürgerlichen Realpolitik absetzt. Che Guevara, Fidel Castro, Ho Tschi Minh und Mao Tse-Tung sind Revolutionäre, die uns eine politische Moral kompromißloser Politik vermittelten, die uns zweierlei ermöglichte: Erstens konnten wir uns absetzen von der Politik der friedlichen Koexistenz, wie sie von der Sowjetunion selbst schon realpolitisch verkommen betrieben wird, und zweitens konnten wir den Terror, den die USA und in ihrem Gefolge auch die Bundesrepublik in der Dritten Welt ausüben, identifizieren. (S. 193)
Grüße -- Krakatau 18:26, 8. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Langguth 2006 & Becker/Schröder 2000 (zur position Dutschkes)

13.02.1966 Berlin. Landesvollversammlung des SDS Berlin. Das Hauptreferat hält Rudi Dutschke über die Hauptthesen von Franz [sic! - Krakatau] Fanon. Ausgehend von der „Focus-Theorie“ (Che Guevara, Régis Debray) entwickelt Dutschke die These, daß auch in den hochindustrialisierten Metropolen die objektiven Bedingungen für die Revolution durch den Focus geschaffen werden könnten.
(Thomas P. Becker, Ute Schröder (Hrsg.): Die Studentenproteste der 60er Jahre. Archivführer, Chronik. Bibliographie. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2000. ISBN 978-3-412-07700-6, S. 104)

Langguth geht darauf in einem artikel über das verhältnis Rudi Dutschkes zu gewalt und guerillastrategie etwas ausführlicher ein:
Vermutlich im Jahr 1964, also zu einem Zeitpunkt, als er mit anderen Mitgliedern der sogenannten „Subversiven Aktion“, unter anderen Dieter Kunzelmann, über eine revolutionäre Strategie diskutierte, bezeichnete Dutschke den SDS, dem er mit anderen Kombattanten aus der „Subversiven Aktion“ erst im Januar 1965 beitrat, in einem Diskussionsbeitrag als „Gelegenheitsprodukt der revolutionären Ebbe der Nachkriegszeit“. Mikrozellen in Hamburg, Bremen, Köln und Nürnberg, vielleicht auch in einigen weiteren Städten, sollten diesen Zustand beenden. Zudem sollte „praktisch-theoretische und koordinierte Zusammenarbeit mit allen revolutionären Gruppen in der Welt“ den SDS revolutionieren. Nach Dutschkes Auffassung sollte ein „Druck von innen“, der in den Industriegesellschaften durch die Befreiung des Menschen von der repressiven Arbeit entstehe, durch „Druck von außen“ begleitet werden. Gemeint war der revolutionäre Kampf in den Entwicklungsländern.
[...]
1966 kam es im SDS unter dem Einfluß Dutschkes und anderer Mitglieder der sogenannten „Viva-Maria-Gruppe“ zu einer intensiven Debatte über das Thema Gewalt. Im Zusammenhang mit einer Plakataktion [Ein in der nacht des 3. Februar 1966 zeitgleich in Berlin und München geklebtes plakate gegen den vietnamkrieg mit der aufschrift Erhard und die Bonner Parteien unterstützen Mord. (vgl. Thomas P. Becker, Ute Schröder (Hrsg.): Die Studentenproteste der 60er Jahre. Archivführer, Chronik. Bibliographie. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2000. ISBN 978-3-412-07700-6, S. 102ff.) - Krakatau] beschrieb Rudi Dutschke am 13. Februar 1966 in einem Referat den theoretischen Standort dieser Gruppe, präzisierte die Verbindung zwischen Dritter Welt und den hochindustrialisierten kapitalistischen Ländern und sagte unter anderem: „Der Kampf der Vietcong oder der MIR in Peru sind unsere Kämpfe, müssen bei uns tatsächlich über rationale Diskussion und prinzipiell illegale Demonstrationen und Aktionen in bewußte Einsicht umfunktionalisiert werden – eine riesige, fast unlösbare Aufgabe.“
Dutschke plädierte an diesem Tag unter dem Titel „Fokustheorie in der dritten Welt und ihre Neubestimmung in den Metropolen“ für die Übertragung von Che Guevaras Guerrilla-Theorie auf die Verhältnisse in Deutschland, vor allem in West-Berlin. Als „das schwächste Glied“, von dem aus mit dem „langen Marsch durch die Institutionen“ begonnen werden sollte, machte er die Universität aus. Sie bildete für ihn einen „Fokus“, von dem aus „kleinste homogene Guerrilla-Einheiten“ ihren Ausgang nähmen, die in einem langen Prozeß die „Aufstandsphase der Revolution“ einleiteten. Dafür sollte ein „urbaner militärischer Apparat“ aufgebaut werden, bestehend aus Parallelorganisationen der „Selbstverteidigung“ und sogenannten „T.u.Son.-Gruppen“. Mit ihnen sollte irgendwann zur „Konteroffensive“ übergegangen werden. Was sich hinter den Buchstaben „T.u.Son.“ verbirgt, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Dutschkes ehemaliger Weggefährte Bernd Rabehl fragt sich heute allerdings, ob die Abkürzungen „T.“ und „Son.“ nicht für „Terror“ oder „Technik“ und für „Sondergruppen“ oder „Sondierungsgruppen“ standen.
Langguth verweist hierzu auf vehement(e) kontroverse diskussionen auf einem SDS-seminar in Oberreifenberg (Taunus) im März 1966 zwischen den Anhängern orthodox-marxistischer Standpunkte, den Vertretern „klassischer“ linkssozialistischer SDS-Positionen, die nicht zum gewaltsamen Umsturz bereit waren, und den Befürwortern der Konzeptionen Dutschkes und Rabehls. Im folgenden geht er auf die Bundesdelegiertenkonferenz des SDS in Frankfurt am Main vom 4. bis 8. September 1967 ein:
Dutschke und Krahl riefen die SDS-Mitglieder dazu auf, sich als „Sabotage und Verweigerungsguerrilla“ zu formieren, und erläuterten, warum der Kampf gegen staatliche Autoritäten notwendig sei: „Die Agitation in der Aktion, die sinnliche Erfahrung der organisierten Einzelkämpfer in der Auseinandersetzung mit der staatlichen Exekutivgewalt bilden die mobilisierenden Faktoren in der Verbreiterung der radikalen Opposition und ermöglichen tendenziell einen Bewußtseinsprozeß für agierende Minderheiten innerhalb der passiven und leidenden Massen, denen durch sichtbar irreguläre Aktionen die abstrakte Gewalt des Systems zur sinnlichen Gewalt werden kann. Die ,Propaganda der Schüsse' (Che) in der ,dritten Welt' muß durch die ,Propaganda der Tat' in den Metropolen vervollständigt werden, welche eine Urbanisierung ruraler Guerrilla-Tätigkeit geschichtlich möglich macht. Der städtische Guerrillero ist der Organisator schlechthinniger Irregularität als Destruktion des Systems der repressiven Institutionen.“
Alledings, um keine fehlinterpretation aufkommen zu lassen, konstatiert Langguth auch zuvor:
Dutschkes gewaltbereite revolutionäre Strategie war nicht identisch mit der Theorie der späteren RAF. Diese mußte vielmehr nach seiner Ansicht scheitern, weil sie den militärischen Kampf mit den „Herrschenden“ suchte und eben nicht die Stadtguerrilla-Strategie eingeschlagen hatte.
Und in seinem schlußabsatz merkt Langguth weiterhin an:
Die Vielfalt der Achtundsechziger-Bewegung darf nicht nur auf den Terrorismus reduziert werden. Doch bleibt richtig: Zu den Auswirkungen der Studentenrevolte gehören nicht nur eine Geringschätzung der liberalen Demokratie und eine Relativierung des Rechtsstaates, sondern auch eine Enttabuisierung und Befürwortung der Gewalt bis hin zum Terrorismus. Die Gewalt wurde zunehmend als eine taktische Frage eingeschätzt, die von der „Reife des Klassenkampfes“ abhing.
(Gerd Langguth: Propaganda der Tat. In: FAZ , 14. November 2006 [4], aberufen am 9. Januar 2008)
Grüße -- Krakatau 02:13, 9. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Kraushaar 2006

Ich lese in: Wolfgang Kraushaar: Entschlossenheit: Dezisionismus als Denkfigur. Von der antiautoritätren Bewegung zum bewaffneten Kampf. In: Wolfgang Kraushaar (Hrsg.): Die RAF und der linke Terrorismus. Band 1, Edition Hamburg, Hamburg 2006, ISBN 3-936096-65-1, S. 140–156:
[...] eine Große Koalition zwischen CDU/CSU und SPD [war] inzwischen an der Macht, mit Kurt Georg Kiesinger als Kanzler und Willy Brandt als Außenminister. Da die Opposition innerhalb des Bundestages stark geschwächt war, bildete sich eine von Gruppen der Neuen Linken getragene außerparlamentarische Bewegung heraus. Im Kern wurde sie von einer sich radikalisierenden Studentenbewegung dominiert, deren Motor der SDS war. Was zunächst an der Freien Universität in West-Berlin begann, sprang eines Todesfalls [gemeint ist Benno Ohnesorg - Krakatau] wegen auf die Bundesrepublik über und ergriff in einem einzigen Sturmlauf Hochschulen und Universitäten. (S. 141)
[...]
Kein anderer Protagonist hat das Politikverständnis der 68er-Bewegung so sehr geprägt wie [...] Rudi Dutschke. [...] Für ihn begann der Durchbruch mit einer Formveränderung politische Opposition. Die Demonstration gegen den Besuch des für die Ermordung seines Amtsvorgängers Patrice Lumumba verantwortlichen kongolesischen Ministerpräsidenten Moise Tschombé vom Dezember 1964 in West-Berlin hat er später einmal als den »Beginn unserer Kulturrevolution« bezeichnet. (S. 143)
[...]
Die zweite maßgebliche Station auf diesem Weg war die ebenfalls von Dutschke initiierte Plakataktion »Amit raus aus Vietnam!« im Februar 1966. (S.143)
[...]
stattdessen ging er in die Offensive und trug auf den nachfolgenden SDS-Landesversammlung eine weitgespannte theoretische Rechtfertigung der Plakataktion vor, die er als Keimform des antiimperialistischen Kampfes begriff. Für ihn stand die Integration der studentischen Oppositionsbewegung in die Phalanx der verschiedenen Guerillabewegungen der Dritten Welt im Vordergrund. Auf Krieg und Unterdrückung durch imperialistische Staaten wie die USA sollte nun auch in den Metropolen der industrialisierten Staaten »mit prinzipiell illegalen Demonstrationen und Aktionen« reagiert werden. [Anm. 14: Rudi Dutschke, Die Widersprüche des Spätkapitalismus und ihr Verhältnis zur Dritten Welt, in: Uwe Bergmann u.a., Rebellion der Studenten oder Die neue Opposition, Reinbek 1968, S. 63.] (S.143)
Grüße -- Krakatau 15:10, 10. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Kraushaar 2001

Ich lese in: Wolfgang Kraushaar: Denkmodelle der 68er-Bewegung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. B 22-23 /2001. [5]
Es waren drei grundlegende Kritiken, die den Kanon an neugewonnenen Überzeugungen bestimmten: der Antifaschismus, der Antikapitalismus und der Antiimperialismus. Die erste Kritik richtete sich gegen die Nichtauseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, die zweite gegen eine auf Ausbeutung und sozialer Ungerechtigkeit basierende Wirtschaftsordnung und die dritte gegen die Unterjochung der Länder der Dritten Welt durch die der Ersten und Zweiten. Die Verzahnung dieser drei Metakritiken verband Ende der sechziger Jahre die unterschiedlichsten Tendenzen und Fraktionen in SDS und APO miteinander: den antiautoritären mit dem traditionalistischen Flügel, die undogmatischen mit den dogmatischen Strömungen und bis zu einem gewissen Grad sogar die reformistischen mit den revolutionären Kräften. Sie bildeten eine zwar widersprüchliche, im Zuge bestimmter Mobilisierungen jedoch auch handlungsfähige Einheit. [6]
[...]
Als 1966 die deutsche Übersetzung des Bandes [Frantz Fanons "Die Verdammten dieser Erde" - Krakatau] erschien, konzentrierten sich die stärksten Hoffnungen der radikalen Studenten noch auf Lateinamerika. Hier gab es mit Kuba das Beispiel einer scheinbar erfolgreichen Revolution und mit den Operationen von Guerillakämpfern in Bolivien und Venezuela zeitweilig die Aussicht auf ein Übergreifen des revolutionären Prozesses auf den südamerikanischen Kontinent [48] . Mit Elementen der Imperialismustheorien von Luxemburg, Lenin und Bucharin versuchte man im SDS zur selben Zeit den Nachweis zu erbringen, dass die Kapitalakkumulation auch in den Entwicklungsländern zur Proletarisierung führen müsse [49] . Absicht war es, einen ökonomischen Rahmen zu skizzieren, der die Unabhängigkeitsbewegungen in der Dritten und die Oppositionsbewegungen in der Ersten Welt in einem global gedachten Revolutionskonzept miteinander verband.
Im Zuge der Eskalation des Vietnamkrieges hat schließlich der Vietcong die lateinamerikanischen Befreiungsbewegungen in ihrer Vorbildfunktion mehr und mehr zu ersetzen vermocht. Es waren führende SDS-Mitglieder wie der Westberliner Jürgen Horlemann, die die wichtigsten Analysen des Vietnamkrieges vorlegten [50] . Der Krieg, den die Großmacht USA in Südvietnam angeblich im Namen der Freiheit ausfocht, war mehr als nur eine Tausende von Kilometern entfernte Hintergrundkulisse - er war in den Köpfen der 68er allgegenwärtig. Nach einer Plakataktion, die unter der Losung "Amis raus aus Vietnam!" stand, hatte der SDS bereits im Februar 1966 in West-Berlin eine militante Demonstration gegen die Bombardierung der vietnamesischen Zivilbevölkerung mit Napalm durchgeführt; in ihrem Verlauf war der Straßenverkehr durch einen Sitzstreik lahmgelegt und das Amerikahaus mit Eiern beworfen worden. [7]
Grüße -- Krakatau 15:38, 10. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Hierlmeier 2006

Bei Josef (Moe) Hierlmeier: Internationalismus. Eine Einführung in seine Ideengeschichte – von den Anfängen bis zur Gegenwart. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2. erw. , überarb. u. akt. Aufl. 2006 (Reihe: Theorie.org) ISBN 3-89657-594-5 lese ich:

Wie schon der Verweis auf die APO der 60er Jahre zeigt, ist die neue Bewegung [ „neue internationale Protestbewegung“, bezogen auf Neoliberalismus, IWF, Weltbank, WTO - Krakatau] nicht aus dem Nichts entstanden, sondern steht im Schnittpunkt zahlreicher Kontinuitäten der internationalistischen Vorläuferbewegungen. Dazu gehört selbstverständlich der alte Internationalismus der Arbeiterbewegung sowie der Neue Internationalismus seit den 60er Jahren. (S. 8)
[...]
Der Internationalismus der Arbeitergewegung hatte nach dem Nationalsozialismus aufgehört zu existieren. Nur noch Wenige engagierten sich in internationalistischen Kampagnen wie der Algerien-Solidarität. Bei ihr stand die praktische Hilfeleistung im Vordergrund. Erst mit der StudentInnenbewegung der 60er Jahre gewann der Internationalismus auch wieder theoretisch an Bedeutung (Balsen/Rössel 84). Mehr noch: Er war einer ihrer zentralen Bestandteile. Internationalismus und «68» bildeten eine Einheit und müssen deswegen auch so behandelt werden. (S. 23)
[...]
Die Protestbewegung gegen den Vietnam-Krieg formierte sich in einer hochgradig aufgeladenen Situation. Für die APO schien der Faschismus global geworden zu sein. Gerade deshalb war Internationalismus für die AktivistInnen der Studentenrevolte kein Anhängsel ihrer innenpolitischen Praxis, sondern Erste, Zweite und Dritte Welt bildeten eine untrennbare weltweite Totalität. [...] Gerade weil es in den Industrieländern keine Opposition mehr gab und verdinglichte Bewußtseinstrukturen vorherrschten, spielte die Dritte Welt für die Emanzipationskonzepte der Aktivistinnen eine entscheidende Rolle. Für Marcuse war die Opposition in den «Entwicklungsländern» die «letzte und entscheidende Gegenkraft». Und für Oskar Negt bestimmte der Zusammenhang zwischen der innergesellschaftlichen Oppositionsbewegung und den Brfreiungsbewegungen der Dritten Welt das Selbstverständnis der Neuen Linken. [...] Nur durch die Berücksichtigung der weltweiten Totalität und hier insbesondere der Länder der sog. Dritten Welt war überhaupt ein Begriff von Emanzipation möglich. Nur vor dem Hintergrund dieses Totalitätsverständnisses konnte die sog. Dritte Welt eine derart wichtige Rolle im Bewusstsein der AktivistInnen einnehmen, wie es später nie mehr der Fall sein sollte. (S. 33f.)
[...]
Das tiefe Wissen um die Herr-Knecht-Problematik schien vom Proletariat auf die nationalen Befreiungsbewegungen der sog. Dritten Welt übergegangen zu sein. Diese entwickelten in der Auseinandersetzung mit ihren Unterdrückern einen neuen Revolutionsbegriff. Der «revolutionäre Volkskrieg» kehrte die alte Auffassung vom Gang der Revolution um. Die Revolution in der sog. Dritten Welt werde «nach ihrem Sieg auf die hochindustrialisierten Länder übergreifen» schreiben Gäng/Reiche (9) in ihrem einflussreichen Buch «Modelle der kolonialen Revolution». Wo immer möglich, wollte man dieser abstrakten Einsicht auch in den Industriestaaten konkrete Taten folgen lassen. Eine erste Möglichkeit für konkrete Proteste eröffnete sich beim Besuch des kongolesischen Ministerpräsidenten Moise Tschombé Ende 1964 in Berlin. (S. 35f.)
Grüße -- Krakatau 03:55, 15. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Balsen/Rössel 1986

Hierlmeier 2006 bezieht sich anfangs auf: Werner Balsen, Karl Rössel: Hoch die Internationale Solidarität. Zur Geschichte der Dritte Welt-Bewegung in der Bundesrepublik. Köner Volksblatt Verlag, Köln 1. Aufl. Juni 1986 ISBN 3-923243-21-9. Hier lese ich:

Die ab Mitte der sechziger Jahre anwachsende Vietnam-Solidaritätsbewegung wurde zum zentralen Kristallisationspunkt der außerparlamentarischen Opposition. Sie stützte sich auf zwei Säulen der zunächst weitgehend innenpolitischen Opposition, die in der ersten Hälfte der sechziger Jahre Bedeutung gewannen: An den Universitäten (vor allem im West-Berlin) war dies in erster Linie der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS). Außerhalb der Universitäten und in den anderen westdeutschen Städten waren es vor allem die Personen, Gruppen und Organisationen der „Ostermarschbewegung“, die ab 1960 gegen Militarisierung, Atombewaffnung und später auch gegen die Notstandsgesetze antraten.
Es gab dabei durchaus Überschneidungen, weil auch der SDS sich an den Ostermärschen beteiligte. In beiden „Bewegung“ bestanden zudem personelle Querverbindungen zu ehemaligen Aktivisten der „Algerien-Generation“. (S. 116)
[...]
Die erste Stellungnahme der „Kampagne für Abrüstung“ zum Vietnamkrieg war ein offener Protestbrief am 19.12.1964 an die US-Regierung, in dem die Bombenangriffe auf Nordvietnam kritisiert wurden. [...] 1966 bildeten sich erste Vietnam-Komitees von Mitgliedern der Kampagne oder ihr angeschlossenen Organisationen. Damit wollte man vor allem zu einer „punktuellen Aktionseinheit“ auch mit Liberalen und Sozialdemokraten gegen gegen den Vietnamkrieg kommen, denen die Unterstützung der Kampagne wie ihrer Vietnam-Aktionen von ihren Parteiführungen nach wie vor untersagt blieb. [...] Vor allem die Auseinandersetzung um den Vietnamkrieg führte zu einer „völligen Neuinterpretation der Geschichte des Kalten Krieges und der Verantwortung der westlichen Politik für diese Konfrontation“ [Anm. 11, S. 590: Werkmeister, Frank, Die Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg in der Bundesrepublik Deutschland (1965-1973), Dissertation an der Universität Marburg/Lahn 1975, S. 155] (S. 119f.)
[...]
Im März [1965, nach der Tschombé-Demonstration am 18. Dezember 1964 - Krakatau] folgte eine SDS-Demonstration gegen eine Südafrika-Werbe-Woche. Doch ab 1965 war Vietnam das internationale Thema des SDS wie der Ostermarschbewegung und damit der gesamten außerparlamentarischen Opposition der sechziger Jahre. (S. 126)
[...]
[...] Das hatte eine ganz andere Dimension als bei der Algerien-Solidarität. Die Auseinandersetzungen waren viel intensiver für alle von uns, für die Jüngeren, aber auch für die Älteren.“ (Klaus Vack: »Mit Vietnam ist etwas explodiert.« In: Balsen/Rössel 1986, S. 127ff.)
[...]
„Das Engagement gegen die amerikanische Vietnampolitik (wurde) zu einem verbindenden Element der internationalen Studentenbewegung. Ausdruck dieser Tatsache (war) die Gründung eines ´westdeutschen Studentenkomitees für den Frieden in Vietnam´ am 27. Februar 1966. Bis zum zweiten Zusammentreffen am 23. Mai 1966 traten diesem Komitee 26 Studentenorganisationen aus allen westeuropäischen Ländern – mit Ausnahme Spaniens und Portugals – bei.“ (Jürgen Miermeister, Jochen Staadt (Hrsg.): Provokationen. Die Studenten- und Jugendrevolte in ihren Flugblättern 1965–1971. Luchterhand Verlag, Darmstadt, Neuwied 1981, (Reihe: Sammlung Luchterhand 322) ISBN: 3-472-61322-X (falsche ISBN), S. 72, zit. n. Balsen/Rössel 1986, S. 150)
[...]
In der fast einstimmig verabschiedeten Schlußerklärung dieses Kongresses [„Vietnam – Analyse eines Exempels“ am 21. Mai 1966 an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt am Main – Krakatau] heißt es: „1. Der Vietnamkrieg ist ein nationaler und sozialer Befreiungskampf der südvietnamesischen Bevölkerung und zugleich ein Akt politischer Notwehr... 2. Der Vietnamkonflikt ist keine gefällige Einzelerscheinung, sondern ein Modellfall für ähnliche, bereits sich entfaltende Konflikte in den halbkolonialen Agrarländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas... “ [Anm. 51, S. 591: Miermeister/Staadt 1981, S. 73f.] (S.151)
[...]
Das Dritte Welt-Engagement der Studentenbewegung in dieser Zeit [Mitte 1966 – Krakatau] blieb zwar immer hauptsächlich auf Vietnam konzentriert, bezog aber auch zunehmend andere Themen und Länder mit ein. (S. 152)
Grüße -- Krakatau 03:59, 15. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Rabehl 1969

Die Tschombé-Demonstration hatte gerade im Verhalten der politischen Institutionen den Zusammenhang zwischen Dritte Welt und Metropolen umrissen; der Zusammenhang von disziplinierter und manipulierter Gesellschaft, mit steigender Tendenz zur ´Formierung´ in den kapitalistischen Ländern, und der Intervention der stärksten imperialistischen Weltmacht als Wortführer des Kapitalismus gegen alle Befreiungsbewegungen, die umfassende militärische und wirtschaftliche Unterstützung halbfeudaler oder faschistischer Regime wurde offensichtlich. Der theoretische Ansatz der Kritik der spätkapitalistischen Gesellschaft, wie er in den Seminaren und Arbeitskreisen der oppositionellen Studentenschaft erarbeitet wurde, erhielt seine Bestätigung. (Bernd Rabehl: Von der antiautoritären Bewegung zur sozialistischen Opposition. In: Uwe Bergmann, Rudi Dutschke, Wolfgang Lefèvre, Bernd Rabehl: Rebellion der Studenten oder Die neue Opposition. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1968 (Reihe: rororo-aktuell 1043), S. 160ff., zit. n. Balsen/Rössel 1986, S. 125f.)
Grüße -- Krakatau 04:07, 15. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Gilcher-Holtey 2005 (eigentlich: 2001)

Mittlerweile liegt endlich vor: Ingrid Gilcher-Holtey: Die 68er Bewegung. Deutschland – Westeuropa – USA. Verlag C. H. Beck, München, 3. Aufl. 2005 (Erstauflage 2001), ISBN 3-406-47983-9. Zunächst noch ein zitat zum zusammenhang mit US-bürgerrechtsbewegung (der rest kommt dann bald nach):

Die Entkoppelung des Emanzipationskampfes vom Proletariat verleiht der jungen Intelligenz ein Mandat, als neues „revolutionäres Subjekt“ in die sozialen Auseinandersetzungen einzugreifen. Der Verzicht auf Organisation des neuen Trägers der Emanzipation sowie das Selbstverständnis als Bewegung, die durch Mobilisierung Druck auf das gesellschaftliche Institutionensystem ausübt, machen die Neue Linke offen und anschlußfähig für eine Vielzahl von Protestströmungen von der Antiatom- und Abrüstungsbewegung über die Bürgerrechtsbewegung bis zur Antikolonialbewegung. So wirken innerhalb der 68er Bewegung in den USA Studentenbewegung, Antivietnamkriegsbewegung und Civil Rights Movement zusammen, in der Bundesrepublik Ostermarschbewegung, Opposition gegen die Notstandsgesetze und Studentenbewegung. (S.16)
[...]
Die Students for a Democratic Society hatten sich nach der Verabschiedung des 'Port Huron Statements' [im Sommer 1962 – Gilcher-Holtey bezieht sich hier auf die zeit bis 1964/65 – Krakatau] einerseits projektorientierter Stadtteilarbeit zugewandt, d.h. in Ghettos Hilfe zum Aufbau der Selbsthilfeorganisationen geleistet, andererseits an Kampagnen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung mitgewirkt, die darauf zielten, die Rassensegregation in Bussen, Restaurants und Zügen zu beseitigen oder die schwarze Bevölkerung der Südstaaten in Wählerlisten zu registrieren, um deren Teilnahme am politischen Prozeß zu ermöglichen. (S. 25)
[...]
Bis 1965 überwiegt unter den amerikanischen SDS die Orientierung an der Bürgerrechtsbewegung, wie sie von der von Martin Luther King geführten Southern Christian Leadership Conference (SCLC) und dem Committee for Racial Equality (CORE) repräsentiert wird. Diese Orientierung sowie die Zusammenarbeit der SDS und zhalreicher Aktivisten der Free Speech Movement mit der schwarzen Studentenorganisation SNCC beruhen auf der Annahme, die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung könne überwunden werden [...]. (S. 32)
Grüße -- Krakatau 04:10, 15. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Revertbegründung

Meine Änderungen wurde rückgängig gemacht, was ich nicht verstehe. Ich habe jetzt wieder revertet. Worte wie "angeblich" oder "nach offiziellen Angaben" sind suggestiv. Es gibt aber keinerlei Beweise für dolche Theorien. Das könnte in einem Unterabsatz oder -lemma Verschwörungstheorien zur RAF oder so abgehandelt werden. Das die RAF-Leute sich selbst getötet haben, ist jedoch im Hauptartikel als bewiesen zu betrachten. Quellen wurden hier genannt und stehen ausführlichst im Artikel. Außerdem gibt es Aussagen diverser ehemaliger RAF-Terroristen, das die Selbstmorde geplant waren und die Waffen dafür eingeschmuggelt worden. Ich finde die Sachlage ist eindeutig und Wikipedia sollte nicht wie ein Forum herumspekulieren, wenn da offensichtlich nichts dran ist.--HushHushMagazin 14:58, 13. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Smoking Joe, dir wurde die weitere Teilnahme an diesem Projekt untersagt. Und zwar mehrmals. Bitte unterlasse deine ständige Penetration.-- Lamento5 16:08, 7. Feb. 2008 (CET)Beantworten


Mord-Mythos wurde ohne Belege wieder eingefügt, wieso?

Dieser Abschnitt: Führende Mitglieder der ersten Generation starben zwischen 1976 und 1977 im Hochsicherheitstrakt der JVA Stuttgart nach offizieller Darstellung durch Suizid. Am 9. Mai 1976 starb Ulrike Meinhof. Laut offiziellen Berichten hatte sie sich mit einem in Streifen gerissenen Handtuch selbst am Zellenfenster erhängt. Nach dem Scheitern des Versuchs der zweiten RAF-Generation, die verbliebenen Gefangenen im sogenannten Deutschen Herbst freizupressen, begingen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in der sogenannten Todesnacht von Stammheim am 18. Oktober 1977 laut Gutachten Selbstmord. Raspe und Baader erschossen sich danach mit Waffen, die von Rechtsanwalt Arndt Müller eingeschmuggelt worden wären. wurde durch Formulierungen, wie "nach offiziellen Angaben" verwässert. Außerdem wurden die Belege für den Waffenschmuggel entfernt. Beides wird nicht mit Quellen belegt oder auch nur auf der Diskussionseite begründet. Die Selbstmorde sind nun mal bewiesen und das sollte dann hier auch exakt so stehen.--79.229.82.16 11:30, 28. Jan. 2008 (CET)Beantworten

Smoking Joe, dir wurde die weitere Teilnahme an diesem Projekt untersagt. Und zwar mehrmals. Bitte unterlasse deine ständige Penetration. -- Lamento5 22:58, 6. Feb. 2008 (CET)Beantworten

Tod

Ich habe auf der Diskussionsseite von Todesnacht von Stammheim schon begründet. Hinzufügen möchte ich: Ich sehe hier eine eindeutige Quellen- und Sachlage. Ich habe versucht die ewige Diskussion um den Tod der RAF-Spitze in einem möglichst neutralen Satz zu erfassen. Die neuesten Erkenntnisse waren finde ich gut dargestellt, aber sie sind quellenlos, das ist schlecht. Es kann aber nicht sein, dass eine ganze Reihe von Urteilen oberster Gerichte und zehn genannte schwere Quellen mal eben als unglaubwürdig dargestellt werden und nur eine Mini-quelle, auch noch der Rechtsanwalt eines der Toten und die Aussage einer Beteiligten, dann die einzige Begründung dafür sein soll. Ich finde jetzt ist es ziemlich neutral. Ausserdem sollte darauf geachtet werden dass nicht bei Baader und hier relativiert wird in anderen Wikipedia-Artikeln aber klar gesagt und belegt wird, dass es sehr wohl Selbstmorde waren.--ولة إسرائيل 13:11, 4. Feb. 2008 (CET)Beantworten

Mord an RAF-Häftlingen - Kanzler Schmidt

„Kanzler Schmidt wurde 1977 zum Mord an RAF-Häftlingen gedrängt Politiker wollten auf diese Weise Schleyer-Drama "lösen"

In einem Gespräch mit dem französischen Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing sagte Schmidt demnach, von ihm werde "von allen Seiten, sogar von Politikern verlangt, Geiselerschießungen an den inhaftierten Terroristen vorzunehmen". Er stehe unter starkem Druck überwiegend seitens der Opposition, aber auch aus dem eigenen Lager und aus weiten Kreisen parteipolitisch nicht gebundener Bürger.“

Quelle: http://derstandard.at/?id=3246773 Siehe auch: http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,538748,00.html

Selbtmord, mal wieder

ich habe mal wieder diese Relativierungen rausgeworfen - die Gefangenen, da ist sich die Forschung sicher, haben sich selbst umgebracht. Niemand innerhalb der Forschung bezweifelt das (ansonsten bitte: Belege). Wir hatten dieses Thema bereits 100 Mal, also bitte auch die Diskussionen hier und im Archiv nachvollziehen. Danke.--schreibvieh muuuhhhh 17:12, 12. Apr. 2008 (CEST)Beantworten

  1. http://www.rote-hilfe.de/rhz/rhz199704/rhz497001.html Interview mit Irmgard Möller aus dem Jahr 1997
  2. Butz Peters: RAF, Terrorismus in Deutschland. S. 268/9; ISBN