Schwaben
Der Begriff Schwaben tritt in den folgenden Bedeutungen auf:
- Abgeleitet aus dem Germanischen Volksstamm der Sueben. In den romanischen bzw. lateinischen Quellen wird dieser Volksstamm auch als Alemani bezeichnet, woraus sich der Begriff Alemannen ableitet. Alemannen und Schwaben sind also ein und dasselbe.
- Begriffsverwirrung um die Begriffe "Schwaben" und "Alemannen": Um sich von den "bundesdeutschen" Schwaben abzugrenzen, wird der Begriff Schwaben bzw. Alemannen in der Schweiz nur noch für die Baden-Württemberger bzw. abfällig für alle (Bundes-)Deutschen benutzt. In Bezug auf die Fasnet wird hier der Begriff "schwäbisch-alemannisch" verwendet. Der Begriff "Schwäbisches Meer" für den Bodensee ist seit dem Unabhängigkeitskrieg der Schweiz (Schwabenkrieg) verschwunden und wird heute nur noch in Teilen Baden-Württembergs benutzt. Aus ähnlichem Grund distanzierte sich auch das Badische Herrscherhaus mit einigem Erfolg, um sich der ständigen Annektionsgefahr seitens Württembergs zu entziehen und um dem Staat Baden eine gewisse Daseinsberechtigung (als eigenständige Nation) zu geben. So sind auch noch heute aus der Sicht vieler Badener nur die Württemberger Schwaben, sie selber aber Badener. Hier wird also - aus Unwissenheit oder Bösartigkeit - der politische Begriff 'Baden' dem Stammesbegriff 'Schwaben' gegenübergestellt. Deutlich wird dies z.B. daran, dass es keinen 'badischen' Dialekt gibt. Im schwäbischen Teil Bayerns (Regierungsbezirk Schwaben) wird dagegen der Begriff Schwaben sehr gern benutzt, um sich vom altbaierischen und fränkischen Teil Bayerns abzugrenzen. Die Bevölkerung im österreichischen Vorarlberg benutzt zwar nicht den Begriff "Schwaben", aber bezeichnet sich auch gerne als österreichische Alemannen.
- Schwaben ist die heutzutage hauptsächlich vom Dialekt her definierte Bezeichnung für die Bewohner des Schwabenlandes, jener Region im Südwesten Deutschlands, die sich auf die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg verteilt. Innerhalb Baden-Württembergs bewohnen die Schwaben einen Großteil des ehemaligen Landes Württemberg, während im nördlichen Teil Württembergs eher Franken wohnen. In Bayern sind die Schwaben überwiegend im Regierungsbezirk Schwaben (siehe unter Ziff. 2) vertreten. Der Name leitet sich vom germanischen Stamm der Sueben ab, die diese Region im 3. Jahrhundert besiedelten. Teile dieses Stammes zogen später nach Nordspanien weiter, wo sie bis zur Eroberung durch die Mauren das heutige Galicien beherrschten. Gewisse Eigenständigkeiten dieser Region lassen sich noch bis auf die suebische Zeit zurückführen.
- Im Bundesland Freistaat Bayern gibt es einen Bezirk Schwaben als kommunale Gebietskörperschaft und einen Regierungsbezirk Schwaben als staatlichen Verwaltungsbezirk. Beide sind für das gleiche Gebiet zuständig, haben jedoch sehr unterschiedliche Aufgaben.
- In der Schweiz verwendet man den Begriff Schwaben abwertend für alle Deutschen, was auf die Zeit des Schwabenkrieges zurückgeht. Auch im Elsaß werden bestimmte Eigenheiten mancher Deutscher als Schwoowweziich (Schwabenzeug) bezeichnet, was unter anderem daher rührt, dass man ihnen während ihrer Zeit als Reichslande 1870-1918 versucht hat, die schwäbische Kehrwoche nahezubringen.
- Bezeichnung für eine deutschstämmige Minderheit im Nordosten Rumäniens mit dem Zentrum Temeswar, siehe Banater Schwaben.
- Donauschwaben bezeichnet eine deutschstämmige Minderheit in der Vojvodina (heute Teil von Serbien), Slawonien (Kroatien) und Südungarn. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Donauschwaben aus der Vojvodina vertrieben oder kamen in jugoslawischen oder sowjetischen Arbeitslagern ums Leben.
- Davon abgeleitet werden die Deutschen (oft auch Österreicher) noch heute im ehemaligen Jugoslawien scherzhaft-salopp, selten auch abwertend, als Schwaben (Švabi) bezeichnet.
- Was man heute fälschlicher Weise Badenern an den Kopf wirft, ist in Wahrheit ein Schimpfwort gegen Schwaben: Gelbfüßler. Ursprünglich wurde das Schimpfwort Gelbfüßler auf die Schwaben zumeist von ihren bayerischen Nachbarn angewendet. Im Volksbuch von den Sieben Schwaben ist einer der Sieben der Bopfinger Gelbfüßler. Seinen Namen verdankt er der Anekdote, nach der die Bopfinger eine Ladung Eier, um mehr im Wagen unterzubringen, mit bloßen Füßen platt traten. Bopfingen liegt auf der Ostalb; Urschwaben.http://omnibus.uni-freiburg.de/~post/gelbfues.html
Geschichte
Im frühen Mittelalter waren aus den im Siedlungsgebiet der Alemannen vorherrschenden punktuellen, ortsbezogenen Einflussbereichen flächige Gebietsherrschaften geworden. Über eine lange Zeit stritten die Welfen und die Staufer um die Vorherrschaft, die schließlich die Staufer für sich entscheiden konnten: staufische Gebiete umklammerten quasi die welfischen. 1191 starb der letzte Herzog Welf VI. in Memmingen, aufgrund seines Testaments fielen die welfischen Flächen an den staufischen Herzog Philipp von Schwaben.
Unter Kaiser Friedrich II. wurde das staufische Hausgut, zu dem auch das Herzogtum Schwaben gehörte, Krongut der staufischen Kaiser. Während der Zeit des Interregnums von 1250 bis 1273 waren die einzelnen Teilherrschaften Schwabens praktisch herrenlos und verwalteten sich selbst. Als 1273 Rudolf I. von Habsburg deutscher Kaiser wurde, schrieb er viele der Regierungsprivilegien schwäbischer Städte und Stifte als Reichsfreiheit fest.
Die meisten dieser freien Reichsstädte, Reichsstifte und anderen kleinen Herrschaften hatten bis zur Mediatisierung bzw. Säkularisation nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 bestand.
Zur Geschichte des Herzogtums Schwaben (915-1258) siehe Schwaben (Herzogtum).
Siehe auch: Oberschwaben, Schwäbische Dialekte, Schwäbische Eisenbahn, Oberschwäbische Barockstraße, Schwäbische Bäderstraße, Kaukasiendeutsche.
Schwäbische Persönlichkeiten: Thaddäus Troll, Willy Reichert, Oscar Heiler, Walter Schultheiß, Werner Veith, Oscar Müller, Willy Sailer.
Literatur
- Thaddäus Troll: Deutschland deine Schwaben. Vordergründig und hinterrücks betrachtet. rororo 1970