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Alfeld (Leine)

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Wappen Karte

Hilfe zu Wappen
Deutschlandkarte, Position von Alfeld (Leine) hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Regierungsbezirk: Hannover
Landkreis: Hildesheim
Geografische Lage: 51° 59′ n. Br.
9° 50′ ö. L.
Höhe: 50 m ü. NN
Einwohner: 23.000 (2003)
Postleitzahl: 31061
Vorwahl: 05181
Kfz-Kennzeichen: HI
Adresse der Stadtverwaltung: Marktplatz 1
31061 Alfeld
Offizielle Website: www.alfeld.de
E-Mail-Adresse: info@stadt-alfeld.de
Politik
Bürgermeister: Karl-Heinz Duwe
Marktplatz
Marktstraße

Alfeld (Leine) ist eine Stadt im Landkreis Hildesheim im südlichen Niedersachsen. Die Stadt liegt an der Leine, eingebettet in die Landschaft des Leineberglandes und ist geprägt von Fachwerkbauten, die nach verheerenden Stadtbränden der Vergangenheit allerdings überwiegend dem 19.Jahrhundert entstammen und in ihrer überwiegenden Zahl architekturgeschichtlich wertlos sind.

Hervorzuheben unter den Fachwerkbauten ist allerdings die Lateinschule von 1610, ein beeindruckendes Bauwerk der sogenannten Deutschen Renaissance. Die Lateinschule ist mit zahlreichen Schnitztafeln geschmückt, deren Bildprogramm ein umfassendes Bild der Bildungsinhalte des Späthumanismus vermittelt. Zahlreiche symbolische Bezüge der Darstellungen verweisen auf den pansophischen Zeithintergrund des frühen 17. Jahrhunderts, also der Zeit eines Jakob Böhme oder eines Johann Valentin Andreae, so die Darstellung der "chymischen Hochzeit" und die Jakobsleiter. Bemerkenswert ist insofern auch das so genannte Planetenhaus, das nach einer früher am Gebäude angebrachten Inschrift 1608 erbaut sein dürfte. Dieses weist zwei Schnitzplattenreihen auf, welche Darstellungen der sieben Planeten und der fünf Sinne zeigen. Die Gegenüberstellung von Planeten bzw. Metallen und dem menschlichen Körper ist vor dem Zeithintergrund als Darstellung der Entsprechungslehre von Mikrokosmos und Makrokosmos zu lesen. Am Planetenhaus findet sich auch ein Schnitzfries mit der Darstellung des Einhorn und zweier Fabelwesen, vermutlich handelt es sich hierbei um Apothekersymbolik. Der urkundliche Nachweis einer Apotheke im Planetenhaus ist jedoch - trotz Hinweisen auf das Vorhandensein einer Einhornapotheke im Alfeld des 17.Jahrhunderts - bislang nicht gelungen. Weitere mit Schnitzplatten verzierte Gebäude in Alfeld waren das anfang des 20. Jahrhunderts abgebrannte Kaland-Haus aus dem späten 16. Jahrhundert(einzelne Platten sind erhalten und werden in der als Heimatmuseum genutzten Lateinschule aufbewahrt) und ein weiteres Gebäude am Marktplatz, dessen Schnitzplatten aber bereits gegen Ende des 19.Jahrhunderts entfernt wurden. Letzeres ist charakteristisch für die in Alfeld auch heute noch anzutreffende Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Geschichte, die zum Beispiel 2004 mit dem Abriss eines Bürgerhauses aus dem Jahr 1471 zu Tage trat.

Bemerkenswert unter den älteren Bauten ist sicherlich auch das löblich und perfekt renovierte Rathaus, das sich in seinem heutigen Erscheinungsbild - seit 1586 - als ein Bau der Weserrenaissance darstellt. Spuren früherer gotischer Baustufen sind noch zu erkennen, so ein (überformter)gotischer Treppengiebel im Westen.

Weiterhin ist bemerkenswert die gotische Hallenkirche St. Nicolai, die bereits 1205 Archidiakonatskirche war und heute – seit 1543 evangelisch – als Stadtkirche Alfelds die Hauskirche des Alfelder Superintendenten ist.

Die Reformation wurde von Dr. Bugenhagen in Alfeld eingeführt.

Der ursprüngliche Hauptaltar der St.Nicolai-Kirche, die ursprünglich dem Stadtpatron, dem Heiligen Nikolaus und der Heiligen Jungfrau Maria geweiht ist, steht heute in der Minoritenkirche in Köln, wohin ihn - über den Umweg des Kunsthandels - ein früherer Superintendent für einige Silberlinge verschacherte. Der Frevler soll, nachdem ihm der wahre Wert des hochgotischen Marienaltars bekannt wurde, das Schicksal seines Vorbildes Judas geteilt haben. Möge der Herr sich seiner erbarmen. Das Schicksal des Altars und seines Verkäufers ist exemplarisch insbesondere für den Umgang der Alfelder Kirche mit den ihr anvertrauten kunsthistorischen Kostbarkeiten, dem zahlreiche Altäre und Epitaphe zum Opfer fielen. Von der ursprünglich reichen Innenausstattung der St.Nicolai-Kirche ist hervorzuheben ein frühgotisches Triumphkreuz aus dem ersten Drittel des 13.Jahrhunderts. Vielleicht das einzige Kunstwerk von Weltkunstrang in Alfeld.

Im Spätmittelalter erhielt Alfeld eine Stadtbefestigung (Wall ud Mauer) mit vier Stadttoren. Einer der Stadttürme ist bis heute erhalten (Fillerturm), der Rest der Stadtbefestigung ist bis auf unbedeutende Reste im Ende des 19. Jahrhunderts Parkanlagen gewichen.

Architekturgeschichte manifestiert sich in dem 1910 bis 1915 von Walter Gropius entworfenen Gebäude der Fagus-Werke in Alfeld. Dieser Fabrikbau gilt als ein richtungsweisendes Werk der modernen Architektur. Zahlreiche weitere, zum größten Teil in Privathand befindliche Bauten des großen Walter Gropius sind in und um Alfeld vorhanden, aber so gut wie unbekannt. Viele von diesen sind bereits durch die derzeitigen Eigentümer bis zur Unkenntlichkeit umgebaut worden. Die komplette, von Gropius entworfenen Inneneinrichtung einer Alfelder Industriellenvilla wurde von den Nachfahren der ursprünglichen Besitzer in Monaco auf einer Versteigerung verhökert, weil in Alfeld selbst sich nicht die erforderlichen DM 100.000 für den Ankauf des kulturgeschichtlich unschätzbar wertvollen Ensembles durch die öffentliche Hand aufbringen ließen.

Einschließlich der Ortsteile Brunkensen, Dehnsen, Eimsen, Föhrste, Gerzen, Hörsum, Imsen, Langenholzen, Limmer, Lütgenholzen, Röllinghausen, Sack, Warzen, Wettensen und Wispenstein hat Alfeld rund 22.000 Einwohner.

Die Stadt gehörte zu den kleinsten Städten in der Hanse.

Alfeld trat im Jahr 1426 in den Sächsischen Städtebund ein. So wurde die Stadt, die im 14. und 15. Jahrhundert durch den Handel mit Bier, Hopfen, Leinwand und Leinengarn reich geworden ist, indirekt zu einer Hansestadt.

Heute nimmt Alfeld regelmäßig am Hansetag teil, der in Erinnerung an die Tradition der Hanse seit 1980 einmal im Jahr veranstaltet wird.

Bekannt war Alfeld in der Vergangenheit durch seine Industrie. Alfeld galt als die "Stadt der Spezialitäten". Hervorzuheben sind Alpenveilchenzucht (Fa. Binnewies) und Tierhandel( Fa. Ruhe und Fa. Reiche), Papierindustrie (Papierfabrik heute zugehörig zum Sappi-Konzern) und die Schuhleisten (Behrens/ Fagus).

Weiterhin ist die Stadt durch Ihre qualifizierten Malerbetriebe bekannt und bekannt geworden. Besondere Aufmerksamkeit gewinnt hier Günther Nitz, der sich in Alfeld als Malermeister und Restaurator an einer Vielzahl von Werken verewigt hat, heute aber bereits im Ruhestand verweilt. Von einem Wandgemälde an Alfelds Nordapotheke über eine gewaltige Landschaft am Rücken eines Gebäudes am Walter-Gropius Ring bis hin zur Sanierung des Alfelder Spielzeugmuseums (Eine der Alfelder "Spezialitäten") findet man heute zahlreiche Spuren dieses Mannes in Alfelds Antlitz. 2002 verlieh die Alfelder Zeitung Günther Nitz in einem Artikel den Trivialtitel "Rembrandt von Alfeld". Eine Ehrerbietung für einen langjährigen Bürger der Stadt. Günther Nitz verstarb am Abend des 20.Januar 2005 in seiner Wohnung durch einen Herzinfarkt im Alter von 76 Jahren.

Commons: Category:Alfeld (Leine), Germany – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien