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Petróleos de Venezuela

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Logo PDVSA
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Die Petróleos de Venezuela S. A. (PDVSA) ist die größte Erdölgesellschaft Lateinamerikas und Venezuelas größter Exporteur. Sie wurde 1976 im Zuge der Verstaatlichung der Erdölindustrie des Landes gegründet.

Produktion und Reserven

Die PDVSA fördert Erdöl vor allem im Orinoco-Gürtel. Ein weiteres Fördergebiet befindet sich bei Maracaibo, der zweitgrößten Stadt Venezuelas. Daneben werden auch Erdgas und Kohle gefördert sowie Petrochemikalien hergestellt. Petróleos de Venezuela raffiniert Öl, exploriert neue Quellen und vermarktet Rohstoffe und Produkte.

Laut Geschäftsbericht förderte PDVSA 2007 2,9 Millionen Barrel Rohöl täglich, was dem Grossteil der Gesamtproduktion Venezuelas von 3,15 Mio. entspricht; das maximale Förderpotential wird auf 3,6 Mio. angegeben. Die Reserven sind mit derzeit über 99 Milliarden Barrel angegeben (verglichen mit einer Gesamtförderung von ca. 61,5 Milliarden Barrel im Zeitraum 1914 bis 2007).[1]

Wirtschaftliche Entwicklung

PDVSA hatte 2007 einen konsolidierten Umsatz von 96,2 Mrd. US$ (2006: 99,3 Mrd. US$) und einen operativen Gewinn (EBIT) von 25,9 Mrd. US$ (2006: 23,5 Mrd. US$), der Jahresüberschuss 2007 betrug 6,3 Mrd. US$, nach Abzug einer Abgabe von 14,1 Mrd. US$ für soziale Projekte des Landes und Körperschaftssteuern von 5,0 Mrd. US$.[1]

Beobachter sehen die Gefahr, dass dem Unternehmen durch die hohen Abgaben an den Staat nicht mehr genügend Mittel zur Investition in die eigenen Produktionsanlagen zur Verfügung stehen, um das derzeitige Förderniveau aufrecht zu erhalten.[2][3] Laut offiziellen Statistiken lag die Gesamtproduktion von Rohöl 1997 bei 2,4 Mio. Barrels täglich und ist auf 3,1 Mio. im Jahre 2006 und 3,15 Mio. im Jahre 2007 gestiegen.[1] Das tatsächlich geförderte Volumen liegt laut Experten jedoch bei ca. 2,4 Mio.[4]

Beteiligungen

  • Citgo Petroleum Corporation, USA 100%: PDVSA erwarb 1986 einen 50 % Anteil beim Benzinvertreiber Citg; 1990 wurden die restlichen 50% erworben. Seitdem ist PDVSA der grösste Anbieter für Benzin und weitere Erdölprodukte in den USA.
  • Ruhr Oel GmbH 50%, seit 1983 ein Gemeinschaftsunternehmen mit BP Deutschland (ursprünglich mit der VEBA Oel AG), das vier Raffinerien (Gelsenkirchen, Neustadt, Karlsruhe und Schwedt), sowie zwei petrochemische Anlagen (Gelsenkirchen and Münchmünster) in Deutschland betreibt
  • Nynas Petroleum, Schweden 50%
  • Neste Oil, Finnland 50%
  • Bahamas Oil Refining Company (BORCO), PDVSA gehört deren Öltanklagerterminal
  • Hovensa LLC Raffinerie, Amerikanische Jungferninseln, Joint Venture mit Amerada Hess Corp.
  • Isla Raffinerie, Curaçao, geleast

Die Politik der venezolanischen PDVSA

Im Dezember 2002 stoppten PDVSA-Manager und Mitarbeiter die Ölförderung für 2 Monate um den venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez zum Rücktritt zu zwingen. Die Regierung ersetzte daraufhin 19.000 Mitarbeiter durch loyales Personal. Die PDVSA ist seither auch ein politisches Werkzeug der venezolanischen Regierung. Seit dem Jahr 2003 werden PDVSA Einnahmen dazu genutzt, Sozialprogramme in Venezuela direkt zu finanzieren; diese Ausgaben beliefen sich im Jahr 2007 auf etwas über 14 Milliarden US$.

Im November 2005 einigten sich die PDVSA und die Regierung des US-Bundesstaats Massachusetts auf ein Projekt, das Bedürftigen in Boston während der Wintermonate um 40 % verbilligtes Heizöl über Citgo zukommen ließ. Weitere Verträge wurden mit Staaten und Städten im Nordosten der USA, wie der New Yorker Bronx, Maine, Rhode Island, Pennsylvania, Vermont and Delaware geschlossen. Das Programm hatte einen Umfang von 1,2 Mio Barrel. Auch in den darauffolgenden Wintern 2006/2007 und 2007/2008 unterstützte Citgo Bedürftige in den USA mit 40 % verbilligtem Heizöl. Das Programm hatte im Winter 2007/2008 einen Umfang von 425,6 Millionen Litern.[5]

Nach dem Einfrieren ihrer Vermögenswerte von zwölf Milliarden Dollar durch ein britisches Gericht, stoppte das Unternehmen im Februar 2008 den Rohöl-Verkauf an den US-Konzern ExxonMobil und setzte die Geschäftsbeziehungen aus. Hintergrund ist die von Hugo Chávez vorangetriebene Verstaatlichung der Ölfelder, bei der die ausländischen Ölgesellschaften so viele ihrer Anteile an die venezolanische PDVSA verkaufen müssen, dass PDVSA auf einen Mehrheitsanteil von mindestens 60 % kommt. Exxon hatte sich geweigert, seine Anteile abzugeben und dagegen vor Gerichten in den USA, Großbritannien und den Niederlanden geklagt.[6]

Am 18. März 2008 hat jedoch dieses Gericht die Sanktionen gegenüber der PDVSA aufgehoben, darunter auch das Einfrieren der Vermögenswerte von 12 Mrd. US-Dollar. Außerdem muss Exxon der PDVSA die Kosten des Rechtsstreits erstatten.[7] Der Richter urteilte, dass solche Sanktionen nur bei starken Indizien hinsichtlich eines schweren internationalen Betruges üblich seien. In diesem Fall gäbe es aber keinerlei Anzeichen für einen Betrug seitens der venezolanischen Ölgesellschaft. Außerdem erachtete er britische Gerichte als nicht zuständig, da die PDVSA weder eine britische Gesellschaft ist, noch Niederlassungen oder Bankkonten in Großbritannien unterhalte.[8]

Konkurrenten

Einzelbelege

  1. a b c Geschäftsbericht 2007
  2. DW-World: Erdölboom zwischen Wunsch und Wirklichkeit vom 30. November 2006
  3. FTD: Venezuela - Auf Öl gebaut, Financial Times Deutschland, 11. Februar 2008
  4. OPEC crude oil production based on secondary sources in Monthly Oil Market Report der OPEC für März 2008
  5. amerika21.de: Billiges Heizöl für 16 US-Bundesstaaten, 13. Dezember 2007
  6. Spiegel-Online: Venezuela kappt Exxon die Ölzufuhr vom 13. Februar 2008
  7. juristischer Sieg gegen EXXON, 18. 3. 2008, Venezuela aktuell
  8. Al Jazeera: ExxonMobil loses Venezuela case vom 19. März 2008