Lounge (ICE)

Die Lounge ist ein abteilartiger Sitzplatzbereich in den ICE-3-, T- und TD-Zügen der Deutschen Bahn AG. Sie liegt direkt hinter dem Führerstand und ist nur durch eine Glasscheibe von diesem getrennt. Fahrgäste können von etwas erhöhten Sitzplätzen einen Blick auf die voraus liegende Strecke werfen und den Triebfahrzeugführer bei der Steuerung des Fahrzeugs beobachten.
Die Plätze in den Lounges sind nicht reservierungspflichtig; eine Sitzplatzreservierung aber empfehlenswert, da sich diese Plätze unter Reisenden großer Beliebtheit erfreuen.
Die Lounges sind als Ruheabteile ausgezeichnet, das heißt Telefongespräche, laute Unterhaltungen und dergleichen sind unerwünscht. Eine weitere Besonderheit sind die Türen zwischen Lounge und angrenzendem Einstiegsbereich (Vorraum). Um zu vermeiden, dass vor der Lounge stehende Fahrgäste (z. B. Schaulustige) die Tür ungewollt öffnen, sind die Schiebetüren von außen nur per Knopfdruck (ICE 3) beziehungsweise Berührung an einer bestimmten Stelle (ICE T/TD) zu öffnen. Die meisten anderen Schiebetüren des Zuges öffnen automatisch durch einen Bewegungsmelder.
Die Lounge ist in beiden Endwagen des Zuges vorhanden, sodass jeder Triebzug jeweils eine Lounge erster Klasse und zweiter Klasse hat. Die Sitzplatzanzahl variiert zwischen ICE 3 und ICE T/TD:
ICE 3 | ICE T/TD | |
---|---|---|
erste Klasse: | 8 Plätze (Nr. 94−106, Wagen 28/38) | 6 Plätze (Nr. 11−16, Wagen 28/38/48) |
zweite Klasse: | 10 Plätze (Nr. 11−23, Wagen 21/31) | 8 Plätze (Nr. 11−18, Wagen 21/31/41) |
Die Sitzplätze in den Lounges verfügen nicht über Fußstützen und Zeitungsnetze. Der Sitzabstand liegt dagegen etwas höher als im Großraumbereich. Über Regler bzw. Schalter über der Eingangstür lassen sich zusätzliche Lichter einschalten und die Innentemperatur regulieren. Im ICE-T stehen Gepäckablagen über den Sitzen zur Verfügung, im ICE 3 Ablageflächen im hinteren Bereich der Lounge.
Ursprungsentwürfe
Der im Rahmen des Designwettbewerbs zum ICE 3 und ICE T im Herbst 1994 vom Büro Neumeister vorgelegte Entwurf sah in der 2. Klasse des ICE 3 eine halbkreisförmige Sitzgruppe unmittelbar hinter dem Führerstand vor, gefolgt von zwei Sitzreihen zu je vier Plätzen. In der 1. Klasse des ICE 3 sollten 2x4 und 2x2 Sitzplätze um Tische herum angeordnet werden.[1] Das Ursprungskonzept sah darüber hinaus vor, in einer der beiden Lounges das Zugrestaurant mit halbrund angeordneten Sitzen unterzubringen. Der Bahnvorstand sprach sich jedoch gegen dieses Konzept aus.[2]
Für den ICE-T war ursprünglich vorgesehen, den Führerstand oberhalb des Fahrgastraumes, wenige Meter hinter der Front zu platzieren. Detailliertere Untersuchungen zeigten, dass dies aus Platzgründen nicht möglich sein würde.[3][4] Verschiedene weitere Entwürfe sahen eine U-förmige Sitzgruppe (mit Durchgang im Bereich des Mittelgangs) oder eine Bestuhlung mit halbrunden Sitzgruppen vor[5].
Um den Blick der Fahrgäste auf die Strecke in kritischen Momenten zu unterbinden, wurden automatische Vorhänge ebenso erprobt wie Rollos. Nachdem beide Versuchsserien nicht erfolgreich verliefen, wurde Mitte der 1990er Jahre das, heute verwendete, elektrochrome Glas serienreif.[5]
Funktionsweise der Glasscheibe

Die Glasscheibe, die den Führerstand von der Lounge trennt, ist normalerweise durchsichtig, kann jedoch mittels eines Tasters „milchig“ (komplett undurchsichtig) geschaltet werden. Damit werden Fahrgäste auch von „unerwünschten Anblicken“, wie etwa einem Personenunfall, bewahrt. Auch starker Lichteinfall von hinten oder der Wunsch des Fahrzeugführers, nicht gesehen zu werden, sind weitere Gründe für die Umschaltung der Scheibe. Eine automatische Umschaltung auf milchig ist nicht vorgesehen.
In der Scheibe sind Flüssigkristalle enthalten, die sich in einem elektrischen Feld in einer Vorzugsrichtung anordnen und somit nahezu durchsichtig sind – die Scheibe wirkt grundsätzlich etwas trüb. Liegt kein elektrisches Feld an, richten sich die Kristalle nicht aus und die Scheibe ist milchig. Aus diesem Grund wird die Scheibe auch automatisch undurchsichtig, wenn der Hauptschalter des Zuges ausgeschaltet ist. Der Hauptschalter wird beispielsweise auch bei Phasentrennstellen kurzzeitig ausgelegt, beispielsweise auch an Grenzübergängen.
Im Zuge der Umrüstung für den Dänemark-Verkehr wurde die Durchsichtigkeit der Trennscheiben in zehn der 19 ICE TD mittels einer aufgeklebten Folie reduziert.[6]
Weblinks
- fernbahn.de – Übersicht über die Wagenreihungen der deutschen Fernzüge. Dieser Seite kann entnommen werden, welcher Wagen (und welche Lounge) planmäßig an der Spitze eines bestimmten Zuges fährt.
Einzelnachweise
- ↑ Elke Trappschuh: Schneller, weiter, schöner. In: Alex Buck (Hrsg.): Alexander Neumeister. Designermonographien 8. Verlag Form, Frankfurt am Main 1999, S. 16–51.
- ↑ Armin Scharf: Der ICE 3 und der deutsche Pendolino. In: Hochparterre. 1997, Nr. 4, S. 36 f.
- ↑ Blick nach vorn. In: Der Spiegel. Heft 7/1995, 13. Februar 1995, ISSN 0038-7452, S. 92.
- ↑ Alexander Neumeister: Das äußere Gesicht. In: DB Reise&Touristik AG, Konsortium ICE T (Hrsg.): ICE T. BR 411, 415 und 605. Hestra-Verlag, Darmstadt 2000, ISBN 3-7771-0288-1, S. 24–27.
- ↑ a b Michael Krische: „Ein optimaler Kompromiss“. In: BahnExtra: 20 Jahre ICE. Ausgabe 6, 2004, ISBN 3-89724-175-7, S. 48–52.
- ↑ Walter Wille: Eine neue Chance für die Truppe vom Abstellgleis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. Dezember 2007, Nr. 282, S. T4