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Marschland

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Als Marsch (von niederdeutsch, altsächsisch: mersc), auch die Masch genannt, bezeichnet man das Schwemmland der nordwestdeutschen Küsten, sowie vergleichbare Landschaftsformen weltweit.

Marschen sind generell flache Landstriche ohne natürliche Erhebungen. Sie liegen nur wenige Meter über oder teilweise auch unter dem Meeresspiegel und werden daher durch Fluss- und Seedeiche gegen Sturmfluten geschützt. Wo kein Schutz durch Deiche vorhanden ist, zum Beispiel auf Halligen, werden Gehöfte und Ansiedlungen wegen der Überflutungsgefahr auf mehreren Meter hohen Warften oder Wurten (niederländisch: Terpen) gebaut.

Das Marschland wird durch ein Entwässerungssystem, bestehend aus Gräben, Wettern, Pumpstationen und Sielen trocken gehalten. Ohne diese ständige Entwässerung wäre die Marsch ein unbewohnbarer Sumpf.

Ausgedehnte Marschgebiete gibt es in Deutschland nicht nur direkt am Meer, sondern auch im Gezeiten-Einflussgebiet der Tideflüsse, insbesondere der Elbe, Weser, Eider, Oste und Ems.

Marschen entstehen aus carbonat- und sulfidreichen, tonigen Sedimenten mit primärer organischer Substanz. Die Bodenbildung setzt unmittelbar nach der Ablagerung der Sedimente ein. Dabei wird zunächst unter anoxischen Bedingungen und in Gegenwart organischer Substanzen das Sulfat des Meerwasser und Eisenoxide mikrobiell zu Eisensulfiden reduziert. Dies wird an der schwarzen Färbung deutlich. Gleichzeitig werden die organischen Verbindungen zu Kohlendioxid und Methan abgebaut.

Wachsen die Sedimente aus dem täglichen Überflutungsbereich heraus, kommt es zur Belüftung des Bodens und zum Beginn der Sulfidoxidation. Außerdem setzen weitere Prozesse, wie Sackung und Aussüßung ein. Im weiteren Verlauf werden die Rohmarschen weiter entsalzt, das heißt dass Magnesium- und vor allem Natrium-Ionen ausgewaschen werden. Infolge der zunehmenden Belüftung intensivieren sich auch die oxidativen Prozesse, was zum Abbau der organischen Substanz, zur Bildung von Eisenoxiden und zur Gefügeausbildung führt. Diese Prozesse führen zur Bildung von Kalkmarschen, die durch hohe pH-Werte, Carbonatgehalte und eine Calcium-Dominanz an den Austauschern gekennzeichnet sind. Durch die fortschreitende Sulfidoxidation und die Bildung von organischen Säuren werden die primär sedimentierten Carbonate zerstört. Nach der Entkalkung entstehen Kleimarschen.

Die Marschgebiete sind in der Regel sehr fruchtbar. Neben der Viehzucht werden sie auch für den Ackerbau genutzt. So ist Dithmarschen vor allem für den Kohl bekannt, das Alte Land ist eines der größten Obstbaugebiete Mitteleuropas, die Vierlande und Marschlande in Hamburg gehören zu den bedeutendsten Anbaugebieten für Gemüse und Blumen.

Die Fruchbarkeit der Marschen beruht auf mehreren Faktoren: So sind die Böden schwer und durch Schwebstoffe feinkörnig und nährstoffreich. Durch die küstennahe Lage ist das Klima ausgeglichener als im Binnenland, insbesondere sind Fröste seltener. Von besonderer Bedeutung für das Mikroklima sind die zahlreichen Entwässerungsgräben, die sowohl Schutz vor Frost im Frühjahr als auch vor starker Hitze im Sommer geben. Außerdem haben die Marschböden einen hohen Grundwasserspiegel, so dass die Wasserversorgung der Pflanzen weitaus besser als auf der Geest ist.

Die fruchtbaren Böden sind ein wesentlicher Grund für eigenständige kulturelle und historische Entwicklungen in den Marschgebieten, beispielsweise für die lange Periode der Selbständigkeit von Dithmarschen. Vielfach grenzten sich die Marschbewohner bis in das 20. Jahrhundert von den ärmeren Bewohnern der Geest ab, beispielsweise in der Heiratspolitik.

Die tiefste Landstelle Deutschlands liegt 3,54 Meter unter dem Meeresspiegel und befindet sich in der Wilstermarsch westlich von Itzehoe in Schleswig-Holstein. Durch das Trockenlegen ist das Land abgesackt.