Georg von Waldburg zu Zeil und Trauchburg
Maria Georg Konstantin Ignatius Antonius Felix Augustinus Wunibald Kilian Bonifacius Georg von Waldburg-Zeil, Reichserbtruchsess und siebenter Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg[1] (* 5. Juni 1928 in Würzburg) ist ein deutscher Unternehmer, sowie Chef der Linie Zeil des Fürstenhauses Waldburg.
Leben
Fürst Georg ist der Sohn von Erich Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (1899–1953) und Prinzessin Monika zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Er hat drei jüngere Brüder, darunter den ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Alois Graf von Waldburg-Zeil und Trauchburg.
Zunächst erzogen in einem privaten Internat, studierte er Volkswirtschaftslehre mit Diplomabschluss. Am 24. Mai 1953 trat er die Nachfolge seines Vaters als Chef des Fürstenhauses Waldburg an.
In den 1950er Jahren war er einer der bedeutendsten Geldgeber des seinerzeit umstrittenen rechtskonservativen Kreises der „Abendländischen Aktion“[2], stellvertretender Vorsitzender der „Abendländischen Akademie“ und Verleger ihrer Zeitschrift „Das Neue Abendland“ („Die kompromisslos-christliche Monatsschrift für Politik, Kultur und Geschichte“)[3][4][5][6][7]
Im Zuge der durch die Alliierten Besatzungsmächte veranlassten Nachkriegs-Bodenreform des Landes Württemberg-Baden ab 1949 gehörte das Haus Waldburg zu den drei am längsten widerstehenden Gegnern. Es zögerte die Reform bis zu einem Kompromiss mit dem 1952 neu gebildeten Land Baden-Württemberg im Jahr 1969 (unter Ministerpräsident Hans Filbinger) hinaus, als dessen Ergebnis Fürst Georg statt der zuvor geforderten 2,88 Millionen DM Abfindung einen Betrag von 750.000 DM erhielt; im Gegenzug verzichtete das Land auf die Herausgabe von 138 Hektar Land unter der Maßgabe, dass dieses 12 Jahre lang an Landwirte verpachtet werde.[8]
Unternehmerische Aktivitäten
Die unternehmerischen Aktivitäten des Fürsten und seiner Familie sind breit gestreut.
Der Familie des Fürsten gehören gut 9.000 Hektar Grund, insbesondere forst- und landwirtschaftlich genutzt. Sie gehört damit zu den größten privaten Grundbesitzern Deutschlands. Die Anfänge dieses Großgrundbesitzes sind zurückzuführen auf Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (den „Bauernjörg“), der 1525 im Deutschen Bauernkrieg auf der Seite Kaiser Karls V. bei Böblingen Aufständische brutal niederwarf und dafür mit großen Grundflächen, den Besitzungen der niedergeworfenen Bauern, entlohnt wurde.[9]
Fürst Georg ist über das Medienhaus Schwäbischer Verlag GmbH & Co. KG Verleger[10] der Schwäbischen Zeitung und beteiligt an den Privatsendern Radio 7, Radio Seefunk, drei regionalen Fernsehsendern, und zahlreichen weiteren Tochterunternehmen.[11] Er ist seit den 1960er Jahren Mitherausgeber der „Allgäuer Zeitung“ (ab 1967 bis zur Kooperation mit der Augsburger Allgemeinen 1968 war er kurzzeitig Alleinherausgeber; heutige Beteiligung 50 %) und der „Memminger Zeitung“.
Ehemals gehörte ihm auch eine Papierfabrik, die er jedoch verkauft hat. In den 1970er Jahren saß er im Beirat Stuttgart der Deutschen Bank.[12] Die Familie des Fürsten betreibt des weiteren den regionalen Verkehrslandeplatz Leutkirch-Unterzeil[13], mehrere Spielcasinos, sowie seit 1958 eine Kette von Rehabilitationskliniken bzw. Kurzentren („Waldburg-Zeil Kliniken“, über 2000 Mitarbeiter).
Privates
Er ist seit 1957 verheiratet mit Marie Gabrielle Antonia José Prinzessin von Bayern, einer Tochter von Albrecht Prinz von Bayern, hat mit ihr fünf Töchter und einen Sohn, und wohnt auf Schloss Zeil bei Leutkirch im Allgäu.
Fürst Georg ist Mitglied im Orden vom Goldenen Vlies. Er ist Mäzen zahlreicher sozialer, kultureller Organisationen, sowie der katholischen Kirche verbunden und Schirmherr vieler Veranstaltungen im regionalen Umkreis. Fürst Georg und seine Familie verfügen über bedeutendes Privatvermögen. Das Manager Magazin listete die Familie 2002 mit damals geschätzten 2,5 Milliarden Euro auf Rang 39 der reichsten Deutschen.[14], 2005 mit 0,35 Milliarden Euro noch auf Rang 213.[15]
Literatur
- Zeiler Aspekte. Beiträge zum 50. Geburtstag von Georg Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg am 5. Juni 1978, Kempten: Allgäuer Zeitungshaus 1980
- Andreas Dornhei: Adel in der bürgerlich-industrialisierten Gesellschaft: eine sozialwisenschaftlich-historische Fallstudie über die Familie Waldburg-Zeil, Europäische Hochschulschriften, 218, Frankfurt am Main [u.a.]: Lang, 1993; Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 1991, ISBN 3-631-44859-7
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ manager-magazin.de, 12. August 2004 (siehe Weblinks)
- ↑ Axel Schildt: Zwischen Abendland und Amerika: Studien zur westdeutschen Ideenlandschaft der 50er Jahre, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1999, ISBN 3486563440, S. 23, Fußnote 6, sowie S. 61
- ↑ „Der Spiegel“, 10. August 1955
- ↑ Schildt, a.a.O., S. 56
- ↑ Sie war bereits 1946 von Johann Wilhelm Naumann ins Leben gerufen worden, der 1948 auch „Die Tagespost“ gründete.
- ↑ Rudolf Uertz: Eichstätt und die Bonner Republik, Die Tagespost, 6. August 2005
- ↑ Seit April 1951 erschien das „Neue Abendland“ im neu gegründeten „Verlag Neues Abendland“, Eigentümer war zunächst Georgs Vater Fürst Erich zu Waldburg-Zeil († 1952), dann Georg selbst, Herausgeber war Gerhard Kroll (Schildt, a.a.O., S. 47)
- ↑ Karin Graf: Die Bodenreform in Württemberg-Hohenzollern nach dem zweiten Weltkrieg, Marburg: Tectum Verlag, 2003, ISBN 3828885683, S. 249
- ↑ manager-magazin.de, 12. August 2004 (siehe Weblinks)
- ↑ Bis Ende 1999 war er Komplementär der Firma Schwäbischer Verlag KG Drexler, Gessler in Leutkirch. Seit deren Umwandlung in Schwäbischer Verlag GmbH & Co. KG Drexler, Gessler im Jahr 2000 bestellt er als Gesellschafter den Vorsitzenden beziehungsweise stellvertretenden Vorsitzenden des Beirats.BDZV intern, 12/2003 v. 23. Juni 2003
- ↑ manager-magazin.de, 12. August 2004 (siehe Weblinks)
- ↑ z.B. laut Geschäftsbericht 1977 der Deutschen Bank, S. 136
- ↑ Website des Verkehrslandeplatzes Leutkirch-Unterzeil
- ↑ zitiert nach Schwab, a.a.O.
- ↑ Hier zitiert nach manager-magazin spezial 2005: Die 300 reichsten Deutschen
Weblinks
- Vorlage:PND
- Foto von Georg Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg
- Karsten Langer, Christian Keun: Die Ländle-Dynastie, Porträt der Familie von Waldburg zu Zeil, manager-magazin.de, 12. August 2004
- Medienbeteiligungen von Georg Fürst von Waldburg-Zeil, Website der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK)
- Website der Waldburg-Zeil Kliniken
- Werner René Schwab: Fürstliche Geschäfte im stillen Forst, Ossietzky, 15/2002
Personendaten | |
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NAME | Waldburg zu Zeil und Trauchburg, Georg Fürst von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verleger und Großgrundbesitzer, Chef des Adelshauses Waldburg |
GEBURTSDATUM | 5. Juni 1928 |
GEBURTSORT | Würzburg |