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Niklaus von Flüe

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Nikolaus von Flüe

Nikolaus von Flüe oder Bruder Klaus (* 141721. März 1487 auf dem Flüeli bei Sachseln, (Obwalden, Schweiz) war ein Schweizer Einsiedler, Asket und Mystiker.

Biographie

Geburtshaus Nikolaus v.d. Flüe

Er wurde in eine Nidwaldner Bergbauernfamilie geboren, nahm 1440 - 1444 als Offizier am Alten Zürichkrieg teil. Nach dem Krieg heiratete er Dorothea Wyss, mit der er zehn Kinder hatte. Er lebte als für damalige Verhältnisse wohlhabender Bauer, war Ratsherr des Kantons und Richter seiner Gemeinde.

1467 verließ er seine Familie (das jüngste Kind war noch kein Jahr alt, sein ältester Sohn jedoch schon zwanzig, so dass er als Bauer die Familie ernähren konnte) mit dem Einverständnis seiner Frau, um Einsiedler zu werden. Er pilgert Richtung Hochrhein, lässt sich dann aber im Ranft, einer Schlucht wenige Minuten von seinem Haus, als Einsiedler nieder. Unter anderem beschäftigte sich Carl Gustav Jung in einem längeren Essay über viele Seiten mit den mystischen Erlebnissen des Nikolaus von der Flühe. Auch heute noch hat der Mystiker in esoterischen und tiefenpsychologischen Kreisen eine gewisse Bedeutung (vg. unten).

Vision vom erschreckenden Gottesantlitz
Datei:Radbld klein.jpg
Radbild des Niklaus von Flüe

Er lebte ein intensives Gebetsleben, der Schwerpunkt seiner Betrachtungen ist die Vertiefung in das Leiden Christi. Er soll für den Rest seines Lebens außer der Eucharistie nichts zu sich genommen haben und lediglich das frische Quellwasser eines nahen Baches als Nahrungsersatz zu sich genommen haben (was vom Bischof untersucht und bestätigt wurde). Er war bald weithin bekannt als Seelsorger und geistlicher Berater.

Zeit seines Lebens wurde Niklaus von Flüe von intensiven Visionen heimgesucht. Wie Marie-Louise von Franz in ihrem Buch Die Visionen des Niklaus von Flüe zeigt, sind diese völlig heidnischen Ursprungs und kompensierten sein christliches Gottesbild, vor allem seine Trinitätsvorstellung. Sie gipfelten in seiner letzten uns bekannten Vision vom erschreckenden Gottesantlitz ("Trinitätsvision"; vgl. Abb.), die er in einem langjährigen Prozess in das abstrakte Gottesbild seines Radbildes (vgl. Abb.) transformierte. Es ist doppeltriadisch strukturiert und kompensiert so das christlich-trinitarische (vgl. Das Radbild des Niklaus von Flüe).

Der häretische Inhalt des Radbildes brachte Bruder Klaus in die Gefahr, als Ketzer verurteilt zu werden. Daher schwieg er sich darüber und über die letzte Vision viel mehr aus als über seine anderen Visionen, von denen er die ersten schon im Bauch seiner Mutter gehabt haben soll. Gemäss Carl Gustav Jung ist Bruder Klaus »der einzige hervorragende schweizerische Mystiker von Gottes Gnaden, [der] unorthodoxe Urvisionen hatte und unbeirrten Auges in die Tiefen jener göttlichen Seele blicken durfte, welche alle, durch Dogmatik getrennten Konfessionen der Menschheit noch in einem symbolischen Archetypus vereinigt enthält« [Ges. Werke, 11, § 487]. Er gilt daher mehr und mehr als der Prototyp einer modernen Mystik jenseits der Spaltung in verschiedene Konfessionen und Religionsbekenntnisse.

1487 stirbt er in seiner Klause.

Tagsatzung in Stans

1481 kam es auf der Tagsatzung in Stans zu einem schweren Konflikt zwischen den vier Stadt- und Land-Orten der Eidgenossenschaft, die Tagsatzung schließt im Streit, es droht Bürgerkrieg. In der Nacht geht der Pfarrer von Stans, Heimo Amgrund, in den Ranft zu Bruder Klaus und kommt mit einem bis heute unbekannten Rat zurück. Unter Berufung auf den bekannten Einsiedler bringt er die Ratsherren dazu, nochmals zusammenzutreten und richtet ihnen die Botschaft von Bruder Klaus aus. Nach nur zwei Stunden kommen die Ratsherren zu einer Lösung, die Gefahr des Bürgerkriegs ist gebannt und es gibt einen erneuerten Bundesschluss mit der Aufnahme von Kanton Freiburg und Kanton Solothurn in die Eidgenossenschaft.

siehe: Stanser Verkommnis

Gebet des Bruder Klaus

Mein Herr und mein Gott, nimm alles mir, was mich hindert zu dir.

Mein Herr und mein Gott, gibt alles mir, was mich führet zu dir.

Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.

Heiligsprechung

Bruder Klaus wurde 1669 selig, aber erst 1947 heilig gesprochen. Er ist Schutzpatron des Kantons Kanton Obwalden und der Schweiz sowie der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB).

Sein Grab und seine Einsiedelei wurden schon bald nach seinem Tod zu einem der wichtigsten Pilgerorte der Schweiz.

Sein Gedenktag ist der 21. März oder 25. September.

Ikonographie

Nikolaus von Flüe wird als bärtiger, magerer Mann mit Stock und Rosenkranz dargestellt.


Literatur über Nikolaus von der Flüe

  • F. Blanke, Bruder Klaus von Flüe. Seine innere Geschichte, Zürich, 1948
  • Durrer, R., Bruder Klaus. Die ältesten Quellen über den seligen Niklaus von Flüe, sein Leben und seinen Einfluss, Sarnen, 1917-1921, 2 Bde. [Das Quellenwerk]
  • Marie-Luise von Franz, Die Visionen des Nikolaus von Flüe, Zürich, 1959
  • J. Hemleben, Nikolaus von der Flühe - Der Heilige der Schweiz, Frauenfelden/Stuttgart 1977
  • W.T. Huber, Der göttliche Spiegel, Bern, 1981
  • B. Lavand, Vie profonde de Nicolaus, Fribourg/Uechtl. 1942
  • L. v. Matt/W. Durrer/J.K. Scheuber, N.v.F., Zürich, 1947, - offizielles Gedenkbuch der Heiligensprechung
  • W. Muschg, Die Mystik in der Schweiz, Frauenfelden/Leipzig 1935) 383-398
  • Johann Ming, Der selige Bruder Nikolaus von Flühe, sein Leben und Wirken, 4 Bde (Luzern 1861-1878);
  • W. Oehl, Bruder Klaus und die Mystik, in: Zeitschrift für schweizerische. Kirchengeschichte Bd. 11 (1917) 164-174, 241-254
  • D. Planzer, Zu Bruder Klaus Sprüchen und Gebet, in: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte, Band. 32 (1938) 39-46
  • Stoeckli, A., Die Visionen des seligen Bruder Klaus, Einsiedeln, 1933
  • Stückelberg, Die schweizerischen Heiligen des Mittelalters, (Zürich 1903)
  • A. Wagner, Ein Beitrag zur Bruder Klaus-Forschungen aus Geschichte und Kunst. Festg. f. R. Durrer (1928) 383-398