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Ruhla

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Karte
Datei:Wappen-1-.jpg Datei:Ruhla2.png
Überblick
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Wartburgkreis
Ortsteile: Thal, Kittelsthal
(beide 1994 eingemeindet)
Fläche: 38,51 km²
Länge: etwa 6 km
Einwohner: 6.691(31.12.2004)
Höhe: 420 bis 530 m ü. NN
Postleitzahl: 99842
Vorwahl: 036929
Geografische Lage: 50° 52' n. Br.
10° 22' ö. L.
Kfz-Kennzeichen: WAK
Stadtverwaltung: Stadtverwaltung Ruhla
Carl-Gareis-Straße 16
99842 Ruhla
Telefon: 036929/828-0
Fax: 036929/80365
info@ruhla.de
Offizielle Website: www.ruhla.de
Politik
Bürgermeister: Gerald Pietsch (CDU)

Einleitung

Ruhla (umgangssprachlich "die Ruhl" genannt) ist seit 2004 ein staatlich anerkannter Erholungsort (Luftkurort), der sich in einer Höhe von bis zu 530m mitten im Thüringer Wald und direkt am Rennsteig befindet. Zur Stadt Ruhla gehören außerdem noch die Ortsteile Thal und Kittelsthal. Ruhla allein hat 4.056 Einwohner, mit den beiden Ortsteilen zusammen sind 6.691 Menschen in Ruhla wohnhaft. Der Name Ruhla stammt wahrscheinlich von einem durch den Ort fließenden Bach, welcher neben dem heute gebräuchlichsten Namen, "Erbstrom" auch als Rolla bezeichnet wurde.


Geschichte

Die Uhrenstadt Ruhla feiert 2005 ihr 650-jähriges Jubiläum, sie wurde also im Jahre 1355 erstmals urkundlich erwähnt, das Stadtrecht wurde ihr ab 1886 zuerkannt. Ansiedlungen in und um Ruhla gab es aber schon weitaus früher. Ruhlas erste Siedler waren sogenannte "Waldschmiede" welche zugleich Bergleute, Köhler und Schmelzer waren. Sie verwendeten die von der Natur gegeben Rohstoffe Holz und Eisenerz um Eisen herzustellen, und aus diesem dann Blankwaffen zu produzieren.Aus dieser Zeit stammt auch die weit über die Stadtgrenzen bekannte Sage vom Schmied von Ruhla:

So soll sich Graf Ludwig der II. von Thüringen, der als schwach und milde gegenüber seinem Landadel bekannt war und nichts davon wusste, wie sehr die Landesfürsten die Bürger und Bauern knechteten, auf einem seiner Jagdritte im Ruhlaer Forst verirrt haben. Als er nach langer Suche endlich des Feuer eines Ruhlaer Waldschmiedes sah, soll er ihn aufgesucht und um Herberge gebeten haben. Als der Schmied ihn fragte wer er sei, leugnete der Fürst seine wahre Idendität und gab an ein Jäger des Landgrafen zu sein. Der Schmied, auch verbittert über die verfehlte Milde Ludwigs und der damit verbundenen Knechterei durch die Fürsten, gab darauf seinen Unmut über den Landgrafen preis, gewährte ihm jedoch seine Bitte um Unterkunft. Als Ludwig sich nun, verwundert über die Worte des Mannes, zur Ruhe legte fing der Schmied an die ganze Nacht hindurch zu arbeiten, so dass der Graf kein Auge zu tun konnte. Schlag um Schlag hämmerte der Schmied auf das Eisen und sagte immer und immer wieder: "Landgraf, werde hart! Landgraf, werde hart, so hart wie dieses Eisen!" und "Du böser, unseliger Herr! Siehst du nicht, wie deine Räte das Volk plagen?" Als der Morgen kam und Graf Ludwig ungeschlafen von dannen zog, besann er sich des Schmiedes Worte und regierte fortan mit eiserner Hand. Daher pflegte man auch lange Zeit sprichwörtlich von einem strengen, unbeugsamen Mann zu sagen: "er sei in Ruhla hart geschmiedet worden".

Durch den entwicklungsbedingten Verfall des Waffenschmiedehandwerks spezialisierte man sich um 1530 auf das Herstellen von Messerwaren. 1640 wurde Ruhla, bedingt durch eine Erbschaft der Söhne des Herzogs Johann von Weimar, in zwei Herzogtümer (Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha) geteilt. Dabei bildete der Erbstrom, ein durch Ruhla verlaufender Gebirgsbach, die natürliche Grenze. Diese Teilung ist auch der Grund warum sich mehrere Kirchen im Ort befinden. Erst 1920/21, bei der Bildung des Landes Thüringen, kam es zur Vereinigung der beiden Verwaltungsgebiete und damit auch zur Vereinigung der geteilten Stadt.

Die Teilung und die damit verbundenen Entwicklungsschwierigkeiten, aber auch Konkurrenz, Absatzschwierigkeiten und das Abwandern von 80 Familien der Messerschmiedezunft, führten im 19. Jahrhundert zum Niedergang des Ruhlaer Messerhandwerkes. Schon während der Blüte des Messerschmiedehandwerks entwickelte sich jedoch mit der Pfeifenbeschlagfertigung ein neuer Erwerbszweig und nur kurze Zeit später wurden in Ruhla komplette Tabakspfeifen hergestellt. 1750 wurde schließlich in Ruhla der "unechte" Meerschaum erfunden. In dieser Zeit wurde Ruhla auch als "Mekka der Pfeifenraucher der Welt" weltbekannt.

Am 25. September 1862 wurde von den Gebrüdern Thiel ein Gewerbe für Pfeifenbeschläge angemeldet. Das Unternehmen entwickelte sich beständig und durch den in der Gründerzeit (1871-73) zusätzlich stattfindenden allgemeinen Aufschwung entschloss man sich in ein neues, größeres Gebäude umzuziehen. Die Produktpalette umfasste mittlerweile mehrere kleine Metallartikel und ab 1874 erwägte das Unternehmen die Produktion einer "Bieruhr". Ab 1891 stellte man die erste Ruhlaer Taschenuhr vor. Sie fand durch ihren sehr günstigen Preis zunächst im Ausland, vorallem in Amerika, reißenden Absatz. Ab 1901, nach einer Überarbeitung, gelang auch ein steigender Umsatz auf dem deutschen Markt. Die dafür benötigten Teile wurden auf eigens entwicktlten Maschinen gefertigt, welche auch für andere Kunden angeboten wurden. Ruhla wuchs zu einer der bedeutendsten Orte der deutschen Uhrenindustrie heran. Im 1. und 2. Weltkrieg beschränkte sich die Produktion fast ausschließlich auf die Herstellung von Zeitzündern für die Rüstungsindustrie. 1952 ging das gesamte Unternehmen, auf Beschluss der Regierung der UdSSR in Volkseigentum über. Das Produktionssortiment umfasste neben Weckern, Armbanduhren, Schach-. Auto- und Tischuhren auch wieder Werkzeugmaschinen. Die Entwicklung neuer Fertigungstechnologien führte 1963 sogar zur weltweit einzigen, vollautomatisierten Fertigung des legendären "Kaliber 24", welches bis 1987 in mehr als 120 Millionen Uhren verbaut wurde. Zum Zeitpunkt der Wende begann erneut eine geschichtliche Umbildung der Uhrenindustrie Ruhlas. Aus dem VEB Uhrenwerken Ruhla entstanden private, hochspezialisierte Klein- und Mittelbetriebe. Bis heute ist der Name Ruhla als Uhrenstadt nahezu jederman ein Begriff.


Tourismus

mini-a-thür

Der Ort bietet die Ausstellung "mini-a-thür" (Klein-Thüringen) mit Miniaturmodellen vieler Thüringen Sehenswürdigkeiten (zum Beispiel das Carl-Zeiss Planetarium von Jena) in einem Freigelände. Im Winter sind die Modelle in einer Museumshalle zu bestaunen.

Der Dichterhain ist eine 1863 angelegte Gedenkstätte für bekannte Ruhlaer Bürger. Diese ist unweit der "mini-a-thür" Ausstellung zu finden.

Winkelkirche

Außerdem bietet Ruhla eine besondere Kirche, eine Winkelkirche (sie ist eine von fünf in Deutschland befindlichen Winkelkirchen, und zudem die einzige welche noch im ursprüngliche Bauzustand erhalten geblieben ist). Die St.Concordia-Kirche befindet sich im ehemals eisenach-weimarischen Ortsteil von Ruhla. Ihr Bau 1660/1661 war des Resultat eines Streites zwischen den Bewohnern der geteilten Stadt um die damals einzige Kirche, die Trinitatiskirche, welche sich auf dem Gebiet des gothaischen Stadtteils befand. Mit dem Bau der St.Concordia-Kirche besaß nun jeder Stadtteil ein eigenes Gotteshaus. Die Kirche ist mit einer Jehmlich-Orgel ausgestattet und der Taufstein ist eine Schenkung des Ruhlaer Messerschmiedezunft.

Aussichtspunkte

Der Carl-Alexander-Turm ist der einzige Aussichtsturm im westlichen Thüringer Wald und besitzt 111 Stufen bei einer Höhe von 21m. Er ist nur wenige Kilometer von Ruhla entfernt und befindet sich auf dem 639m hohen Ringberg. Der Aufstieg wird mit einer einzigartigen Aussicht auf den Thüringer Wald, Eisenach und die Wartburg, die Hörselberge, die Rhön, den Hohen Meißner, den Hainich und die Stadt Ruhla belohnt.

Die Ruine der 1137 erstmals erwähnten Scharfenburg, von deren Turm man einen wunderschönen Ausblick über des umliegende Land hat, findet man im Stadtteil Thal.

Museum

Auch lohnenswert ist ein Besuch im Museum für "Tabakpfeifen und Stadtgeschichte" in Ruhla. Das Museum befindet sich in der Mitte von Ruhla in einem 1614 erbauten Herrenhaus. Heute zählt das Museum 15 Ausstellungsräume in denen neben der historischen Entwicklung der Stadt Ruhla auch die Entwicklung der Tabakpfeifenherstellung in Ruhla dokumentiert wird.

Tropfsteinhöhle

Im Ortsteil Kittelsthal befindet sich eine sehenswerte Tropfsteinhöhle. Diese wurde 1888 durch Bergbautätigkeiten entdeckt und schließlich 1896 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1968 wurde sie wegen notwendiger Bergsicherungsmaßnahmen geschlossen und 1992 nach erfolgter Rekonstruktion wieder für Besucher geöffnet.In der einzigen ausgebauten Tropfsteinhöhle Thüringens lassen sich Tropfsteingebilde bestaunen, welche ein Alter von mehreren tausend Jahren besitzen.


Persönlichkeiten

Sportler

In Ruhla aufgewachsen und wohnhaft ist der berühmte nordische Kombinierer Marko Baacke. Dieser war bereits zweimal Deutscher Jugendmeister, zweimal Deutscher Juniorenmeister, zweimal Vizejuniorenweltmeister und im Jahre 2001 belegte er im Gesamtweltcup Platz 5 und wurde sogar Weltmeister im Sprint. Im Jahre 2004 war er Sieger des Deutschlandspokals.

Eine weitere Skisportlerin aus Ruhla, die bisher viele Erfolge verzeichnen kann ist Juliane Seyfarth. Sie war 2003 und 2004 Deutsche Schülermeisterin im Skispringen. Zudem ist die erst 14-Jährige Deutsche Meisterin im Damenskispringen.

Der in Ruhla aufgewachsene Ron Spanuth gewann 2001 Bronze mit der deutschen Langlaufstaffel in Lathi.

Dieter Neuendorf, ein Skispringer wurde 1966 in Oslo Vizeweltmeister in seiner Sportart.

Weitere "Ruhlaer"

Ludwig Storch (1803-1881): Ruhlaer Heimatdichter und Schriftsteller

Arno Schlothauer (1872-1942): Ruhlaer Heimatdichter

Otto Böttinger (1867-1942): Ruhlaer Heimatdichter

Hartmann Schenk (1634-1681): Schriftsteller und Pfarrer

Johann Andreas Stumpff (1768-1846): Königlich Britischer Harfenmacher

Georg Heinrich Lux (1779-1861): Organist und Komponist

Friedrich Lux (1820-1895): Musiker und Komponist

Stadt Ruhla

Die St.Concordia Kirche

Uhrenhersteller Garde

Klein-Thüringen

TSG Ruhla

Albert-Schweitzer-Gymnasium Ruhla

Marko Baacke

Erbstromtaler Fussball Club

Freiwillige Feuerwehr Ruhla

Bergwacht Ruhla

Die Ruhlaer Skihütte

[http://www.ruhla-home.de/ Cafe Jung


Literatur

"Die Tradition der Pfeifenherstellung in Ruhla"
von Karsten Müller (1996)

"Naturpark Thüringer Wald" - Wanderkarte
von Lutz Gebhardt (2004)

"Die Geschichte der Ruhlaer Eisenbahn 1880-1967"
von Harald Rockstuhl