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Dietrich Schwanitz

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Dietrich Schwanitz (* 23. April 1940 in Werne an der Lippe, Nordrhein-Westfalen; † 17. Dezember 2004 in Hartheim bei Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Literaturprofessor und Autor.

Leben

Schwanitz wuchs bei mennonitischen Bergbauern in der Schweiz auf, bis zum elften Lebensjahr ohne Schulbesuch. Nach seiner Rückkehr wurde er ohne Vorkenntnisse in die höhere Schule aufgenommen.

Er studierte Anglistik, Geschichte und Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, in London, Philadelphia und Freiburg im Breisgau. Er lehrte von 1978 bis zu seiner Frühpensionierung 1997 an der Universität Hamburg als Professor Englische Literatur und Kultur.

Schwanitz war Autor des 1995 veröffentlichten Buches Der Campus, in dem es um politische Intrigen und die Instrumentalisierung des Vorwurfs sexueller Belästigung am Beipiel einer in der Hamburger Universität angesiedelten Romanhandlung (mit durchaus erkennbaren Ähnlichkeiten zu tatsächlich existierenden Personen) geht. Das Buch führte die Bestsellerlisten an, insbesondere nachdem das Buch mit Heiner Lauterbach in der Hauptrolle verfilmt und im Februar 1998 in die deutschen Kinos kam.

Sein Sachbuch Bildung - alles was man wissen muss aus dem Jahre 1999 wurde ebenfalls zum Bestseller. Darin macht er einen Streifzug durch das moderne Wissen mit den Themen aus Geschichte, Literatur, Philosophie, Kunst und Musik , die seiner Meinung nach zu einem Bildungs-Kanon in Deutschland gehören sollten. Diese Zusammenstellung hat allerdings in Kritikerkreisen sehr kontroverse Diskussionen hervorgerufen.

Das Buch ist in einem humorigen Stil geschrieben, was für schnellen Lesefluss und Übersichtlichkeit sorgt, aber bei manchen Lesern den Eindruck der Seriosität vermissen lässt. Im zweiten Kapitel erhält man viele gut gemeinte Anregungen, wie man im Bereich der Bildung selbst vorankommen kann. Von einigen (durchaus gebildeten) Lesern wird das Niveau dieser Allgemeinbildung jedoch als deutlich zu hoch angesehen und eine einfachere Darstellung des Wissens mit breiterer Fächerung der Wissensgebiete favorisiert.

Kritiker verweisen darauf, dass solche listenhaften Zusammenstellungen wahre Bildung verfehlten. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Naturwissenschaften in dem Kanon fehlen. Das wurde von Naturwissenschaftlern als arrogant empfunden, und Ernst Peter Fischer schrieb als Ergänzung Die andere Bildung. Süffisant hatte Schwanitz in seinem Buch aber bereits darauf hingewiesen, dass anscheinend naturwissenschaftliche Bildung in gewissen Kreisen eben nicht als notwendig angesehen wird. Die Stärke von Schwanitz' Bildung liegt vor allem in den scharfzüngigen Anmerkungen zum Wissenschaftsbetrieb und zur "gepflegten Konversation".

Im Sommer 2003 eröffnete Schwanitz in Hartheim ein literarisches Trainingscamp für den kreativen Nachwuchs. Er bildete dort jüngere Autorenkollegen in den Bereichen Literatur und Theater aus.

Zuletzt lebte er auf Grund seiner Erkrankung an Chorea Huntington, die den sozialen Kontakt zunehmend erschwerte, alleine zurückgezogen in seiner Wohnung. Am 21. Dezember 2004 wurde er tot in seiner Wohnung aufgefunden. Schwanitz starb an den Folgen eines Hausunfalls und war an diesem Tag bereits mehrere Tage tot. Anscheinend wurde er das letzte Mal am 6. Dezember 2004 lebend gesehen. Die Obduktion ergab als wahrscheinlichen Todestag den 17. Dezember.

Siehe auch

Allgemeinbildung

Schriften