Erich Mielke
Erich Mielke (* 28. Dezember 1907 in Berlin; † 21. Mai 2000 in Berlin), war nach Rücktritt Ernst Wollwebers ab 1957 Minister für Staatssicherheit der DDR und somit einer der Hauptverantwortlichen für den Ausbau des flächendeckenden Überwachungssystems in der DDR. Von 1953 - 1989 war Mielke zudem Vorsitzender der Sportvereinigung Dynamo.
Die im Volksmund "Firma guck, horch und greif" genannte Staatssicherheit wuchs unter seiner Verantwortung oktopusartig in sämtliche Gesellschaftsbereiche hinein, und selbst im Privaten konnte niemand vor Bespitzelung und Verrat sicher sein. Traurige Bekanntheit erlangte der Fall von Vera Lengsfeld (heute MdB), die von ihrem Ehemann bespitzelt wurde. Ein weiteres prominentes Opfer war Robert Havemann, der zeitweise von etwa 100 Stasi-Mitarbeitern überwacht wurde.
1989 beschäftigte das MfS etwa 91.000 hauptamtliche und 173.000 inoffizielle Mitarbeiter (IM). Am 13. November 1989 gebrauchte Erich Mielke bei einer Rede vor der DDR-Volkskammer jene Redewendungen, die zu den meistzitierten der Wende wurden: "Ich liebe euch doch alle, jawohl alle Menschen", was mit lautem Gelächter quittiert wurde. In der DDR-Bevölkerung wurde dies als absolutistische Überheblichkeit und bösartiger Zynismus verstanden.
1976 verlangt Mielke von der HA I, Abt. Äußere Abwehr, den Hamburger Michael Gartenschläger festzunehmen bzw. zu liquidieren. Gartenschläger hatte im Jahre 1976 die völkerrechtswidrigen Splitterminen vom Grenzzaun der DDR abgebaut und damit die DDR-Führung an den internationalen Pranger gestellt. Am 30. April 1976 wurde Michael Gartenschläger von einem Stasi-Sondereinsatzkommando erschossen. Wegen zweifachem vollendetem Mord an zwei Polizisten und eines versuchten Mordes aus dem Jahr 1931 wurde er am 26. Oktober 1993 zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt (wegen Haftunfähigkeit kein Vollzug). Er lebte zuletzt als Rentner in einer Berliner Plattenbausiedlung, bis er am 21. Mai 2000 im Alter von 92 Jahren in einem Altenpflegeheim in Berlin-Hohenschönhausen starb und in einem anonymen Urnengrab beigesetzt wurde.
Zitate
1982 (Ausschnitt eines Stasi-Tonbandprotokolls, auf einer Konferenz hoher Stasi-Offiziere, nach der Flucht von Werner Stiller):
"Wir sind nicht davor gefeit, daß wir einmal einen Schuft unter uns haben. Wenn ich das schon jetzt wüßte, würde er ab morgen nicht mehr leben. Kurzer Prozeß. Weil ich ein Humanist bin. Deshalb habe ich solche Auffassung. [...] Das ganze Geschwafel von wegen nicht Hinrichtung und nicht Todesurteil - alles Käse, Genossen. Hinrichten, wenn notwendig auch ohne Gerichtsurteil."
Quelle: Stasi-Ausstellung Leipzig
13. November 1989 vor der Volkskammer (ein Abgeordneter wirft ein, dass er nicht als Genosse bezeichnet werden will, daraufhin Mielke): "Ich bitte um Verzeihung. Das ist doch nur eine natürliche menschliche Sache. - Das ist doch eine formale Frage (Aufregung im Saal) - Ich liebe - Ich liebe doch alle - alle Menschen (Lacher im Saal) - Na ich liebe doch, ich setze mich doch dafür ein"
Weblinks
- Live-Reisen - Stasimuseum
- http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/MielkeErich/
- http://www.ddr-im-www.de/Personen/Mielke.htm
- http://www.chronik-der-wende.de/lexikon/biografien/biographie.jsp?key=Mielke_Erich
- http://www.stasimuseum.de
- http://www.stasi-sprache.de
- http://www.todesautomatik.de
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Mielke, Erich |
| KURZBESCHREIBUNG | Minister für Staatssicherheit der DDR |
| GEBURTSDATUM | 28. Dezember 1907 |
| GEBURTSORT | Berlin |
| STERBEDATUM | 21. Mai 2000 |
| STERBEORT | Berlin |